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Veröffentlicht am 10.04.2019

Ich war noch nie so schnell ...

Tote Asche
4

In der Tat habe ich bislang noch keinen Thriller in derart kurzer Zeit gelesen - es dauerte lediglich 40 Stunden (brutto; denn man muss ja auch noch was arbeiten und mal schlafen). Glückwunsch, liebe Autorin! ...

In der Tat habe ich bislang noch keinen Thriller in derart kurzer Zeit gelesen - es dauerte lediglich 40 Stunden (brutto; denn man muss ja auch noch was arbeiten und mal schlafen). Glückwunsch, liebe Autorin!

Das Buch fesselt von der ersten Seite an, es ist klar strukturiert, der Schreibstil ist flüssig, Spannungsaufbau und -bogen sind großartig. Die Handlung ist so realistisch aufgeführt, dass man regelrecht das Gefühl hat, mittendrin als kleines Teilchen mitzuwirken. Alles wirkt plastisch (z.B. "Rattern der Kaffeemaschine ... oder "Giraffe scheint den Kopf aus dem Bild zu strecken...") und schaltet das Kopfkino an.

Schon schlimm genug, wenn die Hauptperson erfährt, der Tod würde sie in wenigen Tagen ereilen... Trotzdem sammelt sie unentwegt Puzzlestück für Puzzlestück und fügt das Ganze zusammen. Verwirrend für mich: Warum offenbart sie sich wirklich KEINEM Mitmenschen? Ist sie tatsächlich psychisch "kaputt"? Man bekommt Mitleid mir ihr, doch die Hand für sie vorbehaltlos ins Feuer legen, geht auch nicht ...

Die Spannung steigert sich auf den letzten 100 Seiten schier ins Unerträgliche: Unfälle, Todesfälle, Wohnungsbrände - da muss es doch einen mysteriösen Unbekannten geben!! Als sich für Kira schließlich die irrational-schlimme Wahrheit enthüllt, ist auch der Leser definitiv irritiert und verwirrt. Auf diesen Zug wäre zumindest ich weiter vorne im Buch nicht aufgesprungen!

Und doch geht die Geisterfahrt noch weiter, bis sich (endlich!) 30 Seiten vor Schluss auch der Buchtitel erschließt. Dass die bis dahin schon immense Spannung noch eine Steigerung erhält; dazu gebürt der Autorin alle Hochachtung.

Schließlich und endlich der Gedanke: Was kommt denn nun noch? Sooo kann das Buch doch nicht enden? Aber die Handlung hielt auch da noch etwas bereit ....

Im Nachwort erwähnte Patricia Walter ihre Absichten des "aufs-Glatteis-führen" ... Glückwunsch, das ist Ihnen hinlänglich gelungen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.02.2019

Für Liebhaber von historischen Romanen eine uneingeschränkte Leseempfehlung

Der Gesang der Bienen
1

"Der Gesang der Bienen" ist ein historischer Roman von Ralf H. Dorweiler.

Zitat aus dem Klappentext zum Inhalt:

A.D. 1152: Als Zeidler streift Seyfried durch den Schwarzwald und erntet Honig und Wachs ...

"Der Gesang der Bienen" ist ein historischer Roman von Ralf H. Dorweiler.

Zitat aus dem Klappentext zum Inhalt:

A.D. 1152: Als Zeidler streift Seyfried durch den Schwarzwald und erntet Honig und Wachs von wilden Bienenvölkern. Als seine Frau zum Tode verurteilt wird, bricht er auf der Suche nach Beistand zum Kloster Bingen auf. Er findet es in heller Aufregung vor, denn die gelehrte Äbtissin Hildegard hat sich mit ihrer direkten Art Feinde innerhalb und außerhalb der Klostermauern geschaffen. Sie knüpft ihre Hilfe an schier unerfüllbare Bedingungen, die Seyfried bis vor den frisch gekrönten König Friedrich I. führen.

Ralf H. Dorweiler erzählt in lebendigem, fesselnden Schreibstil die schicksalhaften Erlebnisse des Zeidlers Seyfried und seiner Familie. In höchster Not macht sich der Zeidler auf eine abenteuerliche und beschwerliche Reise, um das Leben seiner Frau zu retten und das Glück seiner Familie wieder herzustellen. Nur wenige Tage verbleiben, um bei der bekannten und mächtigen Äbitssin Hildegard vorzusprechen und zahlreiche Aufgaben zu bewältigen.
Schnell ist der Leser in der Handlung gefangen und fiebert mit den Protagonisten intensiv auf etwaige positive Wendungen hin.

Hildegard von Bingen wird nicht nur als Mystikerin,
Äbtissin und Heilkundige dargestellt und verklärt, sondern erhält in Dorweilers Roman eine ganz menschliche Seite mit allen Stärken und Schwächen.

Ralf H. Dorweiler hat gut recherchiert und die damaligen Örtlichkeiten rund um das Kloster Hildegards und die Stadt Bingen gut skizziert.

Dem Leser werden sehr greifbar das Zeidlerhandwerk und viele Details rund um die Imkerei auf äußerst unterhaltsame Art nahe gebracht.

Weit verbreitete bzw. von Hildegard neu gewonnenene Kenntnisse zur Anatomie, zur Medizin und zur Verwendung von Heilkräutern fließen wie von selbst in den Erzählfluss mit ein.

Die Zitate von Hildegard, aus der Bibel oder aus alten Schriften zu Beginn eines jeden Kapitels sind stimmig gewählt und runden den Roman als Gesamtwerk harmonisch ab.

Insagesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.
Von mir gibt es für "Der Gesang der Bienen" für Liebhaber historischer Romane eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Stil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 19.12.2018

Düsterer Island-Krimi mit historischem Rahmen (Nazi-Zeit)

Graue Nächte
1

Vor der düsteren Kulisse Islands spielen sich alle Krimis von Ingridason ab. Grundsätzlich mag ich die Stimmung, die eher nüchterne Sprache und die Beschreibung von Land und Leuten als Island-Fan sehr ...

Vor der düsteren Kulisse Islands spielen sich alle Krimis von Ingridason ab. Grundsätzlich mag ich die Stimmung, die eher nüchterne Sprache und die Beschreibung von Land und Leuten als Island-Fan sehr gerne. Die Krimis haben ihren ganz eigenen Reiz und sind nicht mit sonstigen "Regionalkrimis" vergleichbar.

Anfangs habe ich etwas gebraucht, um die einzelnen Handlungsstränge und die unterschiedlichen Zeitabschnitte im Roman richtig zu sortieren und habe nach den ersten zwanzig Seiten auch erneut von Vorne mit Lesen begonnen. Dann hat es mich aber relativ schnell in die Handlung hineingezogen und ich war gespannt, ob und wie die verschiedene Kriminaltaten zusammen hängen könnten.

Dass die Handlung in der NS-Zeit angesiedelt wird, hat dem Ganzen meines Erachtens einen ganz speziellen
Reiz verliehen. Bisher habe ich noch wenig bis nichts über die Besetzung Islands durch die Amerikaner, die Gegener und Sympathisanten des Nationalsozialismus innerhalb der isländischen Bevölkerung gehört und gelesen. Durchaus spannend, hierüber mehr zu erfahren.

Die Handlung soll hier nicht noch einmal in allen Details zusammen gefasst, werden. Das sollte der geneigte Leser selbst an Zeit investieren: Wer Spaß und interesse an Krimis aus Skandinavien hat, wird auch diesen sicherlich wieder mögen.

Die Personen der Ermittler sind nicht übercharakterisiert, es bietet sich Spielraum, die Protagonisten in weiteren Romanen noch zu entwickeln. Der Vorgängerband zu "Graue Nächte" spielt ja meines Wissens auch zeitlich "später", d. h. diese zeitliche Lücke kann noch gefüllt werden.

Nachdem ich bis kurz vor Ende noch gerätselt habe, wie wohl die Enden zusammen laufen könnten, war ich schlussendlich etwas ernüchtert, dass das Finale so unvermittelt und eher kalkulierbar eingeläutet wurde. Nicht alle meine Fragen wurden beantwortet, aber vielleicht war das auch die Intention des Autors, um die Story irgendwie noch einmal als Plot für einen Folgeroman aufgreifen zu können.

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Veröffentlicht am 01.11.2019

Plastische Darstellung von 31 entscheidenden Tagen

Funkenflug
0

Friederichs schafft es hervorragend, die letzten Tage bis hin zum 2. Weltkrieg aufschlussreich, ja spannend, darzustellen. Für eingefleischte Kenner jener Zeit nicht viel Neues, aber die Schilderung erinnert ...

Friederichs schafft es hervorragend, die letzten Tage bis hin zum 2. Weltkrieg aufschlussreich, ja spannend, darzustellen. Für eingefleischte Kenner jener Zeit nicht viel Neues, aber die Schilderung erinnert fast an einen zeitgeschichtlichen Roman - deshalb lesenswert. Für "Einsteiger" in die Materie ist es gewiss ein Appetitanreger, sich noch tiefer damit zu befassen. Dafür ist der Schreibstil Friederichs gut geeignet.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Interessanter Luther-Roman, leider mit einigen Längen

Die Flügel der Freiheit
0

Junker Jörg alias Martin Luther fürchtet um die Früchte seiner Arbeit und sieht sich im Widerstreit zu seinen einstigen Verbündeten. Schon längst ist er nicht mehr DIE EINZIGE Führungsposition in der Bewegung ...

Junker Jörg alias Martin Luther fürchtet um die Früchte seiner Arbeit und sieht sich im Widerstreit zu seinen einstigen Verbündeten. Schon längst ist er nicht mehr DIE EINZIGE Führungsposition in der Bewegung des Protestantismus. Fanatisch kämpfen Luther und Müntzer um die Vormachtstellung.
Mit der teils äußerst deftigen Wortwahl, die Luther ja landläufig nachgesagt wird, liefert Röhrig ein authentisches Gesellschaftsbild ab - eine Zeit, in der die deutsche Sprache nicht unmaßgeblich auch von den Redewendungen Luthers geprägt wurde.

In die Rahmenhandlung wird die schicksalhafte Liebesbeziehung zwischen Barthel und Dorlein eingebettet.

Mit persönlich hatte der Roman allerdings zu viele Längen und hat mich als Leser nicht durchgängig fesseln können.