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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Antikriegsbuch

Die letzten Tage unserer Väter
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J.Dicker ist ein Autor, der mich immer wieder mit seiner lebendigen Erzählkunst mitreißt.
Sein erster Roman beschreibt das Leben junger Rekruten, die vom Secret Service als Widerstandskämpfer gegen die ...

J.Dicker ist ein Autor, der mich immer wieder mit seiner lebendigen Erzählkunst mitreißt.
Sein erster Roman beschreibt das Leben junger Rekruten, die vom Secret Service als Widerstandskämpfer gegen die Nazis in Frankreich eingesetzt werden. Er hat sich auf eine spezielle Truppe fokussiert. Der Leser lernt jeden Einzelnen von seiner persönlichsten Seite kennen und kann den Werdegang der jungen Leute verfolgen. Nicht alle schaffen es durch den Krieg, aber ihr Zusammengehörigkeitsgefühl bleibt ungebrochen. Sie sind aller sehr unterschiedlich, sowohl von Geburt als auch von der Einstellung her. Es gibt einen angehenden Priester, es gibt eine junge Frau, es gibt den romantischen Dichter, den gewaltliebenden Grobian und den scheuen Dicken. Es prallen Weltanschauungen aufeinander, doch der gemeinsame Feind verschweißt sie zu einer Einheit, auch wenn sie bei ihren Einsätzen auf sich allein gestellt sind.
Es gibt auch eine sehr tragische Wendung in der Handlung. Eine Entscheidung, aus Liebe gefällt, reißt viele in den Abgrund. Mich hat diese Passage sehr berührt.
Neben den persönlichen Schicksalen, die einen das ganze Buch über nicht loslassen, erfährt man auch einige sehr interessante Details über die Kriegsführung der Partisanen hinter den Kampflinien.
Alles in allem ist es ein sehr emotionaler, aber auch ein sehr spannender Roman und mit keinen von den späteren Werken des Autors zu vergleichen.
Auch das Hörbuch ist sehr zu empfehlen.
Torben Kessler ist die perfekte Besetzung als Vorleser.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Scheinheiligkeit

Jigsaw Man - Der tote Priester
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DI Anjelica Henley und ihr Team sind mir noch in guter Erinnerung vom ersten Band. Auch diesmal geht es blutig und spannend los. Ein selbst ernannter Pastor einer florierenden Kirchengemeinde, der übrigens ...

DI Anjelica Henley und ihr Team sind mir noch in guter Erinnerung vom ersten Band. Auch diesmal geht es blutig und spannend los. Ein selbst ernannter Pastor einer florierenden Kirchengemeinde, der übrigens sexuell sehr umtriebig gewesen ist, wird tot in seinen Räumen aufgefunden. Bei der Durchsuchung des gesamten Gebäudekomplexes wird ein misshandelter Mann mehr tot als lebendig aus einem verborgenen Raum gerettet. 
Gehören die Taten zusammen?
Es gibt weitere Tote und Verletzte mit ähnlichen Folterspuren. Es scheint sich um einen brutalen Exorzismus-Ritus zu handeln, der sich auf psychisch Kranke konzentriert. Auch DNA des toten Pastors wird auf den Opfern gefunden.
Das Ermittlerteam arbeitet unter Hochdruck. Die Politik und die Presse sitzen den Vorgesetzten wie immer im Nacken und diese geben den Druck nach unten weiter.
Auch privat läuft es bei Henley nicht rund. Ihr Mann will ein zweites Kind und ihre ehemalige, geheime Büroaffäre sorgt gründlich für eine schlechte Stimmung im Team.
Man merkt schon, in diesem Thriller ist allerhand los. Viele Verdächtige, viele Schauplätze. Die Autorin behält den Überblick, sodass auch der Leser keine Schwierigkeiten hat, der Handlung zu folgen. Vielleicht hätte das letzte Drittel etwas gestrafft werden können, aber das Finale reißt alles wieder raus. Von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Rachefeldzug

Nebelopfer
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Vor Jahren wurden auf einem Bauerhof in der Elbmarsch eine Frau und zwei ihrer Söhne brutal mit dem Gewehr erschossen. Nur der Jüngste konnte schwer traumatisiert überleben. Seitdem sitzt der Vater für ...

Vor Jahren wurden auf einem Bauerhof in der Elbmarsch eine Frau und zwei ihrer Söhne brutal mit dem Gewehr erschossen. Nur der Jüngste konnte schwer traumatisiert überleben. Seitdem sitzt der Vater für die Tat im Gefängnis, obwohl er immer seine Unschuld beteuerte.
Doch nun kommt Bewegung in den alten Fall. Drei Männer werden getötet, weil sie angeblich im Prozess falsch ausgesagt haben. Bjarne Haverkorn, den man schon aus den Vorgängerbänden kennt, wird entführt und Frida hat nur 48 Stunden, um den wahren Mörder von damals zu entlarven.
Die Kriminalhandlung ist sehr spannend und, wie ich finde, auch logisch konstruiert. Doch wieder einmal gibt es zu viel Privates zwischendurch. Zwischen Frida und Torben kriselt es gewaltig, aber die beiden benehmen sich auch wie unreife Kinder. 
Das bleibt allerdings mein einziger Kritikpunkt, denn das Buch hat mich gut unterhalten. Die Autorin hat eine muntere, mitreißende Erzählweise und wird uns hoffentlich noch ein paar weitere Folgen mit Frida Paulsen bescheren. Man muss doch schließlich wissen, ob der neue Kollege gut ins Team passt.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Endlich der 2. Band

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Auf den zweiten "Totengräber"-Band war ich schon sehr gespannt.
Man kommt auch ohne Vorkenntnisse gut mit der Handlung zurecht, die von Anfang an sehr lebendig durchstartet.
Im Wiener Kunsthistorischen ...

Auf den zweiten "Totengräber"-Band war ich schon sehr gespannt.
Man kommt auch ohne Vorkenntnisse gut mit der Handlung zurecht, die von Anfang an sehr lebendig durchstartet.
Im Wiener Kunsthistorischen Museum findet eine diebische Putzfrau in den Sarkophagen keinen alten Pharao, sondern den einbalsamierten Leichnam eines bekannten Ägyptologen. Dieser Mordfall muss mit äußerster Diskretion behandelt werden, weil feinste Wiener Kreise involviert sind.
Zeitgleich gilt es auch eine Mordserie an jungen Strichern aufzuklären, die scheinbar einem Phantom zum Opfer fallen.
Es macht Freude, die alten Bekannten aus dem ersten Band wieder zu treffen. Kommissar Herzfeldt hat immer noch einen schweren Stand unter seinen Kollegen, der sich nur allmählich bessert. Auch seine Beziehung zu Julia kriselt stark.
Der pfiffige Totengräber Augustin Rothmayer hat allerlei Tricks auf Lager, um zu verhindern, dass seine Ziehtochter von Amtswegen in ein Waisenhaus gesteckt wird. Ich hätte mir noch mehr Szenen mit diesem brummigen Kerl gewünscht.
Die Handlung wird straff und sehr lebendig erzählt. Genaugenommen gefällt sie mir noch besser als im ersten Buch. 
Man erfährt wieder sehr realistisch, wie das Leben im ausklingenden 19. Jahrhundert in Wien aussah. Nicht nur die gehobene Gesellschaft wird dargestellt, nein auch die Schattenseiten werden beleuchtet. Und immer regieren Dünkel und Vorurteil. Besonders die Juden werden gern verunglimpft, man hört schon das dumpfe Trommeln der Nationalsozialisten zwischen den Zeilen.
Dazu passt die Völkerschau im Wiener Tiergarten. Schwarzafrikaner werden zur Belustigung der Bevölkerung vorgeführt, und als der Häuptling verhaftet wird, erfährt er im Gefängnis eine unmenschliche Behandlung. Für die damalige Zeit waren schwarze Menschen keine Menschen.
Als Leser wird man in eine andere Zeit versetzt. Ich denke, der Autor hat sich ziemlich eng an den damaligen Gegebenheiten orientiert, und dennoch ist "Das Mädchen und der Totengräber" ebenso ein vollwertiger Krimi, der in der Manier von Agatha Christie mit einer intelligenten, unerwarteten Lösung endet.
Das Hörbuch wird hervorragend gesprochen von Hans Jürgen Stockerl. Sein Dialekt ist authentisch, sein Timbre wohlklingend. Er ist die perfekte Besetzung.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

unglaubwürdig

Null gleich eins
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Es ist mir schon klar, dass fast jeder Krimi beziehungsweise jeder Thriller ein Fantasieprodukt des Autors ist. Allerdings sollte er doch noch ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit aufweisen. Das kann ich ...

Es ist mir schon klar, dass fast jeder Krimi beziehungsweise jeder Thriller ein Fantasieprodukt des Autors ist. Allerdings sollte er doch noch ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit aufweisen. Das kann ich in diesem Buch nicht finden:
Eine supergute Polizistin, der leider in der Vergangenheit zweimal ein Bein abgesägt worden ist, und ihre privatermittelnden Freunde suchen einen Mörder, der jeweils am 5. jeden Monats einen Mord begeht. Der tote Körper wird immer auf ähnlichen Strandabschnitten abgelegt. Die Opfer waren vorher tiefgekühlt. Zwischendurch werden Mitglieder der Hells Angels mit einer Axt kaltblütig aus dem Leben befördert. 
Das ist nur der grobe Überblick über den Inhalt, die Feinheiten sind noch wirrer. Ich hätte mich damit abfinden können, wenn sich die Ermittlungen nicht so öde in die Länge gezogen hätten und mir die Protagonisten etwas lebendiger vorgekommen wären.
Deswegen kann ich keine Leseempfehlung aussprechen. Allerdings schwimme ich mit meiner Meinung da etwas gegen den Strom, denn insgesamt scheint das Buch ja den Geschmack der meisten Leser getroffen zu haben.

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