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Veröffentlicht am 15.03.2019

Ein solider Regionalkrimi

Totenbauer
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Es handelt sich um den 2. Fall aus dem Münsterland. In erster Linie ermittelt Maik Bertram, der aus Magdeburg stammt und hierher versetzt wurde. Sein früherer Chef, Heinrich Tenbrink befindet sich in der ...

Es handelt sich um den 2. Fall aus dem Münsterland. In erster Linie ermittelt Maik Bertram, der aus Magdeburg stammt und hierher versetzt wurde. Sein früherer Chef, Heinrich Tenbrink befindet sich in der Reha, denn sein Schädelbasisbruch ist noch nicht ausgeheilt und den immer wieder auftretenden Erinnerungslücken muss auf den Grund gegangen werden. Aber er lässt es sich nicht nehmen, Bertram zu unterstützen. Für das frühere Team und auch für auswärtige Kollegen ist Tenbrink immer noch der Chef und sein Nachfolger Arno Bremer hat es nicht leicht.

Mona Rensing entdeckt beim Joggen einen vermeintlich Betrunkenen, der dann aber mit einer Kopfwunde tot zusammenbricht. Es handelt sich um den 24jährigen Altenpfleger Peter Gausling, der in dem nahe gelegenen Seniorenpark arbeitet und auch übergangsweise wohnt. Kurz vor seinem Tod konnte er noch „toter Bauer“ murmeln. Folglich gehen die Ermittlungen zunächst in diese Richtung. Peter wurde vor Kurzem von seiner Freundin Lisa verlassen. Er hat sich daraufhin gestalkt und mit seinem Nachfolger einen heftigen Streit ausgetragen. Außerdem erfährt der Leser, daß er als Kind adoptiert wurde und, daß er sich momentan im Heimatverein und in der Ahnenforschung engagiert. Und je tiefer die Ermittler in die Angelegenheit eintauchen, desto mehr Fragen tauchen auf, es wird immer vielschichtiger und verworrener.

Der Leser ist im Vorteil, denn er bekommt in einem weiteren Handlungsstrang einen Rückblick in die Vergangenheit. Hier haben zwei Ehepaare mit ihren Teenie-Söhnen Urlaub auf Kreta gemacht, der nicht ohne Folgen blieb.

Selbstverständlich wird am Ende alles miteinander verwoben und der Fall wird schlüssig gelöst.

Der Autor kann spannend schreiben, das steht für mich außer Frage. Er hat in diesem Band sehr viel untergebracht – angefangen von diversen fragwürdigen Todesfällen, über Bestechung, Geldgier, Erpressung, aber auch über Liebe und Rücksichtnahme. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und mich brachte der regionale Touch teilweise richtig zum Schmunzeln. Aus diesem Grunde gefiel mir auch der Neuzugang des Pudels Götz bzw. Locke. Die Geschehnisse in Holland und das Wiedersehen mit Jan Bonnema, sowie das erneute Zusammentreffen mit Ewerding fand ich gut und sorgte für Abwechslung. Tenbrink und die Aufarbeitung seiner Vergangenheit bzw. seine immer währende Zettelwirtschaft nimmt einen großen Teil der Geschichte ein. Auch das Vorleben von Bertram in Magdeburg spielt immer wieder eine Rolle und ein Cliffhanger am Schluß lässt die Vermutung zu, daß wir hier noch mehr erfahren werden.

Für mich ein solider Regionalkrimi.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Ein absolut gelungener Abschluß der Trilogie

Die Zeit der Kraniche
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Nach „Das Lied der Störche“ und „Die Jahre der Schwalben“ ist „Die Zeit der Kraniche“ der letzte Band der Trilogie.

Freddy muß derzeit alleine die Stellung auf Mansfeld halten, denn Ehemann Gebhard und ...

Nach „Das Lied der Störche“ und „Die Jahre der Schwalben“ ist „Die Zeit der Kraniche“ der letzte Band der Trilogie.

Freddy muß derzeit alleine die Stellung auf Mansfeld halten, denn Ehemann Gebhard und Schwiegermutter Heide wurden verhaftet. Sie muß sich dem neu eingesetzten Nazi-Verwalter unterordnen und als Gutsbesitzerin hat sie es in diesen Zeiten wahrhaft nicht leicht. Aber das Zusammenleben, auch mit den Fremdarbeitern, geht seinen Gang und trotz der Einschränkungen macht Freddy das Beste aus der Situation. Bei ihrem Besuch im Gefängnis sieht sie erst, wie die Menschen in der Stadt hungern müssen und daß Berlin nur noch ein trauriger Schutthaufen ist. Durch ihr Handeln und auch durch den Einsatz des „Goldfasans“ darf sie Heide mit nach Hause nehmen. An Weihnachten bemühen sie sich um etwas Normalität und schmücken einen Weihnachtsbaum und die umsichtige Freddy will auch, daß die Fremdarbeiter nicht zu kurz kommen und besorgt heimlich Geschenke für sie. Und immer wieder stellt sich für die gesamte Familie die Frage, bleiben oder flüchten. Später kommt es zu Einquartierungen, Flüchtlingstrecks aus dem Osten, u. a. aus Fennhusen und auch KZ-Insassen aus Sachsenhausen ziehen vorbei und nach Ende des Krieges erreichen die Russen Mansfeld. Sie verwüsten das ganze Gut, nach dem Motto alles gehört allen. Im Epilog erfährt man als Leser wie das Leben für Freddy und ihre Lieben weitergeht.

Ulrike Renk hat für mich ein absolut passendes und stimmiges Ende der Ostpreußen-Trilogie verfasst. Ich hatte den 2. Band gleich beim Erscheinungstermin gelesen, war aber jetzt sofort wieder mittendrin und die Personen waren mir bestens vertraut. Vor allem hat die mutige und lebenstüchtige Freddy mein Herz erobert und mich auch etliche Male zu Tränen gerührt. Die anderen Figuren sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und ihr Verhalten war für mich authentisch und realistisch. Die Dialekteinschübe habe ich immer vor mich hin gemurmelt, damit sie für mich als Süddeutsche besser verständlich waren. Die Atmosphäre des Zusammenlebens, das Leid und die Kriegsauswirkungen fand ich sehr gut, mit viel Gefühl und bildhaft beschrieben. Nach Beendigung des Buches kann man nur hoffen, daß wir solche Zeiten nicht mehr erleben müssen! Das Nachwort der Autorin klärt den Leser über die vielen Wahrheiten auf, die das Buch enthält.

Für mich ein gelungener Abschluß. Es war ein schwer verdauliches Buch, aber das war der Zeit geschuldet. Aus diesem Grunde möchte ich jetzt nicht Lesegenuß schreiben, aber ich habe es sehr gerne gelesen. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch der Autorin und von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung für die gesamte Trilogie!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Hoch spannend, dramatisch, intensiv und packend

Lügenmeer
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Der 24. Oktober 1998 ist der schicksalhafte Tag um den sich alles dreht. Eine Clique Jugendlicher wollte am Abend den 18. Geburtstag von Svenja im Schwimmbad feiern, obwohl sie aufgrund vorheriger Vorkommnisse ...

Der 24. Oktober 1998 ist der schicksalhafte Tag um den sich alles dreht. Eine Clique Jugendlicher wollte am Abend den 18. Geburtstag von Svenja im Schwimmbad feiern, obwohl sie aufgrund vorheriger Vorkommnisse Hausverbot hatten. Die Fete endete mit Millas Todessprung vom Turm. Die Aussagen zu dem Unglück sind zum Teil sehr wage, weil die Clique alkoholisiert und vom Chlorgas beeinträchtigt war. Einzig Enno macht eine klare Aussage und benennt Magnus als Schuldigen.

Im Jahr 2018 kommt Magnus nach 19 Jahren als Rechtsanwalt zurück nach Schwanbek, um eine Kanzlei zu eröffnen. Er wird sofort angefeindet als Mörder von Milla. Der frühere Hausmeister des Hallenbades, Lütjes will ihm sein Boot nicht verkaufen, obwohl er das Geld dringend benötigt und die Buchhändlerin Mechthild Wagemann sagt ihm klipp und klar, daß er an der alten Sache nicht rühren soll. Aber Magnus weiß, daß er unschuldig ist und will die Vorgänge nochmals aufarbeiten, deshalb bittet er seine alten Freunde einzeln, den Ablauf des Abends aus der jeweiligen Sicht, mit ihm gemeinsam zu rekonstruieren. So kommen im weiteren Verlauf seine frühere enge Freundin Svenja, ihr Ehemann Enno und Annik zu Wort. Enno hat vor Gericht als entscheidender Zeuge gegen Magnus ausgesagt.

In einem weiteren Strang wird die Geschichte Millas hoch spannend und dramatisch erzählt. Es beginnt 15 Tage vor dem Sprung bis hin zum Moment des Sprungs.

Was dabei herauskommt, ist eine psychologisch packende, bedrückende und fesselnde Geschichte mit sehr vielen Lügen und Geheimnissen, die nach und nach ans Licht kommen.



Ich kenne bereits alle anderen Bücher der Autorin und auch dieses hat mich sofort wieder in den Bann gezogen. Der Schreibstil ist eindringlich und aufgrund der Spannung habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen. Was mir besonders gut gefällt, man kann mitfiebern und miträtseln bis zum Ende und wird doch noch überrascht.

Die einzelnen Figuren mit ihren Charakteren fand ich sehr gut ausgearbeitet. Milla, die Pfarrerstochter, die sich gerne in den Vordergrund spielte und die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich gezogen hat. Magnus, der seine Ausbildung in der Werft und damit seinen Traumberuf aufgrund des Unglücks aufgeben musste und jetzt unbedingt seine Unschuld beweisen will. Svenja, die gerne die Fäden in der Hand hielt und hält. Sie tendiert zum Dreiergespann. Früher gab es eine magische Dreierbeziehung Magnus, Svenja und Milla und aktuell manipuliert und unterstützt sie alles dafür, daß es eine Freundschaft Magnus, Svenja und Annik geben wird. Außerdem kümmert sie sich intensiv um ihren kranken Vater. Er möchte aber lieber eine polnische Pflegerin, warum wohl? Hier fragt man sich als Leser, kann es so einen selbstlosen Menschen wie Svenja wirklich geben, der sich ständig um andere sorgt und keine eigenen Bedürfnisse hat? Enno, der eifersüchtige Ehemann, der womöglich mit seiner Falschaussage einen Konkurrenten aus dem Weg geräumt hat und jetzt jedem Gespräch mit Magnus aus dem Weg geht. Annik ist nach ihrer Scheidung zurück im Ort und renoviert die Buchhandlung ihrer Tante Mechthild und entdeckt ihre Sympathie für Magnus. Tante Mechthild und Svenjas Mutter waren Freundinnen und hier erfahren wir von Geheimnissen in der Kindheit von Svenja.

Aufgrund der detaillierten Beschreibungen hatte ich Bilder vor Augen und damit konnte ein echtes Kopfkino ablaufen. Nicht nur die Personen hatte ich bildlich vor mir, sondern speziell das marode, verfallene Hallenbad.

Ein Highlight und von mir eine absolute Leseempfehlung

Veröffentlicht am 22.02.2019

Max Bischoff geht durch die Hölle

Im Kopf des Mörders - Toter Schrei
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Im letzten Band er Trilogie steht Kommissar Max Bischoff im Mittelpunkt. Seine Schwester Kirsten wurde zuerst im Internet belästigt, wurde entführt und ist jetzt in der Hand von Alexander Neumann. Neumann ...

Im letzten Band er Trilogie steht Kommissar Max Bischoff im Mittelpunkt. Seine Schwester Kirsten wurde zuerst im Internet belästigt, wurde entführt und ist jetzt in der Hand von Alexander Neumann. Neumann wurde vor einem Jahr aus der Haft entlassen und scheint nun auf Rachefeldzug zu sein, und zwar gegen die Personen, denen er, nach seiner Meinung, den Gefängnisaufenthalt verdankt. Von ihm erhält Max immer wieder Drohungen und neue Forderungen, um damit das Leben seiner Schwester zu retten. Zur Mahnung beginnt er Kirsten einen Finger abzutrennen, als Max nicht nach seinen Wünschen agiert, folgen zwei Zehen. Nun nach einem Jahr in Freiheit will er anscheinend Max spüren lassen wie es ist, wenn man bei niemandem Gehör findet. Die Aufträge, die Max erhält sind perfide. So soll er sich mit der Freundin seines Partners Böhmer treffen und bei seiner Ankunft in deren Wohnung ist sie bereits tot. Da alle Hinweise auf Max deuten, wird er bereits von der Polizei gesucht. Und an dieser Stelle zweifelt auch sein engster Kollege Böhmer an seinen Aussagen. Die ständig neuen Forderungen, die fast aussichtslose Suche nach seiner Schwester und die ständige Flucht heizen das Tempo ordentlich an. Max Bischoff wird selbst zum Spielball des Täters.

Wird Max diese psychische Belastung durchstehen, wird er es schaffen, Kirsten frei zu bekommen, wird Alexander Neumann gefasst und glauben seine Kollegen Max am Ende doch noch? Diese Fragen werden packend und spannend beantwortet werden.

Ich hatte bereits die ersten zwei Bände gelesen und sie haben mir ausgesprochen gut gefallen. Böhmer spielt in diesem Fall nicht die erste Geige, sondern tritt hinter Max zurück. Die ständige Angst um seine Schwester im Rollstuhl und die Auswirkungen der Drohungen wurden sehr realistisch geschildert, so daß man als Leser mitfiebern und mitfühlen konnte. Vor allem nachdem Kirsten in einem kursiv gedruckten Part auch immer wieder selbst zu Wort kommt.

Dieser Teil war ein gelungener Abschluß dieser Trilogie!

Veröffentlicht am 15.02.2019

Spannender Pageturner

Der Rote Stab von Macao
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Es handelt sich um den 4. Band mit der kanadisch-chinesischen Wirtschaftsprüferin, Kosmopolitin und Geldeintreiberin Ava Lee als Protagonistin. Dieses Mal ist die eigene Familie betroffen. Ihr Halbbruder ...

Es handelt sich um den 4. Band mit der kanadisch-chinesischen Wirtschaftsprüferin, Kosmopolitin und Geldeintreiberin Ava Lee als Protagonistin. Dieses Mal ist die eigene Familie betroffen. Ihr Halbbruder Michael und sein Partner haben sehr viel Geld in Immobiliengeschäfte investiert und nun läuft einiges aus dem Ruder. Der Markt von Macao, das Las Vegas des Ostens, war für sie eigentlich eine sichere Nummer bezüglich Immobilienanlagen, aber sie geraten in eine Welt des organisierten Verbrechens, der Korruption und der Triaden. Ihre Geschäftspartner stellen zusätzliche Geldforderungen, die beiden geraten in eine Falle und Simon wird entführt. Unterstützt wird Ava bei diesem Auftrag am Ende doch von Onkel Chow mit seinen unschätzbar wertvollen Verbindungen. Außerdem von Amanda, der Freundin von Michael, die unter Umständen auf einen reichen Vater zurückgreifen könnte und von May Ling, einer der sehr reichen Geschäftsfrau, sowie von Onkels Bodyguard und seinen Männern, die gnadenlos, gutherzig und loyal sind. Wegen der Entführung steht das ganze Unternehmen unter einem starken Zeitdruck. Die Frage ist nun, schafft es Ava, den guten Ruf und die Existenz ihrer Familie zu retten? Schaffen Ava und Michael es, den Vater aus der Geschichte herauszuhalten? Wie sieht es mit den Zukunftsaussichten für Michael innerhalb der Familie aus? Und kann Simon befreit werden?



In diesem Band geht es eine Spur schärfer zu als in den Vorgängerbänden. Da die Triaden nicht zimperlich im Umgang sind, stellt sich auch der weibliche James Bond, Ava, darauf ein. Sie ist zwar zart wie eine Lotusblüte, aber hochintelligent und eisenhart. Vor allem wurde sie in Kanada katholisch und chinesisch erzogen. Ich finde man merkt dies besonders in dem respektvollen Umfang mit ihrer Mutter und dem weisen Onkel Chow. Ihre angewandten Methoden in diesem Fall sind nicht immer legal. Es werden Gefallen eingefordert, größere Summen wechseln ihre Besitzer und es wird scharf geschossen.

Und auch in Band 4 merkt man, daß der Autor über profundes Wissen über China, seine Mentalität und Kultur verfügt. Man spürt es bei allem was er schreibt und wie er die Geschichte vorantreibt.

Für mich wieder ein fesselndes Lesevergnügen!