Platzhalter für Profilbild

fredhel

Lesejury Star
offline

fredhel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fredhel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2017

Falsche Leiche

Wildeule
0

Das schöne Cover mit einem Titel, der sich auf ein Wildtier bezieht, haben alle Gesine-Cordes-Krimis aus dem ListVerlag gemeinsam. Wildeule ist die dritte Folge, aber für mich bedeutet es den Einstieg ...

Das schöne Cover mit einem Titel, der sich auf ein Wildtier bezieht, haben alle Gesine-Cordes-Krimis aus dem ListVerlag gemeinsam. Wildeule ist die dritte Folge, aber für mich bedeutet es den Einstieg in die Reihe.

Gesine Cordes ist als Friedhofsgärtnerin tätig. In ihrem früheren Leben war sie bei der Kripo angestellt. Früheres Leben bedeutet in ihrem Fall vor dem Gifttod ihres einzigen Sohnes, der sie schwer traumatisiert hat. Wie schwer, das erkennt man an ihrem kleinen Notizbuch, in das sie fortwährend Zeichnungen und Erklärungen zu geläufigen Giftpflanzen in der täglichen Umgebung zeichnet und schreibt. Einzelne Auszüge davon werden immer mal in den Romantext eingeschoben. Das hat mir persönlich nicht so gut gefallen.

Während einer Beerdigung sieht sie, dass der Sargdeckel nicht ordnungsgemäß verschlossen ist. Bei der Überprüfung liegt dort nicht die erwartete alte Dame, sondern der profitgierige Bestattungsunternehmer höchstpersönlich und mausetot gemeuchelt.

Ihr bester Freund Hannes verhält sich sehr merkwürdig und gerät schnell in das Visier der polizeilichen Ermittlung, weil die Kommissarin sich gern den Fall nach dem einfachsten Schema zurechtbiegen möchte. Da es noch einen aalglatten Priester, eine sexhungrige Witwe, einen unbedarften Jugendlichen und einen schlitzohrigen Hinterbliebenen gibt, ist der Krimi sehr kurzweilig zu lesen, auch wenn die Lösung sich schon früh erahnen lässt.

Mir persönlich sind die Lebensumstände und die Beziehungsprobleme von Gesine etwas zu unrealistisch, aber das hat dem Lesevergnügen insgesamt keinen Abbruch getan.

Veröffentlicht am 12.08.2017

Der weise Herr Takeda

Inspektor Takeda und der leise Tod
0

Ich denke, der atb-Verlag hat mit Henrik Siebold eine "Takeda"-Krimiserie gestartet. Jedenfalls hoffe ich, dass nach dem gelungenen zweiten Band "Inspektor Takeda und der leise Tod" noch nicht Schluss ...

Ich denke, der atb-Verlag hat mit Henrik Siebold eine "Takeda"-Krimiserie gestartet. Jedenfalls hoffe ich, dass nach dem gelungenen zweiten Band "Inspektor Takeda und der leise Tod" noch nicht Schluss ist, sondern noch weitere Morde von dem genialen Austauschpolizisten aus Tokio, Kenjiro Takeda, zusammen mit seiner deutschen Kollegin Claudia Harms gelöst werden. Beide haben so ihre Beziehungsprobleme, und zwischen ihnen knistert es ebenfalls hin und wieder, ohne dass sie sich das ehrlich eingestehen mögen.

In dieser Folge wird ein erfolgreicher Hamburger Unternehmer, Markus Sassnitz, morgens nackt, tot, überfahren und erstickt in einer Strasse aufgefunden. Etwas viel für einen einzigen Tod. Und bald gibt es auch eine Vielzahl von Spuren. Sassnitz hatte nicht nur ein Händchen fürs Business, sondern schuf sich auch durch skrupelloses Handeln erbitterte Feinde. Auch unterschätze man nicht die enttäuschten Frauen. Davon gab es mehrere. Die beiden Ermittler kämpfen sich durch ein geballtes Gemenge von Sex, Drogen, Mafia und Eifersucht. Jeder auf seine unnachahmliche Weise. Ganz besonders Takeda besticht durch seinen asiatischen Gleichmut und seine ganz eigene Art, die Dinge zu betrachten. Seine Schlussfolgerungen und Dialoge sind für mich das Highlight und geben diesem Krimi einen ganz besonderen Touch. Also wie oben schon gesagt: ich hoffe sehr auf weitere Takeda-Fälle!

Veröffentlicht am 10.04.2017

Späte Rache

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
0

Der Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter ist gebürtiger Deutscher, doch in seiner südfranzösischen Wahlheimat lebt er mittlerweile wie ein Einheimischer. Eine Serie von brutalen Foltermorden nimmt ihn sehr ...

Der Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter ist gebürtiger Deutscher, doch in seiner südfranzösischen Wahlheimat lebt er mittlerweile wie ein Einheimischer. Eine Serie von brutalen Foltermorden nimmt ihn sehr in Beschlag. Er engagiert sich weit über seine Befugnisse heraus. Leider blamiert er sich dabei bis auf die Knochen, ehe er einer echten Spur folgen kann.

Der Autor Remy Eyssen fängt die wunderbare Stimmung der Provence ein, ebenso die sehr eigenwilligen Charaktere, mit denen sich der Pathologe zum Boule-Spiel trifft. Durch die Szenen aus seinem Familienleben erhält der Leser einen besseren Eindruck vom Wesen Dr. Ritters und lernt so einen zwar engagierten Mediziner kennen, der aber in sich ruht und das gewisse französische Laissez-faire verinnerlicht hat.

Auch die Handlung ist gut erdacht und mitreissend erzählt, doch ich hätte mir noch ein Fünkchen mehr Spannung vorstellen können. Jedenfalls konnte mich "Gefährlicher Lavendel" so fesseln, dass ich mir die anderen Krimis von Eyssen, die auch alle mit "Lavendel" zu tun haben, anschauen werde.

Veröffentlicht am 10.02.2017

Rosenkrieg

Glücksmädchen
0

Lycke heißt Glück, aber Lycke ist alles andere als ein Glücksmädchen. Als Scheidungskind befindet sie sich zwischen den Fronten ihrer karriereorientierten Eltern. Bei beiden Parteien ist sie eigentlich ...

Lycke heißt Glück, aber Lycke ist alles andere als ein Glücksmädchen. Als Scheidungskind befindet sie sich zwischen den Fronten ihrer karriereorientierten Eltern. Bei beiden Parteien ist sie eigentlich unerwünscht, dient nur zu gegenseitigen Machtspielchen im Rosenkrieg.
Dazu kommt noch eine unsympathische Stiefmutter, die Lycke am liebsten gar nicht bei sich in der schicken Wohnung haben mag. Auch in der Schule wird das arme Mädchen gemobbt. Keiner hilft ihr, die Eltern unternehmen nichts aus Gleichgültigkeit und die Lehrer schauen einfach weg.
Als Lycke dann spurlos verschwindet, gestaltet sich die Suche als sehr schwierig. Keiner fühlt sich verantwortlich für das Mädchen, das bei strömendem Regen zu einer nicht vorgesehenen Tennisstunde gefahren wurde.
Die Kriminalreporterin Ellen verbeißt sich regelrecht in diesen Fall. Durch ihre eigene Kindheit wird sie von Lyckes Schicksal sehr berührt. Mehr, als es ihrer Arbeit gut tut. In den sozialen Medien wird sie aufs Übelste attackiert, sie wird auf der Strasse überfallen und ihr neuer Chef übt einen unguten Einfluss auf sie aus....
Ellens Handlungsstrang bildet den Gegenpart zur Kidnappingstory, und ist mindestens genauso spannend. Aber abseits dieser beiden Plots ist es Lyckes Schicksal, das berührt und zum Nachdenken anregt. Obwohl sie nur eine Phantasiegestalt der Schriftstellerin ist, steht sie doch für eine große Anzahl von Scheidungskindern, die von den Eltern für ihren persönlichen Rachefeldzug benutzt werden, ohne Rücksicht auf das Kindeswohl.
Weil die Persönlichkeiten der Hauptcharaktere sehr gut herausgearbeitet werden und die Handlung unter die Haut geht, kann ich diesen spannenden Thriller jedem weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 12.12.2016

Stiefmutter

Stiefkind
0

Rachel ist eine Frau, die sich aus der Londoner Unterschicht herausarbeiten konnte. Nun hat sie scheinbar das große Los gewonnen, denn sie heiratet den reichen Witwer David Kerthen und zieht in sein Herrenhaus. ...

Rachel ist eine Frau, die sich aus der Londoner Unterschicht herausarbeiten konnte. Nun hat sie scheinbar das große Los gewonnen, denn sie heiratet den reichen Witwer David Kerthen und zieht in sein Herrenhaus. Hier lebt sie die Woche über allein mit ihrem neuen Stiefsohn Jamie, den sie von Herzen liebt. Das Haus ist renovierungsbedürftig. Davids erste Frau Nina hat schon mit aufwendigen Renovierungsarbeiten begonnen und Rachel fällt es nicht leicht, sich in die Materie einzuarbeiten. Die Historie der Kerthens ist beeindruckend. Die Minen ringsum zeigen, wie der Reichtum erworben wurde und sind zugleich ein Mahnmal für die vielen Menschen, die in den Gruben ihr Leben gelassen haben.
Ninas Präsenz ist noch allgegenwärtig und plötzlich meint der kleine Jamie, seine verstorbene Mutter zu spüren und in die Zukunft sehen zu können. Rachel wird immer mehr ängstlicher und auch ihre Ehe hält nicht, was sie verspricht.

Der Autor versteht es meisterhaft, den Leser zu verunsichern:
- ist Nina wirklich gestorben oder lebt sie noch oder hat sie eine Zwillingsschwester oder gibt es noch eine andere Erklärung für die Phänomene?
- war es ein Unfall oder Selbstmord oder sogar Mord. Wenn ja, wer ist der Mörder?
Viele, viele Fragen und der Leser kommt von einer falschen Spur auf die nächste.
Leider ist des Rätsels Lösung für mich nicht ganz so glaubwürdig.
Und leider muss ich auch sagen, dass mir die Hauptfigur, nämlich Rachel, nicht sympathisch ist. Sie ist so versessen darauf, dieses alte Herrenhaus zu besitzen, dass sie keine Gefahr scheut und auch vor Lügen nicht zurückschreckt.

Insgesamt ist dem Autor S. K. Tremayne ein guter, in weiten Teilen sehr spannender Psychothriller gelungen, der vielleicht noch unter Auslassung der weitschweifigen Bergbauhistorie etwas straffer hätte erzählt werden können.