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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2024

Herzergreifendes Plädoyer für das Leben

Cato und die Dinge, die niemand sieht
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Ich habe selten ein Buch gelesen, dass mich emotional so gepackt hat wie dieses. Es hat mich zum Lachen gebracht, aber auch zum Weinen. Es steckt so viel Herz und Fantasie darin, dass ich ab dem ersten ...

Ich habe selten ein Buch gelesen, dass mich emotional so gepackt hat wie dieses. Es hat mich zum Lachen gebracht, aber auch zum Weinen. Es steckt so viel Herz und Fantasie darin, dass ich ab dem ersten Absatz völlig in seinen Bann gezogen wurde. Yorick Goldewijks Buch „Cato und die Dinge, die niemand sieht“ hat absolut zurecht den Goldenen Griffel für das Kinderbuch des Jahres verdient. Auch wenn die Geschichte für Kinder ab 10 Jahren gedacht ist, werden auch Erwachsene von der tiefgründigen Geschichte fasziniert sein.

Catos Mutter starb bei ihrer Geburt. Seitdem lebt sie in einer dysfunktionalen Beziehung mit ihrem Vater, der eigentlich nie wirklich geistig präsent an ihrem Leben teilnahm. Weil sie ein wenig anders als andere ist, hat Cato auch keine Freunde. Eines Tages entdeckt sie ein seltsames, heruntergekommenes Kino mit „Filmen, die nirgends laufen, die du aber schon immer sehen wolltest“. Die Eigentümerin Frau Kano ist nicht weniger merkwürdig. Auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit begibt sich Cato schließlich auf eine Reise durch die Zeit.

Der Autor schreibt anspruchsvoll, clever und wortgewandt. Obwohl der Geschichte eine gewisse Melancholie anhaftet, da es die Themen Verlust, Trauer sowie deren Bewältigung behandelt, macht doch Catos Denkweise sehr viel Spaß. Sie betrachtet die kleinen Dinge, die sonst niemand sieht, und zeigt uns, dass man mit Mut und Empathie die Chance hat, etwas in seinem Leben zu verändern; dass es niemals zu spät ist, um sich zu verabschieden oder neu anzufangen. Zudem sind einige Dialoge so herrlich skurril, dass man einfach lachen muss.

Keine der Charaktere bemüht sich um Perfektion. Sie haben alle Ecken und Kanten. Der Vater ist so in sein eigenes Leid versunken, dass er seine Tochter vergisst. Cornelia mischt sich permanent in das Leben der beiden ein und die geheimnisvolle Frau Kano wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Und auch das unperfekte Kaninchen Beggar So schließt man schnell in sein Herz.

Natürlich sind Zeitreisen immer paradox, aber das Buch spielt durchaus mit diesem Gedanken und lässt ihn so stehen. Nicht alles muss restlos geklärt werden. Das Ende ist stimmig und berührend. Der Autor geht sehr behutsam mit den Gefühlen um und schildert sehr eindringlich, wie unterschiedlich Menschen mit ihrer Trauer umgehen. Er gibt Zuversicht und den Mut, sein Leben anzupacken und bewusst zu erleben.

Ich war erst von den Themen Verlust und Trauer ein wenig abgeschreckt, aber der Autor nimmt einen so sicher und voller Mitgefühl an die Hand, dass man nicht anders kann, als sich darauf einzulassen. Die fantasievolle Geschichte von Cato und ihrer Familie nimmt einen gefangen und hallt noch eine lange Zeit nach. Toll!

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Veröffentlicht am 01.03.2024

„Der Bachelor“ mit tödlichen Spielen

Trial of the Sun Queen
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„Trial of the Sun Queen” ist der spannende Auftakt einer vierbändigen Fantasy-Feenreihe. Die Ausgangsidee ist durchaus interessant, jedoch war ich von der Umsetzung nicht ganz so überzeugt. Das Buch bedient ...

„Trial of the Sun Queen” ist der spannende Auftakt einer vierbändigen Fantasy-Feenreihe. Die Ausgangsidee ist durchaus interessant, jedoch war ich von der Umsetzung nicht ganz so überzeugt. Das Buch bedient sich zudem einiger bekannter Motive und wird gern mit dem „Reich der sieben Höfe“ von Sarah J. Maas oder mit „Hunger Games“ verglichen.

Lor kämpft seit ihrem zwölften Lebensjahr im Gefängnislager des Aurorakönigs um ihr Überleben. Mit 24 wird sie urplötzlich von dort befreit und an den Hof des Sonnenkönigs Atlas gebracht. Dort soll sie als einziger menschlicher Tribut an einen Wettbewerb um die Hand des Königs teilnehmen. Die zehn erwählten jungen Frauen sollen insgesamt vier tödliche Prüfungen bestehen. Allerdings werden bei Hofe viele Intrigen gesponnen und beinahe alle Charaktere lügen oder haben Geheimnisse. Die Hauptperson ist davon nicht ausgenommen.

Obwohl die Geschichte kurzweilig erzählt wurde, fiel es mir anfangs schwer, mich darin einzufinden. Es mag für die Rolle wichtig sein, was Lor in der Gefängnishölle erlebt hat, mich aber hat es eher abgeschreckt. Erst nach ihrer Entführung wurde ich richtig gepackt und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ich mochte außerdem die Protagonistin Lor und auch der Nebencharakter Nadir, aus dessen Sicht ab und an erzählt wurde, bietet Potenzial für spätere Bände.

Es hätte mir aber deutlich besser gefallen, wenn ein paar Liebesszenen weniger darin vorgekommen wären. Wobei mich vor allem daran stört, dass sie ausschließlich zwischen Partnern vorkommen, die absolut keinerlei romantisches Interesse aneinander haben. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ein wenig Gefühl würde ich mir da schon wünschen. Zumal ich die Männer, die Lor hier „näher“ kennenlernt, allesamt unsympathisch finde.

Das Ende kam dann auch nicht so überraschend, wie es die Autorin eventuell geplant hatte. Dennoch war ich interessiert genug, dass ich mir den zweiten Band „Rule of the Aurora King“ auf Englisch geholt habe. Mal schauen, ob dieser mich mehr überzeugen kann.

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Veröffentlicht am 23.02.2024

Verpasste Chancen

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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„Book Lovers“ hätte richtig gut werden können. Die Grundidee selbst ist wirklich genial und auch die beiden Hauptcharaktere finde ich auf ihre verschrobene Weise durchaus liebenswert. Aber leider werden ...

„Book Lovers“ hätte richtig gut werden können. Die Grundidee selbst ist wirklich genial und auch die beiden Hauptcharaktere finde ich auf ihre verschrobene Weise durchaus liebenswert. Aber leider werden viele eingeführte Ideen nicht wirklich zu Ende gedacht oder verlieren sich in dem kitschigen Schluss.

Nora Stephens ist durch und durch ein Stadtmensch. Sie liebt New York und geht völlig in ihrem Beruf als Literaturagentin auf. An erster Stelle steht für sie allerdings immer ihre Schwester Libby. Als diese sie urplötzlich zu einem längeren Trip in das entlegene Dorf Sunshine Falls einlädt, in der ein Roman ihrer Lieblingsautorin spielt, lässt sie sich widerwillig auf das Experiment Landleben ein. Dort trifft sie ihren selbst ernannten Nemesis Charlie Lastra wieder. Er ist Lektor und hatte vor zwei Jahren das Buch ihrer Autorin ziemlich rüde abgelehnt.

Die Romanze wird allmählich und glaubwürdig aufgebaut. Während sich die beiden zunächst einen witzigen Schlagabtausch nach dem nächsten liefern, lernen sie sich langsam immer besser kennen. Die Dialoge zwischen ihnen sind stets amüsant und voller Wortspiele. Nora ist selbst auch keine realitätsferne Romantikerin. Sie ist nach außen hin manchmal sehr hart und wird von anderen als Hai beschrieben. Aber sie hat einen weichen Kern, der sich immer für die Menschen einsetzt, die sie liebt und wertschätzt.

Ebenso gut fand ich die Idee vom Buch im Buch. Die Autorin, die Nora betreut, schreibt tatsächlich ein Buch, in der Nora selbst die Hautrolle spielt. Diese ist völlig entsetzt über die Art, wie sie porträtiert und von anderen wahrgenommen wird. Leider wird dieser Gedanke mittendrin einfach fallengelassen und nicht mehr weiter thematisiert. Es ist halt das neue Buch von der Schriftstellerin. Dessen Bedeutung für Nora oder was die Autorin sich überhaupt dabei gedacht hat, fällt völlig unter den Tisch. Sehr schade!

Ich habe zudem ein Problem mit Noras Schwester Libby. Sie ist in sich sehr widersprüchlich aufgebaut und man bekommt den Eindruck, dass sie selbst nicht genau weiß, was sie will. Will sie nun unabhängig von ihrer großen Schwester sein oder soll sich deren Leben weiterhin nur um sie drehen? So richtig Sinn macht das nicht. Und dass sie ihre eigenen kleinen Kinder einen Monat lang kaum sieht, macht sie für mich ebenso wenig sympathisch, wie ihre ständigen Vorwürfe Nora gegenüber und ihre Geheimniskrämerei.

Das Buch liest sich sehr flüssig und ist überwiegend spannend sowie interessant. Nur ab dem zweiten Drittel fand ich es teilweise etwas langatmig und es fehlte der Schwung, nachdem Nora und Charlie zusammengekommen sind. Mir fehlten zudem die herrlichen Dialoge vom Anfang. Zudem nervten mich die häufigen Liebeszenen. Der Fokus lag für mich besonders zum Schluss der Geschichte auf den falschen Aspekten.

Trotz einiger Kritikpunkte habe ich das Buch überwiegend gemocht und finde es schade, dass einige tolle Elemente einfach so von der Autorin fallengelassen wurden. Es hätte ein großartiges Buch werden können – vielleicht mit einem besseren Lektor.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Super Idee, schlechte Ausführung

Cosima und der Diamantenraub
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Die Idee von „Cosima und der Diamantenraub“ fand ich wirklich toll. Endlich mal starke unkonventionelle Heldinnen, die sich von ihrer Behinderung bzw. von einer chronischen Beeinträchtigung nicht ausbremsen ...

Die Idee von „Cosima und der Diamantenraub“ fand ich wirklich toll. Endlich mal starke unkonventionelle Heldinnen, die sich von ihrer Behinderung bzw. von einer chronischen Beeinträchtigung nicht ausbremsen lassen, sondern aktiv gegen ihr Schicksal vorgehen und sogar noch Raubzüge begehen. Nun, die Idee ist ja wirklich gut, die Ausführung ist jedoch leider äußerst unglaubwürdig.

Cosima lebt als Nummer 1 schon von klein auf im Heim für beklagenswerte Mädchen. Zugern wüsste sie, wo sie herkommt. Das Heim wird von den Geschwistern Frau und Herr Makel geleitet, die wenig Interesse oder Mitgefühl für ihre Schützlinge übrighaben. Sie schikanieren die Mädchen, lassen sie teilweise hungern und treiben sie zum Arbeiten an. Doch die beiden stellen eine weitaus geringere Gefahr dar als Lord Fitzroy, der die Kinder der Heimleitung für dubiöse Zwecke abkaufen möchte. Ihre einzige Rettung sehen die Mädchen darin, das Diadem und andere Juwelen aus seiner Ausstellung zu rauben.

Die Mädchen sind wirklich allesamt sympathisch und sehr unterschiedlich. Man kann sich schnell mit identifizieren und mit ihnen mitfiebern. Ich denke, ihre Behinderungen werden weitestgehend realistisch dargestellt und sie werden von der Autorin ernstgenommen. Sie sind mehr als ihre Beeinträchtigung und sie definieren sich nicht darüber. Aber ich finde, sie haben eine durchaus glaubwürdigere Geschichte verdient.

Die Kinder kommen praktisch ihr ganzes Leben nicht aus dem Heim heraus, haben aber keine Probleme nach nur einem kurzen Aufenthalt auf der Ausstellung genau zu wissen, wie man an die Schätze gelangt und unbemerkt stiehlt. Und natürlich können sie absolut identische Kopien von den Juwelen aus Seilresten und etwas Farbe herstellen, nachdem sie besagte Edelsteine nur in einer Zeitung und einmal kurz in Echt gesehen haben.

Etwas seltsam finde ich auch die Beziehung der Mädchen zu ihren Eltern. Angeblich lieben sie sie, aber warum schiebt man dann sein Kind überhaupt dorthin ab und unternimmt nichts, wenn es doch offensichtliche Missstände in diesem Heim gibt. So ganz nachvollziehen kann ich auch nicht, wie die Mädchen ihre teilweise sehr umfassende Bildung erworben haben. Die Makels werden sie sicher nicht geschult haben. Streckenweise ist die Geschichte zudem etwas langatmig und kommt kaum voran. Zumal einige Wendungen sehr voraussichtlich sind.

Insgesamt bietet das Buch tatsächlich wundervolle Charaktere, die aber meiner Meinung nach eine bessere und vor allem glaubwürdigere Geschichte verdient hätten. Schade! Alles in allem vergebe ich dem Buch 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Ist das noch gerecht?

Voll ungerecht!
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Das Buch „Voll ungerecht“ ist ein tolles Sachbuch, das auf informative und lustige Weise das Thema Gerechtigkeit für Kinder verständlich erklärt und sie zum Nachdenken anregt. Was bedeutet überhaupt das ...

Das Buch „Voll ungerecht“ ist ein tolles Sachbuch, das auf informative und lustige Weise das Thema Gerechtigkeit für Kinder verständlich erklärt und sie zum Nachdenken anregt. Was bedeutet überhaupt das Wort und kann dieselbe Sache für den einen gerecht und für den anderen ungerecht sein? Und warum?

Das Buch besteht aus zahlreichen kurzen Kapiteln von 2 bis 4 Seiten, in denen jeweils ein spezifischer Aspekt von Gerechtigkeit betrachtet wird. In den ersten Abschnitten wird zunächst der Begriff als solches dargelegt. Im Mittelteil finden sich auch ein paar philosophische Konzepte wie etwa Rawls Schleier des Nichtwissens oder die römische Göttin Justitia. Ab der Mitte beschäftigt sich das Buch beinahe ausschließlich mit rechtlichen Fragen in der Arbeit, im sozialen Leben (z.B. Teilhabe, Steuern) und auf globaler Ebene (z.B. fairer Handel).

Neben den teilweise recht trockenen Erklärungen befindet sich auf jeder Seite ein anschaulicher Comic, der versucht die Themen für die Kinder greifbarer zu machen. Dabei nimmt das Buch selbst keine Position ein. Der Leser kann sich selbst eine Meinung bilden, was er in dieser Situation persönlich für gerecht oder ungerecht hält.

Der Band ist wirklich sehr interessant, da er auch die Vielfalt des Themas sichtbar macht. Die Beispiele sind zudem kurzweilig und bieten jede Menge Gesprächsanlässe. Ich selbst hätte mir noch mehr solche Beispiele gewünscht, da mir manche Thematiken dann doch etwas zu trocken herübergebracht wurden. Insgesamt handelt es sich dennoch um ein schönes Nachschlagewerk über Gerechtigkeit.

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