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Veröffentlicht am 28.09.2022

Serienmord im Rotlichtviertel - ein spannender Kriminalfall aus dem Jahr 1856!

Ein Fremder hier zu Lande
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"Ein Fremder hier zu Lande - ein neuer Fall für Wilhelm von der Heyden" von Ralph Knobelsdorf ist als Taschenbuch mit 512 Seiten bei Lübbe erschienen.

Es handelt sich, wie im Titel bereits erwähnt, um ...

"Ein Fremder hier zu Lande - ein neuer Fall für Wilhelm von der Heyden" von Ralph Knobelsdorf ist als Taschenbuch mit 512 Seiten bei Lübbe erschienen.

Es handelt sich, wie im Titel bereits erwähnt, um den zweiten Band einer Reihe. Der Kriminalfall ist allerdings in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Wer gern die Entwicklung der Protagonisten von Anfang an verfolgt und sich einen ausführlichen Überblick über den damaligen Polizeiapparat verschaffen möchte, dem empfehle ich, zuvor Band 1 der Reihe zu lesen, der ist ebenfalls sehr lohnenswert :)

Berlin, März 1856. Eine junge, blonde Frau wird in der Bordellgasse an der Königsmauer stranguliert aufgefunden. Der Leichenbeschauer stellt fest, dass es besondere Knocheneinkerbungen an der Toten gibt, die er bereits vorher gesehen hat. Bei den anderen Leichen handelte es sich um Prostituierte, nun liegt eine junge Frau aus gutem Hause auf Fleischmanns Tisch.

Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Ernst Vorweg werden mit den Ermittlungen betraut - und es ist ein zielmicher Druck vorhanden, denn hier scheint ein Serienmörder am Werk zu sein, den es zu fassen gilt...!

Ralph Knobelsdorf hat einen spannenden historischen Kriminalroman geschrieben, der mit seiner bildhaften Sprache und seinen detailliert beschriebenen Charakteren eine tolle, authentische Atmosphäre erzeugt und den Leser ganz tief mitnimmt in das Jahr 1856 nach Berlin, ins Rotlichtmilieu. Ich konnte förmlich das Hufgeklapper der Droschkenpferde auf dem Kopfsteinpflaster hören, dazu eine Nase voll Pferdedung und die schummrige Straßenbeleuchtung ;)

Besonders interessant waren für mich auch diesmal wieder der Einblick in die damalige Polizeiarbeit und dass die Ermittlungen die Polizei in unterschiedliche Schichten der Gesellschaft führt.

Als weiteres Highlight kommt der Täter zwischendurch selbst regelmäßig zu Wort - das finde ich besonders spannend, denn auch, wenn man die Identität noch nicht kennt, so ist man als Leser der Polizei doch weit voraus...

Im Nachwort erklärt der Autor noch, welche Fakten und historische Persönlichkeiten hier geschickt mit Fiktion verwoben wurden. Dadurch ist dieser Krimi, der sorgfältig recherchiert wurde, ungemein authentisch und absolut überzeugend.

Mein Fazit: Ein spannender historischer Kriminalfall, der unterhaltsame Lesestunden und eine tolle Atmosphäre zu bieten hat - sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 28.09.2022

Spannend, perfide und rasant - wenn Mutterliebe ausartet...!

Mutterliebe
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"Mutterliebe" von Rebecca Russ ist im August 2022 als Taschenbuch mit 287 Seiten beim Aufbau TB Verlag erschienen.

Louisa ist verschwunden - nach dem Wochenendbesuch vom Vater vor der Tür abgesetzt, bei ...

"Mutterliebe" von Rebecca Russ ist im August 2022 als Taschenbuch mit 287 Seiten beim Aufbau TB Verlag erschienen.

Louisa ist verschwunden - nach dem Wochenendbesuch vom Vater vor der Tür abgesetzt, bei der Mutter Nora nie angekommen...tragisch! Panisch sucht Nora nach ihrer Tochter, macht sich Vorwürfe, und nachdem die Polizei eingeschaltet ist, gerät sie recht schnell in Bedrängnis wegen ihrer eigenen Geheimnisse und wird verdächtigt- hat Nora gar selbst mit Louisas Verschwinden zu tun?!?

Rebecca Russ hat hier einen rasanten und nervenaufreibenden Thriller geschrieben, dessen Plot sie clever ausgeklügelt hat und in dem sie die Spannung nach und nach stetig steigert. Perfide lockt die Autorin den Leser auf falsche Fährten, wirft ihm immer wieder neue "Häppchen" vor, die schockieren und eine neue Richtung in den Fall bringen. Und am Ende folgt dann eine ziemliche Überraschung...!

Rebacca Russ´Schreibstil gefällt mir richtig gut, das Geschehen hat mich sofort gepackt und dann total gefesselt, so wie es bei einem guten Thriller sein soll :) Durch die immer in kleinen Portionen gestreuten Informationen wird die Story immer spannender, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht...

Die Protagonisten sind sehr detailliert erschaffen, und auch wenn mir niemand wirklich sympathisch war, von der verstorbenen Kirsten und natürlich der kleinen Louisa abgesehen, habe ich doch permanent mitgefiebert und -gelitten.

Nora hat eine Menge Probleme, sie trinkt zu viel, hat sich mit ihrer besten Freundin entzweit, die sich nun auch noch umgebracht hat, kommt nicht gut mit ihrer Mutter klar und einen Partner hat sie ebenfalls nicht. Louisa ist das Einzige, was ihrem Leben Halt gibt, und nun ist sie verschwunden. Ihre Gefühlswelt und ihre Verzweiflung werden temporeich und detailliert beschrieben, so dass Nora verwirrt und panisch, definitiv sehr authentisch herüberkommt.

Die übrigen Charaktere sind ebenfalls gut gelungen und überzeugend.

Mein Fazit: Ein rasanter und überzeugender Thriller voller Abgründe, Überraschungen und einem stimmigen Ende - unbedingte Leseempfehlung von mir :)

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Das geht unter die Haut!

Als die Welt uns gehörte
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"Als die Welt uns gehörte" von Liz Kessler ist als ungekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 7 Stunden und 48 Minuten beim Argon Verlag AVE GmbH erschienen und wird gelesen von Julian Greis, Fritzi Haberlandt, ...


"Als die Welt uns gehörte" von Liz Kessler ist als ungekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 7 Stunden und 48 Minuten beim Argon Verlag AVE GmbH erschienen und wird gelesen von Julian Greis, Fritzi Haberlandt, Walter Kreye und Friedhelm Ptok.

Liz Kessler erzählt hier die Werdegänge von Elsa, Leo und Max, beginnend mit dem wunderschönen 9. Geburtstag von Leo, den die drei besten Freunde 1936 auf dem Wiener Prater feiern - dabei entsteht im Riesenrad ein sehr bedeutsames Foto und die Kinder und Leos Vater, Herr Grünberg, lernen ein englisches Ehepaar, die Stewarts kennen. Bald schon ändern sich die Zeiten allerdings gravierend, und die drei Kinder werden vom Schicksal in alle Winde verstreut und haben schwierige, ganz unterschiedliche Lebenswege...

Die Geschichte ist für die Autorin sehr persönlich, denn einer der Erzählstränge basiert auf ihrer eigenen Familiengeschichte bzw. dem Schicksal ihres Vaters und seiner Familie. Dadurch wird die Erzählung nicht nur sehr authentisch, sondern vor allem bedrückend, aufwühlend und hallt noch sehr lange nach.

Liz Kessler hat einen lebendigen, anschaulichen und emotionalen Schreibstil und ihre Charaktere sind liebevoll, detailliert und facettenreich erschaffen. Dadurch ist man als Hörer / Leser schnell mittendrin im Geschehen und leidet, hofft, bangt, lacht und weint mit den einzelnen Protagonisten. Deren Schicksale sind alle drei furchtbar, da die Autorin die Ereignisse des Holocaust nicht allein aus der Perspektive der Juden beleuchtet, sondern auch die andere Seite, die der Nazis und wie Erziehung und Umgang die einzelnen Menschen bilden und formen...
Besonders gut gefallen hat mir, dass der Roman aus den jeweiligen Perspektiven von Elsa, Leo und Max erzählt wird - die Welt und die Kriegszeit aus der Welt der Kinder zu betrachten, die durch die Umstände gar keine Kindheit mehr erleben durften, sondern auf grausame Weise ganz schnell zum erwachsen werden gezwungen wurden, um zu überleben. macht das Ganze umso betroffener.

Das Schicksal von Elsa und Leo und ihren jeweiligen Familien macht sehr betroffen und ich habe die ganze Zeit mitgefiebert, mit den Menschen regelrecht ums Überleben gekämpft. Oft war ich fassungslos, sehr bewegt und auch wütend. Aber fast noch schlimmer war es für mich, Max´Entwicklung mitzuerleben und die Person, zu der er gemacht wird.
Aber am Ende...na ja, am Besten Ihr hört das selbst, es ist ein Hörbuch, das sehr bewegt, aufwühlt und beschäftigt, aber absolut lohnenswert und wichtig - gegen das Vergessen!

Die Sprecherinnen und Sprecher haben mir durchweg sehr gut gefallen und ihre Stimmen haben die Protagonisten noch lebendiger gemacht. Auch wenn es altersmäßig nicht wirklich passte, so spricht jede/r Einzelne ihre bzw. seine Rolle perfekt, glaubhaft und überzeugend.

Ein sehr sehr empfehlenswertes Hörbuch, das man nicht so schnell vergisst!

AlsdieWeltunsgehörte

NetGalleyDE! #dankeNetGalleyDE!

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Fesselnd, poetisch, aufwühlend, einzigartig!

Im Schatten des Märchenerzählers
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"Im Schatten des Märchenerzählers" von Antonia Michaelis ist als Hardcover mit 464 Seiten bei Oetinger erschienen.

Es handelt sich hier um den zweiten Band der "Märchenerzähler"-Reihe. Allerdings lässt ...

"Im Schatten des Märchenerzählers" von Antonia Michaelis ist als Hardcover mit 464 Seiten bei Oetinger erschienen.

Es handelt sich hier um den zweiten Band der "Märchenerzähler"-Reihe. Allerdings lässt er sich problemlos unabhängig von Band 1 lesen, ich hatte hier als Neueinsteiger nicht das Gefühl, dass mit wichtige Informationen fehlen. Aber definitiv werde ich Band 1 auch noch lesen, schon weil ich die Protagonisten auch 15 Jahre zuvor kennenlernen möchte...!

Zum Inhalt: Elias ist fast 18, so alt wie sein Vater Abel damals, als er sich umbrachte. Nun entdeckt Elias, dass seine Mutter Anna geheimnisvolle Briefe schreibt und auch Antworten erhält. Schreibt sie an seinen Vater, den Märchenerzähler? Sollte Abel noch leben? Elias spioniert dem Geschehen nach, und er macht unfassbare Entdeckungen, nicht nur bei der Suche nach seinem Vater, sondern auch bei der nach sich selbst und seinem Sein...!

Meine Meinung: Selten, wirklich nur ganz selten, hat mich bislang ein Buch so dermaßen aufgewühlt und mitgenommen wie dieses! Anfangs war das Geschehen etwas verwirrend, konnte mich trotzdem sofort fesseln. Antonia Michaelis schreibt poetisch und wunderschön, mystisch und geheimnisvoll, jedoch zugleich auch furchtbar, grauenvoll und schockierend.

Die Autorin schafft eine einzigartige Atmosphäre, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat. Die verwaschene, nicht greifbare Grenze zwischen Realität und Fiktion, das Geheimnisvolle und die Spannung faszinierten mich sofort.

Die wunderschönen, zugleich grausamen Märcheneinschübe haben mir am Besten gefallen, und die Figuren sind auf die Protagonisten in der Realität übertragbar - großartig!

Elias hat eine Lawine losgetreten, die Ereignisse werden riesig, schockierend und unfassbar schlimm.

Die einzelnen Charaktere sind liebevoll und detailliert erschaffen, sie sind absolut lebendig und sympathisch. Nicht nur Elias, auch Zara, Mert, Anna und Micha habe ich besonders in mein Herz geschlossen. Ich habe mit den Protagonisten gefiebert, gehofft, gebangt, gelitten, gelacht und geweint.

Unbedingt gesagt werden muss wohl noch, dass hier einige Themen vorkommen, die Traumata auslösen könnten - daher eine Triggerwarnung, die im Buch ebenfalls enthalten ist! Es geht u.a. um Suizid, Kindesmißbrauch, sexuelle Gewalt.

Es gab eine Stelle im Roman, die mich ganz besonders bewegt hat und die noch sehr lange in mir nachhallen wird. Da ich nicht spoilern möchte, verrate ich nur soviel: Seite 285 ist mir persönlich ganz besonders nahe gegangen.

Wieso "Im Schatten des Märchenerzählers" eine dermaßen gewaltige Wirkung auf mich hat, kann ich selbst nicht genau sagen, aber es war wie ein Sog und ich war mittendrin in den Ereignissen - unbedingt und absolute Leseempfehlung! Ein absolutes Highlight, danke!


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Veröffentlicht am 15.09.2022

Spannend, exotisch und vielfältig - ein sehr gelungener Fall 2!

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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"Das Mädchen und der Totengräber" von Oliver Pötzsch ist bei Hörbuch Hamburg erschienen und hat eine Laufzeit von 14 Stunden und 54 Minuten (gekürzt). Gesprochen wird das Hörbuch von Hans Jürgen Stockerl.

Es ...

"Das Mädchen und der Totengräber" von Oliver Pötzsch ist bei Hörbuch Hamburg erschienen und hat eine Laufzeit von 14 Stunden und 54 Minuten (gekürzt). Gesprochen wird das Hörbuch von Hans Jürgen Stockerl.

Es handelt sich um Band 2 der Totengräber-Serie, der jedoch problemlos unabhängig von Band 1 gelesen kann, da es sich um einen abgeschlossenen Fall handelt. Wer gern auch die persönliche Entwicklung der Protagonisten verfolgt, sollte bei Band 1 starten, um alles von Beginn an mitzubekommen :)

Abermals nimmt Oliver Pötzsch seine Hörer bzw. Leser mit ins historische Wien, ins Jahr 1894.
Der zweite Band um Inspektor Leopold von Herzfeldt, den Totengräber Augustin Rothmayer und die Tatortfotografin Julia führt die Ermittler ins alte Ägypten (zumindest in jene Abteilung des Kunsthistorischen Museums), ins Strichermilieu und in den Zoo. Vielfältig und fesselnd, einfach klasse!

Leopold von Herzfeldt, der diesmal etwas zu sehr den "reichen Schnösel" mimt und daher weniger sympathisch herüberkommt, bekommt es mit einer mumifizierten Leiche zu tun, die in einem Sarkophag in Kunsthistorischen Museum gefunden wird. Für die Aufklärung dieses Falles nimmt er die Hilfe des Totengräbers Augustin Rothmayer zu Hilfe, der an einem Buch über unterschiedliche Totenkulte arbeitet und sich somit auch mit der Technik des Mumifizierens befasst hat. Tatortfotografin Julia wird hingegen ins Milieu abberufen, es wurde ein kastrierter Strichjunge tot aufgefunden. Und zu guter Letzt wird noch ein Tierwärter im Zoo zerfleischt - die Ermittler haben also alle Hände voll zu tun.

Der Autor hat es mit seinen vielfältigen Themen, der reichlich vorhandenen Spannung und den bereits vertrauten, liebevoll und detailliert erschaffenen Protagonisten geschafft, eine sehr authentische Atmosphäre zu erzeugen, die sich für mich wie ein "nach Hause kommen" anfühlte. Ich war direkt wieder drin im alten Wien und wohnte der Arbeit von Leo, Julia und Augustin direkt bei.

Aufgrund diverser Wendungen und irreführender Aussagen Verdächtiger wird der Leser vom Autor wiederholt auf falsche Fährten geführt und am Ende ist die Auflösung durchaus überraschend.

Sehr gelungen finde ich abermals die Auszüge aus Rothmayers Werk zu Beginn der einzelnen Kapitel, eine außergewöhnliche und hochinteressante Thematik.

Auch die private Seite der Charaktere spielt eine wichtige Rolle, aber in wohldosiertem Maß. Die Beziehung zwischen Leo und Julia gerät hier etwas in Schieflage, und Leo tut sich schwer mit Julias Tochter Sisi.

Leider kamen Augustin und das Mädchen Anna, das bei ihm auf dem Friedhof wohnt, ziemlich kurz - sie hätten gern mehr Raum einnehmen dürfen, zumal der Titel dies den Leser annehmen lässt...

Hans Jürgen Stockerl macht das Geschehen abermals noch lebendiger, versteht es, den Hörer zu fesseln und die Story kommt sehr authentisch herüber.

Definitiv bekommt "Das Mädchen und der Totengräber" von mir volle 5 Sterne und ich freue michauf Band 3 der Reihe :)

DasMädchenundderTotengräber

NetGalleyDE! #DankeNetGalleyDE!

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