Was für eine Geschichte! Von Freundschaft, Loyalität und Liebe, von der Fähigkeit, Brücken zu bauen und Feindschaften zu überwinden.
Das Herz der KämpferinManchmal gibt es solche Bücher, an die man keine großen Erwartungen stellt - und dann hauen sie einen regelrecht um. So ging es mir mit Das Herz der Kämpferin von Adrienne Young. Aufgrund der Dünne des ...
Manchmal gibt es solche Bücher, an die man keine großen Erwartungen stellt - und dann hauen sie einen regelrecht um. So ging es mir mit Das Herz der Kämpferin von Adrienne Young. Aufgrund der Dünne des Buches war ich geneigt zu denken, ein nettes und unterhaltsames Geschichtchen präsentiert zu bekommen, mehr nicht (was durchaus gereicht hätte). Aber dann durfte ich nach kurzen Startschwierigkeiten eine Geschichte genießen, die von Freundschaft handelt, von Loyalität und Liebe, von der Fähigkeit, Grenzen zu überwinden und Brücken zu bauen.
Youngs Schreibstil ist sehr bildhaft, fast schon poetisch und befördert den Leser in ein Setting, das an die Wikingerzeit Skandinaviens erinnert. Zu Beginn der Geschichte wird man in eine Kampfsituation geworfen, Äxte, Schwerter, Blut, Dreck. Ja, dieses Buch ist brutal und nichts für Zartbesaitete, das schafft aber auch einen guten Kontrast zu den Werten, die die Geschichte zu vermitteln vermag. Manche Szenen sind geradezu ruhig und harmonisch, jedoch kann man nie vergessen, wie unbarmherzig das Leben ist und die Menschen zueinander.
„Wir haben unser ganzes Leben lang gelernt, dass unsere Völker vollkommen unterschiedlich sind. Aber wir sind gleich.“ (S.207)
Eelyn ist eine unglaublich starke Protagonistin, eine Kämpferin, die im Laufe des Buches eine große Wandlung erlebt. Als Aska glaubt sie an Sigr, dem Gott des Fjordes und dieser Glauben verlangt, dass sie alle fünf Jahre auf dem Schlachtfeld gegen die Riki kämpft, ein Volk, das Thora geschaffen hat. Die Erscheinung ihres tot geglaubten Bruders auf dem Schlachtfeld stellt die Weichen für die weitere Geschichte und schafft den Raum für die Konflikte und Herausforderungen, denen sich Eelyn gegenüber sieht. Das alles verwandelt sie, die als Aska in den Riki nur den Feind sieht, zu einer Person, die merkt, dass man trotz unterschiedlichen Glaubens gleich ist, dass man trotz unterschiedlicher Rituale eine Mensch ist und dass irgendjemand den ersten Schritt machen muss, um den Hass zu überwinden. Eine Botschaft, die man ohne weiteres auch auf uns übertragen kann, in Zeiten, in denen die Menschheit vergisst, dass sie im Grunde gleich ist und oft nur der Glaube, die Lebensumstände und der lang geschürte Hass dafür sorgen, dass sie sich bekämpft.
Fazit: Ein überraschend tiefgehendes Buch, das vor allem durch die vorherrschende Brutalität die Werte besonders hervorhebt, die wichtig sind: Freundschaft, Loyalität, Liebe, das Aufeinander zugehen. Unbedingte Leseempfehlung, 5 Sterne.