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Veröffentlicht am 14.12.2020

Eine herzzerreißende Geschichte, einfühlsam und wunderschön – absolute Leseempfehlung!

Zwei Nächte und drei Leben lang
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„Als ich ihm begegnet bin, war ich rastlos, ich wollte weg – aus der Stadt, aus dem Studium, aus den Nebenjobs. Einfach weg. Nun will ich weg aus mir – meinem Körper, meinen Gefühlen, meinen Erinnerungen.“

Die ...

„Als ich ihm begegnet bin, war ich rastlos, ich wollte weg – aus der Stadt, aus dem Studium, aus den Nebenjobs. Einfach weg. Nun will ich weg aus mir – meinem Körper, meinen Gefühlen, meinen Erinnerungen.“

Die Geschichte von Jess und Cem berührte mich auf so vielen Wegen, dass ich nur schwer Worte dafür finde. Wo gehst du hin, wenn das Leben dich zerreißt? Wenn der, zu dem es dich am meisten zieht, der ist, der dich am Schlimmsten verletzt hat? Und es nicht mehr weiß, sondern nur immer wieder versucht, dich an sich zu ziehen?
Cem hat Teile seines Gedächtnisses verloren, aber Jess erinnert sich an jede schreckliche Einzelheit – und zerbricht fast daran. Sie kann ihm nicht alles erzählen, will ihn schützen, denn sie weiß, wohin ihr Schicksal ihn das letzte Mal geführt hat. Und um sich selbst nicht zu verletzen, denn sie sieht in sich nur noch eine Leere in einer Hülle aus Scherben…
Durch Cems Augen jedoch sehen wir ihre Stärke, welchen Kampf sie täglich ausficht, um überhaupt aus dem Bett zu finden, und er bewundert und liebt sie jeden Tag noch viel mehr dafür.
„Nur weil etwas zerbrochen ist, (…) ist es nicht weniger schön. Wenn das Leben aus uns Scherben macht, gibt es mehr Spielraum, uns zu dem zusammenzufügen, was wir wirklich sind.“
Die Kapitel sind abwechselnd aus Jess und Cems Perspektive geschrieben, dass verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe und zeigt auch die Unterschiede der beiden – und die wahnsinnig vielen Berührungspunkte.
Elja Janus zerreißt mich fast mit ihren Geschichten, mit dieser besonders. Ich weiß das und lege mich dennoch immer wieder in ihre Worte, tauche tief in ihr Buch ein, denn am Ende fügt sie aus den Scherben, von den ich Angst hatte, mich daran zu schneiden, ein neues Mosaik zusammen. Sie braucht in ihren Erzählungen keine künstlichen Dramen, das Leben hält genügend für uns bereit und sie erzählt sie auf unfassbar ergreifende Weise und in wunderschönen Worten.
Die Autorin hat Psychologie studiert und man spürt beim Lesen ihre Erfahrung. Sie speist uns nicht mit überraschenden Happy-Ends und Spontanheilung aller Wunden ab, ihre Charaktere haben Tiefe, Risse, Narben, Ecken, Kanten und brauchen vielleicht auch mal Hilfe auf ihrem Weg zu einem anderen Ich. Sie zeigt, dass das Leben nie wieder wie früher wird, aber das „anders“ nicht gleichbedeutend mit „schlechter“ ist.
Mit dieser Geschichte wollte sie besonders aufmerksam machen auf Frauen, die etwas verloren haben, und dennoch komplett sind, auf Sterne, die besonders hell leuchten und Loslassen, das nicht Vergessen bedeutet. Und das ist ihr mit jedem Wort gelungen!
Obwohl ich oft mit Tränen in den Augen las und flüsterte „Hör auf“, schreit gleichzeitig alles in mir: „Mach weiter, liebe Elja Janus, gib mir mehr von deinen echten, berührenden Geschichten, die auch mich ein Stück weit wieder zusammensetzen!“…

Fazit: Eine herzzerreißende Geschichte, einfühlsam und wunderschön – absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Eine locker-leichte Liebesgeschichte mit einigen Längen

Willst du Blumen, kauf dir welche
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„Ich versuche es jetzt mit der Floros-Methode: Willst du Blumen, kauf dir welche! Willst du Männer, hol sie dir!“

Lena ist Buchhändlerin aus Leidenschaft – und noch leidenschaftlichere Leserin und Romantikerin. ...

„Ich versuche es jetzt mit der Floros-Methode: Willst du Blumen, kauf dir welche! Willst du Männer, hol sie dir!“

Lena ist Buchhändlerin aus Leidenschaft – und noch leidenschaftlichere Leserin und Romantikerin. Doch die Hoffnung auf die große Liebe hat sie aufgegeben. Da kommt Autor Benjamin Floros und hält eine flammende Vorlesung zum Thema Online-Dating. Mit seiner Methode errechnet er für jeden den richtigen Partner, so sein Versprechen!
Darüber kann Lena nur lachen! Doch so provoziert schließt sie mit Benjamin Floros eine Wette ab: Er hilft ihr, DEN Mann zu finden!
Was so lustig und unterhaltsam beginnt, führt uns in eine Reihe von Dates, eines skurriler als das andere, und doch mit den alten Bekannten. Da hätten wir den Seitenspringer, den Schüchterne,… all die Charaktere, von denen man erwartet, dass sie sich auf diesen Plattformen herumtreiben. Lena stürzt wirklich von einem denkwürdigen Zusammentreffen zum nächsten. Und hinter all dem Benjamin Floros, der Lena immer weiter antreibt, obwohl sie eigentlich vor dem ersten Date schon genug hat von diesem Zirkus.
An Lenas Seite ihre schräg/liebenswürdige Tante Hilde und ihre Freundin Michelle. Sie hat etwas Witz in die Sache reingebracht, mit ihrer aufgebrezelten Optik. Auch wenn ich es manchmal befremdlich fand, dass sie als Grundschullehrerin nicht ein Fremdwort zu kennen bzw. richtig zu benutzen schein. Aber wenn sie die Buchhandlung betrat, war ein Lächeln in Sicht!
Ich fand Lena mit ihrer eigenbrödlerischen Art und ihrer Liebe zu Jane Austen entzückend. Aber sie ließ sich für meinen Geschmack zu sehr zum Spielball von Floros und Michelle machen, die eine steckte sie in unmögliche Klamotten, der andere liest ihre Chats mit und spart nicht mit Tipps, bis am Ende von ihrer großen Liebe gerettet wird.
Ich mag locker, leichte Liebesgeschichten und „Willst du Blumen, kauf dir welche“ fällt genau in diese Kategorie. Ellen Bergs gewohnt flotte Feder führt uns durch dieses Datingchaos. Dennoch gestaltete sich der Weg zum schnell identifizierten Traummann etwas zu lange.
Fazit: Eine locker-leichte Liebesgeschichte mit einigen Längen.

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Veröffentlicht am 02.12.2020

Ein spannender Krimi-Thriller mit einer stimmigen Auflösung und einer zerrissenen Ermittlerin

Luna Maiwald ermittelt / Rügengift
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„Sie verspürte einen kleinen Schwindelanfall, gefolgt vom Gefühl der Rastlosigkeit. Ein seltsames Gefühl durchströmte ihren Körper, ein ungutes Gefühl. (…) Es schien, als verdichtete sich der Wald um sie ...

„Sie verspürte einen kleinen Schwindelanfall, gefolgt vom Gefühl der Rastlosigkeit. Ein seltsames Gefühl durchströmte ihren Körper, ein ungutes Gefühl. (…) Es schien, als verdichtete sich der Wald um sie herum.“

Nach einem Jahr Pause kehrt Kriminalhauptkommissarin Luna Maiwald wieder ins Berufsleben zurück. Und schon an ihrem ersten Tag ist sie mit merkwürden Todesfällen konfrontiert. Junge Menschen ohne Vorerkrankung, die einen plötzlichen Herzstillstand erlitten, ohne sichtliche Verbindung. Ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass diese Todesfälle zusammenhängen, um die Umstände zu klären, braucht sie den besten Gerichtsmediziner.
Doch der sitzt hinter Gittern und schafft es dennoch, ihr ganz nahe zu sein.

Luna Maiwald ist alles andere als eine typische Ermittlerin, ihre Markenzeichen: Hut und die Waffe über dem Kleid, in Hosen sieht man sie selten. Trotz ihrer beruflichen Auszeit – oder gerade deswegen – will sie nach ihrer Rückkehr sofort durchstarten. Wie immer verlässt sie sich dabei nicht rein auf die Faktenlage oder Autopsieberichte, sondern sehr viel auf ihr Gefühl, was ihr in der Vergangenheit eine sensationelle Aufklärungsquote beschert hat.
Doch in „Rügengift“ ist sie gleich mit zwei Fällen konfrontiert: Die unerklärlichen Herzstillstände und der Unfalltod einer Reiterin am Strand. Auch die Pathologie kann ihr nur bedingt weiterhelfen, daher kommt sie wieder mit Gerichtsmediziner Ingmar Wolff in Kontakt. Obwohl der als überführter Mörder im Gefängnis sitzt, scheint er eine direkte Verbindung zu Luna zu haben – bis in ihre düstersten Träume. Getrieben von dem Wunsch, die Fälle aufzuklären, lässt sie ihn näher an sich heran, als gut für sie ist und wird vom Sog ihrer Verbindung überrollt.
Durch die Ermittlungen leidet auch ihr Privatleben, ihre noch sehr junge Ehe und auch ihre Tochter, die gerade ein Praktikum als Journalistin macht.
So verworren die Fälle sich auch gestalten, Luna lässt sich nicht abbringen und am Ende serviert uns Emma Bieling eine durchaus schlüssige und glaubwürdige Auflösung.
Dies ist der zweite Band rund um Luna Maiwald, für mich war es das erste Aufeinandertreffen. Eins vorne weg, man kann den zweiten Band lesen, auch ohne den ersten zu kennen, aber ich glaube, um die Geschichte und vor allem die Verbindung der Protagonisten zueinander völlig zu verstehen, ist es gut, sie chronologisch zu lesen. Ich werde den ersten Band auf jeden Fall nachholen!
Gerade die Beziehung zu Wolff, diese Abhängigkeit aus Lust und Gewalt habe ich nicht immer ganz verstanden, dennoch hat sie mich mitgerissen und wurde der innere Konflikt von Luna sehr deutlich. Das war ein neuer und interessanter Aspekt.
Fazit: Ein spannender Krimi-Thriller mit einer stimmigen Auflösung und einer zerrissenen Ermittlerin.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Ein bekannter Plot in einem gefühlvoll-witzigen schweizer Winterkleid voller Übe

Mission: Weisse Weihnachten
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„Man muss die Dinge im Leben manchmal einfach machen. Einfach losgehen und darauf vertrauen, dass alles gut kommt“, sinnierte Inge.

Weihnachten steht vor der Tür… Doch die passende Stimmung will nicht ...

„Man muss die Dinge im Leben manchmal einfach machen. Einfach losgehen und darauf vertrauen, dass alles gut kommt“, sinnierte Inge.

Weihnachten steht vor der Tür… Doch die passende Stimmung will nicht so recht aufkommen im Seniorenheim Abendrot. Als dann auch noch Bewohnerin Maria eine schlimme Diagnose erhält, erzählt sie ihrer besten Freundin Frieda von ihrem Traum: Einmal noch weiße Weihnachten in den Bergen, bevor sie ihre Augen zum letzten Mal schließt…
Ihre Tischgenossen Hans, Luky und Inge wollen Maria diesen Wunsch so gerne erfüllen, doch eine Reise in die Berge kostet viel Geld, Geld, dass die Truppe nicht hat.

Es ist keine neue Geschichte, die uns Andreas Benz hier erzählt. Ein Trupp Senioren, die einem todkranken Freund den letzten Wunsch erfüllen wollen und dafür einen verrückten Roadtrip starten, das kennt man schon aus einigen Büchern und Filmen.
Aber was „Mission: Weisse Weihnachten“ so besonders macht, sind die wirklich liebenswerten Protagonisten. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte und bringt somit besondere Fähigkeiten ein, um diese zum Scheitern bestimmte Mission trotzdem voranzutreiben – und das mit allen Mitteln.
Als junger Mensch vergisst man ja manchmal, dass die „Alten“ nicht immer alt waren. Sie hatten und haben Wünsche und Träume wie jeder von uns, und sie haben viel bereits erlebt und viel zu erzählen. Das wird einem auch in dieser Geschichte bewusst, dass jeder, wirklich jeder Besonderes erlebt hat und wertvoll ist. Sei es die alternde Diva, der müde Casavona, der pedantische Lehrer, die pensionierte Reinigungskraft oder das Hausmütterchen. Es lohnt sich immer, hinzuhören und hinzusehen… Vor allem bei unserem rebellischen Trupp von Tisch 11 heißt es genau hinhören, denn viel Witz versteckt sich im Detail, oder aber auch in gezielten Running Gags, die nicht an Komik verlieren.
Und da wir uns mitten in der Schweiz befinden, wird schon mal „Hast du kalt?“ gefragt. Der Autor verzichtet bewusst darauf, die Geschichte aalglatt für alle verständlich zu machen, und bewahrt somit den speziellen schweizer Flair. Auch wenn ich als Österreicherin erst mal nachschlagen musste, wer denn Samichlaus und Schmutzli sind, hat mir gerade dieses Lokalkolorit gut gefallen!
Die Geschichte lebt von ihrem Witz, der Kreativität der Bewohner, die sich mit viel Einfallsreichtum aus den ausweglosesten Situationen retten. Dabei zeigen sie auch, dass man nie zu alt sein kann: Weder dafür, noch etwas dazuzulernen noch, um richtig Spaß zu haben!
Was mir persönlich an dieser Stelle wichtig ist: Natürlich ist die Geschichte ein gutes Stück weit weg von der Realität, und lebt von Übertreibung, auch was die Beschreibungen der Verhältnisse im Seniorenheim angeht. Mir ist klar, dass – außerhalb dieses Buches - die Mitarbeitenden in solchen Heimen das Herz am rechten Fleck haben, und nicht nur jetzt zur Coronazeit Übermenschliches leisten, um ihren Bewohnern einen schönen, liebevollen und würdigen Lebensabend zu zaubern! Danke! <3
Fazit: Ein bekannter Plot in einem gefühlvoll-witzigen schweizer Winterkleid voller Überraschungen!

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ein unterhaltsamer Kurzkrimi mit interessanten Persönlichkeiten!

Hummelstich - Casanova muss sterben
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„Und dabei hätte es so ein schöner Tag werden können. Ein Tag voller Papierkram, frisch gespitzter Bleistifte und knusprig geröteter Grünkernbratlinge. Doch nun belästigte ihn dieses naive Landei Grüneis ...

„Und dabei hätte es so ein schöner Tag werden können. Ein Tag voller Papierkram, frisch gespitzter Bleistifte und knusprig geröteter Grünkernbratlinge. Doch nun belästigte ihn dieses naive Landei Grüneis schon wieder mit einer Leiche. Zum Kuckuck aber auch!“
Kapitel 5

Der arme Kriminalhauptkommissar Kurt Pfeiffer! Aber auf den ersten Blick ist der Fall sonnenklar. Dirty Harry, für seine zahlreichen Affären berühmt-berüchtigt, wurde tot aufgefunden. Schon lange plagte ihn ein Herzleiden, und auch der herbeigerufene Apotheker ist sich sicher: Da hat sich wohl einer überanstrengt!
Da kommt Bea von Maarstein gerade Recht. Gemeinsam mit Dorfpolizist Sven Grüneis sieht sie sich das genauer an. Und findet Beweise dafür, dass Harry bedroht wurde.
Entgegen Pfeiffers Anordnung ermitteln die beiden auf eigene Faust…
Meine Meinung:
Was für ein ruhiges Örtchen, dieses Hummelstich! Da feiern die Grüneis noch gemütlich Beas Rückkehr, die Landfrauen versammeln sich, Hummelstich wird gebacken… Aber hinter den Kulissen brodelt es. Dirty Harry hatte seine Finger nicht nur an zahlreichen Frauen sondern auch in dubiosen Geschäften, und nebenbei terrorisieren Hühner die Bewohner, und nur Beas Papagei, der glaubt, ein Mensch zu sein, weiß Bescheid.
Für mich war es der erste Besuch dort, und ich habe mich bei dem Kurzkrimi gut amüsiert! Bea ist eine 63jährige Witwe, die mit ihrem Bücherbus durch die Lande zieht und durch ein Erbe in Hummelstich gelandet ist. Sie ist weltoffen, belesen und ein wenig exzentrisch – und damit supersympathisch! Sie sieht genauer hin als Dorfpolizist Grüneis, stellt die richtigen Fragen und findet bald eine heiße Spur.
Ihr Papagei ist eine Nummer für sich, denn auch er weiß, wie man gute Fragen stellt, oder kryptische Antworten gibt, und wenn es hart auf hart kommt, kann er auch schon mal hand- äh, krallengreiflich werden.
Was besonders auffällt: Die Kapitelnummerierung zieht sich auch durch die Kapiteltitel (zB Kapitel 19. Neun Lilien, zehn Rosen), das habe ich so noch nicht gesehen!
Ich schau sicher wieder mal in diesem Örtchen vorbei, es scheint dort immer was zu passieren – und es gibt immer was zu lachen!
Fazit: Ein unterhaltsamer Kurzkrimi mit interessanten Persönlichkeiten!

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