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Veröffentlicht am 20.12.2017

Wichtiger Diskussionsbeitrag zu einem hochaktuellen Thema

Islamisierung Deutschlands?
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Mit dem Schreckensszenario einer drohenden Islamisierung versuchen seit einiger Zeit so einige Gruppierungen und Parteien Wählerstimmen zu generieren und / oder eine flüchtlings- bzw. ausländerfeindliche ...

Mit dem Schreckensszenario einer drohenden Islamisierung versuchen seit einiger Zeit so einige Gruppierungen und Parteien Wählerstimmen zu generieren und / oder eine flüchtlings- bzw. ausländerfeindliche Stimmung in unserem Land zu erzeugen.

Die Autoren Stefan Schweizer und Hubert Michelis, ein ehemaliger Franziskanermönch, gehen in diesem Buch nun der Frage nach, ob dieses Szenario wirklich der Realität entspricht und wie die Lebenswirklichkeit in Deutschland aussieht.
Sie tragen Fakten zusammen, werfen Fragen auf und skizzieren mögliche Lösungsansätze, um bestehende Konflikte zu lösen.

Dabei ist bei einem Umfang des Buches von knapp 280 Seiten klar, das nicht jeder Aspekt mit der vieleicht erforderlichen Tiefe behandelt werden kann. Viele Themenkomplexe werden so nur angerissen, ein Literaturverzeichnis am Ende gibt aber einige Tipps zu weiterführender und ergänzender Literatur.

Die Autoren verzichten in ihrer populärwissenschaftlichen Abhandlung auch ganz bewußt auf Fußnoten, um ihre Quellen deutlicher zu benennen und so kenntlicher zu machen. Diese Quellen werden aber durchgehend im Text erwähnt. Grundsätzlich ist dieses Vorgehen hier auch unproblematisch, an der einen oder anderen Stelle wären ergänzende Hinweise auf den Ursprung von Aussagen und Thesen aber doch ganz hilfreich gewesen.

Die Autoren sind durchgehend um einen sehr sachlichen Schreibstil bemüht und versuchen die Dinge aus möglichst allen Richtungen und Perspektiven zu beleuchten. Erst im letzen Kapitel, dem Ausblick auf die kommenden Jahre, beziehen die Autoren etwas deutlicher Stellung zum Thema.
Einen breiten Hintergrund nimmt auch der geschichtliche Hintergrund des Konfliktes zwischen Islam und Christentum ein, der das erste Drittel des Buches bestimmt. Erst danach wenden sich die Autoren der Gegenwart zu. Dieser Hintergrund ist aber auch durchaus wichtig, um den einen oder anderen Aspekt der heutigen Zeit zu verstehen.

Als wesentlicher negativer Aspekt ist mir aufgefallen, das bei den Beschreibungen zu den Anschlägen, die in den letzten Jahren in Deutschland stattgefunden haben, an einigen Stellen etwas zu vorreilig auf einen direkten Bezug zum IS geschlossen wird. Dies wird im weiteren Verlauf zwar noch deutlich relativiert, eine etwas größere Differenzierung wäre aber auch hier schon sinnvoller gewesen.

Zu bemängeln ist auch das etwas zu kleine Schriftbild des Textes. Hier habe ich schon ein paar Seiten gebraucht, um mich daran zu gewöhnen.

Ein Buch, das trotz der durchaus vorhandenen Schwächen einen wichtigen Diskussionsbeitrag zu einem hochaktuellen Thema liefert. Wer sich einen Überblick über diesen komplexes Sachverhalt verschaffen will, wird hier bestens bedient.
Zur vertieften Behandlung ist dann aber auf jeden Fall die Lektüre weiterer Bücher, die sich dann auch intensiver mit einzelnen Teilbereichen beschäftigen, erforderlich.

Veröffentlicht am 19.12.2017

Überzeugendes Thriller-Debüt mit einem Ermittlerpaar, das man sich merken sollte

Die perfekte Gefährtin
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Detective Luc Callanach hat sich gerade erst von Interpol zur Polizei nach Edinburgh versetzten lassen, als dort schon eine mysteriöse Serie brutaler Frauenmorde auf ihn wartet. Er bekommt es mit einem ...

Detective Luc Callanach hat sich gerade erst von Interpol zur Polizei nach Edinburgh versetzten lassen, als dort schon eine mysteriöse Serie brutaler Frauenmorde auf ihn wartet. Er bekommt es mit einem Mörder zu tun, der keine Spuren hinterlässt und scheinbar auch keine Fehler macht. Auch die Zusammenarbeit mit seinem neuen Team verläuft nicht wirklich reibungslos. Gut, das er sich wenigstens auf seine Kollegin Ava Turner verlassen kann, die ihn nach Kräften unterstützt, obwohl sie gerade selber in einem komplizierten Fall ermittelt.

Mit Luc Callanach und Ava Turner schickt die Autorin Helen Fields bei ihrem Thrillerdebüt zwei Ermittler ins Rennen, die das Zeug zu echten Serienhelden haben. Callanach braucht dabei ein wenig, um an Kontur zu gewinnen, er steht so lange Zeit ein wenig im Schatten von Ava Turner, die von Beginn an eine ordentliche Präsens an den Tag legt. Beim großen Showdown darf dann aber auch Luc zeigen, was in ihm steckt, zumal bis dahin auch die Beweggründe für seinen überstürzten Wechsel nach Edinburgh geklärt sind, die ihn lange Zeit in einem etwas zwielichtigen Licht dastehen lassen.

Obwohl die Identität des Mörders schon früh enthüllt wird, hält die Autorin die Spannung auf einem hohen Niveau und lässt den Lesern mit ihrem packenden Schreibstil kaum Zeit zum Luftholen. Die Jagd auf den Mörder wird so schnell zu einem Zweikampf, der den Ermittlern alles abverlangt und bei dem die Rollen zwischen jäger und Gejagtem immer mehr verschwimmen.
Im Mittelteil liegt der Fokus stellenweise vieleicht etwas zu sehr auf dem Fall der Babyleichen, den Ava Turner bearbeitet, doch dann bekommt die Geschichte schnell wieder die Kurve und macht in seinem dramatischen Finale den kleinen Durchhänger mehr als wieder wett.
Die Charakterisierung der einzelnen Protagonisten ist bis in die Nebenfiguren hinein äußerst gelungen und sehr lebendig gestaltet. Die Figuren sind ziemlich vielschichtig angelegt und kommen weitestgehend ohne die oftmals so üblichen Klischees des Genres aus.

Eine Autorin und zwei Ermittler, die man sich merken sollte. Auf den nächsten Band der Reihe bin ich auf jeden Fall schon sehr gespannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Originalität
Veröffentlicht am 12.12.2017

Spannende Mördersuche vor dem Hintergrund des Kulturkampfes im Jahre 1874

Der Werwolf von Münster
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In diesem historischen Kriminalroman führt uns das Autorenpaar Maria Rhein und Dieter Beckmann zurück in das Münster des Jahres 1874. Vor dem Hintergrund des Kulturkampfes zwischen der preußischen Politik ...

In diesem historischen Kriminalroman führt uns das Autorenpaar Maria Rhein und Dieter Beckmann zurück in das Münster des Jahres 1874. Vor dem Hintergrund des Kulturkampfes zwischen der preußischen Politik und der katholischen Kirche, der in Münster besonders heftig geführt wurde, erzählen sie die Geschichte einer spannenden Jagd auf einen unheimlichen Mörder.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Heinrich Maler, ein Agent der preußischen Geheimpolizei, der zurück in seine Heimatstadt Münster geschickt wird, um den Bischof der Stadt, einen alten Freund seines Vaters auszuhorchen. Zur Tarnung tritt er dabei die Stelle eines Polizeikommissars an. Doch dann wird Maler mit einer Serie grausamer Morde konfrontiert, die seine ganze Aufmerksamkeit verlangt.
Als er im Zuge der Ermittlungen die junge Witwe Katharina Kaufmann, die im Kreise des immer stärker aufkommenden Spiritismus verkehrt, kennen- und liebenlernt, gerät sein Weltbild immer mehr ins Wanken und er beginnt, an seinem ursprünglichen Auftrag zu zweifeln.

Den Autoren gelingt hier ein spannender Kriminalroman, der die Stimmungslage der damaligen Zeit hervorragend einfängt und die historischen Ereignisse gut in die laufende Handlung einbindet. Die sorgfältige Recherchearbeit der Autoren merkt man dem Buch dabei jederzeit an.
Auch die Krimihandlung weiß zu überzeugen und liefert eine spannende Suche nach dem (entgegen dem Titel ganz und gar irdischen) Mörder mit einer überzeugenden Auflösung.
Gut charakterisierte Protagonisten in den Haupt- und Nebenrollen und ein packender Schreibstil tun ihr Übriges, um für ein rundherum gelungenes Lesevergnügen zu sorgen.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Psychologisch ausgefeilter Hamburg-Krimi, der in die dunkelsten Tiefen der menschlichen Seele führt

Stille Wasser
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Mit diesem Buch legt die Hamburger Autorin Angelique Mundt den inzwischen dritten Fall mit der Psychotherapeutin Tessa Ravens und dem Hauptkommissar Torben Koster vor. Man kann dieses Buch aber auch ohne ...

Mit diesem Buch legt die Hamburger Autorin Angelique Mundt den inzwischen dritten Fall mit der Psychotherapeutin Tessa Ravens und dem Hauptkommissar Torben Koster vor. Man kann dieses Buch aber auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten beiden Büchern problemlos lesen und verstehen.
Die Autorin arbeitet wie ihre Hauptfigur als Psychotherapeutin und engagiert sich ebenfalls ehrenamtlich im Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes, dieses Insiderwissen merkt man dem Buch auch an. Die Autorin weiß, worüber sie schreibt und bindet ihre Kenntnisse gut in die laufende Handlung ein, ohne dabei ihre Figuren und den Kriminalfall aus den Augen zu verlieren.

Ausgangspunkt der Geschichte ist eine anonyme Bombendrohung gegen ein Passagierschiff im Hamburger Hafen. Während sich Tessa um die evakuierten Passagiere kümmert, wird an Bord die Leiche einer jungen Frau gefungen. Torben Koster und sein Partner Michael "Liebchen" Liebetrau übernehmen die Ermittlungen. Tessa wird in den Fall verwickelt, da sich mit dem etwas seltsamen Walter Petersen auch ein Patient von ihr zum Zeitpunkt des Mordes auf dem Schiff befand. Die Spuren führen Tessa und die Ermittler in die dunkelsten Tiefen der menschlichen Seele.

Das Buch kommt ohne große Actionszenen und besonders blutige Schockmomente aus. Ruhig und psychologisch ausgefeilt treibt die Autorin die gut aufgebaute Geschichte voran und steuert so mit einem packenden Schreibstil schnurstracks auf den spannenden Showdown mit der überraschenden und absolut stimmigen Auflösung des Falles zu.
Die Protagonisten sind dabei bis in die Nebenfiguren absolut überzeugend gezeichnet und agieren sehr glaubwürdig.
Besonders der ständig etwas kränkelnde Liebchen ist mir im Laufe der Geschichte doch ziemlich ans Herz gewachsen.

Wer auf eher ruhige Krimis steht, die ihre Spannung in erster Linie aus der Psychologie der Protagonnisten beziehen, wird hier bestens bedient und vorzüglich unterhalten.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Überzeugender zweiter Teil einer spannenden Fantasy-Trilogie

Die Eherne Garde 2: Die Fährte des Einhorns
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Peter Hohmann legt mit diesem Buch einen überzeugenden zweiten Teil seiner spannenden Fantasy-Trilogie vor und führt die Geschichte um die Hüterin Avi und den Halbdämonen Lormak, die sich mit ihren alten ...

Peter Hohmann legt mit diesem Buch einen überzeugenden zweiten Teil seiner spannenden Fantasy-Trilogie vor und führt die Geschichte um die Hüterin Avi und den Halbdämonen Lormak, die sich mit ihren alten und neuen Gefährten auf die Suche nach Verbündeten gegen das immer weiter vorrückende Dämonenheer begeben, überzeugend fort. Geschickt lüftet er dabei einen Teil des großen Geheimnisses, das sich um die Entstehung der Seuche rankt, lässt aber durchaus noch einige Fragen offen und schafft so die Voraussetzungen für ein großes und rasantes Finale im kommenden letzten Band der Reihe.
Die Geschichte knüpft dabei direkt an die Geschehnisse des ersten Buches an, eine kurze Zusammenfassung zu Beginn verschafft aber auch Neueinsteigern noch die Gelegenheit in die Geschichte einzusteigen (wobei dennoch zu empfehlen ist, zunächst den ersten Teil zu lesen) und bietet zudem Lesern des ersten Buches eine kurze Auffrischung, der den Einstieg erleichtert.

Auch dieses Buch überzeugt wieder durch einen fesselnden Schreibstil und ist definitiv auch weiterhin nichts für Zartbeseitete, da der Autor in seinen sehr bildhaften Beschreibungen wenig bis nichts auslässt und so eine durchgehend düstere Stimmung erzeugt, die aber an manchen Stellen durch die Figur des Zwergen Krax zumindestens ein wenig aufgelockert wird.
Die Figurenzeichnung der alten und auch der neuen Haupt- und Nebencharaktere des Buches konnte mich weiterhin überzeugen und lässt für das nächste Buch noch einiges an Überraschungen erwarten.
Wie schon im ersten Buch ist besonders der Charakter des Lormak äußerst gelungen, da die Zerrissenheit dieser Figur sehr gut rüberkommt und er im Buch viele unterschiedliche Facetten zeigen kann. Das Zusammentreffen mit seinem ehemaligen Waffenbruder Xurodas verstärkt diesen Effekt hier noch einmal um einiges.
Gegen diese Dominanz hat die zweite Hauptfigur Avi weiterhin einen schweren Stand, dennoch verfügt sie meiner Meinung nach aber über ausreichend Potential, um im nächsten Buch noch stärkere Akzente zu setzen, zumal sie ja im Kampf gegen die Dämonen durchaus eine Schlüsselrolle einnimmt.

Insgesamt gelungene Fortsetzung, die aber durchaus auch noch ausreichend Steigerungsmöglichkeiten für den Abschlussband lässt.