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Veröffentlicht am 25.06.2021

Zwischen Flucht und Ankommen

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
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Raus aus der Wohnung, raus aus der Stadt, vier Kinder im Gepäck, ab aufs Land ins Alte Land. So könnte man das Buch kurz und knapp zusammenfassen. Dabei ist Felicitas, die Protagonistin, hin- und hergerissen. ...

Raus aus der Wohnung, raus aus der Stadt, vier Kinder im Gepäck, ab aufs Land ins Alte Land. So könnte man das Buch kurz und knapp zusammenfassen. Dabei ist Felicitas, die Protagonistin, hin- und hergerissen. Nicht nur zwischen der Stadt und dem Land, der Frage, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat oder nicht, sondern auch zwischen ihrer Karriere und der Familie, zwei Männern, ihrer Zukunft und ihrer Vergangenheit. So einiges spielt sich in ihrem Kopf ab, der Leser nimmt aufgrund des Erzählstils intensiv an ihren Gedanken teil. Manchmal wurde es anstrengend. Ihren Kindern wirft sie vor, dass die sich nicht entscheiden können, dabei sieht es bei ihr selbst nicht anders aus. Das war manchmal etwas viel, vor allem weil auch so viel Drama im Außen dazukommt. Ein richtiges Wohlfühlbuch, wie ich es mir erhofft hatte, ist es dadurch nicht, denn Felicitas werden einige Stolpersteine in den Weg gelegt. Aber es gibt auch sehr schöne Momente. Ich habe mich vor allem im Alten Land sehr wohlgefühlt. Es hätten gern noch etwas lebendigere und intensivere Beschreibungen sein dürfen, der Erzählton bleibt doch recht knapp und oberflächlich. Aber gut lesen kann man das Buch zwischendurch trotzdem mal. Vor allem im Sommer.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Ein Mensch erklärt

Hauskonzert
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Wenn Igor Levit dieses Buch über sich und sein Leben selbst geschrieben hätte, wäre es wohl ein anderes Buch geworden. So war es gerade der Blick Florian Zinneckers auf diesen Menschen, der so viel mehr ...

Wenn Igor Levit dieses Buch über sich und sein Leben selbst geschrieben hätte, wäre es wohl ein anderes Buch geworden. So war es gerade der Blick Florian Zinneckers auf diesen Menschen, der so viel mehr ist als ein Pianist, der ihn dem Leser auf so besondere Weise nähergebracht hat. Florian Zinnecker schaut hinter die Fassade, stellt Zusammenhänge her, beschreibt und erklärt. Dadurch wird Igor Levit auf so spezielle Weise lebendig, wie die Musik der großen Komponisten lebendig wird, wenn Igor Levit am Klavier sitzt und sie zum Klingen bringt. Dazu ist der Erzählton Zinneckers so herrlich unverblümt, direkt und offenherzig, während ausführliche Zitate Levits auch ihn genügend teilhaben und von seinem Leben erzählen lassen. So lernt der Leser diesen großartigen Pianisten kennen, lernt, die Musik zu verstehen, aber auch Levit selbst als Menschen. Ich hatte große Freude dabei, ihn kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

History-Herz, was willst du mehr?

Der Attentäter
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„Der Attentäter“ erzählt eine Geschichte, von der jeder Mensch in Europa gehört hat, hat sie doch eine der schlimmsten Katastrophen der Neuzeit nach sich gezogen. Die Hintergründe dieses Anschlags werden ...

„Der Attentäter“ erzählt eine Geschichte, von der jeder Mensch in Europa gehört hat, hat sie doch eine der schlimmsten Katastrophen der Neuzeit nach sich gezogen. Die Hintergründe dieses Anschlags werden mit dem Buch in ein Licht gerückt, das in seiner Aktualität geradezu erschreckend ist. Geboren aus Nationalstolz und der Überheblichkeit des Stärkeren entwickelt sich eine Spirale, die unweigerlich im Chaos enden muss. Die Erzählstruktur, die sich zwischen der österreichisch-ungarischen und der bosnischen Seite abwechselt, macht diese Spirale für den Leser gut erlebbar. Wer sich dann noch die Mühe macht, nach dem Lesen des Buches die zeithistorischen Ereignisse nachzurecherchieren, wird mit der Erkenntnis belohnt, dass der Autor es verstanden hat, dem Leser politische Zusammenhänge in einem Gewand nahezubringen, das den Leser mitfiebern lässt. Der Leser lernt, beide Seiten zu verstehen, und wird sich unweigerlich für eine Seite entscheiden müssen, denn auch ohne nähere Kenntnis der historischen Abläufe erlangt man schnell ein Gefühl für das Geschehen. Überrascht hat mich beim Lesen, dass dieses Attentat mit ein wenig mehr Weitsicht und Toleranz, deren Ansätze durchaus da waren, aber aus politischen und auch egoistischen Gründen ignoriert wurden, hätte verhindert werden können, womöglich mit der Vermeidung einer der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte.

Fazit: Wenn „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ über den gesunden Menschenverstand siegt, geht das schief – immer.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Ein Buch mit Risiken und Nebenwirkungen

Die Tinktur des Todes
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Historische Romane gehen immer. Ich hatte jedoch bis auf den Medicus noch keinen medizin-historischen Roman. Das machte die Lektüre sehr spannend, insbesondere weil die Zeitepoche, in der die Geschichte ...

Historische Romane gehen immer. Ich hatte jedoch bis auf den Medicus noch keinen medizin-historischen Roman. Das machte die Lektüre sehr spannend, insbesondere weil die Zeitepoche, in der die Geschichte spielt, noch nicht so lange zurückliegt. Deshalb war ich auch überrascht, wie teilweise barbarisch die Medizin mangels anderer Möglichkeiten und technischen Fortschritts sein musste. Dies, gespickt mit strengen gesellschaftlichen Konventionen und einem Protagonisten, der zwischen Aufbruch und Skepsis schwankt, hat mich das Buch regelrecht verschlingen lassen. Dabei fiel auf, dass die Bildsprache eines Buches doch immer weniger drastisch zu sein vermag als ein Film. Das tat insbesondere bei diesem Thema gut. Gut gefallen hat mir, dass der Autor die historischen Zusammenhänge in einen kriminalistischen Hintergrund verpacken konnte und damit dem Leser auch einen roten Faden gab, an dem sich die Geschichte entfalten konnte. Die Skrupel und Zwänge, denen der Protagonist unterliegt, werden dem Leser sehr nahegebracht und man kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen. Alles in allem ein gelungener zeithistorischer Roman, in seiner Klarheit und Aussage sicherlich teilweise erschreckend, aber dennoch ein guter Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Monumentale Legende!

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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"Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" ist nicht einfach nur ein Roman, sondern es ist eine Legende. Um genau zu sein die der Protagonistin und Ich-Erzählerin Zelda. Denn diese Geschichte hat alles, ...

"Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" ist nicht einfach nur ein Roman, sondern es ist eine Legende. Um genau zu sein die der Protagonistin und Ich-Erzählerin Zelda. Denn diese Geschichte hat alles, was eine Legende braucht: eine Heldin, die die Kampfkunst beherrscht, eine mächtige Waffe, eine holde Maid in Not, einen Weisen, der der Heldin Rat gibt, Schätze und einen Unhold, der die Sippe bedroht. Zelda beweist sich selbst und damit auch den Lesern, dass sie das Zeug dazu hat, ihre eigene Legende zu erleben und zu erzählen, auch wenn die Außenwelt ihr weiszumachen versucht, dass sie aufgrund ihrer Behinderung nicht das Zeug dazu hat. Zum Glück hört Zelda nicht darauf, sondern vertraut immer mehr auf sich selbst und ihre Stärken.

Ich bin tief beeindruckt davon, wie Andrew David MacDonald diese Geschichte aus Sicht seiner Protagonistin erzählt hat. So feinfühlig und empathisch ist er dabei vorgegangen, hat Zelda so echt und liebenswert zum Leben erweckt. Ich habe den größten Respekt davor, wie liebevoll und achtsam er die Figuren gezeichnet hat, wie respektvoll er mit ihnen umgegangen ist. Dadurch ist dieses Buch etwas ganz Besonderes und ich habe das Lesen so sehr genossen. Wie Zelda Analogien vom echten Leben zu den Wikingern zieht, für die sie sich so sehr begeistert, hat mich regelmäßig zum Lachen gebracht, während ich gleichzeitig so sehr mit ihr mitgefühlt habe. Der Autor hat diesbezüglich eine feine Balance geschaffen.

Tief berührt hat mich der Hintergrund des Buches, in dem der Autor biografische Erfahrungen verarbeitet hat. Und auch die Charaktere haben sich in mein Herz geschlichen, denn der Andrew David MacDonald hat sie auf so liebenswerte Weise lebendig werden lassen.

Mein Fazit:

"Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" ist ein ganz besonderer Schatz in meinem Hort und wird mir vor allem aufgrund seiner liebenswerten Charaktere und seiner besonderen Ich-Erzählerin in Erinnerung bleiben.

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