Gefährliche Gemeinschaft
connectDie 28-jährige Ava arbeitet in einer Werbeagentur. Sie fühlt sich überfordert und ausgelaugt. Durch die ehemaligen Kommilitonin Lina erfährt sie von einer Gruppe Menschen, die alternative Lebensvorstellungen ...
Die 28-jährige Ava arbeitet in einer Werbeagentur. Sie fühlt sich überfordert und ausgelaugt. Durch die ehemaligen Kommilitonin Lina erfährt sie von einer Gruppe Menschen, die alternative Lebensvorstellungen haben, und die sich Connect nennt. Bei den Treffen fühlt sie sich so wohl wie lange nicht mehr und lässt sich immer weiter ein.
Thea Mengelers Roman liest sich sehr ruhig, beinahe sachlich. Dabei ist das Thema hochemotional. Wir erhalten durch die Protagonistin, an deren Seite wir durch das Geschehen gehen, einen Einblick in die Mechanismen einer kleinen, von der Gesellschaft abgespaltenen Gemeinschaft.
Die Bereitschaft, das gewohnte Leben hinter sich zu lassen, steigt mit der Unzufriedenheit im Alltag. Connect setzt hier an und bietet eine Wohlfühlatmosphäre, schlüssige Ideale, Verständnis, angenehme Beschäftigung und vieles mehr. Es prangert die ausbeuterische Arbeitswelt, verkrustete Traditionen und den Austausch von realer Nähe durch digitale Medien an. Das alles wirkt auf den ersten Blick schlüssig und durchaus nicht unsympathisch.
Geleitet wird die Organisation von dem charismatischen Dev, der in einer täglichen Ansprache stets die richtigen Worte für die Ohren seiner Anhänger*innen findet, und sie bis zur Hörigkeit auf seine Ideologie einschwört.
Durch den kleinen vorangesetzten Abschnitt ist von Beginn an zu befürchten, dass es zu einer Eskalation kommen wird. Dies ist einer der Gründe, weshalb sich der Roman von Beginn an äußerst spannend anfühlt.
Sehr gekonnt übernimmt die Autorin die Rolle der Beobachterin und überlässt die Wertung dem Publikum. So ganz leicht wird es dem nicht gemacht, denn es erweist sich, dass die heile Welt, die Dev suggerieren möchte, weder diesseits noch jenseits von Connect zu finden ist.
Vielleicht ist Avas Entwicklung ein wenig vereinfacht dargestellt und von daher nicht für jeden bis auf den letzten Punkt nachvollziehbar. Doch für die Auseinandersetzung mit dem Thema gibt das Buch jede Menge Denkanstöße.
Von Aufmachung, Aufbau, Thema und Schreibstil her könnte man sich als Zielgruppe vorwiegend, aber keineswegs ausschließlich, Jugendliche oder junge Erwachsene vorstellen.