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Veröffentlicht am 15.06.2024

Eine sehr gut geschriebene tragische Geschichte, die tief berührt

Unter Wasser ist es still
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Maira reist nach fast 20 Jahren das erste Mal wieder an die Ostsee, um das Haus, das seit dem Tod der Mutter leer stand, zu verkaufen. Maira hat Erinnerungen und Gefühle, die mit der Heimat und dem Unfall ...

Maira reist nach fast 20 Jahren das erste Mal wieder an die Ostsee, um das Haus, das seit dem Tod der Mutter leer stand, zu verkaufen. Maira hat Erinnerungen und Gefühle, die mit der Heimat und dem Unfall ihrer Mutter zusammenhängen, seit Jahren verdrängt, doch am Meer und auf ihrem alten Hof kommt allmählich vieles wieder an die Oberfläche und Maira muss sich mit dem damals Erlebten und was das für sie bedeutete, auseinandersetzen.

Julia Dibbern gelingt es von Beginn an hervorragend, den Leser mitzunehmen in Mairas innere und auch die äußere Welt. Die Autorin zeichnet glaubwürdige und authentische Figuren, die neugierig machen und berühren, die anschaulich und bildhaft beschriebene Natur auf dem Darß und seine Landschaft lassen fast einen Film ablaufen im Kopfkino und eine Reise an die Ostsee planen. Mairas Trauma wird einfühlsam und nachvollziehbar beschrieben. Durch die Ich-Perspektive in den meisten Kapiteln bin ich der Protagonistin sehr nah und fühle mit ihr. Darüber hinaus gibt es auch eine auktoriale Perspektive, aus der in Rückblenden von der Vergangenheit erzählt wird, und eingestreute Briefe der Mutter, geschrieben während Mairas offensichtlich sehr glücklicher Kindheit. Die Geschichte ist durchgehend so packend, dass es schwer fällt, eine Lesepause zu machen.

Durch die verschiedenen Zeitebenen lässt die Autorin geschickt wie behutsam ein immer vollständigeres Bild der damaligen tragischen Ereignisse und Mairas Befreiung von Angst und Schuldgefühlen im Heute entstehen. Auch der schöne, feinfühlige, mitunter eindringliche Schreibstil mit poetischen, eindrucksvollen Bildern trägt zu einem wunderbaren und intensiven Leseerlebnis bei, das schon mit dem schönen Vorwort über Wale, das Vergessen und das Erinnern gelungen eingeläutet wird. Mir hat 'Unter Wasser ist es still' sehr gut gefallen und ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2024

Packende und berührende Ermittlungen in einem Cold Case

Vermisst - Der Fall Anna
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Kommissarin Malou Löwenberg ist fasziniert von der Geschichte ihres Tinder-Dates Dario, dessen Mutter an seinem fünften Geburtstag spurlos verschwand.
Malou, selber ein Findelkind, beginnt zu ermitteln ...

Kommissarin Malou Löwenberg ist fasziniert von der Geschichte ihres Tinder-Dates Dario, dessen Mutter an seinem fünften Geburtstag spurlos verschwand.
Malou, selber ein Findelkind, beginnt zu ermitteln und stößt schnell auf immer mehr ähnliche Fälle.

Mit 'Vermisst - Der Fall Anna' startet Christine Brand eine neue Reihe um die eigenwillige Ermittlerin Malou Löwenberg, keine ganz Unbekannte, stammt Malou doch aus der Berner Mordkommission unter der Leitung von Sandro Bandini. Es gibt einige wenige Berührungspunkte, doch Malou beginnt ihre Ermittlungen mehr oder weniger auf sich gestellt, da sie sich im Urlaub befindet. Sie agiert wagemutig, fast schon leichtsinnig, und erzielt aufgrund ihrer professionellen Möglichkeiten schnell erste Ergebnisse. Auch Dario beteiligt sich an den Ermittlungen, die eine unglaubliche und spannende Entwicklung nehmen.
Auch in dieser Geschichte ist die Autorin ihren Figuren wieder ganz nah, sie vermittelt den Schmerz um unbekannte Wurzeln und unbeantwortete Fragen glaubhaft, eindringlich und berührend, und beweist Einfühlungsvermögen, als sie die Ungewissheit und Trauer von Angehörigen vermisster Personen beschreibt. Die Figurenzeichnung ist vielschichtig und glaubwürdig.
Die Balance zwischen Privatleben und Ermittlungsarbeit ist angenehm ausgewogen. Auch das beschriebene Berner Lokalkolorit hat mir gefallen.
Wie von Christine Brand nicht anders gewohnt, ist der Schreibstil lebendig und fesselnd. Wechselnde Perspektiven und Cliffhanger am Ende der Kapitel erhöhen die Spannung der Geschichte, die durch wahre Begebenheiten inspiriert und hervorragend recherchiert ist.
Ich freue mich auf weitere Bände mit Malou, einer Ermittlerin mit Ecken und Kanten und kann 'Vermisst' jedem Krimi-Leser empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2024

Wunderbare abwechslungsreiche Rezepte für heiße Tage

Hitzefrei
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Das Kochbuch 'Hitzefrei – Vegetarische Küche für heiße Tage' von Agnes Prus und Yelda Yilmaz hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Schon das Cover sieht nach Sommer aus und das Inhaltsverzeichnis gibt eine ...

Das Kochbuch 'Hitzefrei – Vegetarische Küche für heiße Tage' von Agnes Prus und Yelda Yilmaz hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Schon das Cover sieht nach Sommer aus und das Inhaltsverzeichnis gibt eine Übersicht über die große Bandbreite der Rezepte: von aromatischen Sommersalaten, kleinen, schnell gekochten Gerichten über Köstlichkeiten für Draußen oder zum Grillen bis zu erfrischenden Drinks und sommerlichen Desserts reicht die vielfältige, auch von verschiedenen internationalen Küchen inspirierte Auswahl. Es sind für jeden etliche passende Rezepte dabei, ob Süßes oder Herzhaftes bevorzugt wird, ob Vegetarier oder Veganer.

Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet, links die benötigten Zutaten mit Angabe der Portionen, rechts die sehr gut verständlich beschriebenen Arbeitsschritte. Es gibt wenige 'exotische' Zutaten, die nicht im Supermarkt erhältlich sind. Manche Zusammenstellungen oder die verwendeten Gewürze überraschen, aber auch davon abgesehen sind die schnell zubereiteten Gerichte köstlich und raffiniert. Die bisher ausprobierten Rezepte haben meine ganze Familie jedes Mal begeistert.

Eingeleitet werden die Rezepte jeweils durch eine kurze Bemerkung der Autorinnen, die die Herkunft erläutert, Info zu einer wichtigen Zutat liefert oder die besonderen Vorzüge des Gerichts an heißen Tagen beschreibt. Gelegentlich gibt es zusätzliche Tipps unterhalb eines Rezepts.
Ganzseitige Fotos der Gerichte lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen und verführen zum sofortigen Ausprobieren Wollen.
Das alphabetisch geordnete detaillierte Register am Ende rundet dieses Kochbuch ab, das ich nicht mehr missen möchte!

Veröffentlicht am 29.03.2024

Spannend, unterhaltsam und informativ

Bad Business. Deal mit dem Tod
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Mieke Jentsch tritt die Nachfolge ihres unerwartet verstorbenen Chefs an und soll als Klinikverantwortliche bei der Rentenversicherung Ruhr den Verkauf von 12 Reha-Kliniken an einen Medizinkonzern abwickeln. ...

Mieke Jentsch tritt die Nachfolge ihres unerwartet verstorbenen Chefs an und soll als Klinikverantwortliche bei der Rentenversicherung Ruhr den Verkauf von 12 Reha-Kliniken an einen Medizinkonzern abwickeln. Je mehr sie sich mit den möglichen Folgen für Beschäftigte und Patienten auseinandersetzt, desto weniger kann sie sich mit den Zielen ihrer Führungsetage identifizieren. Es werden mehrere Anschläge auf Mieke verübt, wer will sie woran hindern?

Erzählt wird aus zunächst verwirrend vielen Perspektiven, wobei die Figurenzeichnung vielschichtig und glaubwürdig ist, da die Charaktere Emotionen, einen Hintergrund und eine Vergangenheit haben. Die Protagonisten erscheinen authentisch und machen neugierig, besonders die etwas rätselhafteren. Nach und nach konnte ich mir ein Bild der einzelnen, teilweise überzeichneten Figuren zusammensetzen.

Kurze Kapitel, jeweils mit Perspektivwechsel, und ein hohes Erzähltempo tragen zur Spannung der Geschichte bei. Das Buch mit seinem einfachen, aber aussagekräftigen Cover kann durchgehend fesseln und überrascht mit unerwarteten Wendungen und einem packenden Showdown.

Lucie Flebbes Schreibstil ist lebendig, locker und ausgesprochen bildhaft. So manche Situation habe ich erlebt, als wäre ich dabei. Es gibt humorvolle Szenen wie auch klar und verständlich beschriebene Gegebenheiten des Gesundheitssystems in einerseits öffentlicher und andererseits privater Hand. Die Autorin kennt das Gesundheitssystem aus beruflicher Erfahrung und hat andere Themen gut recherchiert, z.B. die Verhaltensweise von Pferden. 'Bad Business – Deal mit dem Tod' hat mich nicht nur sehr gut unterhalten, ich habe außerdem Neues gelernt. Das ist mehr, als ich von einem guten Krimi erwarte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2024

Eine Übersicht über bereits bekannte und auch überraschende Risiken

Das kleine Buch der großen Risiken
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Jakob Thomä, Risikoforscher, Gründer von Denkfabriken und Finanzexperte mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, hat nach dem vielbeachteten Buch 'Der Kill Score – Auf den Spuren unseres ökologischen und ...

Jakob Thomä, Risikoforscher, Gründer von Denkfabriken und Finanzexperte mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, hat nach dem vielbeachteten Buch 'Der Kill Score – Auf den Spuren unseres ökologischen und sozialen Fußabdrucks' nun 'Das kleine Buch der großen Risiken' geschrieben.
In 26 gleich aufgebauten Kapiteln analysiert er Risiken für unsere Zivilisation von A wie Atombombe bis Z wie Zombies. Der Autor beschreibt Fakten kurz und knapp, dennoch verständlich und anschaulich erklärt. Er betrachtet die verschiedenen Risiken und ihre Nebenwirkungen von allen Seiten und lockert die Kapitel mit popkulturellen Anspielungen und mit Anekdoten auf, seinen Humor muss ich wohl als Galgenhumor bezeichnen.
Jakob Thomä kommt zu dem Schluss, dass es nur wenige wirklich existentielle Risiken für die Menschheit gibt, denen wir nichts entgegenzusetzen haben und er betont, dass jeder zu einem guten Zusammenleben unserer globalen Gemeinschaft beitragen kann, indem wir die Untätigkeit hinter uns lassen und handeln.
Dem Buch mit seinem aussagekräftigen Cover merkt man an, dass der Autor Spaß bei den Recherchen hatte und auch mich hat es gut unterhalten. Darüber hinaus habe ich Neues gelernt und bin mir einiger Risiken überhaupt erst bewusst geworden.
Ich empfehle 'Das kleine Buch der großen Risiken' jedem Leser, der sich einen Überblick über drohende Gefahren verschaffen will und offen ist für eine eher unkonventionelle Herangehensweise.