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Veröffentlicht am 30.05.2025

„In Echo Cove werden die Dinge nicht besser“

Kodiak Echoes – Trust Me
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Nach dem berührenden ersten Teil Kodiak Echos wollte ich sofort weiterlesen. Die Geschichte hatte mich bewegt, die Charaktere Brynn und Archer waren mir sehr ans Herz gewachsen – und natürlich wollte ich ...

Nach dem berührenden ersten Teil Kodiak Echos wollte ich sofort weiterlesen. Die Geschichte hatte mich bewegt, die Charaktere Brynn und Archer waren mir sehr ans Herz gewachsen – und natürlich wollte ich unbedingt erfahren, was wirklich mit Ada geschehen ist.

Im zweiten Band rücken nun Keira, Adas jüngere Schwester, und Finn, Brynns älterer Bruder, in den Mittelpunkt. Die beiden lernen sich zufällig bei einem One-Night-Stand kennen und begegnen sich kurz darauf in Kodiak Echo wieder. Zwischen ihnen entwickelt sich eine Anziehung, doch Keira kämpft stark gegen ihre Gefühle an. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem wahren Mörder von Ada. Gleichzeitig gerät Keira zunehmend in Gefahr, da ein mysteriöser Unbekannter sie zu verfolgen scheint, auf erschreckend ähnliche Weise wie damals Ada.

Mit Keira hatte ich zunächst Schwierigkeiten. Schon im ersten Teil wirkte sie auf mich eher unsympathisch: schroff, verschlossen, misstrauisch. Doch im Verlauf der Geschichte gelang es mir, mich ihr anzunähern. Ihre verschlossene Art wurde durch ihre schwierige Vergangenheit und den Verlust ihrer Schwester nachvollziehbar, sodass ich zunehmend Mitgefühl für sie entwickeln konnte. Besonders gut gefiel mir ihre spürbare persönliche Entwicklung. Ihre inneren Konflikte und ihr emotionaler Reifeprozess wurden überzeugend dargestellt.

Finn ist ihr in mancher Hinsicht ähnlich: Auch er schützt sich aus Angst vor Verlust. Dennoch wirkt er deutlich zugänglicher – sympathisch, bodenständig und wie ein „sicherer Hafen“. Etwas zu klischeehaft fand ich allerdings die Darstellung seiner Rolle als „Retter“ – als "Prinz, der die Prinzessin erlöst". Dass er trotz Keiras ständiger Abweisungen an ihr festhält, war für mich zudem nicht immer ganz nachvollziehbar.

Ich hätte mir gewünscht, mehr von Archer und Brynn zu lesen, zumindest hatte Brynn ein paar kurze Auftritte. Die heimliche Hauptfigur war für mich Koda – die riesige, zottelige, stürmische Alaskan-Malamute-Hündin, die mit ihrer treuen und wilden Art das Herz aller gewinnt..:).

Erzählt wird abwechselnd aus Keiras und Finns Perspektive, ergänzt durch Adas Tagebucheinträge, die der Geschichte zusätzliche Tiefe verleihen. Der Schreibstil ist leicht und gut lesbar, passt sich den jeweiligen Figuren gut an. Gelegentlich empfand ich die Häufung von Schimpfwörtern als störend und auch die zwei spicy Szenen, hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Ich war durchaus gefesselt, aber über einige Strecken kam für mich die Spannung doch zu kurz, obwohl die Handlung zügig voranschritt. Der Fokus lag vor allem auf der Liebesgeschichte und Keiras persönlicher Entwicklung, zudem konnte ich leider recht früh erahnen, wer hinter Adas Ermordung steckte – spätestens zur Mitte des Buches war es für mich ziemlich offensichtlich.

Es geht um Liebe, Vertrauen, Freundschaft und die Aufklärung des Mordes- vor der Kulisse Alaskas. Die beeindruckenden Landschaften, kulturellen Eigenheiten und gesellschaftlichen Herausforderungen waren atmosphärisch und interessant beschrieben. Themen wie die illegalen Wildabschüsse in Schutzgebieten, insbesondere der Bären, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Einheimischen oder die langen, dunklen Winter gaben der Geschichte Aktualität und inspirierten mich, mehr über Alska zu erfahren.

Fazit: Band 2 fiel leider deutlich schwächer als Band 1 aus. Bei Band 2 konnten mich die Figuren nicht so stark berühren, die Geschichte war weniger komplex und fesselnd, die Spannung eher niedrig. Dennoch mochte ich die Rückkehr nach Kodiak Echo. Ich fühlte mich gut unterhalten und würde durchaus auch noch einen Band der Autorin lesen.

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Humorvoll, klamaukig, spannungsarm

Horror-Date
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Fitzeks Bücher höre ich in der Regel als Hörbuch – stets gelesen von Simon Jäger, dessen Stimme ich äußerst gerne lausche. Auch dieses Mal war er der Sprecher, was für mich schon ein großer Pluspunkt war.

In ...

Fitzeks Bücher höre ich in der Regel als Hörbuch – stets gelesen von Simon Jäger, dessen Stimme ich äußerst gerne lausche. Auch dieses Mal war er der Sprecher, was für mich schon ein großer Pluspunkt war.

In der Geschichte springt Julius für seinen schwerkranken Freund Rafael ein, der sich über ein Datingportal für todkranke Menschen mit Nala verabredet hatte. Rafael, ein literarisch und philosophisch interessierter Mann, kann das Treffen krankheitsbedingt nicht wahrnehmen und bittet Julius, an seiner Stelle zu gehen. Nala, Psychologin und Eheberaterin, hat gerade ihre zweite Krebsdiagnose erhalten. Entsprechend angespannt, direkt und mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus begegnet sie Julius, der selbst mehrere Start-ups betreibt und kurz vor seiner Hochzeit steht. Er ist das genaue Gegenteil von Rafael – mehr an Sport als an Tiefgründigkeit interessiert. Und so beginnen die Verwicklungen und Verstrickungen, die Julius zunehmend in ernsthafte Schwierigkeiten bringen...

Obwohl mir die Grundidee gut gefiel, ließ mich die Umsetzung etwas enttäuscht zurück. Ich wartete lange auf einen spannenden Moment, doch die Geschichte blieb über weite Strecken hinweg eher spannungsarm und etwas langweilig. Die Geschehnisse waren sehr konstruiert, oft unglaubwürdig und manchmal etwas drüber, zumindest für mein Humorverständnis..:) Die Geschichte bewegte sich zwischen unterhaltsamem Humor und überdrehtem Klamauk. Der Sprachwitz und die schlagfertigen Dialoge haben mich jedoch gut unterhalten. Auch die vertraute Kulisse – Berlin und das Berliner Umland – wie meist in Fitzeks Romanen, gefiel mir.

Die Figuren, abgesehen von Julius, Rafael und Nala, konnten nicht so recht mein Interesse wecken, sie waren auch sehr eindimensional und zum Teil doch zu skurill. Lange Zeit fragte ich mich zudem, warum Julius das absurde Spiel überhaupt so lange mitmacht, zudem es ihm wirklich an den Kragen ging. Ist er ein "verlogener Opportunist" oder ein "liebenswerter Trottel" (Aussprüche von Nala) Oder steckt noch etwas anderes hinter seinem Verhalten? Diese Frage wird erst gegen Ende beantwortet.

Kurz vor Schluss wird die Geschichte spannender und auch wendungsreich. Sie schlägt zudem einen ernsteren Ton an. Es wird berührend, traurig, bevor alles in ein lebensbejahendes, nachdenkliches Ende mündet.
Insgesamt blieb mir die Handlung aber zu spannungsarm und stellenweise zu überdreht. Dennoch – der Sprachwitz konnte mich immer wieder abholen und sorgte für heitere Momente und gute Laune.

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Zwischen Verschwinden und Verstehen – spannend, tiefgründig, berührend

Happiness Falls
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Der Roman spielt in einem Vorort von Washington zur Zeit des Corona-Lockdowns. Im Mittelpunkt steht eine fünfköpfige Akademikerfamilie mit südkoreanischen Wurzeln. Seit vier Jahren ist es vor allem der ...

Der Roman spielt in einem Vorort von Washington zur Zeit des Corona-Lockdowns. Im Mittelpunkt steht eine fünfköpfige Akademikerfamilie mit südkoreanischen Wurzeln. Seit vier Jahren ist es vor allem der Vater, der sich um die Kinder und den Haushalt kümmert, während die Mutter ihrer beruflichen Laufbahn nachgeht. Die 20 jährigen Zwillinge Mia und John studieren. Der 14-jährige Eugene hingegen befindet sich im Autismus Spektrum und lebt zusätzlich mit dem Angelmann Syndrom. Er ist nicht sprechfähig und seine Motorik ist beeinträchtigt.
Eines Tages kehrt Eugene allein und ungewöhnlich aufgewühlt von seinem täglichen Spaziergang mit dem Vater zurück. Der Vater bleibt jedoch spurlos verschwunden.

Erzählt wird die Geschichte rückblickend aus der ganz subjektiven Perspektive von Mia. Drei Monate nach den Geschehnissen hält sie ihre Erinnerungen schriftlich fest. Mia ist hochbegabt und hat ihre Ecken und Kanten. Ihr Erzählstil ist analytisch, aber auch oft witzig. Da sie zudem sehr gesprächig ist, neigt sie zu Ausschweifungen. Die Autorin nutzt Fußnoten, um diese Abschweifungen zu strukturieren, allerdings war für mich nicht immer nachvollziehbar, warum einige Anmerkungen ausgelagert wurden und andere nicht. Anfangs verfolgte ich diese Fußnoten noch interessiert, später empfand ich sie eher als störend für den Lesefluss und las sie dann im Anschluss. Mia tritt als kritische, auch selbstkritische Erzählerin auf – eine Eigenschaft, die mir besonders gut gefiel. Ebenso konnte sie Emotionen glaubwürdig vermitteln, was ihr Tiefe verlieh und mich immer wieder berühren konnte.

Wir begleiten sie bei der Suche nach dem verschwundenen Vater. Dabei erfahren wir zunehmend mehr über die familiären bzw. persönlichen Hintergründe. Verschiedene Szenarien werden durchgespielt: Was könnte dem Vater zugestoßen sein? Ist ein Unglück geschehene? Hat er sich bewusst abgesetzt – und wenn ja, warum?

Gleichzeitig rückt Eugene immer mehr ins Zentrum der Geschichte. Es stellt sich die Frage: Wozu ist er trotz seiner Einschränkungen in der Lage? Was übersehen seine Mitmenschen vielleicht? Welche Fördermöglichkeiten gibt es, welches ungenutzte Potenzial steckt in ihm? Wie geht es ihm eigentlich wirklich?

Nach und nach werden Hintergründe aufgedeckt, vieles wird dabei subtil angedeutet oder vorweggenommen. Der Roman ist dadurch spannend und fesselnd geschrieben. Der Schreibstil ist sehr gut lesbar. Neben dem zentralen Vermisstenfall vermittelt das Buch psychologisches Wissen und regt zum Nachdenken an – besonders über Kommunikation, Sprache und Identität. Wie gehen wir mit Menschen um, die sich sprachlich nicht (gut) mitteilen können? Welche Auswirkungen hat das auf ihr Selbstwertgefühl? Auch die Glücksforschung nimmt Raum ein, da der Vater sich damit beschäftigte. Die Einblicke in seine Überlegungen fand ich sehr interessant, zudem auch Studienergebnisse eingeflochten wurden. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen erfolgt oft sehr sachlich, was vielleicht nicht jedem Lesetyp zusagen dürfte. Mir gefiel es.

Besonders interessant fand ich zudem die Einblicke in den Umgang mit Autismus in den USA – sowohl gesellschaftlich als auch medizinisch oder strafrechtlich. Einige Aspekte recherchierte ich nach der Lektüre weiter, um sie besser einordnen zu können.

Auch das Thema Migration wird überzeugend dargestellt – insbesondere die Herausforderungen, mit denen Einwandererfamilien und ihre Kinder konfrontiert sind.

Ebenso eindrücklich ist die Schilderung der Belastungen und Herausforderungen, mit denen Familienmitglieder von Menschen mit Behinderungen zu kämpfen haben – sowohl Eltern als auch Geschwister. Schon der Debütroman der Autorin (Miracle Creek- ebenfalls sehr empfehlenswert) hatte mich in dieser Hinsicht sehr bewegt, und auch dieses Werk hat mich wieder sehr berührt.

Fazit:
Ein vielschichtiger, humanistischer Roman, der eine Vermisstensuche, ein Familienporträt und tiefgehende psychologische sowie philosophische Gedanken miteinander verwebt. Er ist spannend, zum Nachdenken anregend und emotional bewegend - und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

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Veröffentlicht am 10.04.2025

Rasant in schönem Setting

The Surf House
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Ein warmer Herbst in Marokko. Bea entscheidet sich spontan, ihren Modeljob hinzuschmeißen, da er sie nicht erfüllt und langweilt. Doch dann gerät sie in Marrakesch in eine schreckliche Situation mit fatalen ...

Ein warmer Herbst in Marokko. Bea entscheidet sich spontan, ihren Modeljob hinzuschmeißen, da er sie nicht erfüllt und langweilt. Doch dann gerät sie in Marrakesch in eine schreckliche Situation mit fatalen Folgen. Sie findet unerwartete Hilfe durch eine Hotelbesitzerin, die ihr in ihrem kleinen Surfhotel am Meer Unterschlupf gewährt. Bald darauf wird Bea mit einem Gast konfrontiert, der seine verschwundene Schwester sucht und sie beginnt ihm zu helfen, da sie dringend Geld benötigt...

Bea war mir grundsätzlich sympathisch und ich konnte gut mit ihr mitfühlen. Sie ist noch jung, von ihrer Mutter erhält sie keine Unterstützung und sie versucht sich neu zu orientieren.Sie wirkte oft etwas naiv und neigte sehr dazu, unangenehme Wahrheiten zu verdrängen, was mich manchmal wirklich nervte. Die anderen Charaktere fand ich auch ganz interessant, insgesamt werden sie allerdings nicht sehr tief gezeichnet, was ich allerdings auch nicht erwartet habe, aber es ergaben sich ganz interessante Dynamiken und Beziehungsgeflechte.

Das Setting hat mir besonders gut gefallen. Die marokkanische Küste, umgeben von Surfern und Reisenden aus aller Welt, schafft eine lebendige Atmosphäre, in der verschiedene Kulturen und Weltanschauungen aufeinandertreffen. Über das Surfen wusste ich vorher nicht viel, aber die bildhaften Beschreibungen haben mir dieses Thema nähergebracht und mein Interesse geweckt. Ebenfalls gefielen mir die bildhaften Beschreibungen der marokkanischen Landschaft sehr gut.

Neben dem schönen Setting ist die Atmosphäre der Geschichte recht unheilvoll, was einen interessanten Kontrast schafft. Der Schreibstil ist dabei sehr flüssig zu lesen, das Erzähltempo, besonders am Anfang ist sehr rasant. Ständig passiert etwas, was das Miträtseln spannend macht. Die Spannung wird zudem durch kurze Kapitel und eingestreute Rückblenden hochgehalten. Allerdings wurde mir nach einer Weile, leider etwas zu schnell, klar, wem man nicht ganz vertrauen konnte. Dennoch gab es einige Wendungen, die mich überraschen konnten. Der Showdown war für meinen Geschmack etwas übertrieben und hinterließ ein schales, trauriges Gefühl, da viele Charaktere hier falsche Entscheidungen getroffen haben.

Insgesamt ist dieser Thriller eine gelungene Lektüre für zwischendurch, ideal, um abzutauchen und durch die Seiten zu surfen. :)
3,5

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Veröffentlicht am 25.03.2025

Amüsant und berührend

Es geht mir gut
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In diesem kurzen Roman wird die Ehe der Beckets beleuchtet. Es sind die 50er Jahre in den USA. Kathleen und Virgil sind seit 9 Jahren verheiratet und befinden sich in einer Krise. Beide erkennen, dass ...

In diesem kurzen Roman wird die Ehe der Beckets beleuchtet. Es sind die 50er Jahre in den USA. Kathleen und Virgil sind seit 9 Jahren verheiratet und befinden sich in einer Krise. Beide erkennen, dass sie eigentlich in einer Lebenslüge leben, für sich selbst, aber auch in Hinblick auf ihre Ehe. Ihre Lebensträume stehen auf dem Prüfstand und sie werden gezwungen, den verschiedenen Wahrheiten ins Auge zu sehen.

Das las sich für mich amüsant und humorvoll, durchaus auch etwas skurill und schwarzhumorig. Gleichzeitig las es sich ruhig, besinnlich und auch traurig. Die Charaktere von Virgil und Kathleen wurden gut herausgearbeitet, es wurde deutlich, warum sie sich füreinander entschieden haben. Beide suchten Sicherheit und für sich den einfachsten Weg, sie scheuten das Risiko, die Anstrengung. Zugleich wird deutlich, wie oft sie dadurch falsche Entscheidungen getroffen haben, mit Konsequenzen, die sie eigentlich nicht wollten.

Die Komposition und das Setting des Romans gefiel mir gut. Es betrifft einen einzigen Tag und ist kompakt und pointiert geschrieben. Dabei psychologisch interessant, sowohl die Perspektive von Kathleen, als auch die Perspektive von Virgil erhält Raum. Insgesamt gibt es einige Überraschungen sowie ein offenes Ende, was mir gut gefiel.

Man wird durchaus auch angeregt, sein eigenes Leben auf den Prüfstand zu stellen..:)

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