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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2019

Je später die Rache, umso grausamer der Mord ...

Rachesommer
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Sehr gelungen, macht Lust auf mehr! Mal wieder ein altes Schätzchen, das ich dank des Mottolesens aus dem SUB gekramt habe und nicht enttäuscht wurde. Zu Anfang konnte ich mir absolut nicht vorstellen, ...

Sehr gelungen, macht Lust auf mehr! Mal wieder ein altes Schätzchen, das ich dank des Mottolesens aus dem SUB gekramt habe und nicht enttäuscht wurde. Zu Anfang konnte ich mir absolut nicht vorstellen, wie die Wiener und Leipziger Fälle zusammenhängen könnten, bzw. wie Anwältin Evelyn Meyers und der kettenrauchende, kaffeeliebende Kommissar Pulaski je zusammenfinden würden. Doch es geht, wie der bekannte Autor Andreas Gruber mit „Rachesommer“ unter Beweis stellt. Es sind schon wirklich grausame Morde, die da an den vier Männer verübt worden. Das Motiv Rache lässt sich nicht verleugnen. Auf der anderen Seite stehen die armen Jugendlichen, deren „Selbstmorde“ vor „vertuschtem Mord“ nur so strotzen.
Dank meines Urlaubs konnte ich das Buch in Bus und Flieger beinahe in einem Rutsch durchlesen und suche nun dringend nach dem nächsten Fall dieses doch recht ungewöhnlichen Ermittlerpärchens. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, wenn das Buch auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Ein Segen für die Menschheit ...

Die Charité: Hoffnung und Schicksal (2 MP3-CDs)
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Soeben habe ich dieses beeindruckende Werk beendet und muss sagen, dass es mir ausgesprochen gut gefallen hat. Vorgetragen durch die sympathische Sprecherin Beate Rysopp bekommt man als Hörer einen Eindruck ...

Soeben habe ich dieses beeindruckende Werk beendet und muss sagen, dass es mir ausgesprochen gut gefallen hat. Vorgetragen durch die sympathische Sprecherin Beate Rysopp bekommt man als Hörer einen Eindruck in das Leben und die Medizin des frühen 19. Jahrhunderts, der wirklich unter die Haut geht. Es ist schon unglaublich, welch bahnbrechende Entdeckungen durch ambitionierte, forschende Mediziner seinerzeit gemacht wurden. Die Charité in Berlin, das wohl bis zum heutigen Tag immer noch bekannteste Krankenhaus Deutschlands, ermöglichte vielen von ihnen das Leiden der Menschen ein wenig zu lindern, ja viele sogar wieder ganz genesen zu lassen. So war es erstaunlicherweise schon damals möglich Schiefhälse, Klumpfüße und sogar schielende Augen zu operieren, wenn auch damals zuerst noch ohne Narkose, was heute schier unvorstellbar erscheint. Auch interessant fand ich die Entwicklung der Krankenschwester- und – pflegerschaft, die sich damals in Wärter und Wärterinnen sowie Diakonissen unterteilte. Ohne sie wäre dem besten Arzt seine Arbeit unmöglich gewesen. Um das Buch aber nicht nur als Geschichtsbuch der Medizin zu verkaufen, baut die Autorin menschliche Schicksale mit ein, die sich sicher so oder so ähnlich abgespielt haben könnte. In vieler Hinsicht ist Berlin in ebendieser Zeit noch voller Vorurteile und Konventionen, die auch immer wieder Neid und Missgunst aufs Parkett rufen. Ulrike Schweikert unterteilt ihre Charaktere nicht nur in Gut und Böse, sondern lässt sie einfach menschlich erscheinen mit allen Stärken und Schwächen.
Ich habe mich nicht eine Minute gelangweilt. Das Buch ist wirklich Hörvergnügen vom Feinsten, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Recherchearbeit vom Feinsten ... trotz des Umfangs keine Minute langweilig!

Queen Victoria
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Ich bin ein großer Fan der englischen Royals und interessiere mich im Besonderen für Queen Victoria, die mit ihrem Mann Albert und ihren neun Kindern den britischen Adelsstand sehr bereichert hat. Dabei ...

Ich bin ein großer Fan der englischen Royals und interessiere mich im Besonderen für Queen Victoria, die mit ihrem Mann Albert und ihren neun Kindern den britischen Adelsstand sehr bereichert hat. Dabei mochte sie in Wahrheit keine Babys und hasste es schwanger zu sein! Genau das und vieles mehr aus der royalen Geschichte versucht die beeindruckende australische Schriftstellerin und Journalistin Julia Baird in Worte und Bilder zu fassen.

Meiner Meinung nach ist ihr das hervorragend gelungen. Sie schafft es, dass sich diese Biografie flüssig wie ein Roman und stellenweise spannend wie ein Krimi liest. Die Auflockerung durch das umfangreiche Bildmaterial tut natürlich ihr übriges dazu.

Queen Victoria war eine unglaublich starke Frau. Kein Wunder und nicht zu Unrecht wurde ein ganzes Jahrhundert nach ihr benannt. Wie heute ihre Urenkelin Elizabeth, deren Mann übrigens auch ein Urenkel Victorias ist, hielt sie sich wacker auf dem Thron und drohte ihren Ministern bei Nichterfüllung ihrer Wünsche mit Abdankung. Doch lebte sie in einer weit strengeren Zeit als heute und verdient somit noch mehr Bewunderung. Sie schaffte es, die Balance zwischen Familie und Regierung zu halten obwohl auch sie ständig von Selbstzweifeln gequält wurde. Im Alter gönnte sie sich noch ein bisschen Freude im Alltag, in dem sie ihren Diener John Brown zu ihrem Vertrauten macht – man munkelt, er durfte sehr weit vordringen. Warum nicht, sie hatte es sich in ihren über 60 Thronjahren verdient.

Diese wunderbare Biografie hat mir einige Wochen Lesezeit abgerungen aber ich möchte sie ohne Abstriche empfehlen. So sollte Geschichtsunterricht aussehen, da kann sich mancher Lehrer ein Scheibchen von abschneiden!

Veröffentlicht am 03.01.2019

Es ist nicht alles Gold, was glänzt ...

Das Ende meiner Welt
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WOW!!! Während das Thema an sich ja schon eine spannende Lektüre verspricht, schafft es die bemerkenswerte Autorin Charity Norman aus der Geschichte ein Buch zu stricken, das sich kaum zur Seite legen ...

WOW!!! Während das Thema an sich ja schon eine spannende Lektüre verspricht, schafft es die bemerkenswerte Autorin Charity Norman aus der Geschichte ein Buch zu stricken, das sich kaum zur Seite legen lässt. Auf eine besonders trickreiche und im Nachhinein betrachtet außerordentlich heimtückische Weise gerät die junge Cassy während einer Urlaubsreise, die sie zusammen mit ihrem Freund unternimmt, in die Fänge einer sogenannten Lebensgemeinschaft. Wie der Klappentext beschreibt, scheint es sich hier um das große Idyll schlechthin zu handeln. Anders als in anderen Sekten wie z. B. der Colonia Dignidad, gibt es keine Gewalt, sondern nur Harmonie und Liebe. Beim Lesen ertappte ich mich dabei, wie ich mich wohl als junges Mädchen dem gegenüber verhalten hätte? Wäre ich der Versuchung erlegen? Man kommt beim Lesen der Geschichte nicht umhin mit beiden Seiten zu sympathisieren. Sehr leid tat mir letztlich jedoch Cassys Familie, die in der fernen Heimat an den Geschehnissen zu zerbrechen droht ...
Mit „Das Ende meiner Welt“ habe ich für mich mal wieder ein Buch mit Suchteffekt gefunden … bitte schnell mehr von dieser talentierten Autorin!

Veröffentlicht am 19.12.2018

Für mich ein Buch mit WOW Effekt ...

Piccola Sicilia
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Ich gebe zu, ich war ein wenig skeptisch, ob es dem Autor gelingen würde, mich mit seiner neuen Familiengeschichte zu überzeugen. Meine Zweifel waren vollkommen unbegründet, Ich liebe dieses Buch!
Daniel ...

Ich gebe zu, ich war ein wenig skeptisch, ob es dem Autor gelingen würde, mich mit seiner neuen Familiengeschichte zu überzeugen. Meine Zweifel waren vollkommen unbegründet, Ich liebe dieses Buch!
Daniel Speck hat mit seinem Roman, der zwar auf zwei Zeitebenen, jedoch hauptsächlich in der Vergangenheit spielt, eine ganz wunderbare Atmosphäre in der mediterranen Stadt Tunis der frühen 40er Jahre geschaffen. Er zeigt, dass es damals durchaus möglich war, in einer multikulturellen Gemeinschaft zu leben, gemeinsam zu lachen und zu weinen, sich gegenseitig zu helfen und füreinander da zu sein. Erst der ausbrechende Krieg, der auch vor den Toren Nordafrikas nicht halt machte, säte Missgunst und brachte eine Unruhe in das Leben der an sich friedliebenden Einwohner, die genau diese Gemeinschaft zerstörte.
Als Leser dürfen wir die jüdische Familie Sarfati mit dem Familienoberhaupt Dottore Albert Sarfati, seiner Frau Mimi, deren Sohn Victor und die adoptierte Yasmina kennenlernen. Was anfangs so harmonisch begann wird zu Nichte gemacht als Yasmina sich in ihren charismatischen Adoptivbruder verliebt. Den Höhepunkt aber erreicht die Geschichte als der deutsche Fotograf und Soldat Moritz ins Spiel kommt. Yasmina ist nach wie vor besessen von Victor, doch bald wird nichts mehr so sein wie es mal war.
In der Gegenwart lernen wir Nina kennen, die auf der Suche nach ihrem Großvater nach Sizilien gekommen ist. Her lernt sie Joelle kennen, die von sich behauptet seine Tochter zu sein. Nach und nach, mit immer wieder ausbrechenden Zweifeln, wird das Deckmäntelchen der Geschichte gehoben und Nina muss sich fragen, wer er denn nun wirklich war, ihr Großvater, der drei Generationen ihrer eigenen Familie unglücklich gemacht hat.
Meiner Ansicht nach ist der Roman sehr stimmig, bildhaft und teilweise richtig spannend geschrieben. Sehr gut gemacht, lieber Daniel Speck!

Auf Seite 536 des Buchs finden sich Auszüge dieses wunderbaren Gedichts, dass ich hier – auch zum besseren Verständnis – gerne mit aufführen möchte. Mich hat es fast zu Tränen gerührt.

Eure Kinder

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt eure Bogen von er Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Khalil Gibran
(* 06.01.1883, † 10.04.1931)