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Veröffentlicht am 09.04.2022

Familiengeschichte vor bedeutsamem historischen Hintergrund - leider mit zu wenig Tiefgang!

Das verschlossene Zimmer
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"Das verschlossene Zimmer" von Rachel Givney ist als gebundenes Buch mit 544 Seiten im Februar 2022 beim Lübbe Verlag erschienen.

Krakau, 1939: Marie versucht, mit allen Mitteln hinter das Familiengeheimnis ...

"Das verschlossene Zimmer" von Rachel Givney ist als gebundenes Buch mit 544 Seiten im Februar 2022 beim Lübbe Verlag erschienen.

Krakau, 1939: Marie versucht, mit allen Mitteln hinter das Familiengeheimnis zu kommen, das ihr Vater Dominik vor ihr verbirgt. Warum hat ihre Mutter Marie verlassen und was ist aus ihr geworden? Diese Fragen treiben Marie persönlich um und zugleich werfen die sich nähernden Nazis unheilvoll ihre Schatten voraus...Die Lage im Krakau (und natürlich nicht nur dort) spitzt sich zu, insbesondere für die Juden wird es sehr gefährlich...

Rachel Givney hat einen Roman geschrieben, der eine geheimnisvolle Familiengeschichte vor dem erschütternden Hintergrund der Anfänge des zweiten Weltkriegs erzählt. Ihr Schreibstil ist bildhaft und baut einen gewissen Spannungsbogen auf, jedoch fehlt es mir an Tiefe und Intensität. Ich hatte einen erschütternden und nachhallenden Roman erwartet, der die Gräueltaten der Nazis aus der Perspektive Polens näher beleuchtet. Das ist aber eher Nebensache, und auch die Aufklärung des Familiengeheimnisses war in meinen Augen nicht ganz schlüssig.
Außerdem ist das Sprachniveau eher einfach gehalten, was der komplexen Thematik nicht ganz gerecht wird und eher wie ein Jugendroman herüberkommt.

Marie ist eine durchaus sympathische Protagonistin, mit der ich einerseits mitgefiebert habe, denn es muss schon sehr belastend sein, wenn man bei den Fragen nach der eigenen Mutter nur auf Schweigen stößt. Andererseits jedoch wurde Marie sehr ambivalent dargestellt, teilweise hochintelligent wie bei dem Chemietest, zumeist aber eher naiv und nahezu blind für die Geschehnisse in ihrem Umfeld und trotzig-pubertär in ihrem Verhalten.

Das Verhältnis zwischen Marie und ihrem Vater Dominik, einem angesehene Arzt, ist nicht so tief und innig, wie man vermuten möchte. So hat es mich z.B. ziemlich überrascht, dass Marie wegen Ben zum Judentum konvertiert, ohne zuvor mit Dominik darüber zu reden...
Im Wesentlichen spielt das Buch auf 2 Zeitebenen und schildert die Beziehungn zwischen Dominik und Helene sowie zwischen Marie und Ben.

Mir persönlich war "Das verschlossene Zimmer" etwas zu sehr Liebesgeschichte und zu wenig historischer Roman, es lässt sich jedoch flüssig und durchaus spannend lesen, wenn man nicht zu viele Erwartungen an die Lektüre stellt...

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Veröffentlicht am 25.02.2022

Eine super Idee mit leider schwächelnder Umsetzung, nichtsdestotrotz spannend!

Der Herzgräber
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"Der Herzgräber" von Jen Williams ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei FISCHER Taschenbuch erschienen.

Heather, eine derzeit arbeitslose Journalistin, ist dabei, den Nachlass ihrer Mutter Colleen zu ...

"Der Herzgräber" von Jen Williams ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei FISCHER Taschenbuch erschienen.

Heather, eine derzeit arbeitslose Journalistin, ist dabei, den Nachlass ihrer Mutter Colleen zu regeln. Die beiden Frauen hatten offensichtlich kein enges Verhältnis zueinander und es ist für Heather etwas befremdlich, die persönlichen Sachen ihrer Mutter zu sichten. Zu ihrer Überraschung findet sie Briefe des Serienmörders Michael Reave, der wegen der grauenhauft brutalen Morde an mehreren jungen Frauen seit 20 Jahren im Hochsicherheitsvollzug sitzt.

Plötzlich wird eine Leiche gefunden, und der Modus Operandi deutet auf Reave hin - wie kann das sein? Als es ein zweites Opfer gibt, soll Heather in Absprache mit der Polizei (der sie die Korrespondenz ihrer Mutter gezeigt hatte) persönlich mit dem gefürchteten Killer sprechen, und das wird sehr persönlich und alles andere als ungefährlich...

Meine Meinung: Jen Williams hat hier einen Thriller abgeliefert, der mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Die Handlung, die in drei Handlungssträngen erzählt wird, konnte mich durchaus fesseln. Es gibt Kapitel mit Reaves als Erzähler, welche aus der Sicht von Colleen und schließlich jene aus der Opferperspektive. Das hat mir gut gefallen und mich faszinierte die Tätersicht.

Heather als Protagonistin ist jedoch schwierig - erstens nicht sonderlich sympathisch, zweitens recht blauäugig und zudem auch noch ausgesprochen leichtsinnig. Auf mich wirkte es recht unglaubwürdig, wenn sie die Hinweise darauf, dass ihr offenbar jemand auf den fersen ist, einfach so abtat. Misstrauen und Angst wären da angebrachter gewesen.

Was irgendwie platt rüberkam, waren die brutalen Szenen - normalerweise habe ich damit keine Probleme, aber hier war das nicht ausgeklügelt, raffiniert oder perfide, sondern einfach stumpf brutal.

Auch das Ende des Herzgräbers war nicht so ganz schlüssig, es wirkte ziemlich weit hergeholt.

Mein Fazit: Ein durchaus spannender Thriller mit einer super Idee, aber eher schlechter Umsetzung. 3,5 Stern gibt es dafür von mir, konnte mich leider nicht vollends überzeugen.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Francis Ackerman jr. schwächelt - dennoch spannende Lesestunden!

Die Stimme des Wahns
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"Die Stimme des Wahns" von Ethan Cross ist im Januar 2022 als Taschenbuch mit 432 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich um Band 3 der Reihe um Francis Ackerman jr. und Nadia Shirazi, der unabhängig ...

"Die Stimme des Wahns" von Ethan Cross ist im Januar 2022 als Taschenbuch mit 432 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich um Band 3 der Reihe um Francis Ackerman jr. und Nadia Shirazi, der unabhängig von den Vorgängern gelesen werden kann.
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Zum Inhalt:
In einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt der gefürchtete Demon in Haft, den Ackerman jr. seinerzeit selbst hinter Gitter brachte. Es stellt sich aber heraus, dass es sich um einen Doppelgänger handelt und der echte Demon auf freiem Fuß ist - eine fatale Erkenntnis, denn nun will Demon Rache und somit nehmen zwei der berüchtigtsten Killer der Welt den Fehdehandschuh auf. Ein starker Kampf und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn irgendwie scheint Demon immer eine Nasenlänge voraus zu sein...!

Nach seiner "Karriere" als brutaler Serienmörder steht Ackerman in dieser Reihe dem FBI beratend zur Seite. Seine Partnerin und gewitzte Gegenspielerin ist die FBI-Agentin Nadia Shirazi.
Die beiden bilden ein super Ermittler-Team, und ich habe in den ersten beiden Bänden der Reihe ihre Schlagabtausche sehr geschätzt. Der brilliante Francis, der keine Furcht empfinden kann und die clevere, empathische Nadia stellen sich normalerweise gemeinsam den größten Herausforderungen.
Diesmal jedoch hat Ethan Cross beschlossen, Nadia etwas außen vor zu lassen und Ackerman jr. ist weitgehend im Alleingang unterwegs - leider. Allerdings hat Demon es auch auf Francis´Bruder Marcus und dessen Sohn Dylan abgesehen, und wenn es so persönlich wird, muss man evtl. mit sehr unlauteren Mitteln kämpfen. Und das ist schwierig mit der FBI-Aufpasserin an seiner Seite...
Außerdem sind Ackermans Lässigkeit und Unerschrockenheit nicht mehr das, was sie einmal waren. Der Autor will den Charakter seines Protagonisten offensichtlich sehr verändern, bremst dabei aber irgendwie das ganze Buch aus.

Der Autor versteht es zunächst wie gewohnt, den Leser zu fesseln und die kurzen Kapitel und die unterschiedlichen Handlungsstränge sorgen für rasante Abwechslung.
Mittendrin bricht die Action allerdings ziemlich ein und der Schwerpunkt liegt mehr auf Brutalität denn auf Gewitztheit und Cleverness.
Zum Ende hin nimmt das Geschehen dann zwar wieder ordentlich Fahrt auf und ich habe mitgefiebert, wie es ausgeht. Das Ende hat mich dann jedoch enttäuscht, denn es bleiben viele, zu viele Fragen offen.
Das ist mehr als ein fieser Cliffhanger, um neugierig auf Teil 4 zu machen - fast wirkte es auf mich wie noch nicht ganz fertig zum Abgabetermin...

Mein Fazit: Ich bin sehr hin- und hergerissen, der Thriller hatte Höhen und Tiefen und ein für mich unbefriedigendes Ende...ich vergebe also 3,5 Sterne und hoffe, dass der nächste Band wieder besser wird!

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Rufmord, menschliche Abgründe und niedere Motive...

Nordwestzorn (ungekürzt)
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"Nordwestzorn - Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording 2" von Svea Jensen ist im Juli 2021 als ungekürzte Ausgabe mit einer Laufzeit von 9 Stunden 50 Minuten bei Harper Audio erschienen.
Gesprochen wird ...


"Nordwestzorn - Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording 2" von Svea Jensen ist im Juli 2021 als ungekürzte Ausgabe mit einer Laufzeit von 9 Stunden 50 Minuten bei Harper Audio erschienen.
Gesprochen wird das Hörbuch von Julia Nachtmann.

Ein brisanter Fall für Anna Wagner, der ziemlich bewegt. Vor 15 Jahren verschwand ein Junge aus einem Sommercamp. Verdächtigt wurden mehrere Männer, die sich nie ganz vom Makel des Verdachts reinwaschen konnten, obwohl nie eine Verurteilung stattfand. Als der damalige Leiter des Camps, der sich aufgrund der Umstände ins Ausland zurückgezogen hatte, nach St. Peter Ording zurücckkehrt und bald darauf vermisst wird, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: wenn sie den Mann lebend finden wollen, müssen sie herausfinden, wer damals den Jungen entführte...

Der Fall ist wirklich erschütternd, das Schicksal des Jungen beschäftigte mich sehr und vermutlich gerade deswegen war ich häufig abgelenkt und konnte mich nicht so recht vom Geschehen mitreißen lassen. Erst nach der Hälfte konnte mich "Nordwestzorn" so richtig packen.
Der Krimi lässt sich definitiv flüssig hören und wird auch sehr gut von Julia Nachtmann gelesen, jedoch war er mir stellenweise zu langwierig und ich konnte mich nicht voll darauf konzentrieren.
Was ich allerdings sehr positiv fand ist, wie die Autorin es schafft hervorzuheben, wie grausam und schädlich Rufmord ist, was so etwas für Konsequenzen haben kann und wie tief menschliche Abgründe und wie nieder des Menschen Motive sein können...
Das Ende war sehr überraschend und hat mich ziemlich geschockt...

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Intrigen, Unsympathen, Verwirrung - kein Thriller, nichtsdestotrotz fesselnd

Flieh, so weit du kannst
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"Flieh, so weit Du kannst" von Naomi Joy ist im Januar 2021 als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.
Cover und Klappentext sind klasse und versprechen einen spannenden, möglicherweise blutigen ...

"Flieh, so weit Du kannst" von Naomi Joy ist im Januar 2021 als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.
Cover und Klappentext sind klasse und versprechen einen spannenden, möglicherweise blutigen und perfiden Thriller.
Bekommen tut man allerdings etwas ganz anderes...

Zur Handlung:
Ava, eine junge Frau, die in London lebt und arbeitet, muss sich von ihrem Freund trennen, da er trinkt, sie schlägt, kontrolliert und stalkt. Da sie nicht weiß wohin, nimmt sie mit gemischten Gefühlen das großzügige Angebot ihres Chefs David an, erstmal in das Haus seiner verstorbenen Tochter Olivia zu ziehen.
Allerdings erwartet ihr Chef scheinbar mehr von ihr, als es in einem normalen Arbeitsverhältnis angemessen wäre und Ava bekommt nun außerdem ständig Drohbriefe. Sind die von ihrem Ex Charlie?!
Und auch in der Firma läuft nicht alles rund, es geht um den Posten als Teamleiterin, wegen dem Ava in einen erbitterten Konkurrenzkampf mit ihrer Kollegin Jade gerät...
Und dann wäre da noch das Geheimnis, das Ava mit sich herumträgt - ständig meldet sich ihre innere Stimme (sinngemäß) mit der anklagenden Frage "Was hast Du getan?!"...

Meine Meinung:
Naomi Joy hat einen durchaus fesselnden Schreibstil, der den Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt.
Die Handlung ist nicht so leicht durchschabar, die Autorin versteht es immer wieder, den Leser zu verwirren.
Das Buch is außerdem aus unterschiedlichen Erzählperspektiven geschrieben, was es ungemein rasant macht.
Man kann sich Ava und ihre Arbeitskollegen perfekt vorstellen, die wirre und von sich absolut überzeugte Jade, die überdrehte Georgette, den Schönling Josh und David, den Chef sowie die Randfiguren dieses illustren Kreises.
Anfangs kommt Ava sehr sympathisch rüber, was sich im Verlauf der Geschichte allerdings ein wenig ändert, weil man ihre Handlungsweisen definitiv nicht nachvollziehen kann.
Jade, ihre Kollegin, ehemalige Freundin und nun erbittertste Konkurrentin ist absolut durchgeknallt und wirklich psychisch krank. Sie setzt alles daran, Ava Steine in den Weg zu legen und sie fertigzumachen. Sie ist von Neid zerfressen und von sich selbst überzeugt.
Josh, der Ziehsohn des Chefs, ist der einzig sympathische Charakter in diesem perfiden Spiel.
David, der Chef, ist schlecht durchschaubar und hat eindeutig andere Absichten, als er nach außen hin vorgibt.
Das Buch ist schon wirklich fesselnd und spannend geschrieben, hat aber das Problem, in die falsche Kategorie eingeordnet worden zu sein. Der Leser geht mit den falschen Erwartungen heran...dieses Buch ist kein Thriller, sondern eine überspitzt gezeichnete Story über Konkurrenzkämpfe, Geheimnisse, Intrigen und Drogen in einem mondänen Büro. Dazu kommt noch, dass die Charaktere fast durchweg unsympathisch sind.

Mein Fazit:

Selten ist es mir so schwergefallen, ein Buch zu bewerten...Ich vergebe 3,5 Sterne und würde es denjenigen empfehlen, die nicht so sehr einen Thriller suchen, sondern ein fesselndes Buch über Klatsch und Tratsch, Intrigen und Bösartigkeiten a la Dallas oder Denver-Clan (wer das noch kennt...)

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