Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2020

Spannender Einblick ins Mittelalter

Mittelalter
0

Die vier Freunde von der Schülerzeitung Jette (11), Lilli (9), Ben (10) und Finn (11) sollen diesmal als Wissensprofis alles über das Mittelalter herausfinden. Wann war das eigentlich nochmal und warum ...

Die vier Freunde von der Schülerzeitung Jette (11), Lilli (9), Ben (10) und Finn (11) sollen diesmal als Wissensprofis alles über das Mittelalter herausfinden. Wann war das eigentlich nochmal und warum heißt es eigentlich so? Um mehr über diese mehrere hundert Jahre dauernde Epoche herauszufinden, ziehen die vier Kinder erst einmal in ein Museumsdorf. Jette ist ganz schön erstaunt, dass sie dort vor der Tür alles abgeben müssen, was nicht in die Zeit gehört. Armbanduhr o.k. aber ihr Tablet, das ist verdammt hart! Zum Glück finden sie gleich ein Mädchen in ihrem Alter, das sie herumführt und auch erst einmal einkleidet. Sie gehört zur großen Gruppe der Bauern und das freiwillig! Sie erklärt den Wissensprofis die Stände. Finn staunt nicht schlecht, dass der Klerus, also die Angehörigen der Kirche, von ihrem Ansehen her noch über dem Adel standen. Das wäre auch was für ihn gewesen, der studierte, gebildete Stand! Ben wäre aber lieber der König und hätte das Sagen. Natürlich schleichen sie sich auch ins Kloster und bestaunen die Schreibstube und die ersten gedruckten Bibeln, dank Johannes Gutenberg. Eine Erfindung, die quasi das Ende des Mittelalters einleitete: die Erfindung des Buchdrucks. Doch solange sie dort im Museumsdorf sind, müssen sie sich als Bauernkinder unterordnen und hart arbeiten! Nach diesem beeindruckenden Erlebnis zieht es sie nicht nur in die Bibliothek, sondern auch auf ein trubeliges Mittelalterfest!

Meine Große (13) liebt diese Reihe für wissbegierige Kinder von 8 – 12 Jahren, die ein wirklich umfangreiches Grundwissen vermittelt, perfekt für Grundschule und Unterstufe! Wer nicht gerne liest, aber dennoch neugierig ist, kann hier eine Menge lernen. In Hörspielform, mit Kindersprechern, die als junges Reporterteam den Dingen auf den Grund gehen! Auch wenn sie sich mal mit ihren Fragen an erwachsene Experten wenden, sprechen diese stets auf Augenhöhe mit ihnen. Dadurch ist das Wissen für Kinder nie belehrend, sondern spannend und kann aufgesogen werden! Mit vielen Geräuschen versehen, klingt es richtig lebensnah und kurzweilig. So wird Geschichte für Kinder erlebbar! Die die Erwachsenen haben jeder ihre eigene Stimme und meine Große freute sich besonders mal wieder ihren Lieblingssprecher Robert Missler zu hören.

Meiner Jüngsten gefällt es sehr gut, dass die Wissensprofis in dieser Folge noch frecher sind und auch mal Unsinn machen und sich in Bereiche schleichen, in denen sie nichts zu suchen haben und dann auch noch Unfug anrichten! Da hatte sie gleich mehr Spaß beim Zuhören und hat gerne im Auto mitgehört.

Die CD ist wieder sehr schön gestaltet, mit Illustrationen aus der beliebten Sachbuchreihe aus dem Ravensburger Verlag. So ist in der linken CD-Klappe ein Ritterdorf beim Ritterturnier zu sehen und rechts, unter der CD eine Ritterburg. Hier hätte ich mir allerdings beides Mal eine Beschriftung gewünscht, damit man das Gesehene besser zum Gehörten zuordnen kann. Das finde ich bei den übrigen Bänden besser. Im Booklet gibt es natürlich wieder eine Nachmachaktion: Butter zum Selbstmachen! Fast so wie im Mittelalterdorf mit dem Butterfass. Kommentar meiner Kinder: Das kann Mama auch so, mit dem Mixer! Tja, im Sommer passiert das gerne mal unfreiwillig.

Wieder ein kurzweiliges Abenteuer der Wissensprofis, bei dem wieder jede Menge Wissen hängen geblieben ist und Zusammenhänge erfasst werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2020

Lauf für Deine Chance!

Patina
0

Patina ist gerade überall die Neue. In der Chester Academy, der feinen Schule für fast nur weiße Schüler und in ihrem Laufteam den Defenders, gefühlt aber auch in ihrem eigenen Leben. Sie ist 15 Jahre ...

Patina ist gerade überall die Neue. In der Chester Academy, der feinen Schule für fast nur weiße Schüler und in ihrem Laufteam den Defenders, gefühlt aber auch in ihrem eigenen Leben. Sie ist 15 Jahre alt und vor fünf Jahren starb plötzlich ihr geliebter Vater, er wachte morgens einfach nicht auf! Dabei war er so voller Lebensmut, er war gerade dabei sich seinen Traum zu erfüllen und Konditor zu werden! Ihrer Mutter ging es schon vorher nicht ganz so gut, sie hatte Taubheitsgefühle in den Füßen. Aus Frust über den Verlust futterte sie jede Menge süßes Gebäck und erst mussten ihr wegen der Diabetes die Zehen amputiert werden, dann die Füße und schließlich die Unterschenkel. So konnte sie ihre zwei Töchter nicht mehr alleine versorgen und Patti und ihre kleine Schwester Maddy wurden liebevoll von ihren Paten, Onkel Toni, dem Bruder ihres Vaters und seiner weißen Frau genannt Marmie aufgenommen. Beide geben sich unglaublich viel Mühe mit den Mädchen, aber so ganz ohne ihre Freunde und in der Gewissheit, dass es ihrer Ma immer schlechter geht, ist es nicht einfach. Immerhin ist in ihrem Laufteam auch Sunny, der auch in ihrer alten Schule war. Im Team sticht sie farblich nicht heraus, aber wird sie es auch schaffen eine Teamplayerin für die 4 x 800 m – Staffel zu werden und sich unter ihren aufgetakelten Mitschülerinnen zu behaupten?

Ich bin mir meiner Hautfarbe meistens nicht bewusst. In ihrer Kindheit in ihrem „normalen“ Viertel und auf der staatlichen St. Barnabys Middle School mit überwiegend farbigen Schülern, war dies für Patina auch kein so großes Thema. Sie fühlte sich gut und vor allem normal. Sie waren nicht reich, nicht arm, das Leben hielt für sie Chancen und Hoffnungen bereit. Nun ist es ein ständiger Kampf. Ihr Kopf ist voll gestopft mit To-Do-Listen! Sie will ihre Ma nicht enttäuschen, Onkel Toni und Marmie, die sie so liebevoll aufnahmen, auch nicht, im Team will sie siegen und in der Schule den Anschluss nicht verlieren. Das letztere ist ganz schön schwierig, wenn alle sich schon seit dem Kindergarten kennen und strahlend weiß sind. Alle sind strahlend und geschminkt, was ihre Ma ihr verbietet. In der Cafeteria sitzt sie stets allein und nun sollen sie für Geschichte ein Gemeinschaftsprojekt bearbeiten zum Thema: Frauen, die die Welt veränderten. Die ganze Gruppe bekommt eine gemeinsame Note und sie braucht eine gute Note, damit alle auf sie stolz sind! Ausgerechnet sie ist mit den hohlköpfigen Taylors und der für sie nicht einschätzbaren Becca in einer Gruppe! Ihr Thema und das was sie dazu herausfinden, finde ich übrigens sehr interessant und auch mir war nicht alles bekannt, obwohl ich mich mit ihr bereits beschäftigt habe.

Für Patina ist das Leben nach einer glücklichen Kindheit zu einem einzigen Kampf geworden. Dabei bekommt sie eine gute Ausbildung, hat ein liebevolles Dach über dem Kopf, es fehlt ihr scheinbar an nichts, außer an innerer Ruhe! Der Verlust hat sie stark geprägt und gezeichnet. Für mich unvorstellbar. Patti bezeichnet ihr früheres Leben, als normal, sie waren nicht arm und nicht reich. Scheinbar aber nicht gut medizinisch versorgt, ein ganz typisches Problem der schwarzen Bevölkerung, nicht nur in Amerika, auch im Vereinigten Königreich sind sie von den schweren Folgen von Corona ganz besonders betroffen, wegen der schlechten medizinischen Grundversorgung. Dass die Mutter wegen Diabetes schon in jungen Jahren die Beine verliert, für mich hier unvorstellbar. Dann muss sie auch noch zweimal die Woche ins Krankenhaus zur Dialyse!Ein Albtraum! Das Thema Diabetes in der schwarzen Bevölkerung geht derzeit oft durch die Medien, keine ausreichende Versicherung, Obama Care soll abgeschafft werden... Aber hier kam ich ins Grübeln. Wenn sie sich kein Insulin leisten kann, wer bezahlt dann die teure Dialyse und die Amputationen? Das wird leider überhaupt nicht angesprochen. Vielleicht war dies für den Autor so selbstverständlich und normal, dass er es nicht der Erwähnung wert fand, vielleicht fiel dies den geringen Kürzungen zum Opfer, vielleicht wurde es für die Zielgruppe als zu langweilig eingestuft? Mich würde es brennend interessieren, das Gesundheitssystem finde ich spannend.

Patina wächst völlig anders auf als Ghost, viel behüteter und doch auch voller Elend. Ihre Normalität, ist sicherlich nicht die meiner blonden Töchter. Für Patina ist Leben ein Kampf und jetzt kämpft sie gerade mit sich. Sie ist das Kämpfen so gewohnt, dass das Spielerische fehlt, sie ist kein Teamplayer, ein Versorger ihrer Schwester ja, aber wenn sie verliert, kennt sie keine Verwandten mehr! Selbst der zweite Platz ist kein Sieg, sondern eine Niederlage. Ihr Trainer erkennt es und nimmt sie hart heran. Dabei greift das Trainerteam zu ungewöhnlichen und für die Jugendlichen peinliche Maßnahmen. Doch sie wirken!

Pattis Leben ist für mich unvorstellbar. Wenn was ist, geht man zum Arzt. Medikamente, die man benötigt, sind bezahlbar. Elite-Schulen nur für einen Teil der Bevölkerung, haben wir hier fast gar nicht. Für mich ist es wohl ebenso fremd, wie Ghosts täglicher Kampf ums Überleben. Patti kämpft darum jung zu sein. Apropos Ghost, seine Geschichte endete vor seinem großen Lauf, was ich ziemlich frustrierend fand, hier erfährt man, wie er endete. Ich war sehr froh, dass dieser Erzählstrang wieder aufgegriffen wurde. Allerdings endet Patinas Geschichte ähnlich abrupt und man muss Sunnys Story folgen, um zu erfahren, wie es mit ihr weiter geht.

Patinas Leben ist nicht so, wie wir uns das Leben der schwarzen Comunity in den USA vorstellen. Daher hätte ich mir z.T. mehr Erklärungen gewünscht. Wie wird die teure Privatschule für Patti und Maddy bezahlt? Nur weil ihre Tante weiß ist und einen weißen Krankenhauskittel trägt, ist sie nicht automatisch reich. Heißt die Farbe des Kittels, dass sie Ärztin ist? Woher nimmt sie die Zeit, sich auch noch um die Schwägerin zu kümmern und warum schritt sie dann nicht früher ein? Klar, Patina wird fürs Studium ein Stipendium benötigen und da ist das Laufleistungsteam der beste Weg. Aber das wird leider nicht angesprochen. Es wird immer nur betont, dass sie bessere Noten braucht, aber warum? Das fehlt mir, da fand ich Ghost einfach schlüssiger, dabei hat mich der Einstieg mit dem Eintauchen in Pattis Leben echt erschüttert und die Einblicke in die ihrer Mitschülerinnen ließen mich bisweilen schadenfroh grinsen.

Jodie Leslie Ahlborn mag ich als Sprecherin sehr gerne. Sie hat mich auch diesmal nicht enttäuscht, sie klingt jung, bisweilen etwas zickig, bockig, teeniehaft eben und dann wieder wild entschlossen oder desillusioniert. Doch habe ich beim Hören nie vergessen, dass sie weiß ist. Dafür ist sie mir einfach zu bekannt. Die Illusion, farbig zu sein, konnte sie mir nicht vermitteln. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Sprechergenre in Deutschland noch viel blassgesichtiger ist, als die Schauspielerriege. Warum? Keine Ahnung! Klar, Stimmen haben keine Hautfarbe, aber wenn ein Sprecher so bekannt ist, wie Jodie Ahlborn, hat man oft auch ein Gesicht vor Augen, wenn man nicht ganz tief in der Geschichte versinken kann. Hier wurde ich nicht von der mangelnden Qualität der Sprecherin abgelenkt, sondern durch Grübeleien über das Schul- und Gesundheitssystem und deren Finanzierung. Wer bezahlt die Dialyse? Wer bezahlt die Schule? Bei Ghost war klar: es gibt kein Geld für nix! Und er hatte auch nichts. Bei Patina ist es anders, komplizierter, aber wie? Nun bin ich Juristin und interessiere mich für solche Dinge, die Zielgruppe ab 12 Jahren wohl eher weniger... das kann der Grund dafür sein, warum diese Themen nicht so ausgebreitet werden, denn oft liegt in der Kürze die Würze. Im Mittelpunkt steht eine andere Art von Armut. Die Diskriminierung im Gesundheits- und Bildungssystem und die Bedeutung die Leistungen im Sport in den USA haben (Danke, dass ich hier geboren wurde!).

Jason Reynolds weiß, wovon er erzählt. Er ist aktuell einer der wichtigsten jungen, schwarzen Autoren der USA. Er studierte Literaturwissenschaften und kreatives Schreiben. Er hat nicht nur etwas zu erzählen, was es unbedingt wert ist gehört zu werden, er vermag es auch so zu schildern, dass man einfach zuhören muss!

Für alle die fürchten, dass eine Geschichte über ein Laufteam langweilig ist: Nein, das ist sie ganz und gar nicht. Hier bekommen junge Hörer/Leser Einblicke in eine für uns fremde, unvorstellbare Welt. O.k. Wir haben im Laufe der Corona-Krise gelernt, dass wir in Deutschland mit unserem Gesundheitssystem gesegnet sind und die gute Versorgung auch in Europa nicht selbstverständlich ist, aber das ist für uns wohl immer noch außerhalb des Denkbaren, was Pattis Familie geschieht. Auch die schulischen Ungleichheiten, sind in den Bundesländern, in denen es viele Privatschulen gibt wie z.B. NRW und Hessen für mein Empfinden nicht so krass. Eine sehr wichtige Reihe, um den Nachwuchs spüren zu lassen, was die Menschen auf die Straßen treibt, um für mehr Gerechtigkeit und das Recht auf Leben, für jede Hautfarbe zu demonstrieren!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.06.2020

Wer liebt, träumt auch...

New Dreams
0

Dies ist der 3. Band der romantischen Green Valley Reihe. Nachdem die Paare aus den ersten zwei Bänden nun glücklich sind, verschlägt es ein neues Gesicht in das knapp 1.000-Seelen-Dörfchen Green Valley ...

Dies ist der 3. Band der romantischen Green Valley Reihe. Nachdem die Paare aus den ersten zwei Bänden nun glücklich sind, verschlägt es ein neues Gesicht in das knapp 1.000-Seelen-Dörfchen Green Valley in den Rocky Mountains, Colorado. Die 21 jährige Elara lebt in Phoenix, Arizona, der 5. größten Stadt des Landes. Sie ist eine super Schülerin gewesen und hat immer getan, was von ihr erwartet wurde, doch sie merkt nun, dass sie unmöglich den Traum ihrer Mutter erfüllen kann und Medizin in Havard studieren. Ihre Mutter ist mit 17 Jahren in Green Valley von einem One-Night-Stand aus Puerto Rico geschwängert worden, der Skandal im Ort schlechthin. Als Alleinerziehende hat sie schnell gemerkt, wie wichtig eine gute Ausbildung und ein gut bezahlter Job sind und nun will ausgerechnet ihre Tochter Lehramt an der renommierten Universität von Californien in LA studieren. Ihre Mutter ist strikt dagegen und so setzt sich Elara nach einem hitzigen Streit in ihren Wagen, um zu ihrer Großmutter, der bereits bekannten Floristin Molly zu flüchten, bei der sie schon seit 4 Jahren nicht mehr war. Hätte sie doch nur zuvor die Wetter-App gescheckt, denn in den Rockys schneit es und sie trägt nur ein dünnes Sommerkleidchen. Zu allem Übel steht plötzlich ein riesiges Tier auf der Fahrbahn, dem sie nicht ausweichen kann. Im Straßengraben in der Ödnis gestrandet, kommt zum Glück Noah, der Sohn des Reverends vorbei und nimmt sie mit nach Hause, denn Molly scheint Elaras Nachricht nicht abgehört zu haben. Seine Familie ist wunderbar herzlich und lässt sie auf der Couch übernachten. Doch die Reparaturrechnung für ihr Auto ist so hoch, dass Elara den ganzen Sommer über in der Werkstatt wird jobben müssen, um sie sich leisten zu können. Neben ihr und dem Besitzer Hank arbeitet dort nur Astro-Boy Noah, der eigentlich an der renommierten Stanford University Weltraumtechnik studiert und bisweilen von total süß zu unergründlich abweisend mutiert.

Anfangs dachte ich nur, ach nee, wie kann man nur in den USA losfahren, ohne zu checken, was man einpacken muss? Dass Traumtypen sich in Hohlbirnen verlieben, finde ich nämlich nicht so attraktiv. Glücklicherweise ist Elara keine Dumpfbacke und ja Astro-Boy Noah, der an Autos schraubt, liegt mir mehr als Profisportler Ryan, Serienstar Cole oder Super-Sheriff Will. Jaaaa, sie waren überaus sympathisch, aber die inneren Konflikte von Elara, die erstmals versucht gegen ihre dominante Mutter aufzubegehren und den Beruf ihrer Wahl zu ergreifen und den von Schuldgefühlen getriebenen Noah, der seinen Träumen zu den Sternen folgen und Green Valley dafür verlassen will, kann ich gut verstehen. An diesem Traum ist auch die Beziehung zu seiner Jugendliebe Annie, der Tochter des Werkstattbesitzers gescheitert, die infolge eines Streits einen Unfall baute und seit Monaten im Koma liegt. Auch Noah scheint dies zu lähmen und sein ganzes weiteres Handeln zu bestimmen, doch langsam aber sicher bringen Elara und seine Schwester Rebecca wieder seine Lebensgeister in ihn zurück. Noahs Schwester Rebecca ist natürlich ebenfalls Pfarrerskind, mag ich sehr gerne, sie fährt Fahrrad, trinkt nicht, weil es ihr nicht schmeckt und engagiert sich in der Gemeindejugendarbeit. Dabei ist sie unglaublich geduldig und eine gute Schwester und super Freundin. Ich bin mir sicher, dass wir auch noch über sie lesen/hören werden.

Ich bin ja eigentlich so gar nicht der Liebesroman-Typ, aber zu Beginn der Corona-Krise brauchte ich dringend Heile-Welt Geschichten zum Einschlafen und da fiel meine Wahl auf die Green-Valley Reihe. Mittlerweile fühle ich mich in diesem Bergkaff sehr wohl, wobei ich es wie Elara es ja eher warm mag und ich nun auch wirklich keine Ski-Fahrerin bin. Dieser Band ist völlig frei vom Wintersport! Auch wenn Izzy, Ryan und Amy Cooper und sogar Sheriff Will kurze Cameo-Auftritte haben und Elaras Oma Molly mit ihrem legendären Pumpkin-Pie in allen Bänden vorkam, kann man diesen Band absolut ohne Vorkenntnisse lesen. Allerdings musste ich schmunzeln, dass auch Elara der Netflix-Serie „der Fluch des Pantheon“ um Cole Jacobs verfallen ist. Es gibt immer wieder kleine versteckte Anspielungen auf die Vorgängerbände, die man natürlich versteht, wenn man bereits Green-Valley-Kenner ist, aber auch nicht groß auffallen, wenn man erst mit diesem Band startet. Auch wenn Noah ein Superbrain ist, finde ich ihn greifbarer als die bisherigen „Traumtypen“. Er wird mehr durch seine Worte und Taten beschrieben, als durch seine zahlreichen, stark ausgeprägten Muskeln und diese unglaublich umwerfenden Augen. Klar, er ist nicht Quasimodo, unglaublich groß und gutaussehend, aber es sind sein Charme und seine einfühlsamen Worte, die ihm immer wieder einfallen, die ihn für sich einnehmen lassen. Außerdem ist er unglaublich loyal und zeigt großes Verantwortungsbewußtsein, so sehr, dass er daran zu zerbrechen droht. So muss er zahlreiche innere Kämpfe mit sich fechten und Elara sehr geduldig und einfühlsam sein, ehe sie zueinander finden.

Definitiv sind Elara und Noah mein Lieblingspaar der Reihe, der Sandra Voss erneut ihre einfühlsame und wandlungsfähige Stimme leiht. Gerade beim Happy End vermag sie es den Szenen die nötige Portion Glück und Zuversicht zu geben, ohne in die Kitschzone abzugleiten. Das Ende ist wieder etwas offen, nein, sie treten nicht vor den Traualtar, sondern starten zuversichtlich in eine ungewisse und doch sicherlich aufregende Zukunft. Was mir diesmal wirklich richtig gut gefällt, ist neben Rebecca und Noahs klugen Sprüchen, auch die Auflösung des inneren Konflikts in dem sich Noah befindet und der höchst anständig aufgelöst wird. Ganz ohne schalen Beigeschmack, sondern mit einer Verbeugung vor Annies Charakterstärke! Als Elara klingt Sandra Voss wieder etwas anders, zaghafter unsicherer, da Elara von ihrem gewohnten Weg abkommt und sich selbst finden muss, an dem Ort, der ihrer Mutter so verhasst ist.

Nächstes Jahr wird es im Februar eine neue Liebesgeschichte aus Green Valley geben, allerdings nicht mit Rebecca, wie ich erwartet habe, sondern mit Charakteren aus dem 2. und 3. Band: Annie und Netflix-Star Cole Jacobs als „New Horizons“!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2020

Eine ganz außergewöhnliche Geschichte

Das Beste kommt noch
0

Andrew ist Mitte 40 und lebt einsam und zurückgezogen in einem Ein-Zimmer-Appartment in London. Sein Vater starb plötzlich, als er noch klein war, seine Mutter wurde daraufhin schwer depressiv und starb, ...

Andrew ist Mitte 40 und lebt einsam und zurückgezogen in einem Ein-Zimmer-Appartment in London. Sein Vater starb plötzlich, als er noch klein war, seine Mutter wurde daraufhin schwer depressiv und starb, als Andrew gerade mit der Schule fertig war. Sein Verhältnis zu seiner älteren Schwester Sally war noch nie einfach. Seit 7 Jahren hat er sie nicht mehr gesehen. Als er vor 5 Jahren seine Arbeit verlor und er verzweifelt eine neue suchte, erfand er in seiner Einsamkeit, um dazuzugehören eine glückliche Familie, die zu Hause auf ihn wartet: die liebevolle, erfolgreiche Ehefrau Diane und zwei süße Kinder. Mit dieser Fantasie lässt sich der bisweilen unglaublich deprimierende Job als Nachlassinspektor besser verkraften. Er untersucht Wohnungen und Zimmer von Menschen, die alleine verstarben nach Hinweisen auf Hinterbliebene und genügend Vermögen um die Bestattungskosten zu decken. Was er dort sieht, ist teils erschreckend und wird nur vom Geruch getoppt. Aber seine Kollegen Keith und Meredith machen ihm fast noch mehr zu schaffen, während Chef Cameron stets bemüht ist, aus ihnen ein vertrautes Team zu bilden. Er präsentiert hierzu eine schrecklichere Idee nach der anderen. Doch neben seiner Modelleisenbahn tritt plötzlich ein Lichtblick in sein Leben: die neue strahlende Kollegin Peggy, mit ihrer Lebensfreude, die unerschütterlich scheint und keine Zweifel an seinem glücklichen Familienleben hat.

Das Leben hat es nicht gut mit Andrew gemeint, dabei sieht er nicht schlecht aus und ist ein wirklich netter Kerl, auf unauffällige Art und Weise. Allerdings traut er sich und dem Leben nicht so recht und schließt es so lange aus, bis er überzeugt ist, dass er eines Tages genauso sterben wird, wie die Menschen, deren Nachlass er sichtet. Doch er ist in seinem Alltag gefangen und vermag ihn nicht zu durchbrechen. Das ist bisweilen sehr traurig. Aber je mehr man von seiner Geschichte hört, desto mehr Verständnis hat man auch für ihn. Oft geht es mir bei Geschichten, dass ich ungeduldig mit den Helden werde und sie gerne wachrütteln würde. Bei Andrew ist das anders, man wünscht ihm zwar von Herzen, dass sich endlich mal was zum Guten wendet, aber ich kann gut verstehen, dass er weder Mut noch Energie hat, sein Leben umzukrempeln. Bisher hat es das Leben mit ihm nicht gut gemeint und ihm auch keinen Grund zur Annahme gegeben, dass es das noch mal geschehen könnte. Doch dann kommt Peggy, die nach und nach seinen Panzer mit Rissen durchzieht. Je mehr man von dieser scheinbar lebensbejahenden Person erfährt, desto mehr merkt man allerdings, dass auch bei ihr nicht alles eitel Sonnenschein ist. Die beiden geben sich Kraft. Natürlich erwartet man von einem Hörbuch dieses Titels, dass alles gut ausgeht. In dieser Gewissheit wird man zum Glück auch nicht enttäuscht. Es ist ein wunderschönes Happy End, dass ich so in seiner Konsequenz nicht zu erhoffen gewagt habe. Keine einfache Lovestory, sondern tiefer gehend. Eine neue Liebe alleine hätte wohl auch nicht gereicht, um Andrew dauerhaft das Leben lieben zu lehren. Das Ende ist umfassend genug, um vertrauensvoll in seine Zukunft zu blicken, lässt aber noch Raum zum Träumen und erschlägt die eigene Vorstellung nicht mit zu vielen Details, das gefällt mir sehr gut. Ich empfinde es auch weder als trivial, noch kitschig und vor allem siegt mein Gerechtigkeitsempfinden!

Den Anfang fand ich etwas zu lang und ausführlich, wobei mein Mann über die trockene Darstellung seines Lebens durchaus auch lachen konnte. Es ist z.T. wirklich zu absurd, allerdings, tat er mir zu sehr leid, um darüber lachen zu können. Das ist aber offensichtlich eine Typfrage. Mein Mann mag Matthias Matschke nicht, hat seine Stimme aber sofort erkannt und musste dennoch lachen. Ich finde ja seine Stimme sehr passend für diesen etwas verschrobenen, einsamen und zutiefst Verletzten. Er klingt freundlich und zurückhaltend und lässt immer wieder die Hoffnung durchblitzen. Obwohl er ebenso liebenswert wie seltsam ist, vermittelt Matthias Matschke, dass ja eigentlich Andrew weniger seltsam ist als seine Kollege, die von ihrem Selbstverständnis her, voll die Macher sind. So verschiebt sich der Blickpunkt: je mehr man Andrew versteht, desto befremdlicher werden seine Kollegen, oder die Menschen, die unaufgefordert bei den Nachlassinspektionen erscheinen. Trotz tiefsitzender Traumata erscheint Andrew immer normaler, bis er mit dem nächsten Trauma konfrontiert wird. So vermittelt Richard Roper tiefe Einblicke in das menschliche Spektrum der Merkwürdigkeiten, Rücksichtlosigkeiten, Schicksale und verpasster Chancen. All diese feinen Nuancen beherrscht der Melancholiker unter den deutschen Comedians und Schauspieler von Professor T. im Schlaf. So ist diese Geschichte zwar wunderschön zum Schluss und voller Hoffnung, aber stets unterlegt von einer großen Traurigkeit. Dies liegt nicht nur an Andrews bisher verpfuschten Leben, sondern auch an all den einsamen Schicksalen derer, die im Vergessenen verstorben sind und deren letzten Kontakte stets einräumten, dass man sich irgendwie aus den Augen verloren habe...

Eine bittersüße Symphonie des Lebens und Sterbens, die auf einer positiven, offenen Note endet. So verschroben, wie das Leben bisweilen sein kann. Ein außergewöhnliches Hörbuch, das im Gedächtnis bleibt und sich aus der Masse der Normalität wohltuend abhebt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2020

Geisterhafte Ferien!

Irmelina Geisterkind - Das Geheimnis der Dorfeiche (Band 1)
0

Irmelina (Irmi) Geisterkind ist ein Naturgeist und total aufgeregt, denn zu ihrem 10. Geburtstag bald, soll sie ihr eigenes Geisterreich erhalten und von zu Hause ausziehen! Ihr Bruder Iwo ist Windgeist ...

Irmelina (Irmi) Geisterkind ist ein Naturgeist und total aufgeregt, denn zu ihrem 10. Geburtstag bald, soll sie ihr eigenes Geisterreich erhalten und von zu Hause ausziehen! Ihr Bruder Iwo ist Windgeist geworden, wie aufregend! Sie kennt ja nur die Kastanienalle vor Hügelhausen, in der sie mit ihren Eltern, zwei Wurzelgeistern, lebt. Sie träumt von Abenteuer und Freiheit! Welch eine Enttäuschung, als sie erfährt, dass sie auf die alte Dorfeiche, das Wahrzeichen von Hügelhausen aufpassen soll! Sie hat doch schon ihr ganzes Leben in Bäumen und Wurzeln verbracht. Enttäuscht verlässt sie entgegen der Naturgesetze ihren Baum und geht zum Tümpelbach um zu Plantschen. Dorthin ist auch die fast gleichaltrige Juna hingeflohen. Kaum haben ihre Sommerferien begonnen und sie sich auf die sturmfreie Bude gefreut, um Klavier zu üben, als der nervige Moritz vor der Tür steht. Der will unbedingt mit ihr spielen und schleicht sogar ums Haus! Schnell huscht sie durch die Hintertür, klettert über den Gartenzaun und läuft zum Bach! Als sie die tanzende Irmi dort trifft ist es der Beginn einer wunderbaren, aber heimlichen Freundschaft. Denn eigentlich darf Irmi sich Menschen auch nicht zeigen....

Welch ein Traum, eine geheime, kleine Freundin, nur für einen alleine und sie ist nicht ausgedacht, oh nein, sie existiert wirklich und hat sogar ganz besondere magische Fähigkeiten! Um ihre Freundschaft zu besiegeln, nimmt Irmi Juna sogar einen Freundschaftsschwur ab. Wie aufregend! Wenn doch nur nicht Moritz überall seine neugierige Nase reinstecken und petzen würde! Denn schon ziemlich bald fällt auf, dass Juna nicht alleine zu Hause bleibt, während ihre Eltern arbeiten... Nun muss Juna zu Moritz Mutter in die Kinderbetreuung und kann Irmi nicht wie verabredet treffen! Ui, das könnte zu Missverständnissen führen! Während Juna sich ganz brav auf die Ferien freut und überhaupt nicht vor hat, die Regeln zu brechen, pfeift Irmi auf sie! Sie hat einfach keine Lust darauf! Auch wenn sie Juna anstiftet das Grundstück zu verlassen, besteht für das Menschenkind nie Gefahr! So vernünftig ist Juna dann schon, nur Irmi zwickt hin und wieder das schlechte Gewissen, aber davon ahnt ihre neue Freundin nichts!

Diese zwei verstehen sich auf Anhieb! Auch wenn ich es nicht gut finde, dass Irmi sich nicht an ihre Pflichten hält, wendet sich alles doch zum Guten. Vor allem wird aber klar, dass Juna nichts wirklich Verbotenes unternimmt, was ich als wichtiges Signal für die jungen Leser empfinde.
Juna lebt in einem ganz kleinen Ort, umgeben von viel Natur. Jeder kennt jeden, und so haben alle ein Auge auf die Kinder. Eigentlich kann dann nicht viel passieren, sofern die Kinder schwimmen können. Doch auch in dieser Gemeinschaft sind nicht alle nett und Juna muss feststellen, daß Moritz doch nicht ganz so nervig ist, wie sie dachte. Auch das fanden wir schön, dass Juna bereit ist ihre Meinung zu ändern und offen für Neues ist. Irmi strotzt nämlich nur so vor Unternehmungsgeist und hat tausend Ideen im Kopf! Genauso energisch ist sie aber auch, wenn Not an Mann ist und dann sind Juna und Irmi wirklich gefragt!

Uns gefällt sehr gut, die Bedeutung der Natur, auch für eine aufregende Kindheit. Man muß nicht in der Großstadt leben, um aufregende Ferien zu verbringen. So wird auch die Bedeutung von Umweltschutz und -erhalt gegenüber finaziellen Interessen Einzelner gezeigt. Außerdem zeigt es die Stärke der Natur, die sich auch selbst regenerieren kann, wenn man sie lässt. Alte Bäume sind robust, weitere Verletzungen machen sie nur noch markanter. Allerdings brauchen sie dann Pflege und nicht unbedingt die Axt.

Frisch und frech erzählt Lydia Ruwe eine Feriengeschichte mitten in der Natur. Viele kleine und größere Illustrationen von Julia Bierkandt lockern den Text auf. Sie sind wirklich sehr süß und mit viel Liebe für Details und Schattierungen. Die Schrift ist wieder sehr angenehm für junge Leser. Schön groß und mit großzügigem Zeilenabschnitt, strengt es nicht so an! Viele kleine Geisterreime laden zum Mitsingen oder Reimen ein.

Im Anhang gibt es noch ein paar Naturtipps von Geisterkind Irmelina: wie erkenne ich einen Baum an seinen Blättern und eine Anleitung für Samenbomben für insektenfreundliche Lebensräume. Die Samenkugeln haben wir auch gleich ausprobiert und wir sind gespannt, wie die Insekten sie finden, wenn sie blühen.... Sie sehen zumindest schon mal cool aus! Hoffentlich keimen sie auch gut.

Ein lustiges und spannendes Kinderbuch ab 8 Jahren, das zu mehr Beschäftigung mit der Natur anregt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere