Cover-Bild Happiness Falls
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 544
  • Ersterscheinung: 15.04.2025
  • ISBN: 9783446279650
Angie Kim

Happiness Falls

Roman
Wibke Kuhn (Übersetzer)

Ein fesselnder Pageturner und eine nuancierte Familiengeschichte: Angie Kims neuer Roman »Happiness Falls«

Von einer Wanderung in den Wäldern Virginias kehrt nur der 14-jährige Eugene zurück, sein Vater ist spurlos verschwunden. Eugene ist aufgrund einer Autismus-Spektrum-Störung stumm und kann nicht mitteilen, was geschehen ist, wodurch er schnell selbst ins Zentrum der Ermittlungen gerät. Seine 20-jährige Schwester Mia beginnt eigene Nachforschungen anzustellen – und kommt einer Reihe von Geheimnissen auf die Spur, die die bürgerliche Fassade der Familie bröckeln lassen.
Ein mitreißender Pageturner voller überraschender Wendungen und ein sensibel erzählter Familienroman über die Frage, wie gut wir einander je kennen können.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2025

Zwischen Verschwinden und Verstehen – spannend, tiefgründig, berührend

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Der Roman spielt in einem Vorort von Washington zur Zeit des Corona-Lockdowns. Im Mittelpunkt steht eine fünfköpfige Akademikerfamilie mit südkoreanischen Wurzeln. Seit vier Jahren ist es vor allem der ...

Der Roman spielt in einem Vorort von Washington zur Zeit des Corona-Lockdowns. Im Mittelpunkt steht eine fünfköpfige Akademikerfamilie mit südkoreanischen Wurzeln. Seit vier Jahren ist es vor allem der Vater, der sich um die Kinder und den Haushalt kümmert, während die Mutter ihrer beruflichen Laufbahn nachgeht. Die 20 jährigen Zwillinge Mia und John studieren. Der 14-jährige Eugene hingegen befindet sich im Autismus Spektrum und lebt zusätzlich mit dem Angelmann Syndrom. Er ist nicht sprechfähig und seine Motorik ist beeinträchtigt.
Eines Tages kehrt Eugene allein und ungewöhnlich aufgewühlt von seinem täglichen Spaziergang mit dem Vater zurück. Der Vater bleibt jedoch spurlos verschwunden.

Erzählt wird die Geschichte rückblickend aus der ganz subjektiven Perspektive von Mia. Drei Monate nach den Geschehnissen hält sie ihre Erinnerungen schriftlich fest. Mia ist hochbegabt und hat ihre Ecken und Kanten. Ihr Erzählstil ist analytisch, aber auch oft witzig. Da sie zudem sehr gesprächig ist, neigt sie zu Ausschweifungen. Die Autorin nutzt Fußnoten, um diese Abschweifungen zu strukturieren, allerdings war für mich nicht immer nachvollziehbar, warum einige Anmerkungen ausgelagert wurden und andere nicht. Anfangs verfolgte ich diese Fußnoten noch interessiert, später empfand ich sie eher als störend für den Lesefluss und las sie dann im Anschluss. Mia tritt als kritische, auch selbstkritische Erzählerin auf – eine Eigenschaft, die mir besonders gut gefiel. Ebenso konnte sie Emotionen glaubwürdig vermitteln, was ihr Tiefe verlieh und mich immer wieder berühren konnte.

Wir begleiten sie bei der Suche nach dem verschwundenen Vater. Dabei erfahren wir zunehmend mehr über die familiären bzw. persönlichen Hintergründe. Verschiedene Szenarien werden durchgespielt: Was könnte dem Vater zugestoßen sein? Ist ein Unglück geschehene? Hat er sich bewusst abgesetzt – und wenn ja, warum?

Gleichzeitig rückt Eugene immer mehr ins Zentrum der Geschichte. Es stellt sich die Frage: Wozu ist er trotz seiner Einschränkungen in der Lage? Was übersehen seine Mitmenschen vielleicht? Welche Fördermöglichkeiten gibt es, welches ungenutzte Potenzial steckt in ihm? Wie geht es ihm eigentlich wirklich?

Nach und nach werden Hintergründe aufgedeckt, vieles wird dabei subtil angedeutet oder vorweggenommen. Der Roman ist dadurch spannend und fesselnd geschrieben. Der Schreibstil ist sehr gut lesbar. Neben dem zentralen Vermisstenfall vermittelt das Buch psychologisches Wissen und regt zum Nachdenken an – besonders über Kommunikation, Sprache und Identität. Wie gehen wir mit Menschen um, die sich sprachlich nicht (gut) mitteilen können? Welche Auswirkungen hat das auf ihr Selbstwertgefühl? Auch die Glücksforschung nimmt Raum ein, da der Vater sich damit beschäftigte. Die Einblicke in seine Überlegungen fand ich sehr interessant, zudem auch Studienergebnisse eingeflochten wurden. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen erfolgt oft sehr sachlich, was vielleicht nicht jedem Lesetyp zusagen dürfte. Mir gefiel es.

Besonders interessant fand ich zudem die Einblicke in den Umgang mit Autismus in den USA – sowohl gesellschaftlich als auch medizinisch oder strafrechtlich. Einige Aspekte recherchierte ich nach der Lektüre weiter, um sie besser einordnen zu können.

Auch das Thema Migration wird überzeugend dargestellt – insbesondere die Herausforderungen, mit denen Einwandererfamilien und ihre Kinder konfrontiert sind.

Ebenso eindrücklich ist die Schilderung der Belastungen und Herausforderungen, mit denen Familienmitglieder von Menschen mit Behinderungen zu kämpfen haben – sowohl Eltern als auch Geschwister. Schon der Debütroman der Autorin (Miracle Creek- ebenfalls sehr empfehlenswert) hatte mich in dieser Hinsicht sehr bewegt, und auch dieses Werk hat mich wieder sehr berührt.

Fazit:
Ein vielschichtiger, humanistischer Roman, der eine Vermisstensuche, ein Familienporträt und tiefgehende psychologische sowie philosophische Gedanken miteinander verwebt. Er ist spannend, zum Nachdenken anregend und emotional bewegend - und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

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Veröffentlicht am 22.04.2025

Emotionales Familiendrama

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In Happiness Falls von Angie Kim steht nicht nur das Verschwinden eines Vaters im Mittelpunkt, sondern vor allem die Dynamik einer Familie, die mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert wird. Die ...

In Happiness Falls von Angie Kim steht nicht nur das Verschwinden eines Vaters im Mittelpunkt, sondern vor allem die Dynamik einer Familie, die mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert wird. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Mia erzählt, einer klugen und reflektierten jungen Frau, deren analytische Gedanken den Leser tief in die Ereignisse eintauchen lassen.

Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung von Eugene, Mias jüngstem Bruder, der aufgrund von Autismus und dem seltenen Angelman-Syndrom nicht sprechen kann. Seine Rolle in der Geschichte ist zentral und wird mit großer Sensibilität behandelt, wodurch Themen wie Kommunikation und Verständnis auf eine neue Ebene gehoben werden. Die Handlung verwebt geschickt Elemente eines Familiendramas mit philosophischen Fragen über Glück und die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren. Obwohl einige Passagen, insbesondere die Tagebucheinträge des Vaters, etwas langatmig wirken können, bietet der Roman insgesamt eine tiefgründige und berührende Lektüre.

Das Buch ist mehr als nur ein Mystery-Roman; es ist eine einfühlsame Erkundung familiärer Beziehungen und der Herausforderungen, die mit neurodiverser Kommunikation einhergehen.

Veröffentlicht am 16.04.2025

Wenn Glück so einfach wäre

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Angie Kim hat es wieder getan: Sie hat eine psychlogischen Thriller geschrieben, der sich in den Koöpfen der Figuren und der Leser abspielt. Und wie schon in ihrem Debütroman „Miracle Creek“ bekommen Leser ...

Angie Kim hat es wieder getan: Sie hat eine psychlogischen Thriller geschrieben, der sich in den Koöpfen der Figuren und der Leser abspielt. Und wie schon in ihrem Debütroman „Miracle Creek“ bekommen Leser Einblicke in die Welt der koreanischen Einwandererfamilien in den USA.

Erzählt wird die Geschichte von der Zwilllingsschwester Mia, die neben dem Zwillingsbruder John noch den viel jüngeren autistischen Bruder Eugene hat. Eugene hat die seltene Gen-Anomalie Angelman-Syndrom. Während die Mutter das Geld für die Familie nach Hause bringt, kümmert sich der Vater um Eugene. Eugene sitzt im Rollstuhl und kann nicht sprechen. Aber ob er tatsächlich nicht sprechen KANN, weiß natürlich keiner. Er spricht einfach nicht.

Eines Morgens ist der Vater verschwunden. Erstaunlicherweise war Eugene offenbar alleine von ihrem gemeinsamen Spaziergang in den Park zurückgekommen. Mia hatte zwar Türen und andere Geräusche gehört, aber so sichtig hat sie sich nicht darum gekümmert, ging ihr Vater doch täglich mit Eugene spazieren und kehrte mit ihm heim. So ist sie einfach davon ausgegangen, dass auch an diesem Tag beide zurückkamen. Erst wenige Stunden später stellen Mia und John fest, dass zwar Eugene im Haus ist, aber nicht der Vater. Sie rufen der Polizei.

Jetzt erfolgt eine Odysse durch Recherchen und das Leben dieser koreanischen Einwandererfamilie. Auf der Suche nach dem Vater erfahren die KInder immer wieder sehr viel Neues aus seinem aktuellen Leben, von dem sie absolut keine Ahnung hatten. Sie erlebenn eine Überraschung nach der anderen und werden immer unsisicherer darin, ob sie ihren Vater und auch den kleinen Bruder Eugene tatsächlich gekannt hatten.

Aufgrund der Ich-Erzählerin, die Angie Kim sehr bewusst gewählt hat, gelangen die Leser tief in den Kopf dieser Figur. Gedanken und Handlungen verschmelzen, zumal die Handlungen immer aus ihrer Sicht und mit ihrer Interpretation geschildert werden. Der Ton ist mehr als plaudernd. Und wie die Erzählerin den Lesern auch selbst mitteilt, neigt sie zu langatmigen Abscheifungen. Natürlich: Wenn ihre Gedanken irgendwohin wandern, dann erzählt sie auch das. Diese Informationen füllen aber das Hintergrundwissen der Leser auf, damit sich die Spannung in ihren Köpfen vollständig aufbauen kann. Für manchen Leser wird dies sicherlich zu langatmig sein.

Die Themen dieses Thrillers »Happiness Falls« sind ähnlich denen des vorherhegenden Romans: die Behandlung von Autismus und das Leben koreanischer Migranten in den USA.

Mia weist auf ihre Abschweifungen hin und merkt an, dass sie diese auch gerne in Fußnoten von ihrer eigentlichen Schilderung ausklammert. Das wurde von Autorin und Verlag entsprechend auch mit Fußnoten umgesetzt, die mir persönlich nicht gefallen habe. Ich halte absolut nichts von Fußnoten in fiktiven Romanen. Solche Extraerläuterungen sollte ein Autor immer im normalen Text unterbringen können. In dem vorliegenden Roman sind die Fußnoten auch nur ein stilistisches Mittel eingesetzt und gewollt, um die gedanklichen Abschweifungen zu unterstreichen. Schließlich geht es im normalen Text wie auch in den Fußnoten immer um die Gedanken von Mia.

Die Spannung in »Happiness Falls« erhöht sich letztendlich mit jeder Überraschung, mit jeder nie vorausgeahnten Information im Verlauf der Suche nach dem Vater. Das ist umwerfend gemacht. Die einfachen und simplen Gründe (Unfall, Entführung, Verlassen der Familie), warum der Vater verschwunden und der kleine Bruder allein zurückkehren konnte, können nach kurzer Zeit schnell zu den Akten gelegt werden. Die wahren Gründe dafür werden wie bei jedem Roman zum Ende dargeboten und können so einige Rauchbomben in den Köpfen der Leser zünden.

Neben den Informatioen zu den koreanischen Einwanderern hat Angie Kim umfangreiche Informationen zu dem Krankheitsbild des Eugene untergebracht. Dies ist eine enorme Rechercheleistung. Obwohl diese Informationen durchaus interessant sind, bin ich der Meinung, dass sie nicht ganz so umfangreich hätten ausfallen müssen. Auch mit weniger wissenschaftlichen Argumenten wäre die Suche sehr spannend geblieben.

Dialoge zwischen den Figuren sind eher selten, da Mia sie aus ihrer Erinnerung heraus reproduzieren müsste. Der Spannung schadet es auf keinen Fall, wel man als Leser einfach nur mit MIa mitdenkt und versucht, ihre Ansichten und Begründungen nachzuvollziehen.

Und noch etwas ist in »Happiness Falls« besonders: Er enthält Grafiken und Bilder, mit denen die wiussenschaftlichen Thesen untermauert werden sollen. Grafiken, Tabellen, Strichlisten und Notizen, damit sich die Leser ein besseres Bild machen können.

Der Thriller »Happiness Falls« sorgt bis zum Ende für Spannung und berührt Themen, die einem normalerweise nicht begegnen, es sei denn, man hat persönlich mit ähnlich Betroffenen zu tun. Daher kann ich ihn ruhigen Gewissens empfehlen, trort der manchmal zu wissenschaftlich anmutenden Ausführungen. In meinen Augen zählt koreastämmige Angie Kim zu den Top-Damen des Thriller-Genres!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2025

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Veröffentlicht am 24.05.2025

Kontrovers, tragisch, emotional, aber zu wissenschaftlich erzählt.

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Dieser Roman wäre fast ein kleines Highlight geworden, wenn er etwas straffer und weniger wissenschaftlich erzählt worden wäre. Die Autorin hat unheimlich viel zum Thema Autismus und Sprache recherchiert ...

Dieser Roman wäre fast ein kleines Highlight geworden, wenn er etwas straffer und weniger wissenschaftlich erzählt worden wäre. Die Autorin hat unheimlich viel zum Thema Autismus und Sprache recherchiert und teilt ihre Erkenntnisse hier bis ins kleinste Detail mit. Es ist auf jeden Fall nicht uninteressant und auch nicht langweilig, aber mir war es hier und da ein bisschen zu viel.

Des Weiteren teilt uns unsere Hauptprotagonistin und Erzählerin Mia permanent - auch anhand von Fußnoten - ihre Gedankengänge mit, wodurch das Buch mit 544 Seiten irgendwann sehr in die Länge gezogen wird. Auch die ganzen Therapieansätze und Erklärungen des Krankheitsbildes von Eugene hätte man etwas kürzen und sich stattdessen mehr auf den Kriminalfall fokussieren sollen.

Denn das, was passiert ist, will man als Leser ja unbedingt erfahren: Mias Vater geht mit Eugene in einem nahegelegenen Park spazieren, kommt aber nicht mehr nach Hause. Stattdessen kehrt Eugene alleine zurück, völlig von der Rolle und mit schmutziger Kleidung. Aber was ist passiert und wo ist sein Vater?

Da Eugene sich nicht artikulieren kann, versucht die Familie mit Hilfe von Freunden und der Polizei den Verschollenen zu finden und die Geschehnisse zu rekonstruieren. Als Zeugenaussagen und Videoaufnahmen auftauchen, geraten bisherige Überzeugungen aller Beteiligten ins Wanken. Zudem findet Mia heraus, dass ihr Vater scheinbar ein Doppelleben geführt und viele Geheimnisse hatte.

HAPPINESS FALLS ist ein emotionales, tragisches Familiendrama, das durchaus unter die Haut geht. Das Verhalten der Familienmitglieder, besonders am Ende, war kontrovers, aber nachvollziehbar. Ein wirklich empfehlenswertes Buch mit interessanten und authentischen Charakteren.

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