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Veröffentlicht am 24.10.2016

Spannende und vor allem politische Dystopie mit Realitätsbezug

Flawed – Wie perfekt willst du sein?
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INHALT:
Celestines Leben scheint perfekt: Sie ist schön, bei allen beliebt und hat einen unglaublich süßen Freund. Doch dann handelt sie in einem entscheidenden Moment aus dem Bauch heraus. Und bricht ...

INHALT:
Celestines Leben scheint perfekt: Sie ist schön, bei allen beliebt und hat einen unglaublich süßen Freund. Doch dann handelt sie in einem entscheidenden Moment aus dem Bauch heraus. Und bricht damit alle Regeln. Sie könnte im Gefängnis landen oder gebrandmarkt werden – verurteilt als Fehlerhafte. Denn Fehler sind in ihrer Welt nicht erlaubt. Nichts geht über die Perfektion. Auch nicht die Menschlichkeit. Jetzt muss sie kämpfen – um ihre eigene Zukunft und um ihre große Liebe.

COVER:
Das Cover ist mit Abstand eines der schönsten dieses Jahres! Es ist ein absoluter Eye-Catcher und ich kann mich daran einfach nicht satt sehen. Die kräftigen Farben und die hervorgehobenen Schrift lassen das Buch im Laden nicht unbemerkt. Am besten finde ich, dass es auch unter dem Schutzumschlag genauso aussieht, wie auf dem Umschlag. Für mich, die immer ohne Schutzumschlag liest, sehr gut geeignet.

MEINUNG:
Flawed ist der erste Teil von Cecelia Aherns ersten All-Age-Reihe, welche aus zwei Bänden besteht. Auch von mir wurde das Buch mit Spannung erwartet und dann auch gleich zum Erscheinungstermin erworben. Ein paar Tage nach Erscheinung war ich auch gleich bei einer Lesung des Buchs im Rahmen der Harbour Front Literaturfestivals in Hamburg. Auf dem Rückweg der Lesung habe ich in der Bahn gleich mit dem Lesen begonnen und es hat mich gleich in seinen Bann gezogen und auch bis zum Schluss nicht mehr los gelassen.
Celestine ist ein Mädchen, das in jeglicher Hinsicht nach Perfektion strebt und immer an das System der Gilde geglaubt hat. Ein Schlüsselereignis, gleich zu Beginn des Romans, lässt sie allerdings umdenken. Hieraus resultiert auch der entscheidende Fehler, den sie begeht und der ihr Leben und alles woran sie je geglaubt hat, völlig verändert. Mir kam die Veränderung ihrer Einstellung ein wenig zu schnell. Zunächst kam es mir daher unglaubwürdig vor, aber es ist entscheidend für die weitere Handlung und mein erster Eindruck ist schnell wieder verflogen. Celestine verdient meine ganze Bewunderung mit welcher Stärke sie ihre Brandmarkung übersteht und sich auch danach nicht unterkriegen lässt. Sie steht voll und ganz zu sich selbst und dem was sie getan hat.
Mir hat gut gefallen, dass die Autorin geschickt Erklärungen zur Welt von Celstine und dem System der Gilde einfließen lässt, die in sich schlüssig sind und Eintauchen ohne weiteres möglich machen. Besonders sind mir dabei die ganzen Kontrollmechanismen der Gilde aufgefallen, die dazu dienen, dass die Fehlerhaften den ganzen ihnen auferlegten Regelkatalog einhalten. Es ist faszinierend und erschreckend zu gleich gewesen.
Erschrocken war ich, dass diese Fehler nicht aus der Verstoßung gegen Gesetze, wie wir es im klassischen Sinne kennen, heraus resultieren, sondern viel mehr aus moralischen Verständnis. Die Gilde dient der lediglich der Aufklärung von moralischem Fehlverhalten und untersteht der Regierung. Wird man einmal als fehlerhaft verurteilt und gebrandmarkt, führt man in Flawed ein Leben am Rande der Gesellschaft. Ein Leben, was in meinen Augen, nicht lebenswert ist, denn ihnen wird ihre ganze Menschlichkeit abgesprochen. Fehlerhafte und solche, die es nicht sind, dürfen weiterhin zusammen leben, aber nur unter erschwerten Bedingungen. Viele kommen auch mit der Brandmarkung nicht zurecht und verfallen in schwere psychischen Krisen.
In der Geschichte lassen sich viele Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft finden, vor allem im Bereich Politik und Medien, auch wenn es eine Dystopie ist. Natürlich ist der Umgang mit Fehlern hier sehr überspitzt dargestellt, aber dennoch ist da viel Wahres dran. Auch in unserer Gesellschaft kann man für einen Fehler, der nach dem allgemeinen Verständnis nicht unserem moralischen Verständnis entspricht, ausgegrenzt werden und plötzlich von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Im Roman wurde auch sehr gut aufgezeigt, dass Macht und Ansehen eine große Rolle spielen und Einfluss darauf haben können, ob man als fehlerhaft verurteilt wird oder ob es nicht lieber sprichwörtlich „unter den Teppich gekehrt“ wird. Es wird also mit zweierlei Maß gemessen. Einen Zustand, der in der Realität auch nicht ganz unbekannt ist.
Der zweite Teil Perfect – Willst du die perfekte Welt? erscheint bereits am 17. November 2016 und wie ich bei der Lesung erfahren habe, damit sogar erstmals noch vor der englischen Ausgabe. Das verdanken wir der großen Fangemeinschaft von Cecelia Ahern in Deutschland.

FAZIT:
Es ist eine unfassbar spannenden und dicht erzählte Dystopie, die sich mehr und mehr zu einem Thriller entwickelt, den man nicht mehr aus der Hand legen mag. Cecelia Ahern ist hier ein Roman gelungen, der sehr politisch ist und dessen gesellschaftliches System auch Parallelen zu unser Realität aufweist. Diese werde natürlich stark überspitzt, aber genau deswegen sind die Gemeinsamkeiten so auffällig und regen auch zum Nachdenken und Hinterfragen ein.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Sommerlektüre für zwischendurch

Für einen Sommer und immer
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Als Annikas Mutter ihr erzählt, dass sie schwer krank ist und bald sterben wird, will Annika nur noch eins: weg, und zwar schnell. Sie nimmt ihren lange überfälligen Urlaub und flüchtet sich in ein abgeschiedenes ...

Als Annikas Mutter ihr erzählt, dass sie schwer krank ist und bald sterben wird, will Annika nur noch eins: weg, und zwar schnell. Sie nimmt ihren lange überfälligen Urlaub und flüchtet sich in ein abgeschiedenes Dorf in den Südtiroler Dolomiten. Doch im Entspannen war die dreißigjährige Karrierefrau noch nie sonderlich gut, und schon nach einem Tag fällt ihr in ihrem schicken Hotel die Decke auf den Kopf. Um der erdrückenden Leere in ihrem Inneren zu entkommen, beschließt sie, sich beim Gipfelstürmen auszupowern, und nimmt sich kurzentschlossen einen Bergführer. Samuel ist vollkommen anders als alle Männer, die Annika je kennengelernt hat. Seine Liebe zu den Bergen ist mitreißend, ansteckend, und bald bemerkt Annika, dass sie mit jedem Meter, dem sie sich der Bergspitze nähert, auch ihrem eigenen Herzen näher kommt …

Der Roman wird aus der Sicht von Annika erzählt. Grundsätzlich etwas, was ich sehr schätze, da man so einen sehr guten Einblick auf Persönlichkeit bekommt. Doch wie so oft bei weiblichen Protagonistinnen dieser Genres, sind diese Gedankengänge oft auch anstrengend auf die Dauer. Gerade eine Person wie Annika macht sich ständig Gedanken über alle und vor allem über sich selbst und malt sich die wildesten Szenarien aus. Annika ist grundsätzliche eine schwierige Person, die für mich über den gesamten Roman sehr widersprüchlich blieb. Zunächst wird deutlich, dass sie sehr leistungsorientiert ist und einen Hang zum Perfektionismus hat. Sie erscheint sehr kühl bis total zickig. Warum Annika so ist, wird auch klar, aber dennoch habe ich oft zwischen Mitleid und völligem Unverständnis geschwankt für ihr Handeln und Denken. Doch Annika beginnt während der Reise über sich selbst zu reflexieren und kommt zu dem Schluss, dass sie etwas ändern muss in ihrem Leben und an sich selbst. Das hängt vor allem mit der Bekanntschaft von Samuel zusammen, natürlich. Er rüttelt etwas in ihr wach. Die „neue Annika“ kommt ziemlich schnell, aber sie fällt auch wieder in alte Gedanken- und Verhaltensmuster zurück, was dem Ganzen eine Prise Authentizität verleiht. Eine Veränderung von heute auf morgen wäre unglaubwürdig gewesen. Dennoch konnte ich mich auch mit der „neuen Annika“ nicht wirklich anfreunden. Vieles war mir einfach zu stereotypisch und vorhersehbar.

Bei Samuel dagegen hat mir ein wenig die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit gefehlt. Außer, dass er die Berge und rasante Expeditionen über alles liebt und dafür sogar auf eine Beziehung verzichtet, erfährt man nicht so viel von ihm.

Annikas Mutter und Maria gefielen mir am besten, denn beide bewiesen Einfühlungsvermögen und nachvollziehbares Handeln. Gut gefallen hat mir die Annäherung zwischen Annika und ihrer Mutter, die im Sterben liegt. Annika, die das Gefühl hatte von ihren Eltern nicht richtig geliebt worden zu sein, bekommt erstmals das Gefühl, dass dem nicht so ist. Das Thema Abschied wurden im Roman sehr einfühlsame aufgenommen und verarbeitet. Unerklärlich blieb mir aber, dass Annika die Tatsache, dass ihre Mutter im Sterben liegt solange vor Samuel geheim gehalten hat.

Mir gefiel hier ganz besonders gut das Setting in den Bergen und die Wanderungen, aber das war es leider auch schon an wirklichen Highlights. Vollends emotional fesseln konnte mich das Buch leider nicht. Auch das Ende wurde für mich ein paar wenigen Seiten zu schnell abgehandelt und ein Stück weit zu kitschig ist im Vergleich zum Rest des Romans.

Es ist eine nette Sommerlektüre für zwischendurch, die zum Teil vorhersehbar ist und sich durch eine Protagonistin auszeichnet, die nicht ganz einfach ist. Dennoch werden auch schwierige Themen werden einfühlsam betrachtet.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Spannend, aber unsympathische Charaktere

Das gute Kind
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Vor 18 Jahren erschütterte der Mord an einer Mutter und ihrer wenige Monate alten Tochter die Öffentlichkeit. In einem Indizienprozess wurde der mutmaßliche Mörder zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. ...




Vor 18 Jahren erschütterte der Mord an einer Mutter und ihrer wenige Monate alten Tochter die Öffentlichkeit. In einem Indizienprozess wurde der mutmaßliche Mörder zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Fast zwei Jahrzehnte später steht eine junge Frau vor der Tür der suspendierten Kriminalkommissarin Femke Sundermann und behauptet, das Baby von damals zu sein. Woher kommt die mysteriöse Frau? Sagt sie die Wahrheit? Entgegen aller Ratschläge rollt Femke den abgeschlossen geglaubten Kriminalfall wieder auf. Die Entdeckungen sind so unglaublich, dass dafür mehrere Menschen mit dem Leben bezahlen müssen ...

Auf dem Cover sieht man einen toten Vogel. Dieses Motiv wiederholt sich auch auf der Rückseite und den Innenseiten des Buches. Als ich mit dem Buch fertig war, habe ich noch einmal darüber nachgedacht, wie der Vogel mit der Handlung im Zusammenhang stehen könnte. Ehrlich gesagt, erschließt sich das mit leider nicht. So ist zwar ein interessantes Cover, aber der Zusammenhang fehlt eben.

Die Kapitel des Buches sind relativ kurz. Das hat mir recht gut gefallen, da es enorm den Spannungsbogen erhöht hat, aber manchmal auch etwas störend war. So waren viele Seiten auch mit ein paar Zeilen bedruckt, was das Buch natürlich unnötig dick macht, wenn man bei 300 Seiten von dick überhaupt sprechen kann.

Die Erzählform ist fast im ganzen Roman die Ich-Perspektive von Femke Sundermann. Dies wird nur stellenweise unterbrochen von personalen Erzählern von anderen Romanfiguren. Auch das hat mir gefallen, aber es wurde im Verlauf des Romans immer weniger und wirkte relativ willkürlich gewählt.

Das Buch baut einen sehr guten Spannungsbogen auf, was besonders gut durch die kurzen Kapitel gelingt. Auch das Ende habe ich als geschulter Thriller- und Krimileser so nicht erwartet und es kam sehr überraschend. So überraschend allerdings, dass die Handlung nicht darauf hingearbeitet hat, sondern es kam wie ein Knall und wurde in ein paar Seiten abgehandelt und dann war das Buch zu Ende. Bei mir hat es so einige Fragen offen gelassen und manches ist für mich völlig unverständlich gewesen. An sich bin ich ein großer Fan von technischen und wissenschaftlichen Erklärungen. So schreibt Helge Thielking relativ ausführlich über u.a. Obduktionen, Tatortrecherchen und Gesichtserkennungen. Was mich daran störte, ist die Tatsache, dass Helge Thielking kein Mann vom Fach ist, so wie Kathy Reichs. Aus diesem Grund klang es für alles relativ abgeschrieben und hätte an dieser Stelle nicht sein müssen. Romane kommen auch ohne fachliche Erklärung aus.

Was mich am meisten an diesem Roman gestört hat, war die Hauptperson Femke Sundermann. Der Leser erfährt zu Anfang, dass Femke gerade einen schweren Verlust erleiden musste. Solch einen Frauenrolle kommt ja in so einigen Roman vor. Dennoch spielt dieser Verlust überhaupt keine Rolle für die eigentliche Handlung. Da Femke bereits ihre Freundin und dessen Baby vor 18 Jahren verloren hat, fand ich das an der Stelle einfach auch zu viel des Guten. Ich gehe eher davon aus, dass Femke hier eine gebrochene Frau darstellen sollte. Thielking gelingt es aber nicht diese stringent durch den ganzen Roman durchzuziehen. Ich fand die Darstellung ab Mitte des Romans nicht mehr authentisch und man spürte auch nichts mehr von ihrem Leiden und ihrer Trauer im weiteren Verlauf des Romans. Das ging mir auch vielen anderen Charakteren so. Femke selber ist Hauptkommissarin bei der Polizei, wenn auch suspendiert. Dennoch greifen sowohl sie als auch ihr Kollege zu sehr unkonventionellen Ermittlungstechniken, welche sehr ich fragwürdig fand und natürlich kommen beide damit durch. Für meinen Geschmack alles ziemlich rosarot und unrealistisch. Auch der Ton ist sehr derb und aggressiv in einigen Dialogen. Anfangs fand ich das noch erfrischend, gegen Ende hat es mich nur noch genervt. Zusammenfassend fand ich alle Charaktere recht oberflächlich und wenig authentisch dargestellt. Ich mochte keinen wirklich gerne.

Zusammenfassend hat das Buch für die Handlung, auch wenn es einige Ungereimtheit gab, eigentlich 4 Sterne verdient. Die Handlung war unvorhersehbar und sehr komplex. Ein Stern Abzug für die deplatzierten wissenschaftlichen Erläuterungen und für das abrupte Ende, welchem die nötigen Tiefe gefehlt hat. Ich gebe aber auf Grund der unsympathischen und wenig authentischen Figuren, vor allem der Hauptperson, nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Mehr Fitzek und weniger reißerischer James-Bond-Verschnitt wäre schön gewesen...

Das Joshua-Profil
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Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas ...

Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er heute noch nichts davon weiß ... im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist. (Quelle: Amazon).

Der Roman ist zu großen Teilen aus der Sicht von Max als Ich-Erzähler und Lola als personaler Erzähler sowie aus der Sicht von weiteren Personen, die aber nur einmalig bzw. bis 3 bis 4 Mal auftauchen, geschrieben. Vor allem bei Jola lesen wir seitenweise, wie sie versucht die Umgebung war zu nehmen, sich zu befreien und wieder wird es dunkel. Ich fand diese Kapitel zu lang und sehr ermüdend, da sie keinerlei Spannung erzeugt haben. Außerdem ist Jola erst 10 Jahre alt und wenn man ihren Gedanken während der Kapitel so folgt, dann erscheint sie schon wesentlich älter. Auch ihre scheinbar überhaupt nicht vorhandene Angst verleiht ihrer Romanfigur wenig Tiefe und Authentizität. Auch Maxs Frau Kim spielt keine entscheidende Rolle. Ganz im Gegenteil ist sie eine gefühlskalte, egoistische Person, die sich nicht wirklich um das Verschwinden von Jola sorgt. Weiterhin gibt es noch den Anwalt Christoph Marx, genannt „Toffi“, eine völlig überzogen dargestellten Anwalt von 1,55-Metern Körpergröße, 90kg schwer, mit FlipFlops und Bermudas unterwegs und eine riesigen Klappen. Falls das als unkonventionell rüber kommen sollte, dann hat es mich so nicht erreicht. Ich fand es eher völlig überzogen und eher zum „Fremd schämen“.

Die Charaktere Max, Cosmo und Frida kommen weniger wie normale Menschen rüber. Denn sie haben plötzlich Fähigkeiten wie James Bond und könnten z.B. ein Boot selbst steuern und mit Waffen umgehen. Dies erscheint wenig glaubwürdig und authentisch. Selbst bei den Waffen, die nur mit biometrischen Fingerabdruck erkannt werden konnte, musste ich ein weiteres Mal an den letzten James Bond „Skyfall“ denken (so wie bei den vielen Verfolgungsjagden ebenfalls).

Der Roman greift wichtige und aktuelle Themen auf wie Big Data, Predictive Policing auf der einen Seite als auch Pädophilie, Misshandlung und Missbrauch an Kindern auf der anderen Seite. Meiner Meinung nach hätte Fitzek es hier aber etwas verhoben, zumal ungefähr 250 Seiten nicht wirklich Zeit zum Reden und Erklären ist, dann die Romanfiguren nur mit Fliehen, Verteidigen und Jagen beschäftigt sind. Mich konnten diese brisanten Themen einfach nicht erreichen. Was vor allen an den schwachen Romanfiguren liegt. Vor allem die Personen, die Joshua erschaffen haben und solche, die es bekämpfen wollten erschienen farblos und konnten mich von ihren Idealen nicht einnehmen. In Fitzek-Romane sind diese oft absolute Fanatisten. Es fehlte auch eine prägnanten Dialogen und „Ruhephasen“ in Form von Gedankengängen, in denen „Recherchen“ betrieben werden und Zusammenhänge erkannt worden hätten können.

Sebastian Fitzeks Romane hinterlassen bei mir eigentlich immer eine gewisse Beklemmung, auch weil die Romane oft nicht gut ausgehen für den Protagonisten (z.B. beim Augensammler). Selbst die prekären Themen wie Kindesmisshandlung und –missbrauch hinterließen dieses Gefühl erst am Ende des Romans. Die letzten 50 Seiten waren für die auch die einzigen, die so typisch Fitzek waren. Gut gefallen haben mir auch seine Erklärungen, warum er gewisse Themen immer wieder aufgreift. Gut hat mir auch die Idee mit dem Roman gefallen und dass dieser auch tatsächlich erschienen ist, macht das ganze einfach rund. Es ist nicht zwingend notwendig „Die Blutschule“ vorher zu lesen, aber ich durch das Vorab-Lesen doch vieles besser nachvollziehen können. Ich muss leider, leider sagen, dass mit diese tatsächlich besser gefallen hat.

Ich hab bisher alle Roman von Fitzek gelesen und bin quasi Fan der ersten Stunde, dennoch musste ich mich zum aller ersten Mal durch den Roman quälen. Schon sein Vorgänger Roman „Passagier 23“ konnte mich nicht restlos überzeugen, dennoch war dieser spannend und mit vielen Wendungen. Bei „Das Joshua-Profil“ allerdings habe ich ca. 300 von 400 Seiten nur endlose Verfolgungsjagden und Gewaltorgien gelesen. Beim Lesen musste ich oft an einen US-amerikanischen (Action-) Thriller denken, bei dem es viel Action gibt, aber nicht wirklich eine Handlung. Dennoch gibt es durchaus unerwartet Wendungen. Doch auch diese leider erst auf den letzten 50 Seiten (typisch Fitzek) und auch erst dort konnte mich der Roman etwas fesseln.

Veröffentlicht am 22.02.2019

Ein wichtiges und für mich persönliches Buch

Someone New
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INHALT:
Als Micah auf ihren neuen Nachbarn trifft, kann sie es nicht glauben: Es ist ausgerechnet Julian, der wenige Wochen zuvor ihretwegen seinen Job verloren hat. Micah fühlt sich schrecklich deswegen, ...

INHALT:
Als Micah auf ihren neuen Nachbarn trifft, kann sie es nicht glauben: Es ist ausgerechnet Julian, der wenige Wochen zuvor ihretwegen seinen Job verloren hat. Micah fühlt sich schrecklich deswegen, vor allem weil Julian kühl und abweisend zu ihr ist und ihr nicht mal die Gelegenheit gibt, sich zu entschuldigen. Doch seine undurchdringliche Art fasziniert Micah, und sie will ihn unbedingt näher kennenlernen. Dabei findet sie heraus, dass Julian nicht nur sie, sondern alle Menschen auf Abstand hält, denn er hat ein Geheimnis - ein Geheimnis, das die Art, wie sie ihn sieht, für immer verändern könnte ...

MEINUNG:
Ich habe von Laura Kneidl bereits Berühre mich. Nicht und Verliere mich. Nicht gelesen, wobei mir der erste Band deutlich besser gefallen hat. Auf Someone New habe ich mit seit der Ankündigung des Verlages sehr gefreut. Ich war auch sofort verliebt in dieses wirklich wunderschöne Cover. Ich möchte gleich vorweg empfehlen, dass man sich bei diesem Buch bitte nicht vorher spoilern sollte durch Rezensionen oder vorzeitig zum Nachwort blättern. Ich bin der Meinung, dass die Geschichte sonst nicht seine volle Wirkung entfalten kann, wenn man gewisse Dinge vorher schon weiß. Auch ich werde hier Julians Geheimnis nicht verraten.

Die Geschichte wird komplett aus Micahs Sicht erzählt. Für diese Art Romane ist das fast schon ungewöhnlich, denn häufig bekommt doch durch beide Sichten einen besseren und umfassenderen Eindruck. Allerdings wüsste der Leser sofort, was Julians Geheimnis ist, wenn es auch seine Sicht gäbe. Ich denke, dass war aus diesem Grund so gewollt.

Micah ist auf den ersten Blick erstmal kein Mädchen wie so wie du und ich, denn Micah kommt doch aus einem sehr wohlhabenden Elternhaus und musste sich um Geld noch nie Sorgen machen. Beide Eltern haben eine sehr erfolgreiche Anwaltskanzlei, verkehren in gehobenen Schichten und habe ein Haus mir Personal.

Micah muss für ihren Lebensunterhalt nicht arbeiten und wohnt in einer Wohnung, die ihre Eltern gekauft haben. Das mag sicherlich nicht jedem Leser gefallen bzw. eine Identifizierung ist nicht so leicht möglich, aber man muss hier wirklich auch mal hinter Micahs Fassade schauen. In meinen Augen hat sie ein Herz aus Gold. Für sie sind Freunde und Familie das Wichtigste und für die tut sie auch alles. Micah ist unerschrocken und voller Vertrauen. Sie eben kein gebrochenes Mädchen, dass sich bei der kleinsten Erschütterung in zwischenmenschlichen Beziehungen in ihr Schneckenhaus zurückzieht, sondern sie geht immer wie aktiv auf die Leute zu und versucht Probleme im Gespräch anzugehen. Sie ist auch nicht wirklich nachtragend. Man muss Micah auch dafür bewundern, wie sie für andere einsetzt und sich auch mit ihren Eltern auseinandersetzt, weil diese ihren Zwillingsbruder vor die Tür gesetzt haben.

Die Geschichte braucht wirklich sehr lange bis mal so ein wenig Fahrt in die ganze Sache kommt. Die Autorin lässt sich Zeit mit der Entwicklung zwischen Julian und Micah. Das hätte für mich ruhig ein wenig dichter sein können, aber ich habe mich auch nicht gelangweilt beim Lesen. Es gibt zunächst sehr wenig Anhaltspunkte, was mit Julian los ist. Das irgendwas nicht stimmt, fällt auch erst auf als die beiden sich näherkommen. Micah hat natürlich so ihre Vermutungen, denen ich aber nicht getraut habe. Ich habe irgendwann eine Ahnung bekommen, was Julian solange verbirgt, aber da war es schon recht spät.

Ich muss sagen, dass mich das mit voller Wucht getroffen hat als die Erkenntnis durchgesickert ist, wieso Julian so zurückhaltend ist. Für mich wurde es dann zu einer persönlichen Geschichte, denn genauso wie Micah hatte ich auch mal einen Julian, der mir 3 Jahre lang sehr viel bedeutet hat und den ich auf seinem Weg begleitet habe. Ich finde es auch absolut großartig, wie Micah dann mit dieser Erkenntnis umgegangen ist und dann sie komplett hinter ihm steht, vor allem als Julian mit seiner Mutter konfrontiert wird. Die Szene fand ich sehr hart und wirklich furchtbar. Nach so einer Geschichte ist auch ein Nachwort zwingend erforderlich und dieses gibt es auch. Hier wird noch einiges Wichtige zusammengefasst, für die, die mit dem Thema nicht so viel Berührung bisher hatten.
FAZIT:
Die Autorin hat das so wichtige Thema in Anbetracht meiner persönlichen Erfahrung sehr schön und vor allem respektvoll und wertfrei umgesetzt. Jeder der in Julians Lage ist oder war, kann sich sehr glücklich schätzen einen Menschen, wie Micah zu haben. Es ist wichtig, dass es Menschen wie Micah gibt, denn Julians Weg ist sehr steinig und kann sehr einsam sein. Auch wenn das Buch einige Längen aufweist, würde ich jedem ans Herz legen es zu lesen. Es ist eine absolute Bereicherung für das Genre New Adult.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.