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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2020

Atmosphärisch, intensiv, gefühlvoll

Der Duft der Erinnerung
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Emmeline lebt, seit sie denken kann mit ihrem Vater allein auf einem einsamen, unbewohnten Insel. Die pflanzen selbst den Nahrungsmitteln oder sammeln essbares, was in Insel gibt und ab und zu bekommen ...

Emmeline lebt, seit sie denken kann mit ihrem Vater allein auf einem einsamen, unbewohnten Insel. Die pflanzen selbst den Nahrungsmitteln oder sammeln essbares, was in Insel gibt und ab und zu bekommen von den Meerjungfrauen was Schönes zum Anziehen oder was außergewöhnliches leckeres zumessen. Emmelines Vater lehrt sie alles über Natur aber vor allem schult er sie um ihrer empfindlicher Geruchssinn. Die Wände ihrer Hütte sind voller Schubladen mit geheimnisvollen Fläschchen, die ihr Vater mit einem Gerät herstellt. Er glaubt die Erinnerungen als Gerüche konservieren zu können. Als kleines Mädchen war sie fasziniert von dem Apparat und dem Fläschchen volle Gerüche, doch als die Düfte anzufangen nach und nach zu verschwinden, verliert ihr Vater auch den Bezug zur Realität. Und plötzlich ist Emmeline, die noch nie einer anderen Menschenseele gesehen hat, ganz auf sich allein gestellt, bis ein Fischer sie mit ans Festland mitnimmt...

Eine richtig, richtig gut gelungene Coming-of-Age-Geschichte die mich von ersten Seiten an fest in seinem Bann gezogen hat. Ein Buch über Erwachsenwerden, über Freundschaft, über Verrat, Verlust, Liebe aber ganz groß über die Welt die Düfte. Die Sprache die Autorin ist großartig und sehr bildhaft, sodass ich beim Lesen all die Ortschaften vor meine Augen sehen und die Gerüche inhalieren konnte. Eine magische, grandioses Schreibstil! Die Charaktere sind lebensnahe beschrieben, besonders Emmeline hat meinem Herz ab vom ersten Satz an erobert. Ich habe mit ihr geweint, gezweifelt, geliebt, gelebt, ein sehr starkes Mädchen. Die Autorin hat viele einzelne Thematik spannend, gefühlsvoll aber ohne Kitsch zusammengefügt und nimmt die Leser auf einem unvergessliche Abenteuer mit.

Eine sehr intensive Geschichte mit viel Gefühl und Poesie. Für mich war es absolute Lesehighlight! Eine klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Lust auf Hamburg?

Zu wahr, um schön zu sein
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Die 45-jährige Caro ist eigentlich glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist seit 25 Jahren verheiratet, hat einen wunderbaren Sohn, wohnt günstig in Övelgönne, an der Elbe, und arbeitet als Bibliothekarin. ...

Die 45-jährige Caro ist eigentlich glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist seit 25 Jahren verheiratet, hat einen wunderbaren Sohn, wohnt günstig in Övelgönne, an der Elbe, und arbeitet als Bibliothekarin. Bis sie ausgerechnet am Tag ihrer Silberhochzeit vor den Scherben ihrer Ehe steht. Als wäre das nicht reicht, verliert Caro auch noch ihren Job, ihr Sohn Felix baut Mist und ihre Hippie-Mutter geht mit ihren spirituellen Zitaten nur noch auf dem Nerven. Zum Glück sind Sylvia- ihre beste Freundin, Lotsenwitwe Hedwig- ihre Vermieterin, und Renato- ihre Espressokanne zur Stelle sind. Denn wenn etwas kaputt ist, muss man eben reparieren, oder?

„In Hamburg sagt man, MOIN. MOIN MOIN ist schon gesabbel!“

Es ist inzwischen mein siebtes Buch von der Autorin und was soll ich sagen, sie hat es wieder geschafft, mich in ihrem Bann zuziehen. Obwohl sie eigentlich gefühlsvolle Frauenromane schreibt, diesmal wagt sie viel mehr Humor und es hat ihr total gelungen. Eine Frau, die tagtäglich mit ihrer Espressokanne unterhält, ist zwar außergewöhnlich aber es hat mir viele schöne Lesestunden beschert. Ich befürchte, wenn ich jedes mal meine Espressokanne sehe, muss ich an Caro denken! Auch Caros Mutter Floras Kommentare und Sprüche hat mich zum Schmunzeln gebracht.
Ich liebe die Geschichten die in Hamburg und Umgebung spielen denn bin ich selbst eine Wahlhamburgerin wie die Frau Engelmann. Sie nimmt die Leser wortwörtlich nach Hamburg mit und macht mit ihnen ein Hamburg Rundfahrt. Sie erwähnt nicht nur, wie atemberaubend der Ausblick aus Elphi ist, sondern wie friedlich in Portugiesenviertel ist.
All die Charaktere sind sehr lebensnahe beschrieben. Die sind nicht rundum glücklich und tragen die Rosarote Brillen, nein! Die sind eine von uns, haben Ecken und Kanten und kämpfen in alltäglichen Wahnsinn.

Frech aber herzlich. Ein kurzweiliger Sommerroman zum Abschalten und schmunzeln. Perfekt geeignet für die regnerischen Tage auf dem Sofa oder aber als Urlaubslektüre.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Sehr ehrlich und berührend.

Eine kurze Geschichte vom Fallen - Was ich beim Sterben über das Leben lernte
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Ein ganz normaler Morgen. Joe mit seinem Sohn Tom und mit einige Muttern und Kindern unterwegs zur Schule. Auf einmal knickt sein Fuß und er fällt um. Erschrocken aber lachend denkt er: Es kann ja mal ...

Ein ganz normaler Morgen. Joe mit seinem Sohn Tom und mit einige Muttern und Kindern unterwegs zur Schule. Auf einmal knickt sein Fuß und er fällt um. Erschrocken aber lachend denkt er: Es kann ja mal passieren. Doch nach mehreren stolpern, taumeln und hinfallen, Schluss mit dem Lustig. Nach einem halben Jahr Ungewissheit und nach etlichen Arztbesuchen bekommt Joe die Diagnose: Motoneuron. Er leidet an eine zum Tote führende Erkrankung des motorischen Nervensystems.

Eine Autobiografie, die tief unter die Haut geht und nicht so einfach loslässt. Joe Hammond nimmt die Leser mit auf seine letzte Reise und erzählt wie er die letzten Momente mit seinem Körper erlebt. Es ist kein Buch von Jammern und von Klagen besteht oder von detailliert über Krankheitsverlauf beschreibt, sondern ein Buch über Abschiednehmen. Abschied vom eigenen Körper, Abschied von geliebten Menschen. Hammond taucht in die Kindheitserinnerungen, er erzählt von seiner Jugend, von Liebe, von Vatersein. Er berichtet, wie wichtig die Familie und Freunde sind und bedankt sich für die Unterstützung. Er ist traurig, er ist wütend, er hat Angst. Ich habe seine Angst, seine Wut und seine Traurigkeit tief in mir gespürt. Aber er schreibt leicht, locker und humorvoll, sodass ab und zu mal schmunzeln musste.

Hinter dieses schlichtes Cover verbarg sich eine ehrliche und bewegende Geschichte, die mich sehr berührt hat.

Joe Hammond starb am November 2019. Er wurde 50 Jahre Alt.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Vorhersehbar aber Gut!

Weil niemand sie sah
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Laurel war dreifache Mutter und glücklich verheiratet bis ihre kleine, Lieblingstochter mit fünfzehn von einem Tag auf anderen spurlos verschwand. Die Polizei geht davon aus, dass Ellie abgehauen ist, ...

Laurel war dreifache Mutter und glücklich verheiratet bis ihre kleine, Lieblingstochter mit fünfzehn von einem Tag auf anderen spurlos verschwand. Die Polizei geht davon aus, dass Ellie abgehauen ist, Laurel dagegen glaubt es nicht. Zehn Jahre sind seitdem vergangen, zehn Jahre lang ist Laurels eigenes Leben nebensächlich geworden, denn sie hat die Hoffnung, ihre Tochter irgendwann wiederzufinden, nie aufgegeben. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt, hat kaum Kontakt zu dem beiden Kinder, lebt in einem kleinen, kahlen Wohnung für sich allein. Doch eines Tages lernt sie Floyd kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Was allerdings ihr den Atem raubt, ist Floyd neunjährige Tochter. Sie ist Ellie wie aus dem Gesicht geschnitten und auf einmal zerreißen die alten Wunden wieder auf...

Ein spannender Roman die mir, bis auf paar Kleinigkeiten, gut gefallen hat. Der Schreibstil der Autorin ist leichtverständlich und dank die relativ kurzen Kapitel sehr schnell zu lesen. Durch gut gelungene Perspektive-Zeitebenenwechsel ist gewisse Spannungsbogen da und besonders ab Hälfte des Buches ist sehr fesselnd und auch ziemlich bizarr. Die Charaktere und die Ortschaften sind authentisch und da fängt auch meine Probleme an. Ich finde Laurel sympathisch, keine frage, aber ihre verhalten war für mich etwas fragwürdig. Sie kann mir wie eine bekiffte (Sorry für die Wortwahl! Ich hab nichts da gegen!) Person rüber. Sie begrifft und reagiert sehr langsam, obwohl bei einige Situationen alles schwarz auf weiß steht. Vielleicht es ist wegen der Spannung so geschrieben wurde, weiß ich nicht, aber in die Situationen hängt die Geschichte.

Es ist kein Krimi/Thriller, sondern ein spannender Familiendrama mit etwas Psychothriller Anteil. Allerdings war für mich ganze Story ziemlich vorhersehbar.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Wenn aus Glaube Fanatismus wird

Ein wenig Glaube
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Lyle und Peg sind seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet und leben im ländlichen Wisconsin. Vor kurzem ist ihre alleinerziehende Tochter Shiloh mit dem fünfjährigen Isaac zu ihnen zurückgekehrt ...

Lyle und Peg sind seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet und leben im ländlichen Wisconsin. Vor kurzem ist ihre alleinerziehende Tochter Shiloh mit dem fünfjährigen Isaac zu ihnen zurückgekehrt und Lyle und Peg genießen ihr Großelternglück. Aber gleichzeitig machen sie große Sorgen um ihre Tochter, denn während ihrer Abwesenheit scheint Shiloh sich einer radikalen Glaubensgemeinschaft angeschlossen zu haben. Auf ein mal redet Shiloh von Gott, zitiert aus dem Heiligen Schrift und betet so oft wie möglich. Besonders Lyle beobachtet ihre Entwicklung mit Skepsis. Doch je stärker er sein Unbehagen zum Ausdruck bringt, umso heftiger reagiert Shiloh. Als Lyle und Peg herausfinden, welche Rolle der Enkelsohn Isaac in der religiösen Gemeinde spielt und der Sekte seiner Sicherheit und seine Gesundheit bedroht, sind die gezwungen eine folgenschwere Entscheidung zu treffen...

Liebevoll und einfühlsam erzählt Herr Butler eine tragische Familiengeschichte. Ohne großen Tamtam, mit leisen Tönen aber sehr bildhaft nimmt er die Leser ins Lyle's und Peg's leben. Aber auch über deren Umfeld berichtet er sehr berührend. Das Ehepaar hat sich lautlos in mein Herz geschlichen. Die beiden stellen sich an ihren Verzweifel, dabei verlieren sie nie die Geduld, die bleiben optimistisch und liebevoll. Peg und Lyle muss man einfach lieben. Ihre Hilfslosigkeit, die darunter erlitten, hat mich total mitgenommen und am liebsten wollte ich Shiloh an den Haaren ziehen. Ihre verhalten gegenüber eigenes/einziges Kind und gegenüber ihre Adoptiveltern hat mich total aufgewühlt.

Der Autor geht mit der schwierigen Thematik behutsam und sensibel. Er verurteilt Gott, Glaube und Gläubige nicht, zieht eine grade Linie zwischen Glaube und Fanatismus und zeigt den Leser wie tröstlich der Glaube ist, wenn man ihm nicht fanatische Weise und blind folgt.

Ein Roman die auf wahren Begebenheiten beruht und zum Nachdenken anregt. Es ist eine berührende Geschichte, die mich traurig und nachdenklich zurückgelassen hat.

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