Gelungene Fortsetzung
Palais Heiligendamm - Stürmische ZeitenMit dem zweiten Teil dieser opulenten Familiensage um die Hoteliersfamilie Kuhlmann kann Michaela Grünig nahtlos an den grandiosen ersten Teil anknüpfen. Es ist die Zwischenkriegszeit von 1922 bis zum ...
Mit dem zweiten Teil dieser opulenten Familiensage um die Hoteliersfamilie Kuhlmann kann Michaela Grünig nahtlos an den grandiosen ersten Teil anknüpfen. Es ist die Zwischenkriegszeit von 1922 bis zum Beginn des Jahres 1933 in der dieser Band spielt.
Eine ereignisreiche Zeit in Deutschland und für das Palais Heiligendamm. Die wirtschaftliche Situation nach dem ersten Weltkrieg ist von Entbehrungen und einer Rezession, die in der Inflation und einer Weltwirtschaftskrise mündet, gekennzeichnet. Zahlende Hotelgäste sind Mangelware, dennoch hat die Hotelchefin Elisabeth etwas mehr Glück als andere, da ihr Geschäftspartner Julius Falkenhayn in verschiedene Projekte investiert und Geld verdient. Auch in der aufstrebenden Filmbranche hat er ein Standbein und kann dem Hotel mit einem Imagefilm weiterhelfen.
Doch privat finden Elisabeth und Julius trotz der gemeinsamen Tochter lange nicht zu einander. Eifersucht auf angehende Filmsternchen machen sie für Julius ehrliche Absichten blind.
Auch bei ihrem Bruder Paul läuft es privat alles andere als gut. Seine Ehe mit Helene nähert sich einem neuen Tiefpunkt und er kann und will nicht zu seiner wahren Natur stehen. Erst ein Besuch in einem neu gegründeten Institut bei einem jüdischen Professor öffnet ihm die Augen, jedoch mit fatalen Folgen. In Carl findet er nicht nur eine neue Liebe, sondern lernt auch einen fanatischen Anhänger der neuen Bewegung des Nationalsozialismus kenn. Blind und fast hörig folgt er ihm nahezu bedingungslos. Er ahnt nicht wohin dieser Weg führen wird.
Michaela Grünig versteht es ausgezeichnet Geschichte lebendig und erlebbar zu erzählen. Ihr Personenspektrum bildet ein illustres Bild der verschiedenen politischen Richtungen und Strömungen jener Zeit. Durch die Einbeziehung von vielen Nebenfiguren und –handlungen wird das Historienbild komplex und vielfältig.
So verfolgt man als Leser nicht nur den allmählich Aufstieg Hitlers an die Macht, sondern erlebt auch dazu parallel die Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Johanna, die mit dem jüdischen Kinderarzt Samuel verheiratet ist, macht diese Erfahrungen ganz persönlich und nutzt mit Samuel die Möglichkeit Deutschland zu verlassen. Aber ist Paris wirklich ein sicheres Exil?
Auch Albert, Minnas Ehemann, sieht für sich als Kommunisten keine Perspektive in Deutschland. Genau wie der jüdische Arzt wurde er einer der NSDAP willfährigen Justiz ausgeliefert und sieht für sich nur die Flucht nach Moskau als Alternative.
Nein ehrliche und rechtschaffende Menschen können sich mit diesem Deutschland nicht identifizieren. Auch Elisabeth und Julius ziehen sich schweren Herzens aus dem Hotelgeschäft ins Privatleben zurück. Nicht die späte zweite Schwangerschaft ist der Grund, dass sie das Hotel in die Hände Pauls als Geschäftsführer geben. Mit den neuen Machthabern in Deutschland wollen und können sich nicht arrangieren. Mit diesen Leuten machen sie keine Geschäfte. Alle Versuche sich davon zu distanzieren sind fehlgeschlagen.
So bleibt man als Leser gespannt auf das weitere Schicksal der Familie Kuhlmann und des Palais Heiligendamm.
Fazit:
Mit dem Roman hat die Autorin eine gelungene Fortsetzung großen Familiensaga gestaltet. Die dargestellten Personen sind authentisch und ihre Persönlichkeiten mit differenziert ausgearbeitet. Verschiedene Handlungsstränge werden geschickt miteinander verknüpft. Alles ist in einem flüssigen Tempo sehr gut erzählt. Die weitere Entwicklung bleibt spannend und lässt viele Fragen offen.
Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung. Gern vergebe ich fünf Sterne. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.