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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2024

Atemberaubender und brillant geschriebener Thriller

Krähentage
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Dieser Thriller ragt aus der unüberschaubaren Menge an laufend neu erscheinenden Thrillern überaus wohltuend hervor. Natürlich verfügt er über alle Kriterien, die ein guter Thriller besitzen muss. Aber ...


Dieser Thriller ragt aus der unüberschaubaren Menge an laufend neu erscheinenden Thrillern überaus wohltuend hervor. Natürlich verfügt er über alle Kriterien, die ein guter Thriller besitzen muss. Aber darüber hinaus ist er, und das zeichnet ihn ganz besonders aus, in einer großartigen Sprache verfasst. Er ist geschrieben in teils wunderbaren Wortbildern, die mühelos zu plastischen Kopfbildern werden. Damit ist er in doppelter Hinsicht ein wahres Lesevergnügen: Ungewöhnlich, atemberaubend spannend und brillant geschrieben. Was will man mehr!
Eine neue Ermittlungseinheit soll sich mit Serientätern befassen. Jakob Krogh wird nach längerer Auszeit zusammen mit Mila Weiss zur Leitung dieser neuen Einheit berufen. Jakob, verheiratet, mit kleinem Sohn, hat den unbedingten Willen zum Erfolg. Und genau in seiner Familienkonstellation liegt sein dunkles Geheimnis. Mila ist zurückhaltend, verbissen, gibt nichts von sich preis. Ein alter ungelöster Fall aus ihrer Zeit in Wien treibt sie nach wie vor um. Die beiden bekommen es mit seltsamen Mordfällen zu tun, denn die Toten wurden noch Tage nach ihrem Tod lebendig von glaubwürdigen Zeugen gesehen und gesprochen. Und was haben die ausgehungerten Krähen und die seltsame Botschaft „Sieh nach oben“ damit zu tun?
Der Thriller ist hart, er ist brutal, er ist grausam und man braucht als Leser wahrlich gute Nerven. Denn es mangelt nicht an detaillierten Beschreibungen all der Entsetzlichkeiten, die den Opfern widerfahren sind. Die Story ist großartig konstruiert, denn obwohl man als Leser bald eine Ahnung hat, wer der Serienkiller sein könnte, erfährt man doch erst zum überraschenden Schluss, wie alles zusammenhängt. Die Spannung wird über alle 400 Seiten hinweg hochgehalten, steigert sich aber über die letzten 100 Seiten nochmals bis zum letzten Twist. Und, um es noch einmal zu wiederholen, für mich hat dieser Thriller noch einen besonderen Bonus, den die wenigsten Romane dieses Genres aufweisen können: Nämlich einen großartigen bildhaften Sprachstil, der das Lesen abgesehen von der atemberaubenden Spannung zum echten Lesegenuss macht.
Deshalb aus meiner Sicht uneingeschränkt empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Inspiration durch Weißwein mit Klavier

Der Tote im Pool
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Es wirkt etwas unscheinbar, dieses kartonierte Büchlein mit einem Cover, das in mir eher Assoziationen in Richtung Hollywood ausgelöst hat. Erst die Buchwerbung mit Inhaltsangabe machte mir klar, dass ...

Es wirkt etwas unscheinbar, dieses kartonierte Büchlein mit einem Cover, das in mir eher Assoziationen in Richtung Hollywood ausgelöst hat. Erst die Buchwerbung mit Inhaltsangabe machte mir klar, dass die Handlung in Mosambik spielt, also in jenem nach Bürgerkriegen ärmsten afrikanischen Staat mit portugiesischem Kolonial-Hintergrund und einer Bevölkerung, die aus unzähligen Kulturen und Religionen besteht. Der Autor, der selbst einmal französischer Botschafter im Senegal war, war für seinen Debutroman mit dem begehrten Prix Goncourt du premier roman ausgezeichnet worden. Diese interessanten Voraussetzungen des Romans hätten meiner Meinung nach durchaus ein aufwändigeres Äußeres verdient.

Mit der Hauptperson Konsul Aurel Timescu lernen wir einen sehr schrägen und dabei doch sympathischen Typen kennen. Eben erst war er nach Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, versetzt worden. Und er hält es in seinem neuen Wirkungsfeld so, wie überall vorher: Er schätzt das ruhige, ungestörte Dasein, bei dem er seinen Gedanken nachhängen kann, unterstützt von so manchem Glas Tokajer. Seinen Mitarbeitern und seinem jungen, eifrigen Vorgesetzten gegenüber behauptet er, kein Handy zu besitzen, damit er nicht unvorbereitet aus seiner Gedankenwelt gerissen werden kann. Als der ältliche und unbeliebte Hotelbesitzer Béliot überraschend tot in seinem Pool aufgefunden wird und die Polizei sicher ist, dass seine Ex-Frau den Mord begangen hat, beginnt in Aurel Timescu dessen Lust an kriminalistischer Ermittlungsarbeit zu erwachen. Und in der Tat, er stößt auf verwirrende Liebes-Verstrickungen, Korruptionen ungeahnten Ausmaßes und illegale Geschäfte mit Bauunternehmern und Wilderern…

Die fundierten Kenntnisse des Autors über den diplomatischen Dienst in Afrika und über die besonderen Eigenarten des Staates Mosambik sind im Buch an vielen Stellen wohltuend erkennbar. Durch Einfügung kleinerer Nebengeschichten erhält man als Leser eine dezent-lebendige Vorstellung von den Gepflogenheiten und Besonderheiten des Landes. Ob Kabbala, ob Klavierspiel, ob literarische Bonmots – auch hier spürt man auf unaufdringlich-wohltuende Weise die Bildung des Autors. Was mich persönlich am meisten positiv angesprochen hat, ist der klassisch-schöne, zeitlose Sprachstil, in dem das Buch geschrieben ist. Die Sorgfalt der Sätze, der gewählten Wörter, des Rhythmus des Satzbaus, die Ausformulierung der Beschreibungen, das alles macht für mich den wahren Lesegenuss aus. Insofern hat dieser besondere Krimi sprachlich eine gewisse Nähe zu den Romanen von Agatha Christie. In langsamen Schritten schreitet die Handlung voran, man wird von unnötigen Informationen in die Irre geleitet und doch hat man beim Lesen stets das Gefühl, etwas Wesentliches übersehen zu haben. Geradezu genial empfinde ich die Schlüsselszene, in der Aurel Timescu seine Schachfiguren intuitiv – wie bei einer Familienaufstellung nach Bert Hellinger -, nämlich Opfer, Frauen, Verdächtige, unterschiedlich in Nähe und Distanz zueinander aufstellt und damit deren Verhältnis sichtbar macht, ergänzt zusätzlich durch das Erspüren des jeweiligen menscheneigenen Rhythmus, wobei Klavier und Tokajer sehr hilfreich endgültige Klarheit bringen.

Fazit: Ein kluges, vielschichtiges, leise humorvolles, aber auch kritisches Buch mit der Rahmenhandlung einer spannenden Ermittlungsarbeit an einem den meisten von uns wohl wenig vertrauten Ort der Welt.



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Veröffentlicht am 01.05.2024

Brillant geschriebene, hochempathische und sorgfältig recherchierte Romanbiografie

Elizabeth II. und die Lieben ihres Lebens
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Die Aufgabe, eine Romanbiographie zu schreiben, stellt eine doppelte Schwierigkeit dar. Zum einen erfordert sie die langwierige und sehr mühevolle Recherchenarbeit, um aus allen verfügbaren Quellen verlässliche ...

Die Aufgabe, eine Romanbiographie zu schreiben, stellt eine doppelte Schwierigkeit dar. Zum einen erfordert sie die langwierige und sehr mühevolle Recherchenarbeit, um aus allen verfügbaren Quellen verlässliche biographische Daten und Ereignisse zu sammeln, zu bewerten und als Grundlage zu bewahren. Und es erfordert das hohe schriftstellerisch-künstlerische Können, aus all den nüchternen Fakten und Tatsachen einen unterhaltsamen Roman zu schaffen mit Spannungsbögen, mit farbig-plastischen Schilderungen und vor allen Dingen mit bei den Lesern auslösenden Emotionen, wodurch die zu beschreibende Person nahbar, fühlbar, kurzum menschlich wird. Diesen mehrfachen Anforderungen ist die Autorin in perfekter Weise gerecht geworden!
Gabriele Diechler lässt uns „die Queen“ von ihrer auf die Regentschaft vorbereitenden Kindheit an, über die Inthronisation bis hin zum Sterbebett begleiten. Wir erleben, wie sie zunehmend hineinwächst in ihre vielfältigen und durch Traditionen vorbestimmten Aufgaben. Wir erleben eine Frau, die geprägt ist von unbedingter Pflichterfüllung, von der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Aufgaben als Königin wahrnimmt, in aller geforderter politischer Zurückhaltung. Wir bekommen ein Gefühl für die Bedeutung der Queen für ein ganzes Land, nein, sogar für die ganze Welt. Wir erfahren Einiges über politische Zusammenhänge. Und wir begreifen, wie immens bedeutend die Regentschaft von Elizabeth II. als verlässliche Konstante für eine sich zunehmend in Wirrnissen befindliche Welt war und dass ihr Tod von sehr viel größerer Tragweite ist als wir vielleicht denken. Was wir als Leser jedoch auch erleben dürfen, ist die Frau „hinter“ der Queen. Wir erleben sie als Ehefrau, als Mutter, als Großmutter und Urgroßmutter. Wir erleben ihre Gefühle, Liebe, Ängste, Freude und Sorgen hautnah und nachvollziehbar. Sehr geschickt ist der Romanaufbau. Wie eine Klammer umfängt jedes Kapitel die Tage nach Philipps Tod, um sich dann erzählerisch in jeweilige Erinnerungen zu verlieren.
Fazit: Ein sehr berührender, bewegender und dabei auch hochinformativer Roman über eine einmalige Persönlichkeit, brillant und mit viel Empathie geschrieben und unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Episch breit und beeindruckend erzählt

Astrids Vermächtnis
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Erst als ich das Buch in Händen hielt und mich weiter über den Autor informierte, wurde mir klar, dass „Astrids Vermächtnis“ der letzte Band einer Trilogie ist mit einer Handlung, die sich offensichtlich ...

Erst als ich das Buch in Händen hielt und mich weiter über den Autor informierte, wurde mir klar, dass „Astrids Vermächtnis“ der letzte Band einer Trilogie ist mit einer Handlung, die sich offensichtlich über mehrere Generationen hinzieht. Meine Befürchtung, in Unkenntnis der beiden vorausgegangenen Bücher schwerer in diesen dritten Band hineinzufinden, stellte sich glücklicherweise schnell als unbegründet heraus. Schön ist es, das Buch in Händen zu halten. Ein farblich und gestalterisch gelungenes Cover und vor allen Dingen 650 Seiten feines, dünnes und sehr glattes Papier ließen auch haptisch ein Leseerlebnis der besonderen Art erwarten.
Die Handlung umspannt die Jahre 1936 – 1945 im kleinen Ort Blutangen in Norwegen. Die Deutschen überfallen das Land. Astrid Hekne, die Hauptperson, ausgestattet mit großem Kampfgeist, schließt sich dem Widerstand an. Ihre Kraft scheint sie von ihrer Großmutter geerbt zu haben, einer Frau, deren Denken und Handeln tief im mythischen Denken verwurzelt war. Astrids Bruder Tarald jedoch sympathisiert mit den Nationalsozialisten. Ein vor mehr als 400 Jahren von den damals lebenden Hekne-Schwestern gewebter Wandteppich enthält angeblich mehrere Weissagungen, die bis in die geschilderte Jetztzeit reichen. Astrid bewegt sich genau zwischen dieser Mystik und der harten Realität.
„Astrids Vermächtnis“ ist ein Buch, in das man sich tief hineinversenken kann. Man taucht ein in eine Geschichte, die von einer vergangenen Zeit erzählt, die noch gar nicht so lange her ist, aber gleichermaßen auch gespeist wird von der Kraft und dem mythischen Denken früherer Generationen. Es wird sehr detailverliebt erzählt, aber keineswegs langweilig. Im Gegenteil, die Handlung ist durchaus spannend, die Schilderungen der grandiosen Landschaften beeindruckend, die Darstellung der Personen eindrucksvoll und bewegend. Trotz des üppigen Buchumfangs dieser episch breit angelegten Geschichte fesselte mich das Buch durchweg, denn erzählt wird in einer intensiven, farbigen, atmosphärisch dichten und schönen Sprache, sodass das Lesen zum wahren Genuss wurde. Gerade die Verknüpfung persönlicher Schicksale und historischer Gegebenheiten, eingebunden in nordisches mystisches Denken übte auf mich eine große Faszination aus. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Ein alltagstaugliches, sehr hilfreiches Sachbuch

Physio @Home
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Genau das, was ich immer gesucht hatte: Ein Buch für alle Fälle, für alle Schmerzfälle, für alle Verspannungsfälle, für alle kurze Pausenfälle, kurzum, ein Buch für den Alltag, vielseitig einsetzbar, vielseitig ...

Genau das, was ich immer gesucht hatte: Ein Buch für alle Fälle, für alle Schmerzfälle, für alle Verspannungsfälle, für alle kurze Pausenfälle, kurzum, ein Buch für den Alltag, vielseitig einsetzbar, vielseitig anregend, vielseitig motivierend. Nicht immer ist es nötig, verbunden mit langen Wartezeiten sich beim Arzt ein Rezept für Physiotherapie zu ergattern, wenn es irgendwo zwickt und zwackt. Mit diesem Buch, immer griffbereit, ist Hilfe sofort in der Nähe.

Ich kannte die Autorin bislang nicht, kannte auch nicht ihre Auftritte in den Social Media und im ARD Buffet. Deshalb war ich erst einmal recht kritisch. Doch nach wenigen Seiten hat mich dieses Trainingsbuch restlos überzeugt. Das Buch ist tatsächlich ein Nachschlagewerk für Beschwerden, soll aber auch vor allen Dingen präventiv zum Einsatz kommen, bevor der Körper mittels Schmerzen um Hilfe rufen muss. Was bedeutet, dass Lesen allein nicht genügt. Aber man muss keine teuren Trainingsmittel kaufen. Die vorgeschlagenen Übungen sind mehrheitlich einfach ohne Hilfsmittel auszuführen. Die jeweilig zugehörigen Beschreibungen sind sehr sorgfältig, detailliert und mit Hinweisen, worauf jeweils besonders zu achten ist, denn gerade ohne Korrektiv durch fachmännische Begleitung ist es sehr wichtig, selbst auf präzise Durchführung zu achten. Von ganzheitlicher Körpersicht, von Zielsetzung, Zeitmanagement, Atmung, Kleidung bis hin zu alltäglich scheinbar kleinsten Bewegungsanregungen wird man so ganz nebenbei hingeführt zur Selbstverantwortung für seinen Körper. Rücken in all seinen Teilbereichen, Nacken, Schultern, Arme, Beine – nichts wird ausgelassen und nichts sollte vernachlässigt werden.

Kurzum: Ein Sachbuch, das alltagstauglich und enorm hilfreich ist, mit einer Fülle von gut umsetzbaren Übungen, die man sich ganz problemlos nach den eigenen Bedürfnissen zusammenstellen kann.

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