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Veröffentlicht am 04.12.2025

Gefährliche Finger

Der Kurator
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Drei Fingerpaare werden an unterschiedlichen Orten gefunden, drei Personen sind verstümmelt, ja tot, soweit die Analyse der Gliedmaßen in der Pathologie ergibt. Das recht schräge Team, bestehend aus Chefin ...

Drei Fingerpaare werden an unterschiedlichen Orten gefunden, drei Personen sind verstümmelt, ja tot, soweit die Analyse der Gliedmaßen in der Pathologie ergibt. Das recht schräge Team, bestehend aus Chefin Stephanie Flynn, Ermittler Washington Poe, Pathologin Estelle Doyle und Analystin Tilly Bradshaw, ist gefordert, denn bald stellt sich heraus, dass der Täter extrem gefährlich sein muss.

Flott geht es mitten ins Geschehen, grausige Details trüben den weihnachtlichen Glanz, Makabres und Humorvolles wechseln einander ab und sorgen für stete Kurzweil. Eine düstere Atmosphäre passt zu den tollkühn platzierten Fingern, Wortspiele und kollegiales Geplänkel lassen die Handlung und insbesondere die Figuren authentisch und glaubwürdig erscheinen. Details zum Hobby Drachensteigen und viele andere knifflige Erläuterungen zu speziellen Sachverhalten charakterisieren nicht nur das engagierte Team rund um Flynn, sondern verleihen diesem Krimi auch sein ganz besonderes Flair.

Ein weiteres Lesevergnügen aus der Reihe „Washington Poe und Tilly Bradshaw ermitteln“, deren Bände ganz unabhängig voneinander gelesen werden können. Beste Unterhaltung ist hier garantiert.

Veröffentlicht am 02.12.2025

Allein

Der Nachbar
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Monophobie, das Unvermögen allein sein zu können, begleitet Strafverteidigerin Sarah Wolff seit ihrer Kindheit. Nach einer einschneidenden Entscheidung lässt sie sich mit ihrer Tochter Ruby in einer Neubausiedlung ...

Monophobie, das Unvermögen allein sein zu können, begleitet Strafverteidigerin Sarah Wolff seit ihrer Kindheit. Nach einer einschneidenden Entscheidung lässt sie sich mit ihrer Tochter Ruby in einer Neubausiedlung am Rande von Berlin nieder, ohne zu wissen, dass sie bei jedem Schritt beobachtet wird.

Mit Einstein gehen wir anfangs ins Gefängnis, mit Sarah betreten wir gleich darauf das Halbdunkel einer Waldhütte. Rasch wechselnde Orte und Szenen, eine Fülle an Informationen und dennoch nie das gesamte Bild – so sehen wir das, was wir sehen sollen und fragen uns bisweilen, ob Sarah an einer Persönlichkeitsstörung leidet oder wir als Leser einfach nicht alle Details richtig ins Puzzle einordnen können. Flott und beklemmend geht es durch kurzweilige Kapitel, die Bewertung der einzelnen Figuren fällt durchwegs schwer und gibt Rätsel auf. Zwischendurch sorgen brutale Foltermethoden für Gänsehaut und rasches Weiterlesen, denn einerseits will man kaum alle Grausamkeiten wie in Zeitlupe miterleben oder gar auskosten, andererseits steigt die Neugierde auf das Warum von Seite zu Seite. Das fast zu abrupte Ende kann der gesamten Handlung dann auch keinen Abbruch tun, schließlich muss nicht jeder Schritt seziert werden und die wesentlichen Fragen sind geklärt.

Viele Rätsel, Kindheitstraumata und engelsgleiche Stalker sorgen für Nervenkitzel, die Angst, allein zu sein, ist nichtig, denn lieber wäre man dann doch allein, nicht wahr? Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.11.2025

Diebe

Winterwunder sind Schnee von gestern
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Am Bayreuther Christkindlmarkt sind wohl Diebe unterwegs, nicht nur Geldbörsen von Kunden werden gestohlen, sondern auch die ständig neu ausgestellten Jesusfiguren in der weihnachtlichen Krippe. Kati Blum ...

Am Bayreuther Christkindlmarkt sind wohl Diebe unterwegs, nicht nur Geldbörsen von Kunden werden gestohlen, sondern auch die ständig neu ausgestellten Jesusfiguren in der weihnachtlichen Krippe. Kati Blum bleibt da gar nichts anderes übrig, als dem Täter nachzustellen.

Humorvoll und präzise werden die Figuren anfangs vorgestellt, sodass man ganz ohne Kenntnisse der Reihe „Kati Blum ermittelt“ ins Geschehen einsteigen kann. Weihnachtliches Flair, duftende Tannenzweige und zarte Schokopralinen erfreuen nicht nur die Besucher des Christkindlmarktes, sondern bringen auch den Leser in Adventstimmung. Während Kati als Aushilfe am Confiseriestand arbeiten soll, verschwinden laufend Gegenstände aus Taschen und von Verkaufsflächen und so legt sich die Hobbyermittlerin natürlich auf die Lauer. Kurzweilige Dialoge, ein Nikolausbewerb und eine rasante Verfolgungsjagd prägen das Geschehen, eine überaus warmherzige Auflösung rundet die Geschichte perfekt ab.

Ein stimmungsvolles Büchlein für die Adventzeit, das die Neugierde für mehr von Kati Blum weckt. Empfehlung!

Veröffentlicht am 29.11.2025

Vor Gericht

Saal 210 - Wenn Menschen morden
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Wahre Verbrechensfälle im Portrait liefert Hariett Drack dem Leser ins Haus, ohne Aufputz und Drumherum schildert sie sachlich eine ganze Reihe an Morddelikten und Gerichtsentscheiden in anderen Streitsachen. ...

Wahre Verbrechensfälle im Portrait liefert Hariett Drack dem Leser ins Haus, ohne Aufputz und Drumherum schildert sie sachlich eine ganze Reihe an Morddelikten und Gerichtsentscheiden in anderen Streitsachen. Von skurrilen Momenten bis hin zum beklemmenden Atemanhalten ist hier alles dabei, was auch Staatsanwälten, Richtern und Zeugen täglich unterkommt.

In kurze übersichtliche Kapitel geordnet sammelt dieses Büchlein allerhand Kurioses und Unfassbares zusammen, da geht es um verheimlichte Schwangerschaften und Tötung des Neugeborenen genauso wie um einen Sack voller Leichenteile oder um extrem unterernährte Kinder und vergiftete Ehefrauen. Die Bandbreite zieht sich hin bis zum Nachbarschaftsstreit aufgrund von lauter Musik oder quietschenden Klodeckeln. Besonders erschütternd sind natürlich jene Fälle, in denen es um Kinder geht, aber auch alle anderen Geschichten sorgen für Erstaunen, wozu der Mensch fähig ist. Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Warum, was führt dazu, dass jemand anderen Personen Leid antut oder sie gar tötet? Hätte man eine Tat verhindern können und wenn ja, wodurch? Niemandem wird Schuld zugewiesen, auch wenn da und dort ein Versagen von Behörden oder Institutionen augenscheinlich ist, aber oft sind es auch Bürokratie und Vorschriften, welche zu überwinden wären, denn nach Bauchgefühl alleine kann im Staat nicht gehandelt werden.

Interessante, abscheuliche und schier unglaubliche Szenen wechseln einander in rascher Folge ab, treffende Urteile und solche, die man vielleicht anders gefällt hätte, beenden jede einzelne Geschichte. Ein umfassender Einblick in den Gerichtssaal Kölns, wo sich diese Prozesse tatsächlich abgespielt haben.

Veröffentlicht am 27.11.2025

Das Abenteuer nimmt seinen Lauf

Elbnächte. Schatten über St. Pauli
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Louises Bar in St. Pauli ist ein beliebter Treffpunkt für Frauen geworden, nichts Alltägliches in Hamburg im Jahre 1913. Auch bei Ella und Paul gibt es Fortschritte in Richtung Freiheit. Aber bald überschattet ...

Louises Bar in St. Pauli ist ein beliebter Treffpunkt für Frauen geworden, nichts Alltägliches in Hamburg im Jahre 1913. Auch bei Ella und Paul gibt es Fortschritte in Richtung Freiheit. Aber bald überschattet ein beunruhigendes Ereignis das Leben des zufällig zusammengekommenen Trios: Louises Ehemann ist dem Gefängnis entflohen und stellt eine beängstigende Gefahr dar.

Aus Verständnisgründen für die wunderbare Handlung sollte man „Lichter über St. Pauli“ vorweg gelesen haben, damit das Vergnügen mit den sympathischen Figuren auch wirklich in vollen Zügen zu genießen ist. Höchst unterschiedlich sind Louise, die reich verheiratet ist, allerdings mit einem Kriminellen, Ella, welche noch an ihrer schrecklichen Vergangenheit zu nagen hat und Paul, der seine Polizistenstelle aufgrund eines amputierten Armes aufgegeben hat. Kaum haben sich die drei neu eingerichtet in ihrer jeweiligen Lebenssituation, kommen auch schon weitere Herausforderungen und Abenteuer auf sie zu. Aus verschiedenen Blickwinkeln führt Henrike Engel durchs Geschehen, wodurch Abwechslung und Lebendigkeit gut zum Tragen kommen. Der eloquente Schreibstil ohne Schnörkel und Gefühlsduselei passt perfekt zu den Charakteren, die eine beachtliche Entwicklung zeigen, Einblicke in die Prothesenwerkstatt, verschwundene Waisenkinder und gesetzeswidrige Fotos sind nur Teile der spannenden Szenen, welche den Leser vom ersten bis zum letzten Kapitel fesseln.

Noch besser als der erste Teil der Dilogie hat mir dieser Band gefallen. Wer die Atmosphäre von 1913 im Hamburg, gespickt mit kriminalistischen Elementen und großartigen Figuren sucht, dem seien die beiden „Elbnächte“ ans Herz gelegt.