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Veröffentlicht am 15.11.2025

Skurril, spannend und sehr unterhaltsam

Der Kurator
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Washington Poe, Tilly Bradshaw und ihr Team von der Serious Crime Analysis Section SCAS bekommen es mit einer rätselhaften Mordserie zu tun, bei der kein Zusammenhang zu erkennen ist und der Täter keine ...

Washington Poe, Tilly Bradshaw und ihr Team von der Serious Crime Analysis Section SCAS bekommen es mit einer rätselhaften Mordserie zu tun, bei der kein Zusammenhang zu erkennen ist und der Täter keine Spuren hinterlässt.
Die Ermittler sind ratlos und nur Poes Intuition, sein assoziatives Denken und akribisches Verfolgen kleinster Hinweise, selbst wenn sie winzig sind und banal erscheinen, führen allmählich zu ersten Anhaltspunkten.

DS Washington Poe und Analystin Tilly Bradshaw sind nicht nur ein unschlagbares Team, sondern inzwischen enge Freunde und auch ihre Vorgesetzte DI Stephanie Flynn ist mit beiden befreundet, fühlt sich durch ihre Schwangerschaft vor allem bei der Arbeit behindert und ist nicht gern schwanger, was von Poe (meist nur) gedanklich ironisch kommentiert wird.
Dialoge zwischen Poe und Bradshaw unterhalten durch Wortwitz und Humor, Tilly hat zwar immer noch kaum soziale Kompetenz und ist oft schmerzhaft ehrlich, aber sie ist hochintelligent, gnadenlos logisch und absolut loyal. Tillys Recherchen und Ideen bringen Poes unkonventionelle Ermittlungen voran, an denen er verbissen und unermüdlich arbeitet, um den Fall zu lösen.

Neueinsteiger haben meiner Meinung nach keine Schwierigkeiten, mit diesem dritten Band in die Serie einzusteigen, alle Figuren werden glaubhaft beschrieben, besonders Poe beeindruckt, seine Familiengeschichte und sein Heim, die einsam gelegene Schäferhütte Herdwick Croft in Cumbria, werden erwähnt, ebenso seine Faszination für die Pathologin Estelle Doyle, der er auch bei diesem Fall gehemmt und regelrecht schüchtern begegnet.

M. W. Craven spricht in der Geschichte interessante und aktuelle Themen an und schafft eine düstere Atmosphäre der Dringlichkeit. Der Krimi fesselt, ist einfallsreich, komplex und spannend, mit vielen Wendungen und überraschenden Erkenntnissen und hat mich (natürlich erfolglos) miträtseln lassen. 'Der Kurator' hat mir trotz kleiner Logikschwächen sehr gut gefallen und mich bestens unterhalten.

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Fesselnder Genremix

Manche Schuld vergeht nie
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DS Alison Dawson arbeitet in einer sehr speziellen und geheimen Abteilung. Ihr Team reist in die Vergangenheit, um unklare Umstände bei Tötungsdelikten aufzuklären. Als der britische Justizminister sie ...

DS Alison Dawson arbeitet in einer sehr speziellen und geheimen Abteilung. Ihr Team reist in die Vergangenheit, um unklare Umstände bei Tötungsdelikten aufzuklären. Als der britische Justizminister sie bittet, den nie bewiesenen Mordverdacht gegen seinen Ururgroßvater zu untersuchen, reist Ali ins Jahr 1850, so weit zurück wie nie zuvor. Währenddessen geschieht in der Gegenwart ein Mord, der Alis Sohn Finn in Schwierigkeiten bringt.

Elly Griffiths startet eine neue Reihe, die Krimi, Zeitreise und etwas Mystery kombiniert. Die Protagonistin ist eine 50jährige unerschrockene pragmatische Frau, die es aus eigener Kraft weit gebracht hat und mich mit ihrer Art beeindruckt. Durch ihre Gedanken und Gespräche mit anderen wird Ali nahbar und lebendig, sie hat Humor und ihre Kommentare sind oft ironisch. Auch andere Figuren und ihre Beziehungen zueinander sind glaubhaft gezeichnet, alle haben einen Hintergrund, der sie zu authentischen Charakteren macht.

Die Autorin hat sehr gut recherchiert und beschreibt Alis Vorbereitungen auf das 19. Jahrhundert und ihre Zeit dort so anschaulich und atmosphärisch, dass ich fasziniert über die damalige Mode, ihr kaltes Zimmer in der Hawk Street, die schwierigen sanitären Bedingungen und vieles mehr gelesen habe und auch die Schilderungen Londons damals und heute haben mich gefesselt. Griffiths übt leise Gesellschaftskritik und thematisiert wiederholt auch die Klassenzugehörigkeit auf beiden Zeitebenen. Sie vermittelt mir Alisons Gefühle, als sie in der Vergangenheit feststeckt und auch ihre Schwierigkeiten, sich nach ihrer Rückkehr wieder an das heutige Leben zu gewöhnen, glaubhaft und überzeugend.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Geschichte ist kurzweilig und die Spannung bleibt hoch durch die beiden Zeitebenen und Cliffhanger vor Perspektivwechseln.
Es handelt sich zwar um einen Reihenauftakt, dennoch bleiben in 'Manche Schuld vergeht nie' zu viele Fragen zu Ereignissen und Figuren der Vergangenheit offen, was bei meiner Bewertung den fünften Stern kostet. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch viel Spaß gemacht und mich sehr gut unterhalten und ich freue mich auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 21.10.2025

Komplexer spannender Geheimdienst-Thriller, gekonnt konstruiert und fesselnd erzählt

Kälter
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Luzy Morgenroth ist 1989 seit acht Jahren Polizistin auf Amrum, sie fühlt sich wohl auf der Insel und hat dort Freunde gefunden. Als Fremde auftauchen und es Tote gibt, muss Luzy wieder zu der toughen ...

Luzy Morgenroth ist 1989 seit acht Jahren Polizistin auf Amrum, sie fühlt sich wohl auf der Insel und hat dort Freunde gefunden. Als Fremde auftauchen und es Tote gibt, muss Luzy wieder zu der toughen Agentin werden, die sie früher war.

Andreas Pflüger hat nach 'Wie sterben geht' mit 'Kälter' einen weiteren Geheimdienst-Thriller geschrieben, auch die Cover sind farblich gleich entworfen, wobei mich das aktuelle Cover sehr neugierig macht und ich den Blick von unten auf das Wiener Riesenrad beunruhigend finde.

'Kälter' ist fesselnd und spannend, mit cineastisch beschriebenen Actionszenen und atmosphärisch eingeflochtenem Zeitgeschehen, etwa als ich mit Luzy die Nacht des Mauerfalls in Berlin erlebe. In Rückblenden wird von Luzys erstem Zusammentreffen mit dem Terroristen Babel vor acht Jahren erzählt, was ihr Leben verändert hat.

Kälter ist ein komplexer Thriller mit verschiedenen Schauplätzen, der Pflügers umfangreiches Wissen um Geheimdienste unterschiedlichster Couleur und die Personenschutz-Branche zeigt. Die vielen Zitate bzw. Anspielungen auf Musik, Literatur und Filme der Zeit tragen zur Authentizität bei und machen Spaß. Beeindruckend finde ich, wie es dem Autor gelingt, Luzys durch Adrenalinüberflutung veränderte Zeitwahrnehmung bei den mitreißenden Kampfhandlungen zu schildern oder das heftige Unwetter auf Amrum zu Beginn.

Pflüger schafft intensive, starke Bilder, die mich in die Geschichte hinein ziehen, er nennt die Dinge beim Namen, schreibt sprachgewaltig, beherrscht aber ebenso die leisen Töne. Auch Humor blitzt in Luzys Gesprächen auf.
Die Figurenzeichnung ist gelungen, Luzys Entwicklung glaubhaft. Luzy und der männlichen Protagonist Nika werden durch Rückblenden und Begegnungen mit anderen nahbar, und besonders gefreut hat mich, dass der Autor Hauptfiguren aus 'Wie sterben geht' auftauchen und eine Rolle spielen lässt.
Andreas Pflügers neuer, rasanter Thriller hat mir sehr gut gefallen und mich bestens unterhalten, ich kann 'Kälter' jedem Leser des Genres empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.10.2025

Was wirklich wichtig ist

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code (Die Mordclub-Serie 5)
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Nach einem ruhigen Jahr für den Donnerstagsmordclub wird die Hochzeit von Joyce' Tochter Joanna mit Paul gefeiert. Elizabeth ist in ihrer Trauer um Stephen versunken, aber als Pauls Trauzeuge sie um Hilfe ...

Nach einem ruhigen Jahr für den Donnerstagsmordclub wird die Hochzeit von Joyce' Tochter Joanna mit Paul gefeiert. Elizabeth ist in ihrer Trauer um Stephen versunken, aber als Pauls Trauzeuge sie um Hilfe bittet, weil er eine Bombe unter seinem Wagen entdeckt hat, ist ihr Interesse geweckt und es scheint sich ein Weg aus der Trauer anzudeuten. Langsam nimmt sie wieder am Leben teil und ermittelt mit Ron, Ibrahim und Joyce zum geheimnisvollen Code, der ein riesiges Bitcoinvermögen schützt.

Der komplexe Fall dreht sich um ein aktuelles Thema und es sind viele Personen involviert, aus deren Perspektive auch erzählt wird und die im Verlauf der Handlung immer mehr Kontur und Glaubwürdigkeit gewinnen. Kapitelweise wechselnde Perspektiven sorgen für Spannung und machen mich anhaltend neugierig darauf, wie es weiter geht.
Donna und Chris treten diesmal etwas in den Hintergrund, dafür spielen Rons Enkel Kendrick und Joanna eine größere Rolle. In diesem fünften Band finden sich mehrere Protagonisten mit Familienbeziehungen und damit verbundenen Herausforderungen konfrontiert und auch die Bedeutung von Freundschaft wird thematisiert. Trotz einer gewissen ernsten Note schreibt Richard Osman wie gewohnt humorvoll, so sind Joyce' ausschweifende Tagebucheinträge, in denen sie erzählt und alles mögliche kommentiert, wieder sehr unterhaltsam oder auch Ibrahims Missverstehen von Connies Mentorenschaft für Tia hat mich sehr amüsiert. Warmherzig und einfühlsam beschreibt Osman auch die lästigen Begleiterscheinungen des Alters, von denen die liebenswerten Senioren in Coopers Chase nicht verschont bleiben, und vermittelt Tiefgründiges und Wahres fast beiläufig, er beherrscht auch die leisen Töne.

Mir hat 'Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code' mit dem zur Reihe passenden charakteristischen Cover wieder sehr gut gefallen und ich freue mich, dass der Autor im Nachwort eine Fortsetzung in Aussicht stellt.

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Veröffentlicht am 28.09.2025

Ungeklärte Verhältnisse

Lügennebel
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Eine befreundete Studentengruppe, zwei junge Frauen und vier junge Männer, verbringt eine Woche Skiurlaub im klirrend kalten Wintersportort Åre, es wird viel getrunken und auch Drogen werden konsumiert ...

Eine befreundete Studentengruppe, zwei junge Frauen und vier junge Männer, verbringt eine Woche Skiurlaub im klirrend kalten Wintersportort Åre, es wird viel getrunken und auch Drogen werden konsumiert und eines Morgens liegt eine der jungen Frauen tot vor dem Haus. Hanna Ahlanders und Daniel Lindskogs Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass keiner der jungen Leute klare Erinnerungen an die vergangene Nacht zu haben scheint oder aber sie lügen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, wobei erst Fanny und dann Olivia die Perspektive der jungen Leute einnimmt. Außer den Ermittlern ist da noch der griesgrämige Nachbar in der Siedlung, der den jungen Leuten Rücksichtslosigkeit und Arroganz vorwirft. Eine große Rolle spielt die bedrohliche Kälte, die eisige Atmosphäre und der viele Schnee und häufige Nebel sind jederzeit präsent und machen allen Protagonisten zu schaffen. Auch das passende Cover vermittelt diese Bedingungen sehr gut.
Viveca Sten schreibt wie gewohnt ansprechend, lebendig und bildhaft, ihre Figurenzeichnung ist glaubwürdig, die Charaktere vielschichtig und lebensnah.

Neben der Schilderung der mühsamen Ermittlungen geht es auch wieder um das Privatleben Hannas, Daniels und auch Antons. Hanna ist schon seit acht Monaten mit dem Finanzinvestor Henry zusammen, hat aber noch niemanden davon erzählt und schreckt davor zurück, sich eine Zukunft mit Henry auszumalen, immer noch sind da ihre unterdrückten Gefühle für Daniel. Der teilt sich das Sorgerecht für seine zweijährige Tochter mit deren Mutter Ida und hadert immer noch mit dem Scheitern der Beziehung, und Kollege Anton steht in der Öffentlichkeit nicht zu seinem Freund Carl, sondern schiebt sein Coming-out vor sich her. Die Konflikte zwischen dem sehr beanspruchenden Job und dem Privatleben, das immer zu kurz zu kommen droht, werden sehr deutlich und spitzen sich durch Personalknappheit auf Ermittlerseite und der plötzlichen Enthüllung von Henrys und Hannas Beziehung durch die Boulevardmedien zu.

Diesmal war mir der Anteil des Privatlebens etwas zu viel im Vergleich zur Polizeiarbeit. Mit den Ermittlungen geht es trotz Hannas Intuition nur sehr schleppend voran, Olivias quälendes Gefühlschaos von Trauer, Wut und Misstrauen steht der andauernden Sprachlosigkeit der männlichen Freunde gegenüber. Ich hätte mir eine sich stärker entwickelnde Spannung gewünscht.

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