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Veröffentlicht am 06.11.2023

Die Fortsetzung

Die Zuckerbaronin
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Bayern, 1911: Die Eltern der Schmugglerfamilie Schindler sind tot, die drei Schwestern müssen nun herausfinden, wohin sie ihre Wege führen. Gwendolyn hat die Seiten gewechselt und Alexander von der Donau ...

Bayern, 1911: Die Eltern der Schmugglerfamilie Schindler sind tot, die drei Schwestern müssen nun herausfinden, wohin sie ihre Wege führen. Gwendolyn hat die Seiten gewechselt und Alexander von der Donau Zucker AG geheiratet, Martha ist immer noch begeistert am Saccharinschmuggel beteiligt und die jüngste, Helena, lernt bei einer Fahrt ins schweizerische Grenzgebiet den schwer einzuschätzenden Andrin kennen. Eine unterhaltsame Fortsetzung der Reihe beginnt.

Wie bereits im Vorgängerband verbinden auch hier Martina Sahler und Heiko Wolz historisch belegte Fakten mit unterhaltsamer Dichtung. Szenen an unterschiedlichen Orten sorgen für Abwechslung und wecken Neugierde, wie es in den einzelnen Handlungssträngen weitergeht. Dennoch schleicht sich im Mittelteil bisweilen eine gewisse Langatmigkeit ein, wohingegen im letzten Drittel einige Figuren einen recht raschen Gesinnungswandel durchleben. Trotz allem ist es interessant, die drei Schwestern in ihrer Entwicklung zu begleiten und auch die anderen Personen zu beobachten, wie sie mit verschiedenen Herausforderungen umgehen.

Nicht ganz so spannend wie Teil Eins, aber durchaus lesenswert – daher vier Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.11.2023

Der besondere Adventkalender

Das Weihnachtswunder deines Lebens
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Claudia kehrt mit dreißig Jahren in ihr Elternhaus zurück, sucht Zuflucht und Unterstützung bei ihrer Familie, nachdem die fünf Jahre auf Mallorca in einer totalen Schuldensituation geendet haben. Während ...

Claudia kehrt mit dreißig Jahren in ihr Elternhaus zurück, sucht Zuflucht und Unterstützung bei ihrer Familie, nachdem die fünf Jahre auf Mallorca in einer totalen Schuldensituation geendet haben. Während der Adventzeit möchte sie am liebsten nur schlafen oder heulen, aber der uralte Adventkalender ihrer verstorbenen Großmutter hält 24 Kästchen mit verschiedenen Aufgaben bereit, welche Claudia sich selbst näherbringen. Ein Buch, das Mut für Neues bringen kann.

Das wunderschöne Titelbild, der interessante Klappentext und die vielen sehr positiven Rezensionen haben mich zu diesem Buch greifen lassen. Die Idee, welche hinter dieser warmherzigen Geschichte steckt, ist wunderbar, die Umsetzung jedoch weniger gut gelungen. Vieles wird zu oft wiederholt, die Handlung plätschert ohne nennenswerten Spannungsbogen dahin, die Figuren kommen einem auf unerklärliche Weise kaum näher. Die eingebauten Diskussionen über vegane Weihnachtsgänse und Alternativen zum Christbaum lassen das Ganze auch nicht besser werden. So entwickelt sich aus dem erwarteten Lesevergnügen eher ein Zählen der Kapitel, wann denn das Ende in Sicht kommt. Aber die Neugierde, welche Weisheit der Adventkalender eröffnet, ist doch stark genug, um durchzuhalten.

Das Nachwort allerdings ist sehr ungewöhnlich und klärt darüber auf, dass so manches im Leben eine Sache der Perspektive ist und hat mich bezüglich des dort angesprochenen Themas („Fehler im Buch zu belassen, um es sich leicht zu machen“, kindle Pos.3832) doch etwas sprachlos zurückgelassen. Ich kann für diese Weihnachtsgeschichte leider keine Empfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 04.11.2023

Quer durch die Jahrhunderte und rund um die Welt

Tee. Matcha. Mord
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Tee in unterschiedlichsten Variationen, schwarz oder grün, aus dem Samowar oder während einer hingebungsvollen japanischen Zeremonie, daheim oder auswärts – in jeder der kurzen Krimigeschichten spielt ...

Tee in unterschiedlichsten Variationen, schwarz oder grün, aus dem Samowar oder während einer hingebungsvollen japanischen Zeremonie, daheim oder auswärts – in jeder der kurzen Krimigeschichten spielt dieses Getränk eine gewisse Rolle. Zudem geht es, wie es bei Krimis so sein muss, um Mord und Totschlag. Wer beides schätzt, brüht sich am besten seine Lieblingssorte auf und kuschelt sich mit diesem Buch in eine gemütliche Ecke.

Anke Küpper und Franziska Henze als Herausgeber, sowie achtzehn weitere Autoren schicken den Leser mit ihren Figuren in alte Zeiten auf große Schiffe mit den Ostindienfahrern, besuchen Japan und pflanzen Zwiebeln, backen einmalige Mokkatorten, spielen anspruchsvolle Konzerte, spionieren durch den Hexenwald und vertreiben sich die Zeit mit Teekesselchen-Rätseln. Das und noch viel mehr bietet diese unterhaltsame Anthologie mit ihren schrägen Geschichten und Szenen voller schwarzem Humor. Sehr unterschiedliche Wege zwischen Tee und Tod werden beschritten, nicht jede Handlung trifft den persönlichen Geschmack, aber im Großen und Ganzen ist sicher für jeden etwas dabei.

Mich hat diese Sammlung an Kurzkrimis jedenfalls gut unterhalten, gerne lese ich Ähnliches zu einem anderen Schwerpunkt. Vier von fünf Sternen!

Veröffentlicht am 02.11.2023

Ebenbürtig

Auden Hill University – How Far We Fall
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Ebenbürtig, das sind die Elitestudenten und die Stipendiaten an der Auden Hill University ganz und gar nicht. Aus vornehmem Hause und mit wichtigen Kontakten ausgestattet, sehen die Reichen auf die Empfänger ...

Ebenbürtig, das sind die Elitestudenten und die Stipendiaten an der Auden Hill University ganz und gar nicht. Aus vornehmem Hause und mit wichtigen Kontakten ausgestattet, sehen die Reichen auf die Empfänger einer staatlichen Unterstützung tief herab. Als die mittellose Ivy in der Universität ankommt und erfährt, dass zwei Jahre zuvor eine Kollegin aus dem Ruth-Matthewson-Förderprogramm Selbstmord begangen hat, wird sie neugierig und stellt neben ihren Vorlesungen Nachforschungen an. Dabei kommt ihr der elitäre Reed stets in die Quere, womöglich birgt er selbst ein Geheimnis, das mit dem früheren Todesfall zu tun hat?
Detaillierte Beschreibungen lassen den Leser gleich zu Beginn Ivy und den Universitätscampus von Auden Hill kennenlernen. Dort wäre die junge Frau ohne Stipendium niemals gelandet und sie kann jetzt noch ihr Glück kaum fassen, an dieser bekannten und elitären Einrichtung studieren zu dürfen. Doch schnell erfährt Ivy von Delilah, welche hier unter geheimnisvollen Umständen ums Leben gekommen sein soll, aber niemand spricht offen über diesen Vorfall. Mysteriöse Gerüchte um einen Geheimbund stacheln Ivys Neugierde an und auch der fesche Reed mit seinen wunderschönen Augen geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die Spannung im Text könnte etwas höher sein, dennoch sind die Geschehnisse interessant dargestellt, sodass man sich selbst bald mitten am Campus wähnt. Die einzelnen Figuren sind gut vorstellbar gezeichnet und auch das Hin und Her zwischen Ivy und Reed kommt authentisch beim Leser an, wobei hier sogar noch mehr Knistern einfließen hätte können. Insbesondere die Auflösung rund um das Thema Wahrheit und Moral passt dann wiederum gut als Abschluss und gefällt mir sehr. Ebenso ist der Wechsel aus Ivys Sicht hin zu Reeds Blickwinkel am Ende gut gelungen.

Fazit: ein unterhaltsamer Campus-Roman mit der Frage, ob Arm und Reich ebenbürtig sind und was man mit Geld alles „richten“ kann oder darf.

Veröffentlicht am 01.11.2023

Britischer Humor

Mord kennt keine Feiertage
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Inspector Timothy Smart ist in Gedanken schon bei duftenden Weihnachtskeksen und knusprigem Festtagsbraten, als ihn sein Freund Robin Chandler auf eine kleine Insel nach Crannock Hall bittet. Er riecht ...

Inspector Timothy Smart ist in Gedanken schon bei duftenden Weihnachtskeksen und knusprigem Festtagsbraten, als ihn sein Freund Robin Chandler auf eine kleine Insel nach Crannock Hall bittet. Er riecht Mord in der Luft und Smart begibt sich mit dem letzten Fährschiff vor dem einsetzenden Schneesturm auf das einsame Eiland. Fernab vom Feiertagstrubel treffen wenige geladene Gäste auf noch weniger Hauspersonal – lediglich Lord Bainbridge, der exzentrische Hausherr, erscheint nicht zum Dinner – denn er liegt tot am Boden der Bibliothek.

Im typischen Stil eines britischen Krimis mit ebensolch trockenem Humor führt Christian Humberg durch die logisch aufgebaute und gut nachvollziehbare Handlung. Smart beendet kaum eine Ermittlung und will endlich heim zu seiner geliebten Mildred, als ihn ein aufgeregter Anruf erreicht und so nimmt er einen vermeintlich schnellen Umweg zum Landsitz Crannock Hall. Die Beschreibungen des herrschaftlichen Hauses sind eindrucksvoll und düster, die Gesellschaft so unterschiedlich, wie sie nur sein kann. Das Personal ist zurückhaltend, der Butler loyal und verschwiegen wie im Bilderbuch. Nun sind sie alle mit den geladenen Gästen und Inspector Smart eingeschlossen auf der kalten, verschneiten Insel und einem Toten im Keller, Verbindung zum Festland gibt es natürlich keine, sie sind auf sich allein gestellt – mit einem Mörder in ihrer Mitte.

Gewitzte Überraschungen und nüchterne Betrachtungen fließen ins Geschehen mit ein, ein wenig mehr Weihnachtsstimmung hätte aufgrund des Titels nicht geschadet. Dennoch bietet dieser Krimi gute Unterhaltung, lediglich der Weihnachtsbraten für Smart könnte kalt werden.