Wirft das Exil einen aus der Bahn?
Eine feine LinieDas öde, langweilige Leben der Hauptfigur Maryam wird in dem Pariser Vorort Drancy beschrieben. Mit ihren 13 Jahren kämpft sie stellvertretend für viele Teenager zunächst wütend gegen ihren eigenen Körper ...
Das öde, langweilige Leben der Hauptfigur Maryam wird in dem Pariser Vorort Drancy beschrieben. Mit ihren 13 Jahren kämpft sie stellvertretend für viele Teenager zunächst wütend gegen ihren eigenen Körper mit starker Behaarung und ersten sexuellen Erfahrungen, aber auch gegen ihre familiäre Armut ohne Sommerurlaube und Designer-Outfits und die Eintönigkeit der Schule. Obwohl gleichzeitig Französin und Iranerin findet sie nicht die feine, verbindende Linie ihrer Identität. Die Kritik an dem Lehrpersonal des Lycée Eugène-Delacroix ist hart. Mit dem Wechsel in die HK3 am Lycée Fénelon nach ihrem überzeugenden Abitur hofft sie auf die erträumte Möglichkeit, aus diesem benachteiligten Vorort mit sozialen Problemen und Spannungen endlich ausbrechen zu können. Schmerzlich deprimiert gibt sie wegen Überforderung und zu großer Wissenslücken schon nach drei Wochen auf. Mit diesem kläglichen Scheitern muss sich ihr Königsweg, dieser alten Wohnsiedlung der Cité de la Muette zu entkommen, ändern. Deren trostloses Ambiente wird noch verstärkt durch die Erwähnung des unfertigen Geheimgangs auf der Plakette, die im Innenhof auf das jüdische Sammellager während der 2. Weltkrieges verweist.
Eine harte, sozialkritische Abrechnung mit dem eigenen Leben, der französischen Bildungspolitik, der 2-Klassen-Gesellschaft und seiner geschichtsträchtigen Umgebung.