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Veröffentlicht am 19.08.2020

Beeindruckendes Mosaik eines schrecklichen Tages

Und auf einmal diese Stille
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Das Datum kennt wohl jeder, Bilder und Geschichten haben sich eingebrannt in das kollektive Gedächtnis nicht nur, aber ganz besonders der Amerikaner. Der 11. September oder "nine eleven" - das ist ein ...

Das Datum kennt wohl jeder, Bilder und Geschichten haben sich eingebrannt in das kollektive Gedächtnis nicht nur, aber ganz besonders der Amerikaner. Der 11. September oder "nine eleven" - das ist ein Synonym für den Terror, für den Tag, an dem die Welt ein großes Stück Unbekümmerheit verlor, der Tag, der Sicherheit auf Flughäfen für immer veränderte. Alles schon gesagt? Mit "Und auf einmal diese Stille" greift der Historiker und Journalist Garrett M. Graff auf die Tradition der "oral history", also der mündlichen Geschichtsüberlieferung zurück.

Die Menschen erzählen lassen - Bekannte und Unbekannte, Entscheider und solche, die sich als Spielball der Ereignisse erfahren, damit schließt Graff an die Tradition etwa von Studs Terkel an, der Weltkriegssoldaten und Zivilisten eine Stimme gab. Hier nun sind es Banker und Angestellte der Firmen in den Türmen des World Trade Centers, Feuerwehrleute, Ärzte, Polizisten, Überlebende und die Angehörigen der Toten, Piloten oder die Frau vom Bodenpersonal, die Mohammed Atta und die mit ihm fliegenden Terroristen für ihren Flug eingecheckt hatte.

Von einem Tag, an dem das einzig Ungewöhnlich der extrem blaue, wolkenlose Himmel war, bis zu den Wolken aus Staub und den Bergen von Trümmern, Leichenteilen und weiterhin flackernden Bränden zieht der Bogen der Schilderung. Die Zitate nehmen den Leser mit zu Krisensitzungen und improvisierten Kommandoständen, zu Feuerwachen und in die brennenden Türme, an Bord der Air Force One und in Schulen, in denen die Lehrer versuchen, ihren Schülern das Unerklärliche zu erklären. In Abschriften von Funksprüchen und Telefonaufnahmen kommen auch die Toten zu Wort.

Der deutsche Titel des Buches stammt aus einem Zitat eines Feuerwehroffiziers, der von der Lobby im Erdgeschoss des Nordturms zu einer Rettungsmission aufbrach "Wie man sich denken kann, war die Akustik in der Lobby des World Trade Center nicht gerade besonders gut, es hallte sehr stark. Und auf einmal diese Stille. Einer der Feuerwehrmänner von Rescue 1 schaute nach oben und sagte: Vielleicht werden wir diesen Tag nicht überleben."

Anders als in Mitchell Zuckoffs Buch "9/11 - Der Tag, an dem die Welt stehen blieb", das ebenfalls vor ein paar Monaten erschien und das ich hier rezensiert habe: https://nimm-ein-buch.blogspot.com/2020/04/911-der-tag-dem-die-welt-stehen-blieb.html , geht Graff nicht allzu ausführlich auf Einzelschicksale als dramatische Schilderung des Tages ein. Sein Buch ist eher wie ein Mosaik von Stimmen und Zitaten aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei einige der zitierten und beschriebenen Akteure in beiden Büchern berücksichtigt werden. Die ganze Dramatik des Tages, das quälende Warten auf Rettung, auf Nachricht von den Liebsten, auf neue Hiobsbotschaften ist auf nahezu jeder Seite spürbar. Am eindringlichsten sind dabei nicht die Stimmen der Polit- und Medienprofis, unter ihnen der damalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der damalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani oder der einstige Vizepräsident Dick Cheney, sondern die der Menschen, für die seit dem 11. September nichts mehr so ist wie früher. Es gibt Schilderungen, die tun weh, andere lassen den Leser mitzittern oder staunen über den Mut von Menschen, die in einer Krise über sich selbst herauswachsen. "Und auf einmal diese Stille" berührt.

Veröffentlicht am 19.08.2020

Ganz nett. Aber mehr auch nicht....

Ein unerhörtes Alter
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Es klang interessant und reizvoll - ein Buch, das fast 100 Jahren nach seiner Erstveröffentlichung wieder erscheint und den Lesern des Jahres 2020 einen Blick in die Gedanken, Träume und Hoffnungen der ...

Es klang interessant und reizvoll - ein Buch, das fast 100 Jahren nach seiner Erstveröffentlichung wieder erscheint und den Lesern des Jahres 2020 einen Blick in die Gedanken, Träume und Hoffnungen der Frauengeneration nach dem Ersten Weltkrieg zu ermöglichen. Was damals frisch war, ist heute längst Geschichte. Anderes, worum in "Ein unerhörtes Alter" von Rose Macaulay heftig debattiert wurde, wie Ehe ohne Trauschein, Psychoanalyse oder Karrierrewünsche von Frauen, sind mittlerweile selbstverständlich. Obendrein stellt der britische Gesellschaftsroman gleich Frauen aus vier verschiedenen Generationen in den Mittelpunkt, von der 21-Jährigen Gerda bis zu ihrer 84-jährigen Urgroßmutter. Interessante Lektüre garantiert?

Ich wollte dieses Buch mögen, bin aber letztlich enttäuscht zurückgeblieben. Denn irgendwie plätschert die Handlung beliebig vor sich hin in Episoden und Anekdoten, in denen die Frauen der britischen Oberschicht ziemlich konturlos bleiben und andere - außer den obligatorischen Dienstboten drumherum - gar nicht erst in Erscheinung treten. Lässt sich leicht lesen, ist halbwegs unterhaltsam, aber irgenwie denke ich am Ende: Na ja....

Die Leben und die Lieben von jung und alt sind vor allem eines: privilegiert. Progressive, ja revolutionäre Gedanken werden gerade bei der jüngeren Generation gepflegt, ohne dass deshalb der upper class-Lebenstil in Frage gestellt oder verändert wird. Es lässt sich leicht reflektieren und debattieren im Luxusdasein zwischen Sommerhaus am Meer und Londoner Stadtwohnung - der weitgehend unsichtbar bleibende Ehemann von Neville ist Parlamentsabgeordneter.

Überhaupt, Neville - sie will mit 43 ihr bei der Heirat unterbrochenes Medizinstudium wieder aufnehmen und Ärztin werden. Das könnte eine starke Frauenfigur werden. Doch ach, der Verstand hat gelitten, es passt einfach kein Lehrstoff mehr in den Kopf. Oberschichtehefrau mit ausgedehnter Reisetätigkeit ist ja auch nicht so schlimm. Der Ehrgeiz, der sich so vielversprechend abgezeichnet hat, verpufft ohne Kampf. Und die Leserin aus dem 21. Jahrhundert ist not amused.

Die gepflegte Langeweile der Reichen und Schönen - hat sie uns irgendwas zu sagen? Ich fürchte, im Jahr 2020 hat sie ebenso wenig Substanz wie im Jahr 1921.

Veröffentlicht am 18.08.2020

Außenseiterinnen unter sich - Roman einer Freundschaft

Alte Sorten
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Es gibt Frauenliteratur über Frauenfreundschaften, die wie unter einer besonders dicken Zuckerschicht begraben scheint. Überraschungen sind dabei eher nicht zu erwarten, und die Protagonistinnen in der ...

Es gibt Frauenliteratur über Frauenfreundschaften, die wie unter einer besonders dicken Zuckerschicht begraben scheint. Überraschungen sind dabei eher nicht zu erwarten, und die Protagonistinnen in der Regel am Happy end nach obligatorischen Problemchen glücklich vereint mit dem Mann ihrer Träume. So ein Buch ist "Alte Sorten" von Ewald Arenz nicht.

Um Frauenfreundschaften geht es aber schon - und zwar nicht um die Freundschaft zwischen seifenopertypischen Schablonen, sondern zwei eher spröden und schwierigen Frauen - die 17-Jährige Sally, ausgerissen aus einer Klinik zur Behandlung von Essstörungen, voller Misstrauen und Aggressionen, und Liss, die ganz alleine ihren Bauernhof bewirtschaftet und von den meisten der Dorfgemeinschaft geschnitten wird. Die Tradition des Dorfes hat sie dennoch geerbt.

Man sollte sich Zeit lassen mit diesem Buch und vor allem einlassen auf Liss und Sally, der ruhigen Erzählweise folgen, die in ein Landleben einführt, wie es auch schon vor 50 oder 100 Jahren existiert hat, nur das mittlerweile Technik und Internet dazugekommen sind. Von einer Zufallsbegegnung im Weinberg über eine Schlafgelegenheit für eine Nacht zu vorsichtiger Annäherung folgen wir so der keimenden Freundschaft der ganz unterschiedlichen Frauen, die aber beide verletzlich und verletzt sind. Jeder hat ihre eigenen Narben - Sally die sichtbaren, die sie sich geritzt hat, die wortkarge Liss die unsichtbaren, die auch nach vielen Jahren nicht verheilt sind.

Die harte Arbeit auf dem Hof scheint ein wenig wie eine Entsprechung der eher rauhen und kantigen Charaktere der beiden Protagonistinnen. Nicht viele Worte machen, sondern anpacken - das ist Liss´ Devise. Und dennoch hatte auch sie einmal Träume und erlebt in Sally in mancher Hinsicht vielleicht noch einmal ihr jüngeres, diesmal allerdings großstädtisches Selbst. Manche Beschreibungen der Feldarbeit, der hügeligen Landschaft, der Weinlese im Morgennebel lesen sich geradezu poetisch, nie aber sentimental. Da meint man den Geruch der aufgebrochenen Erde nach einem Landregen zu riechen, den Geschmack baumfrischer Früchte zu schmecken oder das Gegacker vom Hühnerhof zu hören.

Ähnlich wie das Getreide oder die Weinreben sind auch Vertrauen und Freundschaft etwas, was langsam wachsen muss, was Geduld und Aufmerksamkeit braucht - daran erinnert auch dieses Buch. Alte Sorten - der Titel bezieht sich auf die alten Birnensorten in einem Garten hinter dem Hof, die in Sally erstmals wieder die Lust am Genuss wecken - ist auf angenehme Weise entschleunigt, dabei nicht ohne Drama. Eine sensible Außenseiterstudie, eine Coming of Age-Story, ein Porträt einer Dorfgesellschaft - dieses Buch ist vieles und ist ausgesprochen lesenswert.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Eiskalt, dunkel, spannend

Teufelszeug
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Der Zeitpunkt der Veröffentlichung von "Teufelszeug"von Katja Ivar ermöglicht gewissermaßen antizyklisches Lesen: Mitten in einer Hitzewelle im heißen Sommer 2020 geht es in ein finnisches Dorf an der ...

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung von "Teufelszeug"von Katja Ivar ermöglicht gewissermaßen antizyklisches Lesen: Mitten in einer Hitzewelle im heißen Sommer 2020 geht es in ein finnisches Dorf an der Grenze zur damaligen Sowjetunion, kurz vor Einbruch des Winters, in dem das Dorf mehr als ein halbes Jahr lang von der Außenwelt abgeschnitten sein wird. Obendrein spielt die Handlung im Jahr 1952, mitten im Kalten Krieg. Mit Kälte ganz anderer Art muss sich Helle Mauser auseinandersetzen, die als erste weibliche Ermittlerin bei der Mordkommission Helsinki gearbeitet hat.

Doch nun ist Helle buchstäblich abgeschoben, in eine Kleinstadt ganz oben im Norden. Weder ihr Chef noch dessen Stellvertreter kommen damit klar, dass sie plötzlich eine Kollegin haben. Um so mehr, als Helle tatsächlich Fälle aufklären will, während die beiden Männer eine ruhige Kugel schieben wollen. Den Brief einer Pfarrersfrau aus dem entlegenen Dorf, die sich Sorgen um einen seit Tagen verschwundenen Nachbarn macht, der seinen kleinen verwaisten Enkel alleine zurückgelassen hat, wollen sie ebenfalls ignorieren - Helle dagegen spürt ihre Neugier geweckt. Sie glaubt nicht, dass der Vermisste einfach über die Grenze auf sowjetisches Gebiet gelaufen ist, um sich dort volllaufen zu lassen. Um überhaupt in den Norden aufbrechen zu dürfen, muss sie Urlaub einreichen. Die Architektur des Dorfes solle ja ganz schön sein.

Die Welt des Dorfes ist archaisch, doch zugleich ist das Klima der Zeit allgegenwärtig. Helle erhält nicht nur die spärliche Fakten des Vermisstenfalls, sondern auch das Dossier der Sicherheitsdienste über die Menschen, die sie dort trifft. So nahe an der Grenze zur Sowjetunion ist es schließlich beachtenswert, ob jemand Kommunist sein könnte. Helle wiederum wirkt spröde und unnahbar, der komplette Gegensatz zu der mütterlich-sanften Pfarrersfrau. Erst nach und nach erschließt sich, dass Helles Verhalten die Folge eines tiefen Traumas ist und sie im hohen Norden auch auf der Flucht vor ihrer eigenen Vergangenheit ist.

Katja Ivar, die selbst in Moskau geboren wurde und nach einer Jugend in Texas mittlerweile in Paris lebt, versteht es, Verdachtshinweise und Spuren zu legen, die gewissermaßen aus Schnee und Eis freigelegt werden müssen. Persönliches und politisches sind eng verstrickt, doch das ganze Ausmaß der Vorgänge, denen sie auf der Spur ist, erschließt sich Helle erst ganz zuletzt. In einer Situation, in der Menschen zu Spielbällen von Mächten geworden sind und Wissen eine Gefahr, muss sich auch Helle entscheiden. Die Dunkelheit und Kälte des finnischen Winters ist da nur die sichtbare Entsprechung des persönlichen Eiseskälte, mit der sich die Polizistin konfrontiert sind. Entscheidungen und Mut sind gefragt. Spannend, atmosphärisch dicht und mit einem Plot, der bis zum Ende für neue Wendungen sorgt - so lässt sich die antizyklische Winterlektüre bei 35 Grad allemal genießen.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Trump und andere Autokraten

Autokratie überwinden
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Viel ist schon über Donald Trump und seine Präsidentschaft geschrieben worden - von Beobachtern innerhalb und außerhalb der USA, von ehemaligen Regierungsmitgliedern und Enthüllungsjournalisten, von Whistleblowern. ...

Viel ist schon über Donald Trump und seine Präsidentschaft geschrieben worden - von Beobachtern innerhalb und außerhalb der USA, von ehemaligen Regierungsmitgliedern und Enthüllungsjournalisten, von Whistleblowern. Jetzt hat Masha Gessen mit „Autokratie überwinden“ ihre eigene Analyse geschrieben und geht darin auch mit jenen kritisch zu Gericht, die ihre Ablehnung von Trumps Politik teilen.
Interessant an Gessens Buch ist insbesondere der internationale Vergleich, den sie aufgrund ihrer eigenen Lebensgeschichte mit einer besonderen Perspektive ziehen kann – in der damaligen Sowjetunion geboren, ihre Familie wanderte in die USA aus, Gessen arbeitete als Journalistin in Russland, Ungarn und Israel, schrieb ein Buch über Wladimir Putin. Sie beschreibt Trumps Regierung als Entwicklung autokratischer Herrschaft, zieht Parallelen zum Demokratieabbau in Russland und in Orbans Ungarn, zu den Nepotismus- und Korruptionsvorwürfen gegen Netanyahu.
Und in der Tat – Trump mag mit seinen Tweets, seinen selten kohärenten Äußerungen, seinem Auftreten belächelt und augenrollend abgetan werden, aber er ist nun mal in einer Position, die ihn zum mächtigsten Mann der Welt macht. Und auch wenn man ihm nicht die Intelligenz für eine wirklich große Schurkenrolle zutrauen mag: Der Kampf gegen Medien und Gerichte, gegen Einwanderer oder LGBT-Rechte wird nicht nur von den Orbans undKaczynskis geführt. Trump bemüht sich schließlich gar nicht erst, seine Verachtung für diejenigen zu verstecken, die nicht zu seinen Bewunderern gehören.
Mit dem politischen Establishment und den etablierten Medien geht Gessen dabei kritisch um, wirft ihnen mangelndes Profil und eine gewisse Komplizenschaft vor. Die Selbstverpflichtung politischer Journalisten zu Neutralität und ausgewogener Berichterstattung scheint ihr hier falsch. Klare Ansage sei gefragt. Allerdings – nicht umsonst wird im Journalismus zwischen Nachricht und Kommentar getrennt. Was parteiliche Berichterstattung heißt, ist schließlich bei Trumps Hausssender Fox oder bei Breitbart News zu sehen. Aus der Position eigener moralischer Überlegenheit (und in der sehen sich vermutlich genauso dieTrump-Anhänger) nur noch auf Stimmungsmache zu schreiben, könnte vielleicht Trump ein paar Nadelstiche versetzen (aber der Mann hält die etablierten Medien eh für fake news-Verbreiter) – besseren Journalismus macht das meiner Meinung nach nicht.
Allerdings: Es ist schon depremierend, zu lesen, wie Trump in den Medien als „präsidial“ gelobt wird, wenn er gelegentlich tatsächlich einmal nicht als eitler Selbstdarsteller mit wirrem Wortsalat auftritt, sondern tatsächlich einmal der Würde des Amtes halbwegs gerecht wird
Dennoch, auch mit Trump im Weißen Haus stehen die USA nicht kurz vor der Diktatur, darauf legt Gessen wert Doch auch ein autokratisches Regime, eine Regierung des schlechtesten und inkompetentesten, die manches bisher Unvorstellbare „normal“ gemacht hat, kann in nur wenigen Jahren lang anhaltende und erhebliche Folgen haben, befürchtet die Autorin.
Auch ohne staatlichen Terror wie in einem diktatorischen Regime sei so manchen nicht nur wegen des Umgangs mit Corona-Pandemie einer mitunter lähmenden Angst ausgesetzt. Andere könnten die Option wählen, die auch Einwohnern totalitärer Staaten vertraut ist: der Rückzug ins Privatleben, gewissermaßen eine Vogel Strauß-Politik, die politische Ereignisse einfach nicht mehr zur Kenntnis nimmt. Für Trump wäre da ein Sieg „in seinem Kampf gegen die Politik“
Die Erholung vom Trumpismus werde kein Prozess der Rückkehr zu einem Regierungsgssystem sein, wie es früher war, zu einem fiktiven Normalzustand, wie er vor Trump bestanden hatte, warnt Gessen. „Der Erholungsprozess wird nur als Wiedererfindung der Institutionen möglich sein, eine Neubestimmung all dessen, was es bedeutet, eine Demokratie zu sein, wenn es denn das ist, was wir sein wollen.“
Was die Amerikaner wollen – spätestens im November werden wir es erfahren.