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Veröffentlicht am 06.07.2024

Kurzweilig und unterhaltsam

Richter sterben besser
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Mit Freundin Robin aus dem Urlaub auf Mallorca zurückgekehrt, sieht sich Richter Siggi Buckmann mit zwei Anschlägen auf sein Leben konfrontiert, die vom befreundeten Kommissar Hiller jedoch für Zufälle ...

Mit Freundin Robin aus dem Urlaub auf Mallorca zurückgekehrt, sieht sich Richter Siggi Buckmann mit zwei Anschlägen auf sein Leben konfrontiert, die vom befreundeten Kommissar Hiller jedoch für Zufälle gehalten werden. Aber Siggi Buckmann hat es sich in der Vergangenheit mit mehr als einem Widersacher verscherzt und so schmiedet er einen Plan.

Titel und Cover des dritten Bands haben einen hohen Wiedererkennungswert und lassen schon auf den ersten Blick schmunzeln. Es tauchen Figuren aus den Vorgängerbänden auf und auch auf vergangene Ereignisse wird Bezug genommen, so dass es hilfreich ist und sicher auch mehr Spaß macht, wenn 'Richter morden besser' und 'Richter jagen besser' bereits bekannt sind. Humorvoll geht Thorsten Schleif, selbst Richter und demzufolge mit dem deutschen Justizsystems vertraut, auf die schleppende Digitalisierung der Behörden ein und spart nicht an Seitenhieben auf Klüngelversuche zwischen den am jeweiligen Verfahren beteiligten Parteien oder den Arbeitseifer von Kollegen.
Mitunter sehr kurze Kapitel und häufige Perspektivwechsel sorgen für ein hohes Tempo der Geschichte und tragen zur Spannung bei. Siggi Buckmann tritt in seinen Kapiteln als Ich-Erzähler auf, während es ansonsten eine personale Erzählstimme gibt. Auch in diesem Band fehlen die amüsanten Gespräche mit Siggis Kater Grisu nicht.
Dank des lockeren, angenehmen Schreibstils war das Buch viel zu schnell gelesen und nun heißt es warten auf den nächsten Band um den sympathischen und gewieften Richter.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2024

Ergreifende Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verlust

In den Farben des Dunkels
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Der 13jährige Joseph 'Patch' Macauley, von Geburt an mit nur einem Auge und deshalb meist mit einer Augenklappe unterwegs, und die gleichaltrige Saint Brown, eine begeisterte Imkerin, die bei ihrer Großmutter ...

Der 13jährige Joseph 'Patch' Macauley, von Geburt an mit nur einem Auge und deshalb meist mit einer Augenklappe unterwegs, und die gleichaltrige Saint Brown, eine begeisterte Imkerin, die bei ihrer Großmutter lebt, sind Außenseiter in ihrer provinziellen Kleinstadt und beste Freunde. Als Patch entführt und nach fast einem Jahr in Gefangenschaft von Saint gefunden und befreit wird, haben sich beide verändert und sind zu anderen Menschen geworden. Patch und Saint sind von nun an jeder auf seine Weise mehr als 25 Jahre damit beschäftigt, Josephs Mitgefangene Grace zu finden und das Verbrechen aufzuklären.

Chris Whitaker gelingt nicht nur eine ergreifende Geschichte über Freundschaft, Verlust und die Verarbeitung eines Traumas, auch das Leben in der Kleinstadt im Mittleren Westen der USA schildert er lebensnah und glaubhaft. Die gelegentliche Erwähnung politischer und gesellschaftlicher Ereignisse ab Mitte der 70er Jahre, die Landschaftsbeschreibung und Josephs Reisen durch das Land haben mich ebenso mitgenommen. Alle Charaktere bis hin zu Nebenfiguren sind komplex und authentisch ausgearbeitet und konnten mich berühren. Rückblenden in die Kindheit der Protagonisten vervollständigen die Figurenzeichnung und sind oft auch humorvoll.
Abwechselnd begleite ich Patch und Saint durch ihr Leben, das entschlossen auf die hoffnungslos erscheinende Suche nach Grace ausgerichtet ist und fühle beider Sehnsucht, den Schmerz und das Entsetzen, die vielen Enttäuschungen mit ihnen.

Chris Whitaker schreibt bildhaft, wortgewandt, emotional, eindringlich und einfühlsam. 'In den Farben des Dunkels' ist eher figuren- als handlungsgetrieben, die Entwicklung der Charaktere ist mindestens so spannend wie die Aufklärung des Verbrechens, das Patchs und Saints Leben so grundlegend verändert.
Dieser genreübergreifende Roman mit seinen vielfältigen Themen hat mich bewegt und wird mir in Erinnerung bleiben, das Buch ist ein ganz besonderes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Eine sehr gut geschriebene tragische Geschichte, die tief berührt

Unter Wasser ist es still
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Maira reist nach fast 20 Jahren das erste Mal wieder an die Ostsee, um das Haus, das seit dem Tod der Mutter leer stand, zu verkaufen. Maira hat Erinnerungen und Gefühle, die mit der Heimat und dem Unfall ...

Maira reist nach fast 20 Jahren das erste Mal wieder an die Ostsee, um das Haus, das seit dem Tod der Mutter leer stand, zu verkaufen. Maira hat Erinnerungen und Gefühle, die mit der Heimat und dem Unfall ihrer Mutter zusammenhängen, seit Jahren verdrängt, doch am Meer und auf ihrem alten Hof kommt allmählich vieles wieder an die Oberfläche und Maira muss sich mit dem damals Erlebten und was das für sie bedeutete, auseinandersetzen.

Julia Dibbern gelingt es von Beginn an hervorragend, den Leser mitzunehmen in Mairas innere und auch die äußere Welt. Die Autorin zeichnet glaubwürdige und authentische Figuren, die neugierig machen und berühren, die anschaulich und bildhaft beschriebene Natur auf dem Darß und seine Landschaft lassen fast einen Film ablaufen im Kopfkino und eine Reise an die Ostsee planen. Mairas Trauma wird einfühlsam und nachvollziehbar beschrieben. Durch die Ich-Perspektive in den meisten Kapiteln bin ich der Protagonistin sehr nah und fühle mit ihr. Darüber hinaus gibt es auch eine auktoriale Perspektive, aus der in Rückblenden von der Vergangenheit erzählt wird, und eingestreute Briefe der Mutter, geschrieben während Mairas offensichtlich sehr glücklicher Kindheit. Die Geschichte ist durchgehend so packend, dass es schwer fällt, eine Lesepause zu machen.

Durch die verschiedenen Zeitebenen lässt die Autorin geschickt wie behutsam ein immer vollständigeres Bild der damaligen tragischen Ereignisse und Mairas Befreiung von Angst und Schuldgefühlen im Heute entstehen. Auch der schöne, feinfühlige, mitunter eindringliche Schreibstil mit poetischen, eindrucksvollen Bildern trägt zu einem wunderbaren und intensiven Leseerlebnis bei, das schon mit dem schönen Vorwort über Wale, das Vergessen und das Erinnern gelungen eingeläutet wird. Mir hat 'Unter Wasser ist es still' sehr gut gefallen und ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Raffiniert aufgebaute, wendungsreiche Geschichte

Ihr raffiniertes Spiel
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Zehn Tage, nachdem eine Frau von einem Hochhaus gestürzt ist, wird Tate wegen Mordverdachts verhaftet. Bei Befragungen durch die Polizei und auch ihrer Anwältin gegenüber verstrickt sie sich in Widersprüche. ...

Zehn Tage, nachdem eine Frau von einem Hochhaus gestürzt ist, wird Tate wegen Mordverdachts verhaftet. Bei Befragungen durch die Polizei und auch ihrer Anwältin gegenüber verstrickt sie sich in Widersprüche. Was ist wahr, was verbirgt Tate und warum?
Tate erzählt aus der Ich-Perspektive und ist eine unzuverlässige Erzählerin, bei der ich anfangs nicht wusste, was ich von ihr halten sollte, meine Neugier überwog bei weitem Mitgefühl oder Misstrauen. Doch schon bald und immer wieder gibt es überraschende Wendungen, die die Ereignisse in neuem Licht erscheinen lassen, so dass ich zunehmend gefesselt war. Die Spannung bleibt hoch, indem immer neue Details enthüllt werden, die sich zu einer komplexen Geschichte zusammensetzen. Die Autorin hat die Handlung geschickt geplottet und glaubwürdige Figuren geschaffen, die sich auch entwickeln. Was sie erlebt haben, ist dramatisch, ihre Überlegungen sind berührend.
Ein unerwartetes sensibles Thema bringt mehr Tiefe in die Handlung. Eine Trigger-Warnung wäre vielleicht angebracht gewesen, hätte aber auch eine überraschende Enthüllung vorweggenommen.

'Ihr raffiniertes Spiel' ist angenehm zu lesen, packend geschrieben und erfordert aufgrund der Komplexität aufmerksames Lesen. Dafür bekommt der Leser eine faszinierende, raffiniert konzipierte Geschichte, in die die Autorin auch ihre berufliche Erfahrung als Strafverteidigerin einbringt.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es Thriller-Lesern empfehlen, die offen sind für einen ungewöhnlichen Aufbau der Geschichte.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 07.06.2024

Packende und berührende Ermittlungen in einem Cold Case

Vermisst - Der Fall Anna
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Kommissarin Malou Löwenberg ist fasziniert von der Geschichte ihres Tinder-Dates Dario, dessen Mutter an seinem fünften Geburtstag spurlos verschwand.
Malou, selber ein Findelkind, beginnt zu ermitteln ...

Kommissarin Malou Löwenberg ist fasziniert von der Geschichte ihres Tinder-Dates Dario, dessen Mutter an seinem fünften Geburtstag spurlos verschwand.
Malou, selber ein Findelkind, beginnt zu ermitteln und stößt schnell auf immer mehr ähnliche Fälle.

Mit 'Vermisst - Der Fall Anna' startet Christine Brand eine neue Reihe um die eigenwillige Ermittlerin Malou Löwenberg, keine ganz Unbekannte, stammt Malou doch aus der Berner Mordkommission unter der Leitung von Sandro Bandini. Es gibt einige wenige Berührungspunkte, doch Malou beginnt ihre Ermittlungen mehr oder weniger auf sich gestellt, da sie sich im Urlaub befindet. Sie agiert wagemutig, fast schon leichtsinnig, und erzielt aufgrund ihrer professionellen Möglichkeiten schnell erste Ergebnisse. Auch Dario beteiligt sich an den Ermittlungen, die eine unglaubliche und spannende Entwicklung nehmen.
Auch in dieser Geschichte ist die Autorin ihren Figuren wieder ganz nah, sie vermittelt den Schmerz um unbekannte Wurzeln und unbeantwortete Fragen glaubhaft, eindringlich und berührend, und beweist Einfühlungsvermögen, als sie die Ungewissheit und Trauer von Angehörigen vermisster Personen beschreibt. Die Figurenzeichnung ist vielschichtig und glaubwürdig.
Die Balance zwischen Privatleben und Ermittlungsarbeit ist angenehm ausgewogen. Auch das beschriebene Berner Lokalkolorit hat mir gefallen.
Wie von Christine Brand nicht anders gewohnt, ist der Schreibstil lebendig und fesselnd. Wechselnde Perspektiven und Cliffhanger am Ende der Kapitel erhöhen die Spannung der Geschichte, die durch wahre Begebenheiten inspiriert und hervorragend recherchiert ist.
Ich freue mich auf weitere Bände mit Malou, einer Ermittlerin mit Ecken und Kanten und kann 'Vermisst' jedem Krimi-Leser empfehlen.

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