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Veröffentlicht am 27.04.2021

Meine Heimat ist das Meer, meine Freunde sind die Sterne ...

Das Haus des Leuchtturmwärters
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In diesem Roman, der mir durch sein schlichtes aber dennoch bestechendes Cover gleich ins Auge gefallen war, lernen wir die beiden Protagonistinnen Franzi und Else kennen. Oder sollte ich lieber sagen, ...

In diesem Roman, der mir durch sein schlichtes aber dennoch bestechendes Cover gleich ins Auge gefallen war, lernen wir die beiden Protagonistinnen Franzi und Else kennen. Oder sollte ich lieber sagen, wir lernen Else durch Franzi kennen? Denn Franzi, eine Autorin mit derzeitiger Schreibblockade, findet durch Zufall in einem Leuchtturm – ihrem ehemaligen Zuhause – das Tagebuch einer der vorherigen Bewohnerinnen, der damals jungen Else, die nach dem frühen und unerwarteten Tod ihrer Mutter den Leuchtturm ihre Heimat nannte.

Langsam und einfühlsam deckt Franzi mit Hilfe des Tagebuchs die Vergangenheit auf. Else und ihre Freunde Lulu und Otto leiden damals sehr unter dem strengen DDR-Regime, das keinen Raum für die eigene Entwicklung zulässt. So schmieden sie, wie viele vor und nach ihnen, einen abenteuerlichen Plan zur Flucht. Doch auch Franzi trägt Dämonen in sich und sucht fast schon verzweifelt nach einer Erklärung zu der abweisenden Haltung ihres Vaters bezüglich ihres Besuchs im Leuchtturm, dem er selbst vor Jahren den Rücken gekehrt hat.

Auf spannende Weise legt die Autorin Kathleen Freitag Spuren für ihre Leser, denen ich begeistert gefolgt bin. Selbst ein Kind des Westens und zum Jahr von Elses Flucht gerade erst geboren, waren die Schilderungen über das damalige Leben in der Deutschen Demokratischen Republik natürlich höchst interessant. Dennoch gibt es ein kleines Sternchen Abzug, da mit manches einfach zu naiv und blauäugig von Seiten der drei Freunde schien. Mir ist schleierhaft, wie man sich in der damaligen Zeit und Umgebung Fremden so bedingungslos anvertrauen konnte. Manchmal hätte ich mir noch ein wenig mehr Tiefgang gewünscht aber ich muss sagen, dass ich mit der Aufklärung und dem Schluss mehr als zufrieden bin. Was erst nur aus möglichen Spuren besteht fügt sich am Ende harmonisch in ein Ganzes zusammen. Von mir gibt es wohlverdiente vier von fünf Sternen und ich werde die Autorin weiterhin im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Wenn Qualität vor Quantität besteht ...

Die Schwestern von Marienfehn
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Kaum hatte ich begonnen, war ich auch schon wieder fertig. „Die Schwestern von Marienfehn“ von Jan Steinbach ist definitiv eines dieser Bücher, in die man eintauchen kann, um sie dann in einem Rutsch zu ...

Kaum hatte ich begonnen, war ich auch schon wieder fertig. „Die Schwestern von Marienfehn“ von Jan Steinbach ist definitiv eines dieser Bücher, in die man eintauchen kann, um sie dann in einem Rutsch zu lesen.

Was hatte sie für Träume, die junge Hanna, die als ungeliebte dritte Tochter auf den Brook Hof geboren wurde. Abitur machen wollte sie um sich anschließend ihren Berufswunsch als Reporterin zu erfüllen. Ständig stecken sie und ihr Kinderfreund Carl, mit dem sie diese Leidenschaft teilte, zusammen. Doch der Vater zerschlägt ihre Vision und so lässt sie sich nach der Schule zur Lehrerin ausbilden. So wäre sie versorgt, denn in den Augen der Eltern war sie nicht hübsch genug, um auf einen Ehemann zu hoffen. Stets spielt sie die dritte Geige, doch als schließlich Not am Mann ist, wird sie gefordert und vor eine schwerwiegende Entscheidung gestellt …

Beim Lesen tat Hanna mir oft leid. Stets ist sie vernünftig und stellt ihre eigenen Träume hinten an. Oft wird sie ausgenützt und dennoch macht sie weiter. Das ist schon bewundernswert. Als sie schließlich die Brennerei und den Hof übernimmt, bin ich schwer beeindruckt. Mal wieder war neben einer netten Familiengeschichte aber auch was zu lernen. Diesmal über die Schnapsbrennerei und die damit verbundenen Strapazen aber auch Glücksmomente.

Ein schöner Wochenendschmöker, von dem ich allerdings nicht weiß, wie lange er nachwirken und im Gedächtnis bleiben wird. Deshalb gibt es von mir auch diesmal nur vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Schwimmen heißt loslassen ...

Die Schwimmerin
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Die Nachkriegsperiode scheint bei den Autoren im Moment sehr beliebt zu sein. So nimmt sich denn auch die sympathische Autorin Gina Mayer dieses Themas an. Gina, bereits mit einigen Preisen für ihre Vorgängerromane, ...

Die Nachkriegsperiode scheint bei den Autoren im Moment sehr beliebt zu sein. So nimmt sich denn auch die sympathische Autorin Gina Mayer dieses Themas an. Gina, bereits mit einigen Preisen für ihre Vorgängerromane, Kinder- und auch Jugendbücher ausgezeichnet, schafft mit ihrem Roman eine wunderbare Atmosphäre, die den Leser bzw. Hörer auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt. Wir lernen Betty der 60er Jahre kennen. Hier beweist sie sich als brave Ehefrau, die ihren Mann liebt, ehrt und umsorgt und sich ansonsten den Gegebenheiten fügt. Doch das war nicht immer so, denn wir lernen zeitgleich auch Elisabeth in den 40er Jahren kennen, die nach dem Tod des Vaters und der Zerstörung ihres Hauses in Düsseldorf gezwungen wird, mit ihrer Mutter in ein kleines schwäbisches Dorf umzusiedeln. Hier tut sie sich schwer, doch als sie schließlich vom Sohn der Bauernfamilie zum Schwimmen überredet wird, begegnet ihr nicht nur die Liebe und Herausforderung ihres Lebens, sondern auch ein Rückzugsmöglichkeit für den Rest die zukünftigen Jahre. Beladen mit dem Ballast ihrer Vergangenheit stellt sich Betty schließlich den Herausforderungen ihrer Gegenwart und Zukunft …
Der flüssige Schreibstil des Romans hat mich überzeugt, lediglich beim sehr schlecht gesprochenen schwäbischen Dialekt im Hörbuch muss ich einen kleinen Abstrich machen. Schade. Das Thema des Romans ist kein neues aber gut und individuell umgesetzt. Hierfür vergebe ich gerne vier von fünf Sternchen.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Es kehrt einfach keine Ruhe ein ...

Blutroter Sonntag
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Dieser siebte und somit vorletzte Band der Reihe um die Psychotherapeutin Frieda Klein beginnt mit einem Knall! Der Fund einer Leiche im eigenen Haus hat schon was und bringt doch Unruhe ins eigene Leben, ...

Dieser siebte und somit vorletzte Band der Reihe um die Psychotherapeutin Frieda Klein beginnt mit einem Knall! Der Fund einer Leiche im eigenen Haus hat schon was und bringt doch Unruhe ins eigene Leben, wenn ich das mal so milde ausdrücken darf. Und wieder einmal steht der Name Dean Reeve im Raum. Ein Name und ein Mensch dahinter, der sie seit Jahren verfolgt. Doch die Anschläge auf die ihr liebsten Menschen in ihrem Leben scheinen nicht Dean Reeves Handschrift zu tragen. Wer verbirgt sich dahinter? Ein Trittbrettfahrer und Nachahmer, der auch ihr nach dem Leben trachtet? Kann die Polizei helfen?
Während sich die groß angekündigte Spannung in Grenzen hielt, hat mir dieser Teil dennoch wieder gut gefallen. Er ließ sich als Hörbuch gut mitverfolgen und brachte mir nochmal viele Protagonisten in Friedas Dunstkreis näher. Ihre Nichte Chloe, Freund Jack, der schwer krebskranke Reuben und Josefs kleiner Sohn hatten alle einen – wenn auch nicht schönen – Auftritt.
Dieser siebte Fall macht Lust auf den letzten Teil und verdient von mir vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Zwischen Fantasie und Wirklichkeit ...

Ein Teelöffel Land und Meer
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Das elfjährige Mädchen Saba muss einen herben Verlust einstecken, so ist es dann auch kein Wunder, dass sie sich zeitweise in ihre Fantasiewelt zurückzieht, in der sie ihre Schwester und Mutter mit einbezieht. ...

Das elfjährige Mädchen Saba muss einen herben Verlust einstecken, so ist es dann auch kein Wunder, dass sie sich zeitweise in ihre Fantasiewelt zurückzieht, in der sie ihre Schwester und Mutter mit einbezieht. Das wahre tägliche Leben spielt sich für sie in dem kleinen abgelegenen Dorf Cheshmeh im Iran ab. Das Dorfleben ist geprägt von kulturellen Handlungsweisen, Regeln und Pflichten. Nachdem sie dort mit ihrer Zwillingsschwester Mathab eine gemeinsame Kindheit erleben durfte, werden sie durch ein schweres Schicksal voneinander getrennt. Die zudem verschwundene Mutter der beiden Mädchenmacht ihren Mann dadurch zum alleinerziehenden Vater der kleinen Saba.

Saba wächst in der großen Gemeinschaft des Dorfes und ihren Freunden Raza und Poneeh auf. Eine Vielzahl unterschiedlicher "Ziehmütter" vermitteln ihr die unterschiedlichsten Prägungen und Unterstützungen. Doch immer wieder zieht sie sich in ihre Fantasiewelt zurück. Sie ist sehr wissbegierig und liebt amerikanische Literatur und Filme, die sie sich heimlich und illegal auf dem Markt beschafft. Diese Leidenschaft lässt sie wenigstens gedanklich in die Ferne reisen und bestimmt bald ihre Gedanken. Immer wieder kreisen ihre Fantasien um den Verbleib von Mutter und Schwester. Mit ihrem blühenden Vorstellungsvermögen malt sie sich für die Beiden ein Leben in einem Amerika aus, welches durch Freiheit und Wohlstand geprägt ist.

Als Saba schließlich ins heiratsfähige Alter kommt, wird sie mit einem sehr viel älteren, wohlhabenden Mann zwangsverheiratet. An ihrem Traum, irgendwann auch im großen freien Amerika leben zu können will sie jedoch nicht aufgeben. Schließlich kommt alles anders …

Trotz aller negativen Aspekte wird der Iran, seine Kultur, seine Natur und Gesellschaft, der Familienzusammenhalt, die Gastfreundschaft mit so viel Herzenswärme geschildert, dass das Buch aber auch eine starke Wärme ausstrahlt. Durch dieses Buch taucht man als Leser bzw. Hörer in eine bunte, vielschichtige orientalische Welt ein, die man förmlich riechen, spüren und schmecken kann.

Einen Stern in meiner Bewertung jedoch ab, da die detailreiche Erzählweise leider manche Längen aufweist, was den an sich gekonnt gezogenen Spannungsbogen teilweise unnötig in die Länge zieht. Dennoch ein wunderbarer Einblick in eine uns Deutschen eher fremde Welt.

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