Spannender Roman über den französischen Widerstand
Der LavendelgartenEmilie de la Martinière erbt das Château ihrer verstorbenen Eltern in der Provence. Die Tierärztin möchte dieses Erbe bewahren - und das Château renovieren. Nach einem Einbruch steht ihr der Engländer ...
Emilie de la Martinière erbt das Château ihrer verstorbenen Eltern in der Provence. Die Tierärztin möchte dieses Erbe bewahren - und das Château renovieren. Nach einem Einbruch steht ihr der Engländer Sebastian zur Seite. Sie heiraten schnell - doch Emilie wird in ihrer Ehe bald unglücklich. Bei einem Besuch in der Heimat erzählt ihr der Winzer Jean mehr über ihre Familiengeschichte - und führt sie erst nach Paris, dann ins Château in den Zeiten des zweiten Weltkriegs - wo die englische Spionen Constance, Sebastians Großmutter, die Bekanntschaft von Emilies Vater und ihrer Tante macht - und sich dabei in den Tiefen der französischen Widerstandsbegegnung verstrickt.
Der Roman ist, insbesondere durch die zweigeteilte Storyline, sehr typisch für Lucinda Riley. Durch die Perspektivwechsel zwischen zwei Zeiten bleibt er durchweg spannend - ich habe ihn innerhalb von nur einem Tag verschlungen.
Die Charaktere sind größtenteils interessant. Emilie ist eine intelligente, und doch recht naive Frau, die unter ihrem mangelnden Selbstbewusstsein leidet. Sie hat ihre Schwächen - was sie in meinen Augen zu einer tollen und lebensnahen Protagonistin macht. Insbesondere aber Emilies Vater ist für mich der beste Charakter der Geschichte - denn ihm traut man aus Emilies Erzählungen heraus nicht zu, welche Rolle er in den Zeiten des Weltkriegs gespielt hat.
Bei Constance hat die Autorin in meinen Augen zu viel Komplexität eingebaut. Es hätte keinen Unterschied gemacht, ob Constance eine englische Spionin oder eine französische Verwandte der de la Martinières ist. Letzten Endes spielt die englische Spionin nur an einer Stelle des Romans eine Rolle - und geht ansonsten total unter. Hier hätte auch der Gewissenskonflikt, unter dem Constance, als Spionin mit einer Aufgabe und zur Untätigkeit verdammt, eindeutig eine größere Rolle spielen können. Das hätte dem Spionageaspekt der Geschichte vielleicht einen größeren Sinn gegeben - so läuft dieser Handlungsstrang ins Leere.
Gut gefallen hat mir die Romanze zwischen Sophia und Frederick - aber auch hier bleibt die Geschichte leider weitestgehend oberflächlich. Die Liebesgeschichte birgt sehr viel ungenutztes Komfliktpotential - und wird (unglaubwürdigerweise) von den meisten Parteien als akzeptabel wahrgenommen.
Insgesamt ist der Roman gut zu lesen und kurzweilig - bleibt aber an der Oberfläche des historischen Geschehens - obwohl das Thema mehr Potential dafür bietet. Dennoch eine schöne Empfehlung für einen gemütlichen Sonntagnachmittag.