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Veröffentlicht am 07.01.2020

Amüsanter Seelen-Striptease eines abgehalfterten Schauspielers, der mit einem Fußball-Programm über die Dörfer tingelt

Der Manndecker
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In diesem Roman lässt der Autor Jörg Menke-Peitzmeyer den abgehalfterten Schauspieler Achim Flessenkämper, der mit seinem Solo-Programm "Der Manndecker" über die Dörfer des Sauerlandes tingelt, aus seinem ...

In diesem Roman lässt der Autor Jörg Menke-Peitzmeyer den abgehalfterten Schauspieler Achim Flessenkämper, der mit seinem Solo-Programm "Der Manndecker" über die Dörfer des Sauerlandes tingelt, aus seinem Leben erzählen und dabei einen amüsanten Seelen-Striptease absolvieren.

Denn nicht nur beruflich, auch privat sieht sein Leben ziemlich trostlos aus. Seine zweite Ehe steht kurz vor dem Aus, das Verhältnis zu seinem Sohn aus erster Ehe ist kaum noch vorhanden und seine karge Gage endet zumeist direkt in den Taschen der Gastwirte, in deren Hinterzimmern er vor in der Regel ziemlich dürftiger Kulisse auftritt. Ein leichter Unfall mit einem Traktor und die Begegnung mit der Fahrerin dieses Gefährts sind dann aber der Auftakt für einige Wendungen, die sein Leben vielleicht doch noch einmal in eine bessere Richtung lenken könnten.

Mit einem lakonischen Schreibstil erzählt der Autor die Geschichte konsequent aus der Perspektive von Achim und lässt ihn dabei immer wieder in absurde Momente mit reichlich Situationskomik tappen. Achims zuweilen ziemlich unbeholfenenen Versuche, sich sein Leben und die Sackgasse, in der es steckt, schönzureden, entbehren dabei nicht einer gewissen Komik, der aber immer auch etwas leicht Tragisches anhaftet. Verweise auf die große und die kleinen Welt des Fußballs sorgen ebenfalls für einen gewissen Unterhaltungswert, können aber doch nicht darüber hinwegtäuschen, das das Geschehen immer mal wieder so ein wenig vor sich herplätschert und sich dabei in Details verliert.

Mit etwas mehr Tempo und der einen oder anderen Straffung hätte man aus dieser Geschichte meiner Meinung nach noch mehr herausholen können. Unter dem Strich konnte mich das Buch aber trotz dieser leichter Schwächen dennoch gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 18.12.2019

Vergnügliche Hommage an die Helden der Kreisklasse

Sonntagsschüsse
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In diesem Roman führt uns der Autor Jonas Philipps in die Untiefen des fränkischen Fußballs und liefert dabei eine vergnügliche Hommage an die Helden der Kreisklasse, an der nicht nur Fußball-Fans ihre ...

In diesem Roman führt uns der Autor Jonas Philipps in die Untiefen des fränkischen Fußballs und liefert dabei eine vergnügliche Hommage an die Helden der Kreisklasse, an der nicht nur Fußball-Fans ihre helle Freude haben werden.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 18-jährige Marco Tanner, den es mit seinen Eltern von Hamburg nach Franken verschlägt, wo er sich dem TSV Weiherfelden anschließt, um dort seine ersten Schritte im Seniorenfußball zu machen. Schnell muss er sich nicht nur im knallharten Abstiegskampf der Kreisklasse bewähren, auch sonst hält die neue Heimat so manche Verwicklung für ihn bereit.

Mit reichlich Situationskomik und einem lockeren Schreibstil, der auch immer mit einem gewissen Augenzwinkern versehen ist, bietet der Autor ein wahres Potpourri an skurrillen Typen, die auf und außerhalb des Fußballplatzes anzutreffen sind und jedem, der schon einmal in der Kreisklasse unterwegs ist oder war, doch ziemlich bekannt vorkommen dürften. Dabei hangelt sich das Geschehen immer haarscharf am Klischee vorbei, nimmt seine Figuren dabei aber absolut ernst und unterliegt nicht der Versuchung, sie vorführen zu wollen. Das der gut aufgebauten Geschichte an der einen oder anderen Stelle vielleicht so ein wenig die Tiefe fehlt, konnte mein Lesevergnügen auch kaum trüben. Unter dem Strich wird hier reichlich Lesespaß geboten, der mir immer wieder ein Grinsen oder sogar ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.

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Veröffentlicht am 17.12.2019

Atmosphärisch dichter und gut recherchierter Roman aus der Zeit des dritten Kreuzzuges

Die Gebote des Templers
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Bei seinem Romandebüt entführt uns der Autor Tom Melley in das Heilige Land des Jahres 1193 und legt dabei einen atmosphärisch dichten und gut recherchierten Roman vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen ...

Bei seinem Romandebüt entführt uns der Autor Tom Melley in das Heilige Land des Jahres 1193 und legt dabei einen atmosphärisch dichten und gut recherchierten Roman vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Der Tempelritter Guillaume ist beim Großmeister des Ordens in Ungnade gefallen, weil sein Lebenswandel nicht wirklich den strengen Regeln der Gemeinschaft entspricht. Um sich zu bewähren, wird er auf eine Geheimmission nach Jerusalem geschickt, bei der er eher zufällig auf die Spur der legendären Bundeslade kommt und sie skrupellos an sich bringt. Im festen Glauben, mit diesem Fund seine Stellung bei den Tempelrittern wieder festigen zu können, merkt er nicht, das sich die Schlinge um seinen Kopf längst zugezogen hat.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor das Geschehen voran und bietet dabei eine ganze Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Charaktere auf, mit denen man beim Lesen gerne mitfiebert. Dies gilt im Laufe der Geschichte auch immer mehr für Guillaume, der zunächst als klassischer Antiheld auftritt, der es einem nicht wirklich leicht macht, ihn zu mögen. Doch je mehr man hinter seine Fassade blicken kann, zeigen sich dort erstaunliche Facetten, die ihn immer mehr in einem anderen Licht dastehen lassen. Doch so richtig kann er auch nicht aus seiner Haut.

Abgerundet wird die gut aufgebaute Geschichte durch ein Glossar, ein Index und ein Nachwort, das aufklärt, was hier Dichtung und was Wahrheit ist. Dabei wird auch noch einmal die intensive Recherchearbeit deutlich, die hinter diesem Buch steckt und die man ihm auch deutlich anmerkt.

Wer auf pralle Geschichten aus dem Mittelalter steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Ich bin auf das nächste Werk des Autoren auf jeden Fall schon sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 06.12.2019

Gelungenes Hörspiel zum gleichnamigen Kinofilm von Bora Dagtekin

Das perfekte Geheimnis
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Diese Doppel-CD liefert mit einer Gesamtspielzeit von knapp 153 Minuten das Hörspiel zum hochkarätig besetzten Kinofilm "Das perfekte Geheimnis" von Regisseur Bora Dagtekin. Die Original-Dialoge aus dem ...

Diese Doppel-CD liefert mit einer Gesamtspielzeit von knapp 153 Minuten das Hörspiel zum hochkarätig besetzten Kinofilm "Das perfekte Geheimnis" von Regisseur Bora Dagtekin. Die Original-Dialoge aus dem Film werden hier durch eine Erzählstimme ergänzt und ergeben so ein insgesamt gelungenes Hörvergnügen, das mich sehr gut unterhalten konnte.

Sieben zum Teil langjährige Freunde (3 Paare und ein einzelner Gast) treffen sich zum gemeinsam Essen im privaten Umfeld. Im Laufe der Gespräche kommt die Idee auf, das alle Anwesenden ihre Handys auf den Tisch legen und die ankommenden Nachrichten vorgelesen werden müssen bzw. die Anrufe per Lautsprecher für alle hörbar gemacht werden. Der Beginn eines turbulenten Abends, der so manches Geheimnis enthüllt und auch die eine oder andere Lebenslüge entlarvt.

Da der Film in erster Linie durch seine Dialoge und den darin enthaltenen Wortwitz bestimmt wird, funktioniert er auch als Hörspiel ganz wunderbar. Die Stimmen der einzelnen Figuren bzw. der entsprechenden Schauspieler sind ziemlich prägnant und somit gut auseinanderzuhalten.
Die Geschichte selbst überzeugt durch eine gut aufgebaute Handlung mit einigen überraschenden Wendungen und ein überzeugend gezeichnetes Figurenensemble mit vielschichtigen und bisweilen auch doppelbödigen Charakteren.

Die Mischung zwischen der Erzählstimme von Volker Hanisch und den Originaldialogen aus dem Film ist zwar grundsätzlich gut aufeinander abgestimmt, der ironische Text der Erzählstimme bringt zudem neben den erforderlichen Informationen zum Geschehen noch zusätzlichen Humor in die Geschichte. Der Part der Erzählstimme fällt dabei stellenweise aber doch etwas zu ausführlich aus, so ergibt sich dann auch die knapp 40 Minuten längere Spieldauer gegenüber dem Film mit einer Laufzeit von ca. 111 Minuten.

Insgesamt konnte mich das Hörspiel aber doch überzeugen und bietet so eine gelungene Alternative zum Kinofilm.

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Veröffentlicht am 03.12.2019

Packendes Psycho-Drama mit einer Hauptfigur, deren Schicksal tief berührt, und einer Geschichte, die noch lange nachwirkt

Poppy
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Die Autorin Astrid Korten steht in erster Linie für packende Psycho-Thriller, die sich oftmals an wahren Fällen orientieren und deutlich mehr als "nur" spannende Unterhaltung bieten. Dies gilt auch für ...

Die Autorin Astrid Korten steht in erster Linie für packende Psycho-Thriller, die sich oftmals an wahren Fällen orientieren und deutlich mehr als "nur" spannende Unterhaltung bieten. Dies gilt auch für ihr neuestes Werk, das auf einem wahren Fall aus ihrer direkten Umgebung beruht und diesmal die Grenzen des Thrillergenres doch ziemlich sprengt.

Erzählt wird hier die Geschichte des Mädchens Poppy, das an ihrem sechsten Geburtstag mit ihrer Mutter die alte Wohnung in einem heruntergekommenen Vorortviertel hinter sich lässt und in die prachtvolle Villa des neuen Mannes an der Seite der Mutter zieht. Doch schnell wird klar, das der deutlich ältere Mann in Wahrheit mehr Interesse an Poppy als an ihrer Mutter hat. Für Poppy ist dieser Tag der Beginn eines Martyriums, das über viele Jahre anhalten wird und aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.

Mit einem packenden Schreibstil lässt uns Astrid Korten am Schicksal von Poppy teilhaben und erzählt die Geschichte konsequent aus ihrer Perspektive. Besonders in den jungen Jahren erfolgen die Beschreibungen dann auch mit einer altersgerechten kindlichen Naivität, die stellenweise schwer zu ertragen ist und einen beim Lesen immer wieder innehalten und schwer schlucken lässt. Auch später, wenn Poppy immer mehr begreift, was hier gerade mit ihr passiert und verzweifelt einen Ausweg aus ihrer hoffnungslos erscheinenen Lage sucht, warten beim Lesen tief bewegende Momente, die noch lange über das Ende des Buches hinaus nachhallen. Und doch gibt es in all dieser Hoffnungslosigkeit immer wieder Momente, in denen fein eingesetzter Humor für ein befreiendes Lachen sorgt und für kurze Aufhellungen in der ansonsten tiefen Düsternis sorgt.

Ein wichtiges Buch zu einem Thema, das uns alle angeht, und das es daher verdient hat, ein breites Publikum zu finden.