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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2017

Keep calm and carry on

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
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Der Rücken des festlich gekleideten Mädchens an der Tastatur eines Flügels und der Titel "Perfect Girl" lassen nicht im mindesten erahnen, was sich hinter den Buchdeckeln verbirgt.

Die 14-jährige, musikalisch ...

Der Rücken des festlich gekleideten Mädchens an der Tastatur eines Flügels und der Titel "Perfect Girl" lassen nicht im mindesten erahnen, was sich hinter den Buchdeckeln verbirgt.

Die 14-jährige, musikalisch hochbegabte Zoe verursacht einen grauenhaften Autounfall mit 3 Toten, wird dafür in Jugendarrest genommen. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht daran. 3 Jahre später hat die Mutter von Zoe einen anderen Mann geheiratet, ein weiteres Töchterchen geboren, sie leben zusammen mit Zoe an einem anderen Ort. Niemand weiß von dem Unfall, von Zoe's Schuld. Sie leben das perfekte "zweite Leben", bis Zoe zusammen mit ihrem Stiefbruder ein Konzert gibt...

Ich bin restlos fasziniert von der Erzählweise der Autorin. Sie schreibt, nein, sie be-schreibt so intensiv, so bildhaft, so fein beobachtend, dass man als Leser gar nicht anders kann, als eine Fülle innerer Bilder zu entwickeln. Und die Autorin weiß, wovon sie schreibt, wenn sie z. B. die Minuten der inneren Anspannung vor Beginn eines Klavierkonzerts beschreibt. Geniale Beschreibungen finde ich, wie z. B. "Wangen wie Kalksteinplatten", oder "die Denkmütze aufsetzen". Die Protagonisten erhalten jeweils ihre eigene Stimme, erzählen aus ihrer Warte, aus ihrer Perspektive, erhalten ihr eigenes Forum. Diese kurzen Kapitel sind wie Pixel, die erst am Ende des Buches die Sicht freigeben auf das Gesamtbild. Und so bleibt die Spannung von Anfang bis Ende auf gleich hohem Niveau.

Einfach nur großartig!

Veröffentlicht am 06.02.2017

Bayerischer Humor

Fastenopfer
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Es ist Fastenzeit in Bayern. Kaum jemand nimmt das Fastengebot so ernst wie die Haushälterin von Monsignore Hirlinger, die ihren Dienstherrn mit ihrer Low Carb Diät an die Grenzen seiner Leidensfähigkeit ...

Es ist Fastenzeit in Bayern. Kaum jemand nimmt das Fastengebot so ernst wie die Haushälterin von Monsignore Hirlinger, die ihren Dienstherrn mit ihrer Low Carb Diät an die Grenzen seiner Leidensfähigkeit bringt. Und da ist noch der Fingernägel kauende Kommissar Kramer, der am Aschermittwoch-Morgen die attraktive Staatsanwältin in seinem Bett vorfindet, ohne sich an irgend etwas erinnern zu können. Aber da ist auch eine Leiche. Erstochen liegt der Verwalter des "Tilly-Benefiziums" in der Altöttinger Kapelladministration. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Eine Reihe von schrägen bayerischen Vögeln taucht auf, legt Spuren, und Kommissar Kramer gerät in immer größere Verwirrnis...

Ganz grundsätzlich: Das Buch zu lesen, bringt Spaß. Da ich aus Bayern komme, habe ich beim Lesen heimatliche Gefühle, denn die Art und Weise der handelnden Personen ist wirklich sehr bayerisch, d. h. etwas hinterkünftig, ohne Eile, mit urigem Humor gesegnet. Dass mundartlich angehauchte Konversation eingestreut ist, gefällt mir gut und passt perfekt zu den vorgestellten Protagonisten. Die einzelnen Handlungsstränge fügen sich erst gegen Ende des Buches logisch zusammen, sodass man mit Spannung bei der Sache bleibt. Manchmal allerdings findet man ein wenig zuviel bemühten Witz, ein bisschen viel Hauruck-Humor, aber das Überzeichnen schadet letztlich dem guten Gesamteindruck nicht.

Das Buch kommt mir vor wie ein Glas Weißbier, auf das man richtig Lust hat - süffig. Und wenn das Glas leer ist, war's das. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Veröffentlicht am 29.01.2017

Super super spannend

Minus 18 Grad
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Das Cover ist großartig. Und das Buch ist großartig. So viel Spannung! So viel eindrückliche Schilderungen! So viel brüchige Lebensschicksale! So viele gescheiterte Existenzen, auf der guten wie auf der ...

Das Cover ist großartig. Und das Buch ist großartig. So viel Spannung! So viel eindrückliche Schilderungen! So viel brüchige Lebensschicksale! So viele gescheiterte Existenzen, auf der guten wie auf der bösen Seite! Und was für eine Geschichte, die sich durchs Buch mäandert, in verschiedenen Handlungssträngen aufgefasert, die letztlich doch wieder zusammenstreben, in ganz unglaublicher Weise.
Ein Auto schießt nach einer wilden Verfolgungsjagd über das Hafenbecken ins Wasser. Der aus dem Wasser geborgene Tote war nach Obduktionsergebnis allerdings schon lange vor dem Sturz ins Wasser tot, dennoch war er noch wenige Tage zuvor ganz lebendig gesehen worden. Wie konnte ein Toter das Auto gefahren haben? Und wie konnte ein Toter noch fröhlich herumspaziert sein?
Das ist erst der Anfang einer ganz und gar unglaublichen Mordserie. In Schweden und in Dänemark machen sich gleichzeitig Ermittler auf die Suche, unabhängig voneinander. Jede gefundene Spur löst sich auf rätselhafte Weise wieder auf und neue Spuren tauchen auf. Der Leser hat Vermutungen und merkt sehr schnell, dass er ebenso wie die Ermittler in die Irre geführt wird.

Dieses Buch ist eines der spannendsten, das ich in letzter Zeit gelesen habe, und zwar bis zur letzten Seite. Ich kann es nur uneingeschränkt empfehlen!

Veröffentlicht am 23.01.2017

Spannend, aber auch mit Längen

Die Tochter des Fechtmeisters
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Das Cover ist so gestaltet wie bei so vielen anderen historischen Romanen auch: Im Vordergrund eine zur erzählten Zeit passend gekleidete Person, im Hintergrund die dazugehörige Landschaft. Nicht sehr ...

Das Cover ist so gestaltet wie bei so vielen anderen historischen Romanen auch: Im Vordergrund eine zur erzählten Zeit passend gekleidete Person, im Hintergrund die dazugehörige Landschaft. Nicht sehr originell, aber eindeutig sofort als historischer Roman identifizierbar.

Das seitenstarke Buch widmet sich der Zeit Anfang des 17. Jahrhunderts und spielt aufgrund der verschiedenen Handlungsstränge in Rostock, Frankfurt, in Prag und in Nürnberg. Clarissa, die Tochter des Fechtmeisters, war sehr sorgfältig – und für die Zeit ungewöhnlich – von ihrem Vater in der Kunst des Fechtens ausgebildet worden. Ebenso ungewöhnlich für die Zeit darf sie ihren Vater auf eine Reise nach Frankfurt begleiten, wobei diese Reise alles andere als gut verläuft. Ihr Vater wird getötet und Clarissa von einer räuberischen Gruppe in Gefangenschaft genommen. Von Anfang an werden viele weitere Personen in die Handlung einbezogen und deren Charaktere und Fortkommen geschildert. Geschickt wird in der Erzählung das persönliche Schicksal von Clarissa, einer ungewöhnlich starken und sympathischen Frau, verwoben mit einem brisanten zeitgeschichtlichen Hintergrund

Sabine Weiß schreibt sehr detailreich, was einerseits, wenn es um das Beschreiben der Protagonisten geht oder um Schilderungen von Örtlichkeiten und Geschehnissen, ein großer Gewinn für den Leser ist, andererseits jedoch recht ermüdend, wenn z. B. die Aufzählung der Fecht-Fachbegriffe gar kein Ende nehmen will oder man Mühe hat, die vielen Personen und Handlungsstränge im Hinterkopf zu behalten. Auch die ca. 100 Seiten am Ende des Buches sind mühsam zu lesen und verführen zum Überblättern.

Alles in allem ein gekonnt geschriebener, einmalig gut recherchierter historischer Roman, teilweise sehr spannend und informativ, teilweise mit einigen Längen versehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 20.01.2017

Filmreif

Jungfrau, männlich, Single, mit Teddy
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Das vernüglich wirkende Titelbild verspricht einen heiteren Roman. Und in der Tat ist allein schon die Darstellung der Hauptperson (männlich, 33, Single, lebt mit Teddy Bienchen zusammen) des Lesens wert. ...

Das vernüglich wirkende Titelbild verspricht einen heiteren Roman. Und in der Tat ist allein schon die Darstellung der Hauptperson (männlich, 33, Single, lebt mit Teddy Bienchen zusammen) des Lesens wert. Beim Finanzamt beschäftigt und geprägt von den Ansichten und Geboten seiner Mutter lebt Arthur zufrieden in seiner sehr begrenzten, bescheidenen Welt. Doch eines Tages bekommt dieses Leben Risse und Sprünge, eine hübsche junge Nachbarin taucht auf, dazu ein Millionengewinn, der verwaltet werden möchte…

Im Buch werden reichlich Klischees bedient, aber das stört nicht, denn eingepackt ist das Ganze in sehr viel komische Situationen, die den Leser zum Lächeln, teilweise auch zum lauten Auflachen bringen. Und genau diese humorigen Passagen verhindern auch, dass der Text in ernsteren Szenen abgleitet in Kitsch oder Rührseligkeit.

Alles in allem genommen könnte ich mir das Buch wunderbar als Filmvorlage vorstellen. Die Slapstick-Einlagen, insbesondere am Anfang des Buches, und die vielen Reiseeindrücke im Fortgang der Geschichte, dazu die allesamt sehr schrägen Hauptpersonen, die einerseits sehr witzigen Kommentare, andererseits die Verletzlichkeiten und erlittenen Traumata: Die Geschichte bietet viel, was einem guten Regisseur zu einem erfolgreichen Film verhelfen könnte. Auf jeden Fall lesenswert!