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Veröffentlicht am 20.01.2024

Für mich der beste Fall

Das Flüstern im Eis
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Im 9. Fall dreht sich alles um den Ortler und das Dorf Sulden. In der Turnhalle wird die Leiche von Matthias Lechthaler gefunden. In seiner Brust steckt eine Mistgabel, neben ihm liegen zwei Kletterseile ...

Im 9. Fall dreht sich alles um den Ortler und das Dorf Sulden. In der Turnhalle wird die Leiche von Matthias Lechthaler gefunden. In seiner Brust steckt eine Mistgabel, neben ihm liegen zwei Kletterseile und ein Haufen Mist. Lechthaler war 66 Jahre, ein Weltenbummler, der in seine Heimat zurückgekehrt war und eine Kampfsportschule geleitet hat, außerdem war er in der Bergrettung tätig und hat hauptsächlich in einer Kammer auf der Julius-von-Payer-Hütte gelebt. Commissario Grauner übernimmt den Fall. Seine Assistentin Silvia Tappeiner und Ispettore Claudio Saltapepe sind bei ihrem Ausflug gerade in der Nähe und stoßen zu ihm. Die beiden sind mittlerweile ein Paar und Silvia wollte mit Claudio zu einem Event, bei dem zwei Eiskletterinnen der Weltklasse (Caterina Bianchi, Italienerin und Zahra Jafari, Iranerin) eine Challenge austrugen. Es überstürzen sich die Ereignisse, denn nach ihrem Sieg fehlt von der Iranerin jede Spur, nur ihr Eispickel wird am Rande einer Gletscherspalte gefunden. Und dann wird auch noch in der Waschküche des Hotel Bellavista die Leiche von Diyar Al-Abadi gefunden. Er wurde erstochen, gehörte zur Delegation von Jafari, trug ein Pistolenholster unter dem Hemd, jedoch ohne Pistole. Die drei Ermittler haben große Aufgaben vor sich.


Ich bin ein Fan des Autors und verfolge die Reihe seit dem 1. Fall. Er schreibt nicht nur spannende Krimis, sondern das Besondere finde ich, daß er seine Heimat, den Ortler und die Atmosphäre so bildhaft beschreibt, man fühlt sich einfach mitgenommen und möchte gleich hinreisen. Die Figuren der Ermittler hat er weiter ausgebaut und er läßt Grauner von der Pensionierung träumen und dem Leben auf einer Alm, das nachdem seine Tochter Sara und ihr Freund Mickey „Grauners Little Farm“ übernommen haben. Mit einem Augenzwinkern konnte man Tappeiner und Saltapepe bei ihrem Ausflug begleiten, als Silvia dem Stadt-Neapolitaner und Liebhaber des Meeres die Welt des Ortler und das Bergsteigen näher bringen wollte und wie er sie dann mit seinen Leistungen überrascht und über sich hinausgewachsen ist. Dieses Team ist einfach sympathisch und man sieht ihnen bei der Arbeit gerne über die Schulter und rätselt mit ihnen. Bei der Klärung spielen natürlich wieder Vorkommnisse aus der Vergangenheit eine Rolle, Feindschaften etc. und dieses Mal eben auch die Politik mit der Figur von Jafari bzw. Al-Abadi.

Dieser Fall gehört für mich zu den besten und bekommt eine Leseempfehlung. Als nächstes hat der Autor einen ersten Fall vom Gardasee angekündigt, ich bin gespannt.

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Veröffentlicht am 20.01.2024

Alters-WG eine Alternative für den letzten Lebensabschnitt?

Das Haus
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Katharina, eine pensionierte Tierärztin, erbt von ihrem Vetter ein renoviertes Gutshaus 100 Km nördlich von Berlin – in Bassin. Zusammen mit ihrer Freundin Silvie beschließt sie, eine Alters-WG zu gründen. ...

Katharina, eine pensionierte Tierärztin, erbt von ihrem Vetter ein renoviertes Gutshaus 100 Km nördlich von Berlin – in Bassin. Zusammen mit ihrer Freundin Silvie beschließt sie, eine Alters-WG zu gründen. Bei einem Casting einigen sie sich auf fünf weitere Personen. Da ist das Ehepaar Müller mit Amadeus, der durch einen Schlaganfall gehandicapt ist, und sie bekommen die schönste Wohnung im EG. Eine verwitwete Buchhändlerin Marianne, die nicht alleine leben kann/will. Johannes Bertram, dessen Frau mit ihrem Lover weg ist und der sich in einer ungeklärten Situation befindet. Ihr Zusammenleben ist nicht wie bei einer Studenten-WG. Im Unterschied dazu haben sie alle eine andere Herkunft, verschiedene Berufs- und Lebenswege hinter sich, damit verbunden unterschiedliche Schicksale und selbstverständlich auch völlig unterschiedliche Charaktere. Sie führen kein organisiertes, kollektives Leben, eher finden sich zu verschiedenen Themen kleine Gruppen – z.B. Yoga, Spaziergänge, Radfahren, Gartenarbeit. Sie wollen alle nochmals etwas Neues beginnen, etwas Schöneres als nur alt zu werden. Die erste ernsthafte Verstimmung kommt auf, als Katharina einen Hund für eine kurze Zeit zu sich nimmt und sie erstmals den Satz „Das ist mein Haus“ äußert. Und weiter geht’s. Eva, die Erzählerin der Geschichte, zieht nun auch noch ein, da es in Berlin bezüglich ihrer Wohnung Veränderungen gab. Zu Besuch kommt nun ein Krimiautor mit Mitte 50 und jetzt verändert sich das Zusammenleben positiv. Es wird mehr Wert auf gemeinsame Mahlzeiten gelegt, es wird sich besser gekleidet und es werden (von ihm initiierte) Gespräche geführt, vor allem ohne das Thema Krankheiten. Im Laufe der Zeit kristallisiert sich auch heraus, daß z.B. Sylvie weiterhin viel reisen möchte, heimlich ihre Wohnung in Berlin behalten hat und einfach nicht alt werden möchte. Katharina und Mary finden wieder eine neue Möglichkeit, sich beruflich bzw. ehrenamtlich zu engagieren.

Das Ende der Geschichte (mehr möchte ich hierzu nicht sagen) und überhaupt das ganze Buch mit seinen leisen Tönen und dem Tiefgang finde ich eine tolle Grundlage für Diskussionen und auch zum Nachdenken.

Es war mein erstes Buch der Autorin, aber mit Sicherheit nicht mein letztes. Der Schreibstil gefiel mir außerordentlich gut und da ich mich auch in dieser Altersklasse befinde, fand ich die Beschreibungen authentisch, konnte vieles sehr gut nachvollziehen und werde es gerne weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Suizid oder Mord?

Inspektor Takeda und der schöne Schein
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Inspektor Ken Takeda wurde von Ernestine von Remsau auf Gut Hohenforst in Schleswig-Holstein eingeladen. Dort wird das Gemälde „Die große Welle von Kanagawa“ des Künstlers Hokusai präsentiert. Eine illustre ...

Inspektor Ken Takeda wurde von Ernestine von Remsau auf Gut Hohenforst in Schleswig-Holstein eingeladen. Dort wird das Gemälde „Die große Welle von Kanagawa“ des Künstlers Hokusai präsentiert. Eine illustre Gesellschaft aus dem Umfeld von Ernestine hat sich hier versammelt, um das Werk zu bestaunen und es entzündet sich ein Streit über das Werk, die Kunst, Antiquitäten und um „des Kaisers neue Kleider“. Am nächsten Morgen wird Ernestine in ihrem Zimmer erhängt aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht es nach einem Suizid aus, aber Takeda zweifelt und beginnt zu ermitteln, denn die Gäste können durchaus als neidisch und gehässig bezeichnet werden. Deshalb forscht Takeda in deren Leben nach, wer einen Vorteil aus dem Tod von Ernestine ziehen könnte.

Kriminalhauptkommissarin Claudia Harms, seine Kollegin und Mitbewohnerin, hat derzeit in Hamburg einen anderen, neuen Fall. Eine männliche Leiche mit ca. 120 kg wurde im Volkspark erstochen von einem Hund gefunden. Cornelius Strube war 42 Jahre, lebte zusammen mit seiner Mutter. Sie haben im Haus getrennte Haushalte und scheinen diese nicht sehr ordentlich geführt zu haben, die Mutter weiß sehr wenig über ihren Sohne und seine Arbeit, beide waren intelligent. Claudia eruiert, daß Cornelius als Privatdetektiv gearbeitet hat und plötzlich ergibt sich zum Fall von Takeda eine Gemeinsamkeit. Zusammen verstärken sie ihre Ermittlungen und können am Ende natürlich beide Fälle lösen.


Ich bin ein absoluter Fan von Ken Takeda und habe alle seine Fälle gelesen. Als positiv empfand ich es, daß der Autor den Ansatz dieses Mal geändert, indem Ken und Claudia an verschiedenen Fällen und Orten ermitteln. Das versprach Abwechslung und hebt den neuen Band etwas ab, damit es nicht zu „eingefahren“ wird. Ken und seine Überlegungen, seine Liebe zum Jazz sind wie immer positiv zu erwähnen, daß er anscheinend das Rauchen seiner Mild Seven aufgegeben hat, gefiel mir. Allerdings erschien er mir in diesem Band schon sehr eingedeutscht, mir fehlten etwas die Wortspielereien von früher. Bei den Nachforschungen tauchen immer wieder Zweifel auf, wie es wohl tatsächlich gewesen sein könnte und hier läßt der Autor seine Leser bis zum Ende miträtseln, denn nichts bleibt so wie es den Anschein hatte. Die Polizeiarbeit wurde m. E. realistisch, spannend und authentisch beschrieben. Zwischen Ken und Claudia prickelt es immer noch, das kann der Leser spüren. Und das Ende des Buches läßt den treuen Leser aufhorchen und er überlegt sich, wie es wohl weitergeht. Aber auch das sehr interessante Nachwort zu den historischen Figuren möchte ich nicht unerwähnt lassen – unbedingt lesen!

Die Covergestaltung ist wie immer top, der Verlag bleibt bei seinem gewählten Stil und auch das sollte positiv erwähnt sein.

Der Autor läßt uns hoffentlich mit dem nächsten Band nicht allzu lange warten.

Ich hatte unterhaltsame Lesestunden, deshalb gibt es von mir für alle Takeda-Fans (und die es werden wollen) auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Der 5. Fall für DCI Jonah Sheens

Sobald ihr mich erkennt
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Einsame Frauen werden zum Opfer eines Serienmörders. Er findet seine Opfer meist zufällig, gibt Betäubungsmittel in ihr Getränk und sie können sich deshalb nicht wehren - anschließend verbrennt er sie. ...

Einsame Frauen werden zum Opfer eines Serienmörders. Er findet seine Opfer meist zufällig, gibt Betäubungsmittel in ihr Getränk und sie können sich deshalb nicht wehren - anschließend verbrennt er sie. Aber weshalb hat er auch ein Pferd verbrannt? Die Ermittler finden etwas DNA auf einem Holzscheit und haben damit einen Ansatzpunkt, dem sie nachgehen können.

Aisling Cooley, eine allein erziehende Mutter von zwei Teenager-Söhnen ist auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater und tritt einem Ahnenforschungsportal bei. Ihre Söhne haben ein Geheimnis und auch Aisling hält irgendetwas zurück. Und dann plötzlich ein Match bei der DNA und die Polizei steht vor ihrer Türe.



Ich habe alle Vorgängerbände gelesen und war mir sicher, daß es spannend wird. Die Autorin schreibt packend, beschreibt die Polizeiarbeit realistisch, die Figuren facettenreich und die Atmosphäre anschaulich. Das erste Kapitel war ein toller Einstieg und hat mich gleich mitfiebern lassen. Der Plot und die Ermittlungen rund um die DNA der Beteiligten war komplex und teils verwirrend, obwohl der Täterkreis klein schien. Geheimnisse gab es hier sehr viele und bis diese gelüftet wurden dauerte es und als Leser konnte man ausgiebig mit rätseln. Gerade zum Ende und zur Auflösung hin muß man konzentriert lesen, denn es gibt einige Wendungen, die nicht abzusehen waren. Das Privatleben der Ermittler wird fortgeführt, fließt wohl dosiert mit ein und dieser Thriller endet mit einem bösen Cliffhanger. Jetzt heißt es warten auf den nächsten Band.

Ich hatte mitreißende Lesestunden und von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Operation Speerspitze

Im Sturm
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Kommissarin Lilly Hed und ihre Freundin, Detective Liv Kaspi werden nach Skygeby beordert, um dort den Mord an Gunnar Dörner aufzuklären. Aktuell liegt die Unwetterwarnstufe Orange für das Gebiet vor. ...

Kommissarin Lilly Hed und ihre Freundin, Detective Liv Kaspi werden nach Skygeby beordert, um dort den Mord an Gunnar Dörner aufzuklären. Aktuell liegt die Unwetterwarnstufe Orange für das Gebiet vor. Und durch den Sturm kommt alles zum Erliegen, d.h. keine Stromversorgung, kein Handyempfang, umgestürzte Bäume etc. Die Verbindung zur Außenwelt ist somit gekappt und es herrschen chaotische Zustände. In dieser Situation wird eine zweite Leiche gefunden, kurz darauf eine dritte, alle erstochen. Es hat den Anschein, daß der Sensenmann im Ort umgeht. Eine Gemeinsamkeit hatten die Opfer – es waren alle drei einsame, alte Männer. Die Ermittlerinnen haben zur Unterstützung vor Ort den Kollegen Mats Hjalm und Robert. Unter diesen außergewöhnlich widrigen Umständen müssen sie ihre Nachforschungen anstellen.

Durch Einschübe erfährt man vom doch turbulenten Privatleben von Lilly und Liv. Genauso unterschiedliche Charaktere wie sie sind, so unterschiedlich ist ihr Leben. Lilly, analytisch, sorgfältig und still, hat ihren früheren Freund, Staatsanwalt Svante wegen Gewalttätigkeit angezeigt und ist nun mit dem Mitbewohner im Leuchtturm Jesper befreundet. Liv, stur, kämpferisch, folgt oft ihrem Bauchgefühl, hat sich zusammen mit Ehemann Rickard eines vernachlässigten Mädchens angenommen.


Ich habe bereits Band 1 „Im Feuer“ gelesen und deshalb war ich gespannt, wie die Autorin die Figuren weiter entwickelt. Sie schreibt auf jeden Fall flüssig, temporeich und die Spannung steigt bis zum Finale ständig an. Den Plot und die Figuren hat sie sehr gut ausgearbeitet. Ich fand es positiv, daß die sympathischen Ermittlerinnen Lilly und Liv als Team ohne Zickereien erfolgreich zusammenarbeiten. Die Atmosphäre wurde kinoreif und realistisch beschrieben, man hatte als Leser dieses Wetterchaos bildhaft vor Augen und damit verbunden diese teilweise Hilflosigkeit wegen der fehlenden Außenverbindung. Die Autorin führt den Lesern drastisch vor Augen was der Klimawandel durchaus bewirken kann. Bei der Lösung gab es dann am Ende einen Twist und es ging in eine andere Richtung. Die Auflösung hatte es dann nochmal in sich. Mehr verrate ich nicht!

Von mir gibt es für diesen Thriller auf jeden Fall eine Weiterempfehlung und ich bin auf den 3. Band der Vier-Elemente-Krimireihe mit dem Titel „In der Erde“, der am 24. Juli 2024 erscheint, sehr gespannt.

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