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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.01.2017

Beklemmendes Debüt

Saving Grace - Bis dein Tod uns scheidet
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INHALT:
Grace und Jack Angel sind das perfekte Paar. Die dreiunddreißigjährige Grace ist warmherzig, liebevoll, bildhübsch. Jack sieht gut aus, ist charmant und kämpft als renommierter Anwalt für die ...

INHALT:
Grace und Jack Angel sind das perfekte Paar. Die dreiunddreißigjährige Grace ist warmherzig, liebevoll, bildhübsch. Jack sieht gut aus, ist charmant und kämpft als renommierter Anwalt für die Rechte misshandelter Frauen. Aber sollte man Perfektion jemals trauen? Warum zum Beispiel kann Grace auf Dinnerpartys so viel essen und nimmt doch niemals zu? Warum umgibt ein hoher Zaun Jacks und Graces wunderschönes Haus? Doch wenn man Grace danach fragen möchte, stellt man fest, dass sie nie allein ist. Denn Jack ist immer – wirklich immer – an ihrer Seite …

MEINUNG:
Schon auf den ersten 50 Seiten setzt eine leichte Beklemmung ein. Der Klappentext deutet bereits an, dass etwas in der Ehe zwischen Grace und Jack nicht stimmt. Dennoch hat man zunächst keine Vorstellung, wie schlimm es wirklich ist. Nach und nach enthüllt die Autorin welches Martyrium Grace ertragen muss und da haben sich mir wirklich die Nackenhaare aufgestellt, vor allem weil es für scheinbar kein Entkommen gibt.

Die Autorin verzichtet hier völlig auf blutige Gewaltszenen. Die Gewalt ist psychischer Natur, sehr subtil und immer unterschwellig. Jack hat Grace in der Hand und das spürt man von Anfang an. Auch die Angst, die Grace durchsteht ist immer präsent. Die Geschichte wird abwechselnd zwischen Gegenwart und Vergangenheit aus Grace Sicht erzählt bis sich beide Handlungsstränge dann treffen. Die Vergangenheit gibt Aufschluss darüber, wie Grace und Jack sich kennen gelernt haben und wie sie in ihre derzeitige Lage gekommen ist, weil das kann man sich einfach nicht vorstellen. Doch Jack ist ein absoluter Psychopath und hat alles bis ins kleinste Detail durch dacht. Trotz aller Drohungen versucht Grace immer wieder zu fliehen und ihrer Situation zu entkommen. Nur ist Jack ihr immer einen Schritt voraus.

Es ist mir schwer gelungen, dass Buch aus der Hand zu legen, weil der Wunsch, dass Grace irgendwie schafft zu entkommen immens hoch ist und man immer nur hofft, dass sich eine Gelegenheit bietet zu fliehen. Das Buch ist definitiv nichts für zarte Gemüter, vor allem schon deswegen nicht, weil der Täter hier der eigene Ehemann ist und das oft nur schwer zu ertragen war. Graces pure Verzweiflung ist immer da, aber sie gibt auch nicht auf.

FAZIT:
Bis auf einige kleine Schwächen ist es ein super spannender, gut ausgearbeiteter Psychothriller, den man schwer aus der Hand legen kann und der einem wirklich das Fürchten lernt. Der aber auch die Grenzen des Ertragbaren auszuloten weiß. Ich bin gespannt auf die nächsten Romane der Autorin!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.01.2017

Einfühlsame Familiengeschichte

Ich fühle was, was du nicht fühlst
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INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die ...

INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.

COVER:
Das Cover ist mir sofort ins Auge gefallen. Vor allem auch deswegen, weil es von typischen Cover von Amelie Frieds Romanen abweicht. Die bunten Farbspritzer erinnern mich an die diversen Holi Colour Festivals, welches sehr gut zu den 1970ern passt, in denen der Roman spielt. Ich bin großer Freund von diesen matten Broschur-Ausgaben, aber es ist fast unmöglich, dass der Rücken des Buches nach dem ersten Lesen nicht schief ist. Für mich als Buchliebhaber immer ein kleiner Wehmutstropfen.

MEINUNG:
Ich habe bisher noch nie einen Roman von Amelie Fried gelesen, auch mir ihr Name schon lange geläufig ist. Die von Amelies Fried bisher geschriebenen Romane werden ja eher dem Bereich der Frauenliteratur (auch wenn ich den Begriff überhaupt nicht mag) zugeordnet und das ist nicht so mein Genre. Umso mehr wurde ich auf dieses Buch aufmerksam, welches ich als Coming-of-Age-Roman bezeichnen und auf Grund des Alters der Protagonistin auch als Jugendbuch einordnen würde.

Weil es aus dem Klappentest nicht hervor geht, war ich überrascht, dass es in den 1970er Jahren spielt. Damit ist es nicht ein Jugendbuch, sondern auch ein gesellschaftlicher Roman, denn er gibt Einblick in die Generation der 68er, zu denen Indias und Ches Eltern zweifelllos gehören. Sie sind eine
Nachkriegsgeneration, die auf der einen Seite immer noch mit nationalsozialistischen Vergangenheit ihrer Eltern zu kämpfen haben und die auf der anderen Seite bei ihren eigenen Kindern völlig mit dem damaligen Erziehungsstil brechen und diese völlig anti-autoritär erziehen. Was für viele Jugendliche der heutigen Generation ein erstrebenswertes Ziel wäre, ist etwas, woran Che und India sehr zu leiden haben.
Bei beiden ist sehr deutlich spürbar, dass sie unter dem Anders sein ihrer Eltern, aber auch mit deren Vernachlässigung, jeder auf seine Art zu kämpfen habe. Beide wünschen sich feste Regeln oder auch mal Bestraffungen für ihr Handeln. Ches und India Eltern ecken auch häufig mit ihrer Lebensweise in der klein-bürgerlichen, christlich geprägten, schwäbischen Kleinstadt an und sorgen damit auch nicht selten bei den beiden für peinliche und unangenehme Momente (India) und Ausrastern (Che). Dennoch gehen beide ganz unterschiedlich mit der familiären Situation um.
Es ist deutlich spürbar, dass bei Che der Leidendruck sehr groß ist und er flüchtet sich während des Verlaufs in zwei völlig konträre Richtungen mit dem deutlich Wunsch irgendwo dazu zu gehören und auch endlich die gewünschten Regeln zu haben, die er bei seinen Eltern so schmerzlich vermisst. Beiden gemeinsam ist, dass nirgendwo wirklich dazu gehören. India ist weitaus klüger und intelligenter als es für ihr Alter üblich ist und wird von ihren Mitschülern nur als Streberin betrachtet. Ich mochte an ihr, dass sie bereits ihr eigenes Verhalten und das der Erwachsenen sehr klug reflektiert. Auch wenn sie lieber normal und durchschnittlich sein würde, hat die Erziehung ihrer Eltern bzw. eher das Fehler auch einen positiven Einfluss auf sie. In meinen Augen ist sie deutlich offener für alternative Lebensweisen. Selbst als die Ehe der Eltern anfängt zu zerbrechen, geht sie damit bewundernswert um. Obwohl ihre Eltern sich eigentlich nur um sich selbst kümmern und nicht mal für das Essen sorgen, spürt man bei India keine Verbitterung gegenüber ihnen (auch wenn ich das gut verstanden hätte).

Der Roman zeigt auch auf, wie Vorwürfe gegenüber einer Person, die einen guten Ruf hat, in einer Kleinstadt gehandhabt werden. Man glaube der anschuldigenden Person einfach nicht und da unterscheiden sich auch Hippies von Nicht-Hippies nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das in einigen ländlichen Regionen auch noch immer so ist. Es wurde aufgezeigt, dass es dann besser ist zu schweigen bevor sich die Anschuldigungen noch gegen einen richten könnten. Das hat mich wirklich wütend gemacht.

FAZIT:
Mir hat es manchmal etwas an Spannung gefehlt, aber es ist in diesem Genre einer der besten Romane, die ich je gelesen habe. Trotz vieler schwieriger Themen, die Amelie Fried sehr einfühlsam aufgegriffen hat, verliert der Roman niemals an Leichtigkeit und Humor, was vor allem an Ich-Erzählerin India liegt, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Sie trägt diesen Roman als Schlüsselfigur.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Anders als der erste Teil aber genauso gut

The Mistake – Niemand ist perfekt
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INHALT:
College-Eishockey-Star Logan ahnt nicht, dass er die richtige Frau am falschen Ort trifft, als er sich eines Nachts im Zimmer irrt und aus Versehen bei Grace im Bett landet. Das erste Kennenlernen ...

INHALT:
College-Eishockey-Star Logan ahnt nicht, dass er die richtige Frau am falschen Ort trifft, als er sich eines Nachts im Zimmer irrt und aus Versehen bei Grace im Bett landet. Das erste Kennenlernen verläuft dementsprechend verheerend. Trotzdem geht ihm dieses hübsche, scharfzüngige Mauerblümchen fortan nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwie muss er es schaffen, dass sie ihm eine zweite Chance gibt. Schade nur, dass Grace nicht vorhat, auf seine Annäherungsversuche einzugehen – wobei es ihr durchaus Spaß macht, diesem selbstverliebten Frauenheld dabei zuzusehen, wie er es immer wieder bei ihr versucht.
MEINUNG:
The Mistake ist der zweite Teil der Off-Campus Reihe von Elle Kennedy. The Deal habe ich bereits im Sommer 2016 gelesen. Man kann die Geschichten unabhängig voneinander lesen, aber es besteht die Gefahr, dass man sich spoilert, wenn man The Deal erst nach The Mistake liest. Die Charaktere kommen nämlich auch im zweiten Teil vor und auch einige Infos. Ich habe mich gefreut, dass Garrett und Hannah aus The Deal wieder dabei waren.
Die Geschichte von Logan und Grace ist eine andere als die Garrett und Hannah, aber nicht weniger unterhaltsam und liebenswert. In dem Fall haben nicht beide ein schweres Päckchen zu tragen, sondern nur Logan. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Logan und Grace erzählt. Besonders Logans Sicht fand ich unfassbar amüsant. Ich bin mal wieder überrascht, wie es Elle Kennedy schafft als weibliche Autorin eine wirklich authentische männliche Sicht zu präsentieren, die sich auch deutlich von der weiblichen absetzt. Sie gibt den Leser einen Einblick, wie Männer mit Konflikten untereinander umgehen und ich fand es sehr spannend, wie diese gelöst werden und wie schnell sich die vormals angespannte Stimmung umschlägt, wenn man eine gemeinsame Leidenschaft entdeckt (z.B. für PC-Spiele).
Grace ist zwar noch Jungfrau, aber sie weiß, was sie will und das auf ganzer Linie. Ich fand sie unglaublich stark in ihrer Persönlichkeit, obwohl sie noch sie noch so jung ist. Ausnahmsweise hat sie kein schweres Schicksal zu tragen, sondern ruht quasi in sich. Ihre Leidenschaft für Action-Filme und dass sie ihre Nervosität mit viel Reden überspielt fand ich sehr sympathisch. Logan fand ich großartig. Seine flapsige, humorvolle Art hat mich oft zum Lachen gebracht und war auch total seinem Alter entsprechend. Auf der anderen Seite ist aber auch sehr gewissenhaft und trägt die Verantwortung, die ihm seine familiäre Situation aufbürdet. Beide sind ein tolles Paar, deren Liebe und Zuneigung sich völlig kitschfrei entwickelt. Natürlich gibt es Konflikte, aber diese werden nachvollziehbar gelöst. Vor allem bleiben beide sich selbst treu und man hat nicht das Gefühl, dass es zwischen den beiden ein Ungleichgewicht gibt.
Die Liebesgeschichte der beiden entwickelt sich aus einem Zufall heraus und verläuft bis zu einem gewissen Punkt auch sehr unkompliziert, aber auch danach gibt es kein riesiges Drama, was man sonst aus den Romanen kennt. Logan familiäre Situation ist, aus der sich auch seine Zukunft ableitet, ist auch kein Geheimnis zwischen den beiden. Dadurch mag der gewisse Spannungsfaktor fehlen, den man sonst immer hat. Im letzten Drittel des Buches gab es daher eine minimale Länge und ich habe mich gefragt, wie das Ganze wohl ausgehen wird, aber Elle Kennedy hat es gut gelöst und den Epilog fand ich sehr schön .

Am 02. Juni 2017 erscheint der dritte Teil der Reihe und ich freue mich sehr darauf.

FAZIT:
Die Off-Campus Reihe von Elle Kennedy ist für mich einer der besten, die das Genre New Adult zu bieten hat. Trotz einiger minimalen Schwächen, konnte mich dieser Band wieder restlos begeistern und unterhalten, was vor allem an Elle Kennedys Ausarbeitung der Personen liegt. Im Vergleich zum ersten Band ist er etwas ruhiger. Eine große Leseempfehlung von mir!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Potenzial leider nicht ganz ausgeschöpft

Im nächsten Leben vielleicht
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INHALT:
Hunger, Schmutz, Verzweiflung. Das ist bitterer Alltag für Tenleigh und Kyland, die in einem armen Minenarbeiterdorf in den Bergen von Kentucky aufwachsen. Die einzige Chance, ihre trostlose Heimat ...

INHALT:
Hunger, Schmutz, Verzweiflung. Das ist bitterer Alltag für Tenleigh und Kyland, die in einem armen Minenarbeiterdorf in den Bergen von Kentucky aufwachsen. Die einzige Chance, ihre trostlose Heimat für immer zu verlassen, ist das Stipendium des ortsansässigen Kohleunternehmens. Doch nur einer kann es gewinnen, alle anderen müssen bleiben. Da ist kein Platz für Freundschaft – oder Liebe. Trotzdem ändert sich alles, als Tenleigh und Kyland sich kennenlernen. Die beiden Konkurrenten wehren sich mit aller Kraft gegen ihre Gefühle füreinander, denn was passiert, wenn einer von ihnen gewinnt? Wenn nur einer gehen kann? Und der andere zurückbleibt?

MEINUNG:
Ehrlich gesagt habe ich bei dem Cover und dem Klappentext nicht einen typischen New Adult bzw. Young Adult, denn die Protagonisten gehen noch zur Schule, erwartet, welches es dann letzten Endes doch war.
Sowohl Kyland als auch Tenleigh kommen es leben in sehr ärmlichen Verhältnissen im US-Bundestaat Kentucky und mussten schon sehr schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Der tägliche Kampf ums Überleben ist immer wieder Thema. Allerdings zeichnet die Autorin hier ein absolutes Schwarz-Weiß-Bild der Gesellschaft. Die Armen sind die Guten, die immer hilfsbereit sind, sich für andere aufopfern und ihr Wohl immer über das der Menschen stellen, die sie leben. Die Reichen sind böse, egoistisch, homophob und bereichern sich auf Kosten der Armen. Mir ist das zu einseitig dargestellt gewesen und erzeugt auch kein realistisches, authentisches Bild.

Leider kam mir der besagte Konkurrenzkampf um das Stipendium etwas zu kurz bzw. war nicht vorhanden. Unterschwellig ist das Wissen, dass nur einer von beiden es bekommen kann immer da und beeinflusst auch ihre Beziehung sehr, aber wirklich drauf eingegangen wird darauf nicht, sondern wird immer nur mal in einem Satz erwähnt. Anstatt dessen dürfen wir als Leser dabei zu sehen, wie beide sich dabei zerfleischen, obwohl sie sich doch sehr lieben. Aus der Grundidee hätte die Autorin mehr machen können.

Die Autorin wird auch nicht müde, immer wieder wiederholen, wie wichtig Tenleigh ihre Heimat ist und dass sie ein Mädchen vom Land ist. Diesen Aspekt finde ich zwar schön, denn solche Orte gehen oft kaputt, gerade weil junge Leute meistens von dort wegziehen, aber es wurde mir einfach zu oft wiederholt. Apropos Wiederholung…Tenleigh und Kyland treffen immer ganz überraschend aufeinander und einer erschreckt sich dann (eigentlich ist es fast immer Tenleigh). Ein, zwei Mal finde ich diese Art der Begegnung ganz unterhaltsam, aber auf Dauer wird das lächerlich und das wurde es. Kein Schimmern, was sich die Autorin dabei gedacht hat.

Die Liebesgeschichte zwischen Kyland und Tenleigh ist zuckersüß und hat den Charakter der einzig waren großen Liebe und das merkt man leider auch. Zunächst fand ich das alles noch sehr süß und es ging mir zu Herzen, doch das ganze Geschmachte umeinander nimmt einen relativ großen Raum für meinen Geschmack ein und hat mich leider auch irgendwann genervt. Tenleigh und Kyland klammern sich aneinander und an ihre Liebe als wären sie kurz vor dem Ertrinken. Beide betonen immer wieder, dass der andere der schönste, klügste Mensch mit dem größten Herz ist und dass man die Seele des anderen kennt (O-Ton Tenleigh). Beide sind bereits für den anderen alles aufzugeben, auch das Stipendium, was ich von Tenleigh unfassbar naiv fand. Mit aller Verzweiflung klammert sie sich an Kyland und die Liebe zu ihm. Das ist in meinen Augen nicht mehr romantisch, sondern grenzt schon an Besessenheit. Kyland steht dem ganzen eigentlich in Nichts nach.
Es gibt nach Vergabe des Stipendiums einen Bruch in der Story und auch in der Beziehung von Tenleight und Kyland, dem ein Zeitsprung von 4 Jahren folgt. Dem Bruch liegt verursacht Kyland durch eine bestimmte Aussage, von der ich aber gleich ahnte, dass das gelogen ist (weil Kyland ist ja ein Guter) und so wars dann auch. Tenleigh hat es natürlich erstmal geglaubt, sich 4 Jahre gegrämt, aber eigentlich wusste sie immer, dass er ein Guter ist (sie kennt schließlich seine Seele). Naja…ein wenig übertrieben das Ganzes, wie so vieles in dem Buch.

Sexszenen stören mich ansonsten nicht, aber hier waren sie einfach nicht gut gemacht bzw. passten sie nicht in diese süße Liebesgeschichte der beiden. Es war schlichtweg zu vulgär und zu triebgesteuert, was einfach nicht zur Art der Geschichte gepasst hat. Ich fand es eher störend bzw. hätte mir gewünscht, dass die Autorin das feinfühliger, weniger offensiv formuliert hätte, weil es ist einfach kein Erotik-Roman.

FAZIT:
Auf Grund der neuen Grundidee habe ich mich unheimlich auf diesen Roman gefreut, aber mir war die Liebesgeschichte einfach zu viel. Weniger wäre hier mehr gewesen. Ich hätte mir lieber mehr Handlung gewünscht als die das ständige Geschmachte und Zerfleische, weil ihre Liebe von Anfang keinen guten Start hat. Ich kann dieser alles verzehrende Liebe sowieso nicht so viel abgewinnen, aber hier fiel es mir besonders schwer, da beide als solch perfekten Menschen dargestellt werden. Leider waren mir auch zu viele stilistische Wiederholungen dabei, die Roman zum Teil eintönig gemacht haben. Für mich ist auch der Titel völlig unverständlich, denn man kann sich sicher sein: Es gibt ein Happy-End.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 12.01.2017

Großartige Literatur

Die Ehefrau
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INHALT:
Joan Castleman hat ihrem Mann alles geopfert – sogar ihr Talent. Sie führt ein Leben in zweiter Reihe, ein Leben als Mutter und Muse. Sie ist die Frau des berühmten Schriftstellers Joe Castleman. ...

INHALT:
Joan Castleman hat ihrem Mann alles geopfert – sogar ihr Talent. Sie führt ein Leben in zweiter Reihe, ein Leben als Mutter und Muse. Sie ist die Frau des berühmten Schriftstellers Joe Castleman. Einst war er ihr Dozent für Kreatives Schreiben und sie seine begabteste Studentin. Ihm zuliebe hat sie ihre Karriere aufgegeben. Nun, Jahre später, steht Joe vor der Krönung der seinen: Ihm soll der renommierte Helsinki-Preis verliehen werden. Für Joan ist das der Anlass, während des langen Fluges zur Preisverleihung ihre Ehe zu rekapitulieren. Sie nimmt den Leser mit an den Anfang der Beziehung ins Amerika der Fünfzigerjahre – und führt ihn in die literarischen Zirkel der Achtzigerjahre. Vor allem aber hinterfragt sie ihre Rolle als Ehefrau, in der sie Joe hassen gelernt hat – nicht nur seiner zahlreichen Seitensprünge wegen. Die eigentliche Demütigung ist ganz anderer Natur …

MEINUNG:
Der Einstieg in den Roman gelang mir nicht ganz so leicht, was aber normal ist, wenn man ein anspruchsvolleres Buch liest, fernab der ganzen Jugendbücher etc. Meg Wolitzer bedient sich außerdem gerne und oft an wahren Bandwurmsätzen, die über mehreren Zeilen gehen. Der Roman enthältweiterhin nur sehr wenig wörtliche Rede, aber nach gut 50 Seiten war ich drin und völlig gefesselt.
Die Verleihung des Helsinki-Preises stellt die Rahmenhandlung des Romans dar, in die Meg Wolitzer ganz geschickt verschiedene Rückblenden und Schlüsselszenen aus der Vergangenheit eingeflochten hat. Mit diesen Szenen kann man sich ein Bild machen, wie Joe und Joan zusammen gekommen sind, wie ihre Ehe verlaufen ist und wie es dazu gekommen ist, dass Joan den Entschluss gefasst hat, Joe zu verlassen. Die Rückblenden nehmen dabei den größten Teil des Romans ein und diese fand ich auch am interessantesten, weil sie mit so viel Liebe zur Sprache und Humor, der an Satire grenzt, ausgearbeitet worden sind. Der Roman wird ausschließlich aus der Sicht von Joan erzählt, aber diese erweist sich als sehr aufmerksame, kluge Beobachterin, die viel Details ihrer Ehe und ihres Alltags sehr ironisch widergibt.
Dem aufmerksamen Leser beschleicht im Laufe des Lesens eine gewisse Diskrepanz, auf die ich nicht näher eingehen möchte, die zu einem Verdacht führt, der sich dann als erwiesen rausstellt. Dies führt dazu Joan nochmals in einem anderen Licht zu sehen und führt bei mir auch zu einer gewissen Fassungslosigkeit und einem Unverständnis, aber natürlich messe ich das an den Maßstäben meiner Zeit und meiner Generation. Heute wäre Joans Geschichte unter Umständen anders verlaufen, aber man muss ihr Verhalten im Kontext der Zeit betrachten. Aus diesem Grund hat der Roman auch starke feministische Züge und wirft immer wieder unterschwellig Kritik an der Rolle der Frau zu dieser Zeit auf. Damit ist Die Ehefrau nicht nur die Geschichte einer Ehe, sondern auch ein Gesellschaftsroman.
Dies war mein erster Roman von Meg Wolitzer und es soll nicht der letzte gewesen sein.

FAZIT:
Das doch relativ schmale Buch schafft es mich restlos zu begeistern und ich habe nach anfänglichen Schwierigkeiten wie im Rausch gelesen. Der Roman zeichnet nicht nur das Bild einer Ehe mit einem berühmten Schriftsteller, sondern stellt gleichzeitig ein Zeugnis der 1950er und 1980er Jahre dar sowie einen Einblick in die Community von Schriftsteller dieser Zeit. Ich persönlich konnte Joans Reaktion zum Schluss nicht ganz verstehen, aber im Rahmen ihrer Person und ihrer Ehe mit Joe war nichts anderes zu erwarten und gibt dem Roman ein stimmiges Ende. Absolute Leseempfehlung
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Ich vergebe 5 von 5 Sternen.