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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2017

Unglaubwürdigkeit killt Spannung.

Aquila
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Das Buch beginnt mit einer sehr undurchsichtigen Ausgangslage: Nika erwacht in ihrem Bett in der WG in Sienna, sie vermisst Wohnungsschlüssel, Handy, ihren Pass, den Akku vom Notebook und ihre Mitbewohnerin ...

Das Buch beginnt mit einer sehr undurchsichtigen Ausgangslage: Nika erwacht in ihrem Bett in der WG in Sienna, sie vermisst Wohnungsschlüssel, Handy, ihren Pass, den Akku vom Notebook und ihre Mitbewohnerin Jenny. Dafür findet sie in der Wohnung ein blutiges Männer-T-Shirt und in ihrer Hosentasche eine rätselhafte Liste, auf der Notizen stehen wie "Weihnachten voller Angst" oder "Das Blut ist nicht deines".

Ursula Poznanski versteht es, Spannung aufzubauen, den Leser in eine rätselhafte Sitiation mitzunehmen. Am Anfang war ich wie Nika in den Bann dieses Rätsels gezogen, wollte unbedingt weiterlesen. Was war passiert und warum kann sie sich an die letzten zwei Tage nicht mehr erinnern? Doch je mehr sich Nika auf die Suche nach der Lösung machte, um so unglaubwürdiger wurde sie für mich. Warum agiert sie als einsame Heldin, anstatt sich Hilfe zu holen? Dass sie ihre Mutter und den arroganten Stiefvater nicht belästigt, okay, sie gönnt der Mutter die Reise. Aber am Rande wird eine beste Freundin in Deutschland erwähnt, jedoch nicht ein einziges Telefonat mit ihr. Konsulat, Anwalt, selbst der nicht immer nüchterne Vater, das alles wären aus meiner Sicht Anlaufstellen für eine verängstigte 19-Jährige.

Zunehmend gewann ich beim Lesen das Gefühl, die ganze Geschichte wurde um die ominöse Liste herum geschrieben und irgendwie passend gemacht. Mit Nika wurde ich nicht richtig warm, die Nebenfiguren wie Stefano oder der Skorpionmann blieben zwar eine Zeitlang interessant und sorgten für Spannung, aber spätestens bei der »logischen« Auflösung des Ganzen konnte ich nur noch den Kopf schütteln über deren Motive. Dass sich dann zum Schluss auch noch alle liebhatten, wurde es vollends unglaubwürdig. Ohne glaubwürdige Motive und Personen funktioniert eine Geschichte weder als Psychothriller noch als Jugendbuch. Schade, ich habe schon weit bessere Bücher von Ursula Poznanski gelesen.

Fazit: Unglaubwürdigkeit tötet Spannung. 3***

Veröffentlicht am 03.09.2017

Kann besser werden

Der König der Schweine
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Kitty Muhr ist (k)eine Traumfrau. Sie flucht, betrinkt sich in ihrer Lieblingskneipe und wirft ihrem Chef Respektlosigkeiten an den Kopf. Irgendwie scheint sie der Meinung zu sein, auf diese Weise in der ...

Kitty Muhr ist (k)eine Traumfrau. Sie flucht, betrinkt sich in ihrer Lieblingskneipe und wirft ihrem Chef Respektlosigkeiten an den Kopf. Irgendwie scheint sie der Meinung zu sein, auf diese Weise in der harten, von Männern dominierten Welt, und im Polizeialltag bestehen zu können. Ihr neuer Kollege Ali, ein kleinwüchsiger Kurde, bekommt Kittys emotionale Unausgeglichenheit immer wieder schmerzhaft zu spüren, während die Beiden gemeinsam eine Mordserie an schwarzen Jugendlichen aufklären sollen.
Ich fand relativ schwer Zugang zu Kitty, sie ist mir einfach zu widersprüchlich. Trotz der oben beschriebenen Schroffheit sucht sie eigentlich nur einen Mann, behandelt aber die Männer in ihrem Umfeld, als wären sie Dreck. Einzig Johnny, der Barkeeper, wird von ihr angeschmachtet. Und über ihre angeblich beste Freundin lästert sie gedanklich nur ab. Kittys Kollege Ali ist für mich die einzige sympathische Figur des Buches. Wie er Kitty erträgt, ihr Paroli bietet, das ist wahre Größe. Hier liegt für mich auf das größte Potential der Kitty Muhr Serie (ich hoffe doch, es folgen weitere Teile!) Mit Ali und Kitty hat Manfred Rebhandl zwei unverwechselbare Figuren geschaffen, zwischen denen eine permanente Spannung herrscht.
Der Autor spielt mit jeder Menge Klischees und Vorurteilen - gegenüber Flüchtlingen, Migranten, kleinen Männern, unterbügelten Frauen ... Dem Leser wird ein Spiegel vorgehalten, denn manche der von den Figuren laut ausgesprochenen abfälligen Bemerkungen hat man zumindest schon selbst gedacht. An vielen Stellen überspitzt Rebhandl so herrlich, dass ich breit grinsen musste. An einer Stelle allerdings blieb mir das Lachen im Halse stecken - als der wahre Grund des Einsatzes der Frauen für die Flüchtlinge ans Licht kam. Das geht meiner Meinung nach zu weit und unterstellt zumindest unterschwellig unzähligen engagierten Frauen niedere Motive.

Humor, Flüchtlinge, ...da war doch noch etwas? Ach ja, das Buch ist ein Krimi. Tatsächlich ermitteln Kitty und Ali auch ein bisschen. Aber die Aufklärung des Mordes scheint eher nebensächlich und dient meiner Meinung nach hauptsächlich als Kulisse, um die lustigen Einfälle des Autors in Szene zu setzen. Das finde ich schade, denn beim Leser weckt das Wort Krimi auf dem Einband Erwartungen, die aus meiner Sicht nur teilweise erfüllt wurden. Auch die auf dem Cover abgebildete tote junge Frau hat nichts mit der Story zu tun. Warum ist sie dann drauf?

Fazit: 3*** und neugieriges Warten auf die hoffentlich folgenden weiteren KRIMIS mit Kitty und Ali.

Veröffentlicht am 03.09.2017

Nette Idee, aber verbesserungswürdig

Friedhof der Badeenten
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Die Idee ist nicht neu. Schon meine Kinder hatten, als sie ganz klein waren, sogenannte "Sabbel-Bücher", die sie mit Hand und Mund erforschen und mit in die Badewanne nehmen durften. Statt Bildern von ...

Die Idee ist nicht neu. Schon meine Kinder hatten, als sie ganz klein waren, sogenannte "Sabbel-Bücher", die sie mit Hand und Mund erforschen und mit in die Badewanne nehmen durften. Statt Bildern von Frosch, Ente und Ball finden wir in diesem Wannenbuch für Erwachsene eng gedruckte Zeilen einer kriminellen Geschichte.
So ein wasserunempfindliches Buch mit in die Wanne zu nehmen, hat schon was. Man muss keine Angst haben, dass die Seiten sich wellen oder das Buch sonst irgendeinen bleibenden Schaden nimmt.
Als witziges Geschenk für jemanden, der gern badet oder sich gerade eine neue Badewanne gegönnt hat, ist das Buch prima geeignet.

Aber: Die Qualität, zumindest meines Büchleins, ist nicht so besonders. Die Seiten liegen nicht glatt aufeinander, das Buch ist in sich verzogen, und stur bleibt es in dieser schiefen Position. Dadurch bedingt bleibt das Büchlein auch nicht stehen, wenn man es hinstellt. Und dabei passt es farblich so hervorragend zu unseren neuen Fliesen und wäre als Bad-Deko bestens geeignet! Das Material ist weicher Kunststoff, der nach dem Auspacken sehr chemisch roch. Was da wohl alles ausdünstet? Das passt nicht wirklich zu einem gesunden Wannenbad mit rein natürlichen Badezusätzen. Die Schrift ist so klein, dass manch einer sich gezwungen sehen wird, die Lesebrille mit in die Badewanne zu nehmen. Will man das? Und schließlich der Krimi. Sehr kurz, was bei 8 Seiten abzüglich Cover und Rückseite = 6 Seiten natürlich zu erwarten war. 15 Minuten braucht man dafür vielleicht, wenn man die Geschichte jemandem langsam und deutlich vorliest, sonst sind weit weniger als 10 Minuten. Bevor es überhaupt spannend werden kann, ist der Krimi schon wieder vorbei. "Friedhof der Badeenten" ist meiner Meinung nach eine Anspielung auf Steven Kings "Friedhof der Kuscheltiere". Klingt gut und irgendwie auch witzig. Warum also nicht ein anderes Genre für so ein Wannenbuch? Etwas Humorvolles vielleicht, z.B. Zungenbrecher, die man in der Wanne üben kann oder witzige Gedichte oder Lieder.

Fazit: Schöne Idee, nettes Geschenk, aber verbesserungswürdig. 3***

Veröffentlicht am 29.08.2017

Mir fehlte auch etwas beim Lesen

Sonntags fehlst du am meisten
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Dieses Buch durfte ich vorab lesen. Das Thema Vater-Tochter-Konflikt hat mich persönlich interessiert. Caro, 44, ist wohlbehütet aufgewachsen als Lieblingskind ihres Vaters. Der hat sich vom Maurerlehrling ...

Dieses Buch durfte ich vorab lesen. Das Thema Vater-Tochter-Konflikt hat mich persönlich interessiert. Caro, 44, ist wohlbehütet aufgewachsen als Lieblingskind ihres Vaters. Der hat sich vom Maurerlehrling hochgearbeitet, ist nun erfolgreicher Bauunternehmer. Nachdem Caro im Suff einen Unfall baute und ihren Vater anschließend übelst beschimpfte, haben beide seit über einem Jahr keinen Kontakt mehr. Der Aufbau des Buches ist so, dass es viele Rückblenden gibt, sowohl in Caros Vergangenheit, als auch in die ihres Vaters. Da jeweils die Jahreszahl dabeisteht, fällt die zeitliche Einordnung nicht schwer. Gut fand ich, dass thematisch Caros und Karls Erlebnisse irgendwie zueinander passen. Sie erinnert sich an eine Situation, fragt sich, warum ihr Vater sich damals wohl so verhalten hat ihr gegenüber. Und dann kommt als Rückblende viel weiter zurück in Karls Leben, die Erklärung. Diese Art der Gegenüberstellung fördert das Verständnis zumindest für Karls Verhalten. Andererseits wissen wir als Leser um diese Ursachen, nicht aber Caro. Trotzdem wächst im Laufe der Geschichte ihr Verständnis für den Vater.

Caro konnte ich nicht so richtig einordnen. Sie wirkt auf mich nicht wie 44 sondern viel unreifer, keine 30. Die Erklärung wird im Buch zwar geliefert, trotzdem wurde ich mit Caro nicht recht warm. Demgegenüber ist ihr neunjähriger Sohn viel zu weit für sein Alter. Frag mal einen Neunjährigen, was er vom Zweiten Weltkrieg weiß. Ganz sicher nicht das, was Cornelius auf Seite 246 von sich gibt. Überhaupt ist das Thema 2. Weltkrieg meiner Meinung nach überpresent in diesem Buch. Sicher hat es die Generation der in dieser Zeit geborenen Kinder geprägt und teilweise auch traumatisiert. Sicher hat sich das auf ihre Einstellung ihren eigenen Kindern gegenüber ausgewirkt. Aber dass alle hier im Buch immer wieder vom Krieg und den Trümmern und den schweren Zeiten reden, 70 Jahre später, geht für mich an der Realität vorbei. Insofern liefert Caros wachsendes Verständnis für ihren Vater für mich auch keinen allgemeingültigen Ansatz.

Die Figuren wirken größtenteils funktional, d.h. sie haben eine Aufgabe in dem Buch, und nur die dafür notwendigen Eigenschaften werden gezeigt. Die verständnisvolle Frau Schneider, der Caro guttuende Jakob, die Caro in ihrer Rolle bestärkenden Brüder.
Zeitlich läuft das Buch auf die Goldhochzeit der Eltern hin, bei der die Familie die Versöhnung von Caro und Karl erwartet. Von Karl erfahren wir zwar Vieles aus der Vergangenheit, das Caro gar nicht wissen kann. Aber wie es ihm in diesem einen Jahr ohne Kontakt zu seiner Tochter ging, bleibt offen. Dabei wären gerade die Fragen, die er sich garantiert gestellt hat, interessant gewesen.
Am Ende des Buches bleibt das Gefühl, mehr Verständnis für diese Elterngeneration aufbringen zu müssen und trotzdem nicht zu wissen, wie. Nur der Krieg ist mir als Erklärung zu wenig.
Fazit: 3***

Veröffentlicht am 28.08.2017

Ziemlich viel Minimalismus

Einfach Leben
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Ein Guide für einen minimalistischen Lebensstil will dieses Buch sein. Ich sehe es eher als eine Sammlung von Beispielen, wie andere Menschen Minimalismus leben. Weil ich es mag, anderen Leuten in die ...

Ein Guide für einen minimalistischen Lebensstil will dieses Buch sein. Ich sehe es eher als eine Sammlung von Beispielen, wie andere Menschen Minimalismus leben. Weil ich es mag, anderen Leuten in die Wohnungen oder sogar in die Kleiderschränke zu schauen, gefielen mir die vielen Bilder im Buch. Einige Interviews waren mehr Selbstdarstellung der vorgestellten Personen als hilfreiche Tipps. Platte Sprüche wie »Kinder brauchen Zeit statt Zeug« schrecken mich eher ab.

Insgesamt vermittelt das Buch den Eindruck, dass Minimalismus gerade hipp ist und es chick ist, diesen Trend mitzumachen. Angesprochen werden meiner Meinung nach hauptsächlich die Besserverdienenden, die eh schon alles haben und nun eben mal auf Vieles verzichten können. So wird zum Beispiel niemand vorgestellt, der minimalistisch lebt, weil er sich mehr nicht leisten kann und aus dieser Not eine Tugend gemacht hat.

Positiv finde ich die Tipps und Links zu Websites bzw. Onlineshops, die dem Thema dienen, sowie die DIY-Anleitungen. Das ließe allerdings alles auch über google finden, und man hätte die 25 Euro für das Buch gespart, was ja wirklich minimalistisch wäre.

Fazit: Wer minimalistisch leben und dies auch in seinem Bücherregal ausdrücken möchte, braucht dieses Buch nicht. 3***