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Veröffentlicht am 02.11.2019

Wer bin ich eigentlich?

Pippa (Bd. 2)
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Liebe Daffy,

erinnerst du dich noch an all diese wirren Gedanken, als man erwachsen wurde? Man fühlt sich eigentlich schon groß und trotzdem hinterfragt man jeden Schritt. So geht es Pippa im zweiten ...

Liebe Daffy,

erinnerst du dich noch an all diese wirren Gedanken, als man erwachsen wurde? Man fühlt sich eigentlich schon groß und trotzdem hinterfragt man jeden Schritt. So geht es Pippa im zweiten Teil und von dem möchte ich dir im heutigen Brief berichten. Pippa. Mein (ganzes) Leben steht Kopf von Barbara Tammes ist 2018 bei Coppenrath erschienen und wieder aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann übersetzt worden.

Das Cover fühlt sich genauso toll an wie bei Pippa. Mein (halbes) Leben ist ein Ponyhof und nebeneinander sehen sie super schick im Regal aus. Wir haben hier das zweite Journal von Pippa in Händen, welches wieder mit Zeichnungen und Lettering ein ganz besonderes Leseerlebnis bietet. Findest du nicht auch, dass Lettering zu einem richtig großen Hype geworden ist, der auch noch super schick aussieht? Doch zurück zum Thema: Womit befasst sich Pippa inzwischen, wirst du dich fragen. Pippa, die in zwei Welten zuhause ist und ihren Platz zu finden versucht. Unter der Woche lebt sie bei ihrer verrückten Mutter auf einem Bauernhof, an den Wochenenden bei ihrem durchgeplanten Vater in einer großen niederländischen Stadt. Während Pippa zwischen diesen Extremen hin und her gerissen ist, stellt sie sich die Frage, was eigentlich einen guten Menschen ausmacht.

Es ist herrlich erfrischend, diese Reise mit Pippa zu gehen und ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, einen Teil von mir in ihrer Figur wiederzufinden, aber auch, als würde ich eine kleine Schwester begleiten, die langsam erwachsen wird. Ich konnte so viele von ihren Fragen und Gedanken verstehen und die Verwirrtheit, die sie über einiges verspürt, hätte ich in der Situation genauso empfunden. So stellt sich ihr zum Beispiel die Frage, ob sie dauerhaft in der Stadt leben möchte und dort eine elitäre Schule besuchen würde oder lieber auf dem Land bei ihrer Schwester und Mutter bleibt. Oder die Frage danach, wie man erwachsen und sachlich argumentiert und Egoismus beiseite schiebt, wenn das Wohl eines anderen wichtiger sein sollte. Es ist nicht leicht, sich im und zum Weltgeschehen zu positionieren. In all dem ist Pippa aber kein rebellierender und unverschämter Teenie; sie rebelliert auf ihre Art, die teilweise vorlaut, tollpatschig, aber auch unsicher ist. Absolut sympathisch also. Dabei wirkt sie nicht inszeniert verrückt oder Fettnäpfchen suchend, es passiert einfach. Barbara Tammes hat nicht nur ein gutes Händchen, eine Geschichte aufzubauen, sondern auch, Figuren zu entwickeln, die so aus dem Leben in das Buch gefallen zu sein scheinen. Das Verlieben ist kein Vorgang von märchenhafter Schicksalsliebe, sondern richtig natürlich. Pippa ist verwirrt und unsicher, will aber trotzdem unbedingt wissen, wie es sich anfühlt, stellt mit ihrer besten Freundin Theorien auf, wie ein Kuss sein sollte und macht ihre allerersten Erfahrungen in dieser Buchreihe. Das war so niedlich, dass es mich ein bisschen an Cornelia Funkes Die wilden Hühner erinnert hat. Überhaupt möchte ich ich Pippa gern mit dieser Buchreihe vergleichen. An sich haben die Geschichten nichts gemein und auch die Schreibstile sind gänzlich verschieden. Cornelia Funkes wilde Hühner können wir anhand eines allwissenden Erzählers erleben. Barbara Tammes gibt uns durch Pippas Ich-Erzähler eine ganz andere Perspektive auf das Innenleben der Protagonistin. Aber das Gefühl beim Lesen der Geschichten ist ein ähnliches. Wenn du also Fan der Kinderbücher rund um Die wilden Hühner warst, kann ich dir Pippa nur wärmstens empfehlen. Es ist ein Kinderbuch, das ganz ohne Magie oder fantastische Elemente auskommt. Es zeigt einem die Magie des Alltags, des realen Lebens, der Familie und Freundschaft. Es gibt so viel zu entdecken und durch Pippas Augen ist es noch so viel witziger, weil sie einen tollen Humor hat und eine eigene Art, Erlebtes bildlich und schriftlich darzustellen.
Müsste ich wählen, würde ich sagen, Teil eins hat mir ein bisschen besser gefallen, aber Band zwei macht es erst rund. Und wenn dich nicht schon der Titel im Buchladen anspricht, dann konnte ich dich vielleicht mit meinem Brief überzeugen, mit Pippa und ihrer herzerwärmend verrückten Familie deine Lesezeit zu verbringen. Es lohnt sich!

Es grüßt dich ganz herzlich,
deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Pippas amüsantes Journal - irgendwo zwischen Stadt und Land

Pippa (Bd. 1)
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Liebe Daffy,

halt dich fest, hol' dir einen Chai Latte und mach es dir gemütlich. Ich habe dir ein Highlight-Buch zu empfehlen und hoffe, ich kann der Geschichte mit meinem Brief halbwegs gerecht werden. ...

Liebe Daffy,

halt dich fest, hol' dir einen Chai Latte und mach es dir gemütlich. Ich habe dir ein Highlight-Buch zu empfehlen und hoffe, ich kann der Geschichte mit meinem Brief halbwegs gerecht werden. Es geht um das Kinderbuch Pippa. Mein (halbes) Leben ist ein Ponyhof von Barbara Tammes, das 2017 bei Coppenrath erschienen ist. Das Original ist aus den Niederlanden und 2015 unter Het leven volgens Pippa Leeuwenhart auf den Markt gekommen. Hätte ich gewusst, dass es ein niederländisches Buch ist, hätte ich es mir dort gekauft, so habe ich hier die Übersetzung von Andrea Kluitmann: Und hatte jede Menge Spaß!

Wir tauchen in die Welt von Pippa Löwenherz ein. Ihr Leben hält sie nämlich ganz schön auf Trab – im wahrsten Sinne des Wortes. Pippa und ihre kleine Schwester Poppy leben unter der Woche bei ihrer Mutter auf einem Bauernhof mit Pferden. Natur pur, bunt und etwas chaotisch. An den Wochenenden sind die Schwestern bei ihrem Vater in der Stadt. Schick, geordnet, durchgeplant. Es ist, als hätte Pippa zwei Leben. Dazu gehören nicht nur die unterschiedlichen Umgebungen, sie hat sogar jeweils eine beste Freundin, Hobbys und verhält sich anders. Und es gefällt ihr beides ziemlich gut, doch leider passen beide Welten nicht zusammen. Um sich in ihren Welten nicht zu verirren, hat Pippa angefangen, ein Journal zu führen, um Gedanken aufzuschreiben oder Fragen an das Leben zu stellen. Ist nun die Land-Pippa oder die Stadt-Pippa die „richtige“ Pippa?

Wüsstest du, ob du eher ein Stadt- oder Landkind bist? Zuerst habe ich nämlich gedacht, das ist ja eine super einfache Frage. Doch Pippa zeigt so treffend die Pros und Contras beider Seiten auf, dass ich jede Menge Spaß hatte, selbst mitzudenken, was für Pippa nun das „richtige“ wäre. Das Buch ist gespickt mit Zeichnungen, Rezepten, Anleitungen und natürlich großartigem Text, sodass ich in einem Rutsch durch war. Man nimmt sich vor, nur noch bis zum nächsten Punkt zu lesen, was überhaupt nicht klappt, weil es zu viel Spaß macht; Pippa unterteilt ihr Journal nämlich in Unterpunkte und nicht nach einem Datumssystem. Die Zeichnungen sind bunt und es gibt jede Menge zu entdecken. Ob sie Mindmaps baut, Diagramme oder dir aufzeichnet, wie du mit einem Pferd arbeitest – das kann Pippa dank Barbara Tammes' eigener Erfahrung mit Pferden nämlich richtig gut. Pippa kreiert ihr Journal mit großer Leidenschaft und hat jede Menge toller Ideen, wie sie ihre Erfahrungen bildlich darstellen möchte. Während man so blättert, fällt einem auf, wie viele Fragen sich auf dem Weg zum Erwachsen werden stellen – und mal ehrlich, wüsste Pippa, wie viele Fragen noch immer bleiben, obwohl man schon erwachsen ist, sie würde sich die Haare raufen. Es ist nämlich gar nicht so einfach, die Erwachsenen zu verstehen, findet sie. Wenn man dann auch noch langsam selbst immer mehr entdeckt und erlebt, wird es kniffelig.

Barbara Tammes hat es geschafft, ein Kinderbuch zu schreiben, das so ganz anders ist, als das, was ich bisher gelesen habe. Mit jeder Menge Humor und tollen Ideen, baut sie eine Geschichte auf, die einen selbst wieder über die Zeit vom Kind zur Jugendlichen nachdenken lässt. Ihre Pippa geht mit offenen Augen durch die Welt(en) und hinterfragt Ereignisse auf eine unfassbar sympathische Weise, dass es nicht kindisch wirkt. Durch die Aktualität der Zeichnungen und des Lettering, aber auch die Form eines Journals, trifft Pippa sicherlich den Geschmack des Zielpublikums. Aber nur weil ich nicht mehr mit Pippa zur Schule gehen würde, heißt es nicht, dass ich sie nicht gern begleitet habe. Es ist also für jeden, der Kinderbücher liebt. Vor allem, wenn man sich durch die Leselandschaft schon ein bisschen hat treiben lassen, sind die Niederlande als Schauplatz nicht das übliche London, Paris oder New York.
Ich habe dank Pippa ein neues Lieblingsbuch für die Liste der Kinderbücher-die-man-kennen-sollte gefunden und fasse jetzt nochmal den Buchdeckel an, denn der fühlt sich ganz toll an.

Um es jetzt noch mit Pippas Worten zu sagen: „Alle guten Dinge fangen mit P an.“ Pippa gibt es im … Pärchen. Jawohl, es gibt einen zweiten Teil. Natürlich habe ich ihn schon gelesen, aber davon mehr in einem anderen Brief.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Weihnachten in der Stadt der Liebe

Kiss me in Paris
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Chère Daffy,

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Hier komme ich mit einer frischen weihnachtlichen Rezension um die Ecke...oder auch nicht so weihnachtlich. Aber dazu gleich mehr. Das Duo Stephanie ...

Chère Daffy,

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Hier komme ich mit einer frischen weihnachtlichen Rezension um die Ecke...oder auch nicht so weihnachtlich. Aber dazu gleich mehr. Das Duo Stephanie Elliot und James Noble, das hinter dem Pseudonym Catherine Rider steckt, hat mit Kiss me in Paris die französische Hauptstadt zum Schauplatz ihrer winterlichen Liebeskomödie gemacht. Das Buch ist nicht mehr ganz jung, sondern erschien schon 2017 im cbt Verlag und wurde von Franka Reinhart aus dem Englischen übersetzt.

Weihnachten in der Stadt der Liebe...oder des Lichts, je nachdem welche Definition dir mehr zusagt, es sind beides absolute Garanten der Weihnachtszeit. Die New Yorkerin Serena kommt mit einer ganz besonderen Aufgabe nach Paris: Sie möchte zum 25. Hochzeitstag ihrer Eltern deren Hochzeitsreise nachstellen. Eine emotional aufwühlende Idee, war doch der Vater vor zwei Jahren verstorben. Erst zieht sich ihre Mutter aus der Sache raus und nimmt einen Geschäftstermin in London wahr, dann ist auch Serenas Schwester Lara zu verplant, um ihre Schwester zu begleiten. Bei einem Studienkollegen von Laras Freund wird Serena, gerade in Paris gelandet, geparkt und nun steht sie allein vor ihrer rappelvollen Liste an Sehenswürdigkeiten, die sie alle innerhalb von 24 Stunden besucht und fotografiert bekommen möchte. Völlig utopisch und gar nicht die Art und Weise, wie man Paris kennen lernen sollte, findet Jean-Luc, ebenjener Franzose, bei dem Serena untergekommen ist. Er nimmt sich Serenas an und will ihr seine Stadt zeigen, doch da hat er die Rechnung, ohne die Agenda der Amerikanerin gemacht, die minutiös jeden Schritt geplant hat.

Das klingt so gar nicht nach Weihnachten? Es ist mir auch verdammt schwer gefallen, ein Weihnachtsgefühl bei diesem Buch zu entwickeln. Das Buch spielt an einem Tag, dem 21.Dezember und ist in seinen Kapiteln nicht nur abwechselnd in die Sichtweisen von Serena und Jean-Luc unterteilt, sondern auch mit einer Angabe der Uhrzeit. Die Idee ist absolut witzig und hätte ich das vorher gewusst, würde ich das Buch am 21. Dezember zu genau diesen Uhrzeiten zu lesen versuchen. Ich glaube, das gibt dem ganzen eine ganz tolle Dynamik. Wie ich das mit dem Epilog machen würde, der sechs Monate später spielt, müsste ich mir dann allerdings noch überlegen, aber vielleicht hast du dazu einen Einfall?
Dass wir uns direkt vor Weihnachten befinden, kommt aber ansonsten gar nicht unbedingt an. Die Stadt des Lichts wird nicht großartig anhand von Dekorationen, Lichterketten oder funkelnden Tannenbäumen beschrieben. Es könnte also genauso gut irgendein Wintertag sein. Weihnachten spielt auch für Serena und Jean-Luc keine wichtige Rolle. Besagter Hochzeitstag ist an Neujahr und wird als der Feiertag der Geschichte dargestellt. Überhaupt ist Serena sehr besessen von ihrer Aufgabe, diese Reise nachzustellen, was ihrem Charakter einen sehr interessanten Zug gibt. Ich konnte sie mir richtig vorstellen, wie sie verbissen von Seine zu Notre Dame und durch den Louvre stapft, ohne wirklich etwas zu sehen. Sie bleibt nicht stehen, sie nimmt nichts wahr, nur ihre Liste und wovon sie nun schnell einen Schnappschuss für ihr Scrapbook schießen muss. Hätte man ihr nur dieses sture Verhalten und eine unbändige Angst vor dem Versagen verpasst, wäre sie mal eine faszinierende Protagonistin gewesen. Sie hat die Hosen an, sagt, wo sie lang möchte und lässt sich nicht beirren. Während Jean-Luc der künstlerische Typ ist, sich treiben lassen möchte und sogar der schüchterne Part der beiden ist, der sogar regelmäßig rot anläuft. Doch leider wurde von Catherine Rider dann zu viel gewollt. Durch die sehr unterschiedlichen Auffassungen und Vorstellungen geraten Serena und Jean-Luc pausenlos aneinander und finden keinen gemeinsamen Nenner. Serena ist dabei aber auch noch unhöflich, dreist und meint andauernd, Jean-Luc wäre ein Egoist, der nur nervt. Entschuldigung?! Der junge Mann, bietet einer Wildfremden kostenlos einen Schlafplatz, begleitet sie auf ihrer Tour durch Paris, damit sie sich nicht verläuft und alles in ihrem Zeitplan schafft, während wir erfahren, dass er sich in den Kapiteln aus seiner Sicht auch noch andauernd schlecht fühlt und selbst meint, er wäre ungerecht zu Serena. Nein! Jean-Luc ist ein wunderbarer Charakter, der hilfsbereit und engagiert ist und die Tour einfach gleichzeitig für sein Fotoprojekt nutzt. Das Ganze wird dann als „A Winter Romance“ angepriesen. Lass mich kurz überlegen, denn ich weiß nicht, wann in dem Buch groß romantische Stimmung aufkommt, während die beiden durch die Stadt der Liebe laufen – Serena meckernd, Jean-Luc sich selbst ungerechtfertigterweise tadelnd. Die Entwicklung, die das Buch nimmt, ist an den Haaren herbei gezogen, wie du dir sicher denken kannst, wenn zwei Menschen nur einen einzigen Tag miteinander verbringen und den nicht einmal harmonisch. Es gibt einen Unterschied zwischen „Was sich liebt, das neckt sich“ und Serenas Beleidigungen. Du wirst es langsam mitbekommen haben, Serena bekommt von mir als Figur eine glatte 6, Jean-Luc einen Satz heiße Ohren, damit er aufhört, von sich zu glauben, er würde nicht genug geben, aber ansonsten ist er ein absolut reizender Junge und ich wünschte, diese Romanze würde ihm eine andere Partnerin zur Seite stellen. Das einzig wirklich nervige an ihm ist seine Unfähigkeit sich zu entscheiden. Serena und Jean-Luc gehen mehrfach sowohl Essen, als auch Kaffee trinken. Serena schaut jedes Mal in die Speisekarte und bestellt, was ihr schmeckt, Jean-Luc nimmt grundsätzlich das gleiche. Als sie beide einen Kaffee kauften, konnte ich das noch nachvollziehen. Aber in einem Restaurant ist es sehr unwahrscheinlich, dass beide haargenau den gleichen Geschmack in jeglicher Hinsicht haben. Sollte es die absolute Übereinstimmung symbolisieren, wo sie augenscheinlich nur am Streiten waren? Oder war es eine Charakterschwäche Jean-Lucs, keine eigene Meinung zu haben? Bei jedem: „Ich bestelle das Gleiche […]“ (S. 143) zog es sich in mir zusammen.

Pluspunkte bekommt das Buch aber definitiv für ein wunderschönes Cover, das aussieht wie ein Moodboard zu einem winterlichen Paris, was ich super gelungen finde. Die Idee zur Geschichte ist toll und die Umsetzung, das Buch aus zwei Sichten, mit Uhrzeitangabe zu schreiben, gefällt mir ausgesprochen gut. Würde denn der Inhalt stimmen. Wie gesagt, ich glaube, es entwickelt sich ein ganz eigenes Gefühl, nähme man das Buch am 21.12. zur Hand, stellt den Wecker auf 09:15 Uhr und legt sich mit Kakao und Plätzchen aufs Sofa. Catherine Rider hat noch weitere Bücher geschrieben, vielleicht werfe ich da einen Blick rein und gebe dem Autorenduo noch eine Chance. Vor allem, wenn das Prinzip das Gleiche ist und ich mir einen Winterwunderlandtag machen kann. Mal schauen, wohin meine Reise nach Paris gehen wird. Ich halte dich auf jeden Fall auf dem Laufenden.

Bisous,
Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Wenn das Leben dir Zitronen gibt - verlieb' dich in eine Pappfigur

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
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Liebe Daffy,

hast du eigentlich schon einmal einen Fallschirmsprung gemacht? Gerade komme ich von einem ganz adrenalingelandenen Erlebnis und muss dir von Jessica Parks Im freien Fall oder wie ich mich ...

Liebe Daffy,

hast du eigentlich schon einmal einen Fallschirmsprung gemacht? Gerade komme ich von einem ganz adrenalingelandenen Erlebnis und muss dir von Jessica Parks Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte erzählen; 2014 im Loewe Verlag erschienen, handelt es sich um einen Jugendroman, der von Bea Reiter übersetzt wurde.

Durch diesen witzigen Titel bin ich auf das Buch gestoßen und musste es zur Hand nehmen. Allerdings möchte ich auf den Titel später noch eingehen, daher kommt jetzt erst einmal eine kleine Zusammenfassung des Inhalts.
Wir lernen Julie Seagle in keiner beneidenswerten Lage kennen. Die frischgebackene Studentin ist voller Vorfreude auf Studium und erste eigene Wohnung von Ohio nach Boston gezogen – und steht nun vor dem Nichts. Um dir nicht gleich den Beginn des Buches schon komplett zu verraten, sage ich so viel, dass sich Julie plötzlich im Kreise einer hilfsbereiten, aber etwas merkwürdigen Familie wiederfindet. Am merkwürdigsten ist wohl die 13-jährige Celeste, die keinen Schritt ohne eine lebensgroße Pappfigur macht. Wäre das nicht komisch genug, handelt es sich hierbei noch um ihren verreisten Bruder Finn. Julie ist völlig irritiert, doch keiner möchte ihre Frage beantworten, weshalb die Familie ein Leben mit einer Pappfigur als ganz normal ansieht. Deshalb entschließt sich Julie, Finn während seiner Weltreise E-Mails zu schreiben. Diese E-Mails lassen Julie nicht mehr schlafen und ehe sie sich versieht, hat sie sich vielleicht in eine Pappfigur verliebt.

Jessica Park hat eine geniale Idee auf ihre eigene Art umgesetzt. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten, mich in der Geschichte zurecht zu finden. Die 18-jährige Julie handelte für meinen Geschmack zu impulsiv, unbesonnen und teilweise zickig. Mit der Zeit wurde mir allerdings klar: Nein, Julie handelt nicht falsch für eine 18 Jahre alte junge Frau, sondern endlich mal nachvollziehbar und ihrem Alter entsprechend. Sie ist eine fleißige Studentin, die fern von Zuhause ihren Platz sucht, die mit Jungs flirtet und an Partys und Nagellackfarben Freude hat. Ich war es nur nicht mehr gewöhnt, dass in einem Jugendbuch so eine Figur vorkommt; wo andere 18-Jährige schon Regierungen gestürzt haben, den größten Feind besiegen konnten und heiraten und Kinder kriegen. Ich sage nicht, dass mich diese Geschichten nicht in ihren Bann ziehen konnten, ich möchte nur ausdrücken, dass ich es hier erst komisch, aber dann sehr realitätsnah fand. Überhaupt kommt diese Geschichte sehr gut in dieser Welt verankert daher. Die Entwicklungen sind nachvollziehbar und bietet sicher unterschiedliche Möglichkeiten der Identifikation für die LeserInnen. Ich hätte mir von Julie etwas mehr Offenlegung ihrer Gedankengänge gewünscht. Ich selbst hatte einige Theorien und hätte sie Julie am liebsten zugebrüllt, weil sie so schnell aufzugeben schien. Irgendwann kommt dann heraus, dass sie diese Thesen – jawohl, Julie spricht tatsächlich sehr wissenschaftlich von Thesen – auch aufgestellt hatte. Das hätte ich gern früher verfolgt und mit ihr mitgefiebert und mich ihr nicht überlegen gefühlt. Daher vielleicht auch der Eindruck, warum sie streckenweise nicht wie eine Studentin wirkte.
Einen großen Einfluss haben auch die sozialen Medien, allen voran Facebook. 2019 mag Facebook nicht mehr das wichtigste soziale Netzwerk sein, im Original ist das Buch aber 2011 unter dem Titel Flat Out Love erschienen. In der Hinsicht also absolut am Zahn der Zeit.
Kommen wir zum Titel oder sogar zu sowohl deutschem, als auch englischem Titel. Sie sind so unterschiedlich und doch passen beide auf ihre Art zum Buch. Der englische Titel ist eine schön doppeldeutig zu interpretierende Wahl, der deutsche Titel erschließt sich im Laufe der Geschichte immer mehr und drückt den Witz aus, mit dem Jessica Park schreibt. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, würde ich sagen, der deutsche Titel trifft es auf eine emotionale Weise sogar noch etwas dichter.

Ich kann dieses Buch ganz schwer für eine Zielgruppe festlegen, ohne etwas zu verraten und damit den Lesespaß zu verderben. Da ich selbst mit etwas ganz anderem gerechnet hatte und während des Lesens ständig meine Meinung geändert habe, würde ich sagen, wenn dich Titel, Klappentext, Cover oder meine kleine Beschreibung angesprochen hat, gib dem Buch auf jeden Fall eine Chance. Es ist eine Achterbahnfahrt, bei der man zwischendurch denkt, man hat genug und dann kommt eine neue Kurve und am Ende ist man im Adrenalinrausch. Und bevor ich nun wirklich noch etwas verrate, schließe ich diesen Brief lieber.

Es grüßt dich ganz herzlich,
deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Was passiert nach dem Happy End?

Cinder & Ella
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Liebe Daffy,
mein letzter Brief zu dieser wundervollen Geschichte ist noch gar nicht lang her. Als ich Kelly Orams Cinder & Ella entdeckt habe, konnte ich es überhaupt nicht aus der Hand legen. Nun ist ...

Liebe Daffy,
mein letzter Brief zu dieser wundervollen Geschichte ist noch gar nicht lang her. Als ich Kelly Orams Cinder & Ella entdeckt habe, konnte ich es überhaupt nicht aus der Hand legen. Nun ist der zweite Teil auf Deutsch erschienen und ich bin völlig hin und weg, mehr von den beiden lesen zu dürfen. Die Geschichte geht nämlich in Cinder & Ella. Happy End – Und dann?, bei One erschienen und von Fabienne Pfeiffer übersetzt, nahtlos weiter. Das englische Original ist schon 2017 auf den Markt gekommen., doch du kennst meinen Tick mit dem einheitlichen Bücherregal, sodass natürlich der zweite Teil auf Deutsch neben dem ersten Band einziehen musste. Genug von Äußerlichkeiten – die Cover sind aber auch wirklich zauberhaft – kommen wir zum Eingemachten.

Inhalt
Cinder und Ella haben sich endlich gefunden. Doch anstatt die ersten Tage als Pärchen in Ruhe genießen zu dürfen und sich gegenseitig so richtig kennen zu lernen, reißt sich ganz Hollywood um die beiden und will mehr von der Liebesgeschichte des Jahrzehnts erfahren. Auch Familienprobleme bringen dunkle Wolken in die rosarote Welt der Frischverliebten. Schaffen es die beiden, allen Komplikationen zu trotzen und ihrem persönlichen Happy End die Krone aufzusetzen?

Funktioniert ein zweiter Teil einer Märchenadaption?
Ich habe diesem Buch entgegen gefiebert und konnte es kaum erwarten, wieder in dieses Märchen eintauchen zu dürfen. Es ist nicht immer leicht für Folgebände, die Magie des ersten Teils aufrecht zu erhalten. Ich fand, die Chatfreundschaft zwischen Brian/ Cinder und Ella war so stark, dass ich Bedenken hatte, ob das im neuen Buch auch weiterhin funktioniert, nachdem sie sich nun gefunden haben. Doch was soll ich sagen, ich habe einmal angefangen zu lesen und nicht wieder aufgehört. Kelly Oram hat einen großartigen Schreibstil, bei dem sie mutig eine eigene Sprache benutzt, romantische Szenen einen Balanceakt zwischen schmalzig und süß gehen zu lässt und nicht davor zurück schreckt, glaubhafte Streitgespräche darzustellen.

Mir hat schon im ersten Teil so gut gefallen, dass jede Figur so toll herausgearbeitet wurde, eine Vergangenheit, Wünsche und eine Entwicklungsphase hat. Dabei ist die Autorin auch bereit, ihre Charaktere Rückschritte gehen zu lassen, bevor sie sich weiter entwickeln können. Obwohl Ella schon neunzehn ist und dieses Buch somit zwischen Jugendbuch und dem neuen Genre New Adult angesiedelt sein müsste, nehmen die Eltern einen erheblichen Anteil an der Geschichte. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind nicht auf sich allein gestellt, es gibt elterliche Ratschläge und Unterstützung. Doch auch viele Konflikte, was mir ausgesprochen gut gefällt. Es ärgert mich jedes Mal, wenn die Eltern in Jugendbüchern nur eine Nebenrolle spielen und die Kinder machen lassen, weil diese es eh so viel besser können. Nein! Das löst Kelly Oram mehr als großartig, indem sie unter anderem darauf hinweist, dass eine Siebzehnjährige eine elterliche Einverständniserklärung braucht, wenn es um Auftritte in Webserien geht.
Gelungen ist auch, dass sich das Umfeld an Charakteren rund um Ella und Brian etwas verschoben hat. Einige Figuren, die wir in Teil eins kennen gelernt haben, tauchen selbstverständlich wieder auf. Andere haben kleine Auftritte oder werden nur erwähnt. Dafür kommen Neue dazu, die maßgeblich an der Handlung beteiligt sind. Ich finde, hier sieht man besonders schön die Entwicklung von Teil eins zu Teil zwei. Es wird nicht einfach nur stur weiter erzählt, die Handlung wird vorangetrieben, was diesem Buch absolut eine Daseinsberechtigung liefert.

Die Handlung in sich ist sehr märchenhaft. Wie ein Prinzenpaar wurden Ella und Brian über Nacht zu Hollywoods angesagtestem Pärchen, um das sich Presse, Paparazzi und Medien jeder Art reißen. Ella bekommt eine ganz besondere Stellung innerhalb der Glitzerwelt. Das mag alles etwas surreal wirken, doch wenn man dieses Buch als Märchenadaption liest, macht es einfach nur Spaß und lädt zum Träumen ein. Eine Buchbloggerin, um die sich die Hautevolee Hollywoods drängt, weil ihre Meinung über Top oder Flop entscheidend ist. Ich meine, man könnte sich schlimmeres vorstellen und so ist es einfach eine magische Geschichte, in die ich nur allzu gern eingetaucht bin und traurig war, dass es nun wirklich vorbei zu sein scheint. Nicht, dass ich etwas gegen einen dritten Teil einzuwenden hätte. Kelly Oram schreibt sagenhafte Jugendbücher und Cinder und Ella sind mir mehr als ans Herz gewachsen.

Deine Daisy