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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2019

Mein Haar hat die Farbe von Milch ...

Die Farbe von Milch
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Was für ein beeindruckendes Buch um ein einfaches Bauernmädchen zu Anfang des 19ten Jahrhunderts. Die junge Mary ist bei Weitem nicht die einzige, die damals das Schicksal eines harten Lebens ertragen ...

Was für ein beeindruckendes Buch um ein einfaches Bauernmädchen zu Anfang des 19ten Jahrhunderts. Die junge Mary ist bei Weitem nicht die einzige, die damals das Schicksal eines harten Lebens ertragen musste. Es war zu diesen Zeiten nicht unüblich, dass die Kinder auf dem Hof mithalfen und so von morgens bis abends schufteten. An Freizeit oder Lesen und Schreiben zu lernen, war gar nicht zu denken. So war es doch ein unendliches Glück – wenn sie es auch nicht gleich so sah – dass Mary dieser Einöde entrinnen durfte, in dem sie dem Pfarrer zur Hand ging und dessen kranke Frau pflegte. Ganz allmählich führt der Herr des Hauses sie an die Welt der Bücher und des Lesens und Schreibens. Er findet in ihr eine wissbegierige Schülerin. Die Stimmung ändert sich drastisch als die Frau des Pfarrers stirbt …
In recht einfachen Sätzen beschreibt Mary ihr Leben. Man will sie fast ein wenig emotionslos nennen, aber so hat sie es zu Hause gelernt. Da wurde um die Liebe nicht viel Federlesens gemacht. Doch Mary kann lieben, das zeigt sie ihrem alten Großvater so oft es geht. Umso schlimmer fand ich die Art, wie ihr Vater sie behandelte indem er sie an den Pfarrer nahezu verschacherte. Seite um Seite vertraut sie uns als Lesern und Hörern ihr Leben an und ganz allmählich beginnt man zu ahnen, wie die Geschichte enden wird …
Die Sprecherin Laura Maire hat Mary genau die richtige Stimme gegeben und während des Hörens ist mir Mary sehr ans Herz gewachsen. Einfach eine wunderbare Geschichte. Mein Hörbuchhighlight des Monats!

Veröffentlicht am 29.06.2019

Die Geister, die ich rief ...

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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WOW! Da haben Sie aber einen Volltreffer gelandet, Frau Löhnig! Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Nachdem ich Anfang des Monats gerade das aktuelle Buch um Kommissar Dühnfort gelesen hatte, ...

WOW! Da haben Sie aber einen Volltreffer gelandet, Frau Löhnig! Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Nachdem ich Anfang des Monats gerade das aktuelle Buch um Kommissar Dühnfort gelesen hatte, war ich natürlich schon mittendrin im Leben Tinos und seiner Frau Gina. Und zu meiner Freude ging es hier nun recht nahtlos weiter. Doch die Rollen sind diesmal umgedreht und Kommissarin Angelucci steht im Mittelpunkt des Geschehens. Sie, ihr Kollege Holger und natürlich die beiden rätselhaften Skelette, die wie durch Geisterhand aus der Vergangenheit in die Gegenwart befördert werden. Ich konnte es mir lebhaft vorstellen, was das für ein Gerede und Misstrauen in dem kleinen Dorf Altbruck verursachte. Ein Dorf, in dem ohnehin zwei der wichtigsten Familien seit Jahrzehnten eine private Fehde führen. Doch wie hängt diese Fehde mit den beiden unbekannten Toten zusammen? Gina hat sich regelrecht festgebissen an diesem Fall und will unbedingt die Antwort darauf erfahren, koste es was es wolle …
Durch zwei Erzählstränge verknüpft die Autorin auf spannende Weise diese Aufklärung, die den Leser mehr als einmal auf eine falsche Fährte lockt. Sie legt erschütternde Details aus den Zeiten der Zwangsarbeiterschaft frei, die mich mitleiden ließen mit diesen armen, gegen ihren Willen verschleppten Menschen. Sie waren bitter benötigt in der nicht sterben wollenden Hoffnung auf den Endsieg. Doch wehe, es kamen Gefühle oder gar Liebe mit ins Spiel!
Dieser Kriminalroman beinhaltet für mich viel mehr als die Aufklärung zweier Morde. Inge Löhnig hat hier ein brisantes Thema mit verarbeitet, das den Leser in Atem hält. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich den Nebenschauplatz mit der ominösen Insektenfrau wirklich gebraucht habe, aber eines schafft der ja auf jeden Fall … er schweißt die kleine Familie bestehend aus Tino, Gina und Töchterchen Chiara noch enger zusammen … gut gemacht, liebe Frau Löhnig! Nun bin ich natürlich sehr gespannt auf den nächsten Fall. Wer wird das Rennen machen, Tino oder Gina?

Veröffentlicht am 12.06.2019

Es ist doch nichts so fein gesponnen ...

Es geschah in Schöneberg
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Von mir bekommt dieser historische Kriminalroman – inzwischen schon der fünfte Teil der Reihe um Kommissar Wechsler und sein Team – auf jeden Fall die volle Punktzahl. Wieder einmal konnte man auf jeder ...

Von mir bekommt dieser historische Kriminalroman – inzwischen schon der fünfte Teil der Reihe um Kommissar Wechsler und sein Team – auf jeden Fall die volle Punktzahl. Wieder einmal konnte man auf jeder Seite spüren, wie sehr sich die Autorin mit der Zeit der Zwanziger Jahre zu identifizieren scheint.
Die Zeiten scheinen ein wenig dunkler zu werden und der Glanz und Glamour der „Roaring Twenties“ unter dem sich abzeichnenden Machtwechsel zu verblassen. Gezielt hat sich Frau Goga in diesem Roman mit zwei wichtigen Berliner Themen der damaligen Zeit befasst, nämlich der Homosexualität und der Mode. Während der Kriminalfall schon spannend und recht unvorhersehbar aufgebaut ist, erfährt man doch auch hautnah, wie gleichgeschlechtliche Liebe immer mehr verpönt ist und gar die mögliche Abschaffung des berühmten Paragrafen 175 unerreichbar zu werden scheint. Leo Wechsler scheint davon unbeeindruckt und ermittelt in altbekannter Manier mit Klugheit und von einem inneren Gefühl getrieben, das sich so leicht nicht täuschen lässt. Bald schon fängt er an zu graben in der Modewelt der Reichen und Schönen und deckt so manches Geheimnis auf, das besser im Dunkeln geblieben wäre. Doch auch seine Frau Clara, Schwester Inge und Sohn Georg bekommen ihren Auftritt. Während ich mich für die beiden Damen für ihre ureigenen Erfolge sehr gefreut habe, macht mir der heranwachsende Georg ein wenig Sorgen. Hier bin ich sehr gespannt, wie es im nächsten Band weitergehen wird. Denn ich bleibe ihr treu, der Spürnase Wechsler und somit natürlich auch der liebenswerten Autorin Susanne Goga. Ich empfehle jedem neuen Leser dieser Reihe auf jeden Fall mit Band eins zu beginnen.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Wenn du an dir selber verzweifelst ...

Das Haus am Rand der Klippen
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Ja, ja, ja … endlich mal wieder ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte. Dieses Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich habe die ganze Zeit mitgerätselt, wer denn nun in Elles Haus gewohnt ...

Ja, ja, ja … endlich mal wieder ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte. Dieses Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich habe die ganze Zeit mitgerätselt, wer denn nun in Elles Haus gewohnt hat, während ihrer Abwesenheit und was um Himmels Willen ihr großes Geheimnis ist. Geschickt führt die Autorin ihre Leser nämlich auf immer wieder neue Fährten, die sich dann jedoch schnell in Luft auflösen und lediglich ein kleines Geheimnis preisgeben.
Der Roman ist schön dicht und atmosphärisch geschrieben. Ich bekam fast selbst Gänsehaut, wenn mal wieder Wind und Regen über das Haus am Rand der Klippen fegte. Es tat mir richtig leid um Elle, die da mutterseelensternallein in ihrem Traumhaus lebte und ein Traum nach dem nächsten zerplatzt war. Wie muss es sich anfühlen, wenn man spiralförmig in die Tiefe gerissen wird und man nicht mehr weiß, was Wirklichkeit und was nur ein böser Traum ist? Mal wieder toll gemacht, Lucy Clarke, das ist nicht mein letztes Buch von dir!

Veröffentlicht am 28.05.2019

Mögen wir nie vergessen ...

Die Fliedertochter
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Soeben habe ich dieses schöne Buch zu einem wichtigen Thema – gerade jetzt wieder in den Tagen nach der Wahl – zugeklappt und muss sagen, dass die engagierte und sehr sympathische Autorin Teresa Simon ...

Soeben habe ich dieses schöne Buch zu einem wichtigen Thema – gerade jetzt wieder in den Tagen nach der Wahl – zugeklappt und muss sagen, dass die engagierte und sehr sympathische Autorin Teresa Simon mit jedem Buch besser wird. Soweit das überhaupt noch möglich ist!
Der Roman spielt – wie schon im Klappentext beschrieben – auf zwei Zeitebenen, die beide auf ihre Weise beeindrucken. Während die Gegenwart sich mit der jungen Paulina Wilke als Hauptprotogonistin beschäftigt, die etwas ungewollt in einen Strudel alter Erinnerungen reingezogen wird, behandelt die Vergangenheit ein leider sehr bedrückendes Thema unserer Geschichte. Paulina begibt sich mit dem blauen Tagebuch von der bisher unbekannten Luzie auf Spurensuche in der herrlichen Stadt Wien, die in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts leider auch Schauplatz der Verbrechen der braunen Nazidiktatur wurde. Geschrieben ist der Roman aus einer Mischung von Tagebucheinträgen und normalen Textpassagen, sodass man als Leser fast das Gefühl haben kann, selbst in Wien mit dem Buch in der Hand zu sitzen und zu lesen. Schnell wird klar, warum Pauline und einige wichtige Personen um sie herum so fasziniert sind davon. Ich empfehle jedem Fan von Romanen mit geschichtlichem Hintergrund einen Blick in dieses besondere Buch zu werfen, es lohnt sich. Lasst euch nicht abhalten von dem – meiner Meinung nach – leider etwas kitschigen Cover, ich glaube, das hat die Autorin nicht zu verantworten. Von mir eine absolute Leseempfehlung.