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Veröffentlicht am 29.09.2021

Chaos bei Kommissar Kluftinger

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Weihnachten steht vor der Tür und das bedeutet auch für Kommissar Kluftinger einige Vorbereitungen, manche davon nervig, andere liebgewonnen. Alles hätte so schön, geordnet und organisiert sein können, ...

Weihnachten steht vor der Tür und das bedeutet auch für Kommissar Kluftinger einige Vorbereitungen, manche davon nervig, andere liebgewonnen. Alles hätte so schön, geordnet und organisiert sein können, wäre nicht seine Frau Erika kurz vor dem heiligen Abend von der Leiter gestürzt. Nun steht der Kommissar allein mit den restlichen Besorgungen und Vorbereitungen und verzapft ein Chaos nach dem anderen. Ruhige, besinnliche Stunden sind stehen da definitiv nicht auf dem Tagesplan.

Ich kenne die anderen Bücher rund um den Kommissar nicht, so bin ich unvoreingenommen an die Geschichte gegangen und kann auch nicht vergleichen, ob er sich in der Weihnachtsgeschichte anders verhält, als in den „regulären“ Kriminalromanen. Wenn er allerdings seine Fälle genauso chaotisch, unorganisiert und gefährlich-kreativ löst, wie er das anstehende Problem mit der alleinigen Bewältigung der Weihnachtsvorbereitungen angeht, dann sehe ich für seine berufliche Laufbahn eher schwarz. Als gestandener Kommissar, der sonst schwierige, komplizierte Fälle löst, wie er auch selbst sagt, hätte ich doch erwartet, dass er auch bei Alltagsherausforderungen etwas cleverer ist. Er wirkte auf mich zwischendurch wirklich extrem tollpatschig und wesentlich unstrukturierter, als er es in seinem Beruf sein sollte- auch wenn sein Beruf an sich hier keine ganz direkte Rolle spielt, da es keine Ermittlungen gibt.
In 24 Kapiteln kann man den Protagonisten dabei begleiten, wie er sich immer wieder in neues Chaos stürzt bzw. es selbst produziert und sich dann bemüht, irgendwie einen Weg hinaus zu finden, was ihm meistens eher über Umwege oder mit sehr viel mehr Glück und Fügung gelingt als mit Können und Geschick. Einige dieser Passagen waren ganz witzig, anderes hat einfach meinen persönlichen Humor nicht unbedingt getroffen. Am meisten schmunzeln musste ich über die wilde Kombination aus Deutsch und Englisch, die Kluftinger nutzt, um mit dem japanischen Vater seiner Schwiegertochter zu kommunizieren. Was dabei entsteht, ist zwar irgendwie klischeehaft, hat mir aber dennoch gut gefallen und hat mich immer wieder erheitert. Aus den kreativen Wortschöpfungen und Satzkonstruktionen kann man als Deutschverstehender auf jeden Fall auch entnehmen, was eigentlich gemeint ist. Für jemanden der versuchen muss, das Englische zu verstehen, dürfte es wohl schwierig werden. Kein Wunder dass es dabei dann auch immer wieder zu Missverständnissen kommt. Ebenfalls schön eingeflochten fand ich die Eigenarten der Sprechweise aus dem Allgäu, der Heimat des Kommissars. So wirkte er einfach authentischer und man konnte trotzdem verstehen, was er gesprochen hat, vielleicht auch, weil man es ja geschrieben gesehen hat.

Der Schreibstil des Autorenduos ist flüssig und leichtgängig. Die chaotische Geschichte hat sich schnell lesen lassen und auch wenn man manchmal schon geahnt hat, was wohl als nächste Katastrophe kommen wird, gab es auch einige Stellen, an denen dann noch mal eins oben drauf gesetzt wurde. Mit Kluftinger allein zu Haus wird es definitiv nicht langweilig – auch wenn er gar nicht so lang allein war. Ohne seine Erika ist er in jedem Fall ziemlich aufgeschmissen und greift zu unkonventionellen Methoden, um seine Haut irgendwie zu retten.
Insgesamt eine kurzweilige Geschichte, die für mich statt richtiger Weihnachtsstimmung aber eher Katastrophenstimmung verbreitet hat, denn traditionell weihnachtlich war bei den Kluftingers am Ende nicht mehr viel. Dennoch waren Traditionen und Weihnachtsthemen natürlich erkennbar und integriert, nur teilweise eben neu interpretiert bzw. durch Katastrophe 1-24 ziemlich durcheinander gebracht.
Fazit

Bei Kommissar Kluftinger sollte man besser zu Weihnachten nicht vorbei schauen, wenn er sich allein um die Verbreitungen kümmern muss. Sonst stolpert man von einer Katastrophe in die nächste und ist umgeben von grenzenlosem Chaos. Ein kurzweiliges Buch das mich zwischendurch zum Schmunzeln gebracht hat, aber vor allem durch die witzigen Wortschöpfungen und den Deutsch-Englisch-Mix, den der Protagonist aus Mangel an Sprachkenntnissen nutzen muss, und nicht unbedingt aufgrund der hausgemachten, teilweise fast etwas überzogenen Katastrophen. Wäre der Protagonist nicht Kommissar, von dem man etwas mehr Planungsgeschick und Umsicht erwarten würde, wäre es vielleicht aber auch etwas anderes gewesen.

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Veröffentlicht am 22.09.2021

das Leben lernen, begleitet vom kleinen Tod, 3,5 bis 4 Sterne

Hey, ich bin der kleine Tod … aber du kannst auch Frida zu mir sagen
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Samuel hat den Großteil seines bisherigen Lebens im Krankenhaus verbracht. Er musste sich schützen vor allen möglichen Gefahren und Krankheitserregern, denn all das kann ihn so schlimm krank machen, dass ...

Samuel hat den Großteil seines bisherigen Lebens im Krankenhaus verbracht. Er musste sich schützen vor allen möglichen Gefahren und Krankheitserregern, denn all das kann ihn so schlimm krank machen, dass er sterben könnte. Als er endlich, nach vielen Therapien, das Krankenhaus verlassen darf, ist er deswegen besonders vorsichtig. Die Welt entdecken, jetzt, da er es kann? Nein, auf keinen Fall, da lauern überall Gefahren und Keime! Er verzichtet also komplett darauf rauszugehen – alles viel zu gefährlich. Mit anderen Kindern spielen? Nein danke,ebenfalls viel zu gefährlich. Obwohl er es jetzt könnte, verweigert Samuel sich, zu Leben. Bis plötzlich Frida vor ihm steht und er sich notgedrungen darauf einlässt, ihr ein bisschen was zu zeigen. Samuels Ziel ist es, Frida wieder loszuwerden und dass so schnell es geht. Doch Frida hat andere Pläne. Und am Ende müssen beide einsehen, dass manche Planänderung viel schöner ist, als die ursprüngliche Idee.

Nach dem Lesen des Buches war ich etwas zwiegespalten und es fällt mir schwer zu sagen, wie es mir genau gefallen hat. Es gibt wirklich viele tolle Aspekte in dem Buch, es gibt aber auch Dinge, mit denen ich hadere, besonders auch in Hinblick auf das empfohlene Lesealter. Was zum einen daran liegt, dass ich mir nicht sicher bin, wie sehr Kinder mit 10 Jahren schon „um die Ecke denken“, wie viel sie hinein interpretieren und ob es wirklich nötig ist, ihnen immer wieder „Mordfantasien“ unter die Nase zu reiben.

Etwas detaillierter:
Samuel kennt eigentlich nur das Leben im Krankenhaus. Für den Elfjährigen stellt es eine große Herausforderung dar, sich jetzt dem „normalen“ Leben zu stellen, mit all den Gefahren, Unfallrisiken und Keimen. Während seiner Krankheitsgeschichte konnte er sich nämlich wunderbar damit beschäftigen, wobei man statistisch gesehen am häufigsten stirbt oder sich schwer verletzt. Sein Entschluss steht demnach fest: er verlässt einfach das Haus nicht, da kann ihm schon mal weit weniger passieren. Diese Reaktion fand ich nachvollziehbar, schließlich musste er all die Jahre aufpassen, dass ihm nichts passiert, er nicht krank wird, immer wieder um sein Leben kämpfen. Andererseits nutzt er die Chance auf sein neu gewonnenes Leben damit natürlich auch so gar nicht – bis Frida kommt. Frida, die sich als kleiner Tod vorstellt und damit eine Auszubildende des großen Tods ist. Kann man vom Tod lernen, wie leben geht? Man möchte vielleicht denken: nein, wie soll das gehen. Aber durch das ungleiche Gespann, gelingt es tatsächlich Samuel aus seinem Schneckenhaus zu holen – einen Aspekt den ich an sich wirklich mochte. Wodurch er Frida zeigt, wie es ist ein Mensch zu sein, was wichtig ist, woran man denken muss, was die Dinge zu bedeuten haben, die sie fühlt und so weiter, lebt er ganz automatisch mit, überschreitet vorher gesetzte Grenzen, lernt neue Leute kennen und erlebt Sachen, die er bisher nie machen konnte. Wie sie sich gegenseitig anstacheln, teilweise auch aufziehen und miteinander agieren mochte ich. Etwas bitterer Beigeschmack dabei ist allerdings, dass Frida immer wieder überlegt, was sie noch gefährliches machen können, damit sie Samuels Seele möglichst bald mitnehmen kann. Das ist schon makaber. Nun ist es für mich, als erwachsene Leserin, nicht das Problem das zu selektieren und für mich das rauszuziehen, was teilweise nur zwischen den Zeilen steht und eben Frida auch einfach als unerfahren und nicht zwingend böse zu sehen, gelingt das aber auch den jungen Lesern?
Es gibt schon witzige Passagen im Buch, kuriose Erlebnisse, schräge Versuche, die missglückte Situation zu retten und ganz nebenbei gewöhnen die beiden sich so aneinander, dass eine Freundschaft entsteht. Die Erkenntnisse, die Frida zum Thema Freundschaft auf ihre Spickzettel schreibt, mochte ich besonders. Das ist wirklich mitten aus dem Leben gegriffen. Auch wenn der Hintergedanke, wieso sie diese Freundschaft will, eher düster bleibt.

Leben und Tod ist unvereinbar und auch Kinder kommen leider immer wieder damit in Berührung. Sich sein Leben zu „verbieten“, nur um keine Gefahr einzugehen, das ist sicher nicht der richtige Weg. Und Samuel erlebt so viel, was er vorher als zu gefährlich empfand und hat größtenteils dann auch Spaß daran, die Welt zu entdecken. Mit Frida wird es auch wahrlich nie langweilig. Man könnte vielleicht auch im übertragenen Sinne sagen, der Tod steckt in allen Dingen oder kann einen überall erwarten, nicht nur dort, wo man es für wahrscheinlich hält, aber ebenso kann man auch einfach tolle Erfahrungen sammeln, ohne dass dabei etwas passieren muss.

Das Buch ist super schön illustriert. Durch die Bilder wird die Handlung sehr lebendig und ich fühlte mich, als wäre ich stets mit dabei, wenn Samuel und Firda wieder neues erleben, wenn Frida neuen Unsinn anstellt und einfach mal testet, was alles so möglich ist. Für sie ist es das erste Mal auf der Erde, sie kennt also selbst die grundlegenden Dinge nicht, das führt immer wieder auch zu witzigen Situationen und insgesamt wird schon eine gewisse Leichtigkeit im Buch aufrechterhalten, obwohl es ja durchaus ein ernstes Thema ist, das da mitschwingt. Es gibt viele schöne Entwicklungen, besonders der Aspekt der Freundschaft und auch die Änderungen innerhalb der Familie haben mir gut gefallen. Es wird nicht nur Samuels Seite beleuchtet, auch wenn er im Mittelpunkt steht, auch wie seine Eltern sich fühlen, fließt mit ein – ein Punkt, den ich wichtige finde, denn ein krankes Kind zu haben, ist für Eltern eine emotionale Herausforderung, die ihnen auch mental und körperlich oft einiges abverlangt.
Die anderen Personen, die Samuel und Frida kennenlernen, wurden insgesamt nicht so intensiv behandelt. Bei den beiden Pfadfinder-Kids fand ich das schade, weil auch sie ihre Päckchen zu tragen hatten, aber das hätte vermutlich auch einfach den Rahmen gesprengt.

An sich mochte ich auch den Schreibstil und auch die Charaktere an sich haben mir gefallen und waren definitiv mal anders, als man sie sonst oft erlebt. Die Geschichte liest sich sehr flüssig, die Handlung geht schnell voran, es gibt immer wieder Chaos und neue Probleme, aber auch schöne Erkenntnisse und tolle Erlebnisse. Trotzdem ist der Aspekt „wie bringe ich Samuel am besten in Gefahr“ irgendwie schwierig… Aus Fridas Sicht kann man das sicher verstehen, schließlich denkt sie, dann hat sie ihre Aufgabe schneller erfüllt. Auf ihrem Weg, das Leben zu lernen, muss auch sie selbst viel lernen, erkennen und verstehen. Ihren Erkenntnisprozess an sich mochte ich auch. Man könnte ihre Gedanken zu „was ist schön gefährlich“ vielleicht auch auf die Weise interpretieren, dass eben viele Dinge gefährlich sein können, es aber nicht zwingend immer sind, nicht nur weil Frida nicht so eingreifen kann, wie sie gern will, sondern weil vielleicht auch viel Zufall oder Pech nötig wäre. Allerdings denke ich, das sind alles eher Gedanken, die ich mir als Erwachsene mache.

Am Ende bleibt es für mich schwierig, das Buch wirklich einzuschätzen… Sich mit dem Thema Tod, Sterben und Krankheit auseinander zu setzen, finde ich schon wichtig. Das muss natürlich jeder dann auch für sich oder sein Kind beurteilen, ob das passend ist und verarbeitet werden kann. Möglicherweise kann es auch dabei helfen, wenn man als junger Leser selbst von Krankheit betroffen ist bzw. war, wieder mehr Mut zu fassen, das Leben anzugehen und sich nicht zu verstecken, denn es gibt viel zu erleben und vielleicht muss man sich ein Stückweit auch mit dem Tod anfreunden, um das Leben genießen und nutzen zu können.
Fazit

Ein Kinderbuch, das ein eher bedrückendes Thema mit einer gewissen Lockerheit und auch einer ordentlichen Portion Witz kombiniert. Viele der Entwicklungen, besonders die Aspekte rund um Freundschaft, innerhalb der Handlung mochte ich und ich finde es an sich auch gut, dass Krankheit und Tod nicht nur bedrückend und erschlagend dargestellt worden sind, damit auch jüngere Leser einen besseren Zugang zu den Themen finden. Dennoch finde ich den Gedanken, den Frida ja immer wieder einwirft, irgendwie schwierig.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

facettenreicher Auftakt

Das Geheimnis der Talente
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Meleks Leben lief eigentlich in relativ geordneten Bahnen. Sie ist zwar eher eine Außenseiterin, hat kaum Freunde oder Menschen, die ihr nah stehen, aber sie ist recht gut in der Schule, spielt Basketball ...

Meleks Leben lief eigentlich in relativ geordneten Bahnen. Sie ist zwar eher eine Außenseiterin, hat kaum Freunde oder Menschen, die ihr nah stehen, aber sie ist recht gut in der Schule, spielt Basketball und kommt klar mit der Situation, wie sie ist. Seit einiger Zeit ist allerdings etwas seltsam: egal was sie anstellt, sie trifft auf dem Spielfeld stets den Korb. Glück? Gutes Training? Oder steckt womöglich mehr dahinter? Schließlich hat doch jeder irgendein Talent. Der eine spielt eben überragend Basketball, der nächste kann unglaublich gut zeichnen, singen oder hat eine ausgesprochen kreative Ader. Um solche eher alltäglichen Talente geht es in „Das Geheimnis der Talente“ jedoch nicht. Denn Melek könnte fortan zu einer Truppe von unterschiedlich „talentierten“ Leuten gehören, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Gefühle der Menschen zu schützen und dabei unter Umständen ihr eigenes Leben zu riskieren. Allerdings müssen sie nicht nur auf ihre Sicherheit acht geben, sondern auch auf ihre Herzen, denn man weiß nie, ob man wirklich denjenigen vor sich stehen hat, den man zu sehen gleich.

Das Leben von Protagonistin Meleks wird innerhalb kurzer Zeit gehörig auf den Kopf gestellt. Ihre erwachte Gabe zeichnet sie als „Volltreffer“ aus und damit ist sie ein wichtiger Teil der Talente-Truppe rund um Anführer Jakob. Zu der Gruppe gehören noch weitere Personen mit ungewöhnlichen Gaben, wie enorme Schnelligkeit, die Kommunikation mit Tieren, übernatürliche Stärke und das Empfangen von Visionen bzw. Voraussagen von verschiedenen Dingen. Nach und nach lernt man die einzelnen Talente etwas besser kennen, von manchen erfährt man recht viel, andere bleiben eher im Hintergrund, was ich bei der Fülle an Informationen und Ereignissen innerhalb des Buches jedoch auch gerechtfertigt und nachvollziehbar finde. Hinzukommt dass die Handlung aus der Sicht von der Protagonistin geschildert wird, womit man von ihr, ihren Gefühlen und Gedanken und den Personen, die ihr am nächsten stehen, natürlich auch am meisten mitbekommt. So liegt der Fokus der Geschichte auf Melek selbst, Erik, Jakob und Sylvia und natürlich den Feinden der Talente: den Dschinn. Angezogen von den Gefühlen der Menschen, mischen sie sich immer wieder unter die Leute, um ihren eigenen Hunger zu stillen. Wen sie zurücklassen, der wird nie wieder sein, wie zuvor. Und als wäre das alles noch nicht kompliziert genug, wird auch das Privatleben der jungen Talente zunehmend durcheinander gewirbelt. Ein umfangreiches Lügennetz, in dem man viele Entbehrungen und Gerüchte auf sich nehmen muss, umfängt Melek und die anderen. Ein Entkommen ist nicht in Sicht, eher im Gegenteil. Sie gerät immer mehr in den Strudel aus Gefahr und Gefühlsduselei. Bald ist nicht mehr klar, wer ihr am meisten den Kopf verdreht, dabei sollten sich alle auf die Probleme konzentrieren, die unaufhaltsam auf die Gruppe zurasen.

Durch die gewählte Perspektive ist man sehr nah am Geschehen und bekommt all die Dinge, die bei Melek passieren, sehr intensiv mit. Ihr macht die neue Situation stark zu schaffen und trotzdem bemüht sie sich, nicht aufzugeben und sich dem zu stellen, was von ihr erwartet wird. Dabei ist im Laufe des Buches bei ihr eine deutliche Entwicklung zu sehen, was mir gut gefallen hat. Melek lernt viel über sich und über ihre Mitmenschen und auch wenn sie nach außen hin nicht der einfühlsamste und offenste Mensch ist, so erlebt man sie durch die Innensicht noch mal von einer anderen, gefühlvolleren Seite. Sie wächst mit ihren Aufgaben und geht Probleme an, auch wenn sie selbst dabei oft zurück stecken muss und nicht immer den besten Weg wählt. Melek ist vielleicht schon ein wenig spezielle, aber ich mag sie, auch weil sie nicht sofort die Superheldin ist, die alles kann und alles weiß und niemals Fehler begeht.
Besonders ins Herz geschlossen habe ich auch Sylvia. Die 13jährige ist ein echtes Goldstück. Durch ihre liebevolle, offene und herzliche Art bringt sie immer wieder ein paar Sonnenstrahlen in die Geschichte, auch wenn die dunklen Wolken noch so dicht am Himmel hängen.
Jakob, Levian und Erik spielen im Buch ebenfalls eine wichtige und für Melek oft verwirrende Rolle. Ihre Empfindungen und Erwartungen in Bezug auf die drei Männer zu sortieren, ist nicht immer leicht.

Der Schreibstil von Mira Valentin ist angenehm, flüssig, mitnehmend und sehr bildhaft. Detaillierte Beschreibungen machen es möglich, sich die Handlungsorte gut vorstellen zu können. Besonders atmosphärisch waren dabei die Schauplätze im Wald. Das Geheimnisvolle, Düstere und trotzdem auch Idyllische kommt durch die Schilderungen sehr gut rüber. Es ist der ideale Ort für all die magischen, unheimlichen und gefährlichen Momente, die besser von anderen unbeobachtet bleiben. Aber auch die Figuren kann man sich gut vorstellen und bekommt ein gutes Bild von der bunt gemixten, facettenreichen Talente-Truppe.
Während es zu Beginn des Buches zunächst etwas ruhiger zugeht und man erst mal die Grundregeln der Truppe und die Veränderungen, die auf die Talente zukommen, kennen lernt,wird es im Verlauf dann immer temporeicher, gefährlicher und intensiver. Es werden Geheimnisse gelüftet und Zusammenhänge aufgezeigt, die Handlung wird verstrickter und auf unterschiedlichen Ebenen immer komplexer. Faszinierend fand ich die Einblicke in das Leben und die Fähigkeiten der Dschinn. Umso mehr man von den unheimlichen Wesen erfährt, umso mehr Fragen tauchen auf, denn nicht alles ist so, wie die Talente bisher angenommen hatten. Die neuen Erkenntnisse lassen einiges im neuen Licht erscheinen, aber es ist längst nicht alles aufgedeckt.

Die Kombination aus Überraschungen, Wendungen, turbulente Momente, gefühlvollen Szenen und tiefgreifenden Informationen ist gelungen und abwechslungsreich. Die Handlung schreitet stetig voran, die Protagonisten werden transparenter, entwickeln sich weiter und festigen ihre Rolle innerhalb der Gruppe. Es werden Geheimnisse gelüftet, Fragen beantwortet und neue aufgeworfen. Man kann auf jeden Fall gespannt sein, wie es weitergehen wird.

Für mich war das Buch ein reread. Ich habe die Geschichte bereits vor einigen Jahren gelesen und jetzt gemerkt, wie viel ich in der Zwischenzeit schon wieder vergessen hatte. Zwar waren mir noch einige wichtige Plotpunkte bekannt und beim Lesen kam auch die eine oder andere Erinnerung wieder, ich habe allerdings auch viele Passagen gehabt, an die ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte. So war das nochmalige lesen auf jeden Fall wieder ein schönes Erlebnis und es hat viel Spaß gemacht den steinigen Weg der Talente erneut zu verfolgen, selbst wenn man weiß, dass es noch viel steiniger und komplizierter wird im Verlauf der Reihe.

Fazit
Ein toller, abwechslungsreicher, spannender Auftakt der Reihe, der viel zu bieten hat. Geheimnisvolle Dschinn, facettenreiche Protagonisten, weit vernetzte Talente-Strukturen und gleichzeitig ein bisschen von dem ganz normalen Wahnsinn, den wohl jeder kennt. Gefühle, die Kopf stehen, Freundschaften die auf die Probe gestellt werden, Entscheidungen, die man treffen muss, ohne zu wissen, was sie für das weitere Leben bedeuten. Langweilig wird es mit den Geheimnissen der Talente auf jeden Fall nicht.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

kurzweiliger Thriller

Wenn die Stille schreit
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Wäre es nicht so enorm wichtig gewesen an diesem Tag im Büro zu erscheinen, hätte Tim sich wohl bei der angekündigten Wetterlage überlegt zu Hause zu bleiben. Als er sich dann abends mühsam durch den Schneesturm ...

Wäre es nicht so enorm wichtig gewesen an diesem Tag im Büro zu erscheinen, hätte Tim sich wohl bei der angekündigten Wetterlage überlegt zu Hause zu bleiben. Als er sich dann abends mühsam durch den Schneesturm zu seinem abgelegenen Haus durchgekämpft hat, ist alles still, ungewöhnlich still. Und dass obwohl seine Frau ihm doch eben erst am Telefon gesagt hat, sie würde wach bleiben, bis er da ist. Für Tim beginnt der Horror seines Lebens…

Wie bei der Kürze der Geschichte zu erwarten, geht es ohne großes Vorgeplänkel gleich mitten im Geschehen los. Durch die Dunkelheit und Stille, die Tim entgegenschlägt, als er zu Hause ankommt, wird direkt ein ungutes Gefühl generiert, das einen die gesamte Zeit kaum wieder los lässt. Man ist dabei, wie der Protagonist systematisch alle Räume absucht und wie dabei die Unsicherheit und Zweifel in ihm immer größer werden. Tim scheint verfolgt zu sein vom Pech, vielleicht hat aber auch jemand dafür gesorgt, dass einfach alles schief gehen muss und er nicht recht vorankommt. Außerdem begleitet ihn die eine stetig wachsende, eisigen Angst, die es ihm schwer macht, noch einen klaren Gedanken zu fassen.
Man lernt die Figuren natürlich nicht unglaublich tiefgründig kennen, das war aus meiner Sicht hier aber auch nicht nötig, die Geschichte funktioniert mit den Informationen, die man bekommt, um die Zusammenhänge zu verstehen. Es war für mich persönlich jetzt auch nicht der allergrößte Nervenkitzel überhaupt, aber die Handlung hat schon immer mal wieder für ein ungutes Gefühl gesorgt und die Anspannung kam gut rüber. Insgesamt hat mir der Stil gut gefallen.
Es ist ein kurzweiliger Thriller, der mich gut unterhalten und besonders durch die Auflösung dann auch überrascht hat. Man macht sich beim hören ja so seine Gedanken, wie das zusammenhängen könnte und was da passiert ist. Wer die anderen Personen sind, die zwischendurch auftauchen und was ihre Rolle ist. Obwohl es dabei Gedanken gibt, die man als zu offensichtlich wieder abtun möchte, kamen mir doch immer wieder auch Zweifel, ob es nicht dennoch sein könnte, weil es so gut gepasst hätte. Mir hat dieses Spiel mit den eigenen Annahmen gut gefallen, auch weil es sich am Ende dann eben anders zusammensortiert hat. So bleibt es auch interessant und spannend die Ereignisse zu verfolgen und sich stetig zu fragen, wie es nun zusammen passt.

Der Sprecher hat einen guten Job gemacht und die Ereignisse stimmungsvoll gelesen. Durch die Anpassung in der Lautstärke wurde die Atmosphäre im Buch gut unterstützt. In der Handlung geflüsterte Sätze wurden leiser gesprochen, Ausrufe, die geprägt waren von Panik entsprechend lauter. So wurde man intensiv mitgenommen und konnte gut in das Geschehen und die herrschenden Emotionen eintauchen. Die Handlung und die Stimmung wurden aus meiner Sicht gut transportiert. Ich mochte auch die Klangfarbe der Stimme, die gut zum Buch passte.
Fazit

Ein kurzweiliger Thriller, der mich gut unterhalten und mit der Auflösung überrascht hat. Es hat Spaß gemacht zuzuhören und ich fühlte mich vom Sprecher gut mit durch die Handlung genommen.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

schöne Fortsetzung, abwechslungsreich und spannend

Akademie Fortuna - Eine Vision zur richtigen Zeit
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Achtung: zweiter Band! Vorwissen ist zu empfehlen, damit man alle Zusammenhänge versteht. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

In Horror’s Cope könnte nach der zurückliegenden ...

Achtung: zweiter Band! Vorwissen ist zu empfehlen, damit man alle Zusammenhänge versteht. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

In Horror’s Cope könnte nach der zurückliegenden Prüfung an der Akademie Fortuna nun eigentlich wieder Ruhe einkehren…wären da nicht die mysteriösen Umstände unter denen der Nekromant Ben verschwunden ist und all die anderen Dinge, die ans Licht kommen, als Sorry und ihre Freunde nach ihm suchen. Die aufgedeckten Geheimnisse wirbeln einiges durcheinander und sorgen für neuen Zündstoff in den teilweise ohnehin schon ziemlich rivalisierenden Wahrsagerfamilien. Für Protagonistin Sorry, ihre beste Freundin Missy und einige Schüler der Akademie beginnt ein spannendes, aber nicht ganz ungefährliches Abenteuer mit einem festen Ziel: Ben finden und retten!

Innerhalb der Handlung gibt es kleine Rückblenden auf die Geschehnisse des ersten Bandes, die dabei helfen können, Erinnerungen zurück zu bringen und Verknüpfungen zwischen den Figuren und Ereignissen herzustellen. Sollte man den ersten Teil der Reihe nicht kenne, schätze ich jedoch, es werden einige Aspekte und Zusammenhänge auf der Strecke bleiben, deswegen würde ich Vorwissen auf jeden Fall empfehlen. Die Hinweise empfand ich als angenehm in die Geschichte eingeflochten. Teilweise waren es Erinnerungen von Sorry, es gab aber auch Gespräche mit ihren Freunden in denen sie einiges haben Revue passieren lassen, um dann auf die daraus resultierenden Aspekte zu schauen und ihr zukünftiges Vorgehen zu planen.

Der Schreibstil hat mir wieder gefallen und ich fühlte mich direkt von an Beginn gut mitgenommen. Die Geschichte ist angenehm und gut verständlich erzählt, leichtgängig und trotzdem auch spannend und facettenreich. Ich kann mir gut vorstellen, dass junge Leser und Leserinnen viel Spaß mit dem Buch haben werden. Durch die tollen Illustrationen wird die Handlung richtig schön unterstützt und noch lebendiger. Man kann sich ein gutes Bild von den Charakteren und einigen der Geschehnisse machen.

Im Fokus der Geschichte stand die Situation rund um Ben, die im Verlauf des Buches noch einige Geheimnisse und Verstrickungen mit sich brachte. So gab es für seine Freunde immer neue Dinge zu bedenken, Aspekte zu verarbeiten und Zusammenhänge herzustellen. Mit Voranschreiten des Buches wird es auch immer turbulenter und die Charaktere müssen einiges auf sich nehmen, trotzdem gibt es aber auch immer wieder Momente zum Schmunzeln oder Lachen. Die unterschiedlichen Arten des Wahrsagens spielen bei dem Versuch Ben zu retten aber natürlich wieder eine Rolle. Man bekommt weitere Einblicke in die Möglichkeiten der Vorhersagen und erfährt zudem auch Neues über die Familien und zu einigen Hintergründen. Dadurch wird die Geschichte verstrickter und komplexer. Gut gefallen haben mir auch die Blicke in die Vergangenheit, die ebenfalls lebendig geschildert waren und offenbarten, dass alles noch viel komplizierter und verzwickter ist, als Sorry dachte.
Etwas schade fand ich, dass es nicht so viele Alltagsvisionen gab wie man es aus dem ersten Buch kannte. Diese Stellen mochte ich immer besonders gern, vor allem weil daraus oft witzige oder chaotische Szenen resultierten. Andererseits entwickeln sich die Fähigkeiten der Protagonistin auch weiter und sie schult Techniken um bewusst Visionen zu erzeugen, was ich ebenfalls interessant fand und ermöglicht hat, noch ganz andere Einblicke zu bekommen, als es mit den Alltagsvisionen möglich gewesen wäre.

Sehr abwechslungsreich wird die Geschichte aber nicht nur durch die unterschiedlichen Wahrsagearten und die neuen Aspekte, die man mit den Charakteren zusammen herausfindet, sondern auch durch die Individualität der Figuren. Die meisten kennt man bereits aus dem ersten Band, es kommen aber auch ein paar neue Charaktere dazu, die zuvor keine Rolle gespielt haben. Jeder bringt seine Stärken und Schwächen, Eigenarten und Besonderheiten mit. So wird es mit der Konstellation definitiv nicht so schnell langweilig. schön finde ich auch, dass es eine nichtbinäre Figur gibt. Das Thema ist nicht Mittelpunkt des Geschehens, aber es wird kurz angerissen und insofern erklärt, dass man zumindest weiß, was es bedeutet. Neugierigen bzw. interessierten Leser*innen gibt das bestimmt einen Anstoß sich über das Thema zu informieren und genauer damit zu befassen, aber selbst wenn nicht, weiß man auf jeden Fall, dass es das gibt. Auch die Gebärdensprache spielt wieder eine Rolle, was ich sehr mochte. Es zeigt zusätzlich wie verschieden die Charaktere sind und dass trotzdem alle Teil des Ganzen sind. Innerhalb der Geschichte konnte man auch schön verfolgen wie neue Freundschaften geschlossen werden bzw. die Figuren offen dafür sind, auf Leute zuzugehen oder sich für sie einzusetzen, auch wenn sie vorher nicht so viel miteinander zu tun hatten oder es Unstimmigkeiten gab. Dabei werden dann teilweise auch Vorurteile abgebaut und sie Schüler und Schülerinnen der Akademie Fortuna erkennen, dass längst nicht alles so ist, wie sie geglaubt haben. Große Ziele erfordern einige Maßnahmen und oft kann man diese eben nur in der Gemeinschaft erreichen.
Fazit

Ein schöner, abwechslungsreicher zweiter Band, der neue Einblicke in die Welt der Akademie Fortuna und des Wahrsagens gibt, gleichzeitig aber auch neue Informationen zu der Vergangenheit der Wahrsagerfamilien liefert, Verstrickungen aufzeigt und neugierig macht auf das, was da noch kommen wird. Ich mag die tolle Kombination aus leichtgängiger Geschichte, der Portion Witz und den wunderschön gestalteten Illustrationen, die alles gleich noch lebendiger machen.

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