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Veröffentlicht am 19.06.2025

Viel Potenzial, nicht ganz ausgeschöpft

Beeren pflücken
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Im Sommer 1962 betätigt sich eine Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia in Maine als Beerenpflücker. Die vierjährige Tochter Ruthie wird zuletzt von ihrem Bruder auf einem Stein am Rand des Beerenfeldes gesehen, ...

Im Sommer 1962 betätigt sich eine Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia in Maine als Beerenpflücker. Die vierjährige Tochter Ruthie wird zuletzt von ihrem Bruder auf einem Stein am Rand des Beerenfeldes gesehen, verschwindet dann spurlos. Die Suche bleibt erfolglos.
Währenddessen wächst ebenfalls in Maine ein Mädchen namens Norma überbehütet in einer wohlhabenden Familie auf. Sie träumt viel -Erinnerungen oder Wahn?-, sie ahnt, dass ihre Eltern etwas vor ihr verbergen ...
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Ich fand den Klappentext sehr interessant, und da es sich zudem um einen Bestseller aus Kanada handelt, wollte ich diesen Roman unbedingt lesen. Die Erwartungen waren also hoch. Leider wurden sie etwas enttäuscht. Das Potenzial war definitiv da, doch die Autorin hat es leider nicht ganz ausgeschöpft.
Sprachlich hat mir Beeren pflücken gut gefallen, auch ist die Geschichte schön atmosphärisch erzählt.
Es ist ein steter Wechsel aus Vergangenheit und Gegenwart, aus den Menschen und dem Leben beider Familien, über fast fünf Jahrzehnte hinweg. Eigentlich genug, um für viel Lesefluss und Sogwirkung zu sorgen ... doch mir war diese Geschichte viel zu schnell viel zu vorhersehbar. Auch die Figuren konnten mich nicht vollends überzeugen; so ist es bspw. absolut nicht nachvollziehbar, dass und weshalb Norma sich mit den halbherzigen Erklärungen oder vielmehr Ausflüchten von Leonore abspeisen lässt und zufrieden gibt, warum sie nicht den Wunsch hat, ihre wahre Familie zu finden, und etwas unternimmt. Auch ihre Reaktion, als sie dann irgendwann endlich erfährt, was wirklich Sache ist, überzeugte mich überhaupt nicht.
Ich habe den Roman dennoch gerne gelesen und würde ihn durchaus auch empfehlen - aber das erhoffte Highlight war er leider nicht.

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Veröffentlicht am 15.06.2025

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Neuanfang in Notting Hill
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Die junge Jess wurde von ihrem Freund betrogen und verlassen, ist pleite, kann nicht länger bei ihrer besten Freundin wohnen; sie sucht nach einer neuen und günstigen Bleibe. Die achtzigjährige Joan wohnt ...

Die junge Jess wurde von ihrem Freund betrogen und verlassen, ist pleite, kann nicht länger bei ihrer besten Freundin wohnen; sie sucht nach einer neuen und günstigen Bleibe. Die achtzigjährige Joan wohnt mit ihrem Hund in einem großen Haus in Notting Hill und sehnt sich nach Gesellschaft. Sie möchte daher ein Zimmer vermieten. Über ein Inserat lernen die beiden sich kennen. Schnell zieht Jess bei Joan ein. Die beiden Frauen verstehen sich gut, und schnell haben sie einen Deal: Jess geht für ein paar Monate offline, lernt das Leben aus Joans Sicht kennen; Joan geht online und lernt das Leben aus Jess´ Blickwinkel kennen.
Joan hat Jahrzehnte zuvor die Liebe ihres Lebens verlasssen, konnte diesen Mann aber nie vergessen. Jess stellt Nachforschungen an - nicht ahnend, dass dies auch ihr Leben entscheidend verändern wird ...
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Cover und Klappentext gefielen mir hier auf Anhieb - und ich wurde nicht enttäuscht!
"Neuanfang in Notting Hill" ist ein abwechselnd aus der Sicht der beiden Frauen erzählter, sehr angenehm und flüssig lesbarer, alles anderer als seichter Roman. Es ist eine gelungene Mischung aus Mehrgenerationenfreundschaft, Liebesroman und Wohlfühlgeschichte, gewürzt mit einer Prise historischem Roman und Familiengeheimnis. Eine ebenso schöne wie traurige und dramatische, insgesamt sehr emotionale Geschichte mit wundervollen und liebenswerten Figuren und einer tollen Kulisse, die man einfach gerne liest und absolut genießen kann. Vor allem das Ende ist wunderschön und berührt sehr. Es ist eine dieser seltenen Geschichten, die wirklich ungefiltert beim Leser bzw. hier eher bei der Leserin ankommen.
Einzig auf den Erzählstrang bzgl. des Kinos hätte ich persönlich gut verzichten können; er hat mich weniger interessiert. Ansonsten hat mich "Neuanfang in Notting Hill" aber absolut überzeugt und begeistert.
Es ist das richtige Buch für alle, die Liebesgeschichten und Mehrgenerationengeschichten lieben und auf der Suche nach einem wirklich schönen Wohlfühlroman sind!

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Spannender, wendungsreicher, mysteriöser und solider Thriller

Eine von uns
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Das Haus einer kleinen Familie brennt ab, das Haus einer Freundin der Frau steht gerade leer - und so nehmen sie das Angebot, vorübergehend darin wohnen zu dürfen, dankbar an.
Kurz darauf klingelt eine ...

Das Haus einer kleinen Familie brennt ab, das Haus einer Freundin der Frau steht gerade leer - und so nehmen sie das Angebot, vorübergehend darin wohnen zu dürfen, dankbar an.
Kurz darauf klingelt eine Frau, die behauptet, die Haushälterin zu sein, an der Tür. Gina fragt nach, ihre Freundin Annie versichert, dass alles seine Ordnung habe - und so lässt Gina sie hinein.
Doch schnell und immer stärker beschleicht sie das Gefühl, dass hier etwas überhaupt nicht stimmt, dass diese Hausälterin nicht die ist, die sie zu sein vorgibt - überdies holen Gina schlimme Erinnerungen an die Vergangenheit ein. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was noch bevorsteht ...
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Erzählt wird dieser Thriller im steten Wechsel zweier Zeitebenen, Gegenwart und Vergangenheit, sowie aus der Sicht von Gina und der Haushälterin.
Samantha Hayes schreibt eher durchschnittlich, doch immerhin lässt sich ihr Stil stets sehr angenehm und flüssig lesen.
Schnell wird es spannend, es herrscht eine sehr düstere, mysteriöse, bedrohliche Grundstimmung, die mir sehr gefiel.
Schnell merkt man, dass hier etwas überhaupt nicht stimmt, kommt aber noch nicht auf die Lösung. Hayes gibt nach und nach mehr und entscheidende Hinweise, sodass sich das Puzzle Stück für Stück zusammensetzt.
Gerade zum Ende hin gibt es extrem viele spannende, unerwartete und verblüffende Wendungen, die mir ebenfalls sehr gut gefallen haben.
Die Figuren sind ebenfalls recht gelungen, schön mysteriös, zur Spannung und zur Sogwirkung beitragend.
Ich habe "Eine von uns" in einem Rutsch gelesen, weil es so spannend war und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Kritik gibt es aber doch: Beispielsweise hinsichtlich Saras Schicksal, aber auch sonst, war mir dieses Werk einfach too much, viel zu konstruiert, einfach nicht glaubwürdig.
Seltsam fand ich auch den Epilog, der für mich irgendwie gar keiner ist, jedenfalls kein passender ... auch er trübt den Eindruck.
Insgesamt ein eher durchschnittlicher, aber doch solider Thriller. Fans des Genres werden "Eine von uns" sicher mögen.


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Veröffentlicht am 07.06.2025

Eine Geschichte mit viel Potenzial, die leider nicht ganz überzeugt

Noch fünfzig Sommer mehr
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Eleni hatte eine wunderschöne Kindheit bei und mit ihren Großeltern in der Bretagne, doch sie verliert schon früh ihre Mutter, später die drei weiteren wichtigsten Menschen in ihrem Leben, v.a. auch ihren ...

Eleni hatte eine wunderschöne Kindheit bei und mit ihren Großeltern in der Bretagne, doch sie verliert schon früh ihre Mutter, später die drei weiteren wichtigsten Menschen in ihrem Leben, v.a. auch ihren Partner Théo. -In gewisser Weise sind es sogar fünf Menschen, denn ihrem besten Freund Pierre kann sie nicht mehr verzeihen, da seine Handlung zum Tod eines der wichtigsten Menschen in Elenis Leben geführt hat.
All diese Dinge führen dazu, dass Angst und Lähmung Elenis Leben bestimmen, sie sich nicht mehr aus dem Haus traut.
Eines Tages findet sie eine Blume und einen Brief vor ihrer Haustür, gefolgt von vielen weiteren Blumen und Briefen mit ebenso schönen wie mysteriösen Nachrichten. Wer ist der mysteriöse Bote, der Eleni und ihr Leben so gut zu kennen zu scheint und all diese Erinnerungen in ihr auslöst?
Und: Kann und wird Eleni wieder glücklich werden?
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Avril Maury erzählt diese Geschichte im steten Wechsel zwischen der Gegenwart, Elenis Kindheit und Jugend sowie ihrer Beziehung mit Théo.
Ihr Stil lässt sich absolut angenehm und flüssig lesen; "Noch fünfzig Sommer mehr" ist eines dieser Bücher, die man in einem Rutsch lesen kann.
Es ist eine nette und auch sehr berührende, traurige und dramatische Geschichte. Durch die Blumen und Briefe und den mysteriösen Boten kommt zudem genügend Spannung auf.
"Noch fünfzig Sommer mehr" besticht zudem durch relativ gelungene, warmherzige und sympathische Figuren sowie ausreichend Atmosphäre, die den Leser schnell in die Bretagne versetzt. Das alles gefiel mir sehr gut.
Dennoch fehlte mir letztlich etwas; dennoch fand ich die Geschichte unterm Strich leider nur nett und nicht besonders gut, herausragend und lange in Erinnerung bleibend.
Mir persönlich fehlte trotz der Thematik noch der Tiefgang. Viele Dinge hätten noch viel mehr ausgearbeitet werden können. Auch das Ende hat mich nicht ganz überzeugt, wurde zu schnell abgehandelt und wirkte nicht ganz glaubwürdig.
Überhaupt wirkte die Geschichte durch die Art und Weise, auf die Eleni diese vier bzw. fünf Menschen verloren hat, zu konstruiert. Es war einfach too much, allzu dramatisch, allzu unglaubwürdig. Das hat den positiven Eindruck leider ziemlich geschmälert.
Insgesamt aber definitiv eine nette Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 01.06.2025

Lesenswert!

Hello Baby
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Sechs Frauen aus und in Südkorea befinden sich in Kinderwunschbehandlung und lernen sich in der Klinik kennen. Alle wollen unbedingt ein Baby, alle bekommen zusätzlich viel Druck von außen, vor allem von ...

Sechs Frauen aus und in Südkorea befinden sich in Kinderwunschbehandlung und lernen sich in der Klinik kennen. Alle wollen unbedingt ein Baby, alle bekommen zusätzlich viel Druck von außen, vor allem von der Familie bzw. Schwiegerfamilie.
Durch ihr gemeinsames Schicksal werden sie zu Freundinnen. Sie gründen auch den Chat "Hello Baby", um in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen.
Eines Tages hört man plötzlich nichts mehr von der sechsundvierzigjährigen Jeonghyo. Ein Jahr später hört man plötzlich wieder von ihr. -Sollte sie tatsächlich nach all der Zeit auf natürlichem Wege schwanger geworden sein und ein Baby bekommen haben? Oder steckt etwas anderes dahinter?
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Die Autorin befand/befindet sich selbst in Kinderwunschbehandlung, versucht und hofft seit Jahren, dadurch doch noch schwanger zu werden. Ich habe ihr Nachwort zuerst gelesen, was mir nochmal eine ganz andere und tiefere Sichtweise auf diesen Roman erlaubt hat.
Kim Eui-kyungs Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen.
Der Roman beleuchtet alle diese Frauen, ihr Leben, ihr Schicksal.
Es ist keine leichte Kost, sondern emotional, traurig und dramatisch, das Martyrium dieser Frauen, die Behandlungen, die Auswirkungen auf ihr Leben dazwischen, den Druck durch die Familien, die Gesellschaft ... mitanzusehen. All das wird sehr greifbar.
Kim Eui-kyung gibt nicht nur einen tiefen Einblick in das Leben, die Gedanken und Gefühle, die Psyche dieser Frauen, sondern auch in dieses Land, seine Gesellschaft, seine Kultur, seine veralteten Strukturen, die Rolle und die Stellung der Frauen.
Überraschend auch viele Kleinigkeiten, etwa die Tatsache, dass bspw. L-Arginin, eine Aminosäure, die zumindest in der deutschen Molekularmedizin völlig selbstverständlich und bei uns überall gut und zu moderaten Preisen zu bekommen ist, dort so außergewöhnlich und teuer zu sein scheint.
Einzig das Ende wurde für meinen Geschmack etwas zu schnell abgehandelt und hat den ansonsten absolut positiven Eindruck etwas getrübt.
Insgesamt aber ein sehr guter, wichtiger und lesenswerter Roman, den man empfehlen kann!

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