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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ernstes Thema, aber wenig Ostfriesland-Feeling

Mord in Leer. Ostfrieslandkrimi
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Obwohl dieser Krimi für sich alleine steht, empfehle ich doch, vorher die anderen Fälle der Protagonistin Josefine, Rechtsmedizinerin im Ruhestand, zu lesen. Denn zum einen ist die Hauptperson wirklich ...

Obwohl dieser Krimi für sich alleine steht, empfehle ich doch, vorher die anderen Fälle der Protagonistin Josefine, Rechtsmedizinerin im Ruhestand, zu lesen. Denn zum einen ist die Hauptperson wirklich sympathisch, zum anderen wird man etwas besser in die Geschichte hineinkommen, wenn man einige Namen und Personen schon kennt. Bei mir war das nicht der Fall und da das Buch gleich mit einer Silbernen Hochzeit beginnt, also vielen Gästen mit vielen Namen und Verwandtschaftsverhältnissen, ist es mir doch recht schwer gefallen, im Kopf zu behalten, wer wohin gehört. Dies gibt sich dann aber im Laufe des Buches, da sich dann sehr schnell herauskristallisiert, wer die "wichtigen" Personen sind :)

Mit Josefine bekommt man auf jeden Fall eine tolle Protagonistin präsentiert. Sie ist nicht nur wie bereits erwähnt sehr sympathisch, sondern auch ein bisschen schräg... Sie liebt Wolle und ausgefallene, selbstgestrickte Kreationen. Dadurch mochte ich sie gleich noch ein bisschen mehr. Obwohl sie bereits im Ruhestand ist, brennt die ehemalige Rechtsmedizinerin immer noch für ihren Beruf und lässt sich die Chance nicht entgehen, den leitenden Ermittlern unter die Arme zu greifen. Dabei hat sie immer den richtigen Riecher und nicht nur ihren Beruf, sondern auch die Menschen im Blick. Super!

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, denn das Buch war wirklich schnell und flüssig zu lesen. Durch viele Dialoge wird das Buch sehr lebhaft - an der ein oder anderen Stelle hätte die Figurensprache aber auch ein bisschen weniger vulgär sein dürfen. Ansonsten wirklich top!

Etwas harte Kost war das Thema: Denn es geht nicht nur um den Mord an einer Jugendlichen, sondern auch um Kindesmissbrauch. Das finde ich immer sehr aufwühlend und auch diesmal habe ich mitgelitten. Zwar hat die Autorin weitgehend darauf verzichtet, die Geschehnisse en detail wiederzugeben, aber das musste sie auch nicht. Es ist so auch schonungslos ehrlich.

Das Buch ist mit knapp 150 Seiten relativ kurz. Deswegen eignet es sich perfekt für Leser, die nicht so viel Zeit haben, aber trotzdem gern einen guten Krimi lesen wollen. Mir hat aber leider etwas die Tiefe gefehlt. Inhaltlich war alles da, alles wurde logisch aufgeklärt, aber ich hätte gern ein bisschen mehr über die Hintergründe erfahren. Auch die Gefühle und Gedanken der Protagonisten kamen mir etwas zu kurz. Ein paar Seiten mehr und es wäre perfekt gewesen.

Ein bisschen enttäuscht war ich, dass ich mich beim Lesen nicht gerade in Ostfriesland gefühlt habe. Mir haben hier wirklich die Beschreibung des Ortes bzw. der Region und deren Alleinstellungsmerkmale gefehlt - und die machen für mich einen Lokalkrimi aus. Die Geschichte hätte so auch in einem anderen Dorf spielen können - wenn man von der Begrüßung "Moin" absieht. Das fand ich wirklich sehr schade.

Insgesamt ist das Buch ein solider Krimi, der vor allem für Leser geeignet ist, die keine Lust auf dicke Wälzer, aber trotzdem nicht auf eine spannende Lektüre verzichten wollen. Ich wurde unterhalten, aber an einigen Stellen hat mir doch etwas gefehlt. Deswegen gibt es von mir 3 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend bis zum Schluss

Die Stimme des Vergessens
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Für mich war es das erste Mal, dass ich mit Kristina Mahlo in Berührung gekommen bin. Der Einstieg fiel mir leicht, auch wenn man merkt, dass es einen Vorgänger gibt. Denn es dreht sich nicht nur um die ...

Für mich war es das erste Mal, dass ich mit Kristina Mahlo in Berührung gekommen bin. Der Einstieg fiel mir leicht, auch wenn man merkt, dass es einen Vorgänger gibt. Denn es dreht sich nicht nur um die Arbeit, sondern auch um die familiäre Situation. Und hier musste ich mich am Anfang etwas reindenken. Das hat aber schnell geklappt, es gibt also keine Nachteile, wenn man das Buch ohne Vorkenntnisse liest.

Der Krimi ist sehr interessant aufgebaut: Es gibt Auszüge aus einem Vernehmungsprotokoll, aber man weiß nicht, um wen es sich handelt. Man kann sich als Leser auch anfangs gar keinen Reim darauf machen, was das soll. Erst nach und nach wird das Bild klarer. Der Hauptteil besteht aber natürlich aus den Geschehnissen rund um Kristina Mahlo. Erzählt wird aus ihrer Perspektive in der Ich-Form.

Die Protagonistin ist sehr sympathisch. Man merkt, die liebt ihren Job und erledigt ihn - auch wenn das nicht alle ihre Freunde verstehen - intensiver als sie eigentlich müsste. Sie mag keine offenen Fragen und geht deswegen sogar soweit, in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten Nachforschungen anzustellen. Trotzdem ist sie nicht fehlerlos. Gerade in ihrem Privatleben steht sie vor der ein oder anderen Hürde. Ich mag es sehr, wenn Protagonistin auch Ecken und Kanten haben, das macht sie menschlicher und glaubwürdiger.

Am Anfang sieht auch alles nach einem mehr oder weniger normalen Auftrag aus. Albert Schettler ist verstorben und die Nachlassverwalterin kümmert sich jetzt um das Erbe. Zu dem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, in was für ein Wespennest sie sticht... Und der Leser fiebert mit :) Denn es gibt viele offene Fragen, auf die auch die Protagonistin die Antworten erst mühsam suchen muss. Es gibt auch für den Leser kaum Hinweise, um seine eigenen Rückschlüsse zu ziehen. Man sitzt wie auf Kohlen und will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen - denn man will ja schließlich wissen, was dahinter steckt. Und das ist viel mehr, als es am Anfang scheint. Zwischendurch konnte ich gar nicht glauben, in welche Richtung sich das Buch entwickelt - einfach nur genial!

Das Ende ist sehr überraschend (auch wenn ich gegen Ende so eine Ahnung entwickelt habe...) und vor allem schlüssig. Es wird nochmal richtig spannend und ein Höhepunkt jagt den nächsten. Langeweile kommt garantiert nicht auf.

Auch der Schreibstil konnte mich überzeugen: Flüssig, dadurch schnell zu lesen, spannend, aber nicht zu blutig.

Insgesamt war das Buch wirklich super, ich werde auf jeden Fall auch die anderen Mahlo-Fälle noch lesen. Ein kleiner Kritikpunkt ist nur, dass mit manchmal das Privatleben etwas zu sehr in den Vordergrund rückte. Ich denke, dass empfindet man vor allem so, wenn man erst mit dem zweiten Teil einsteigt. Deswegen gibt es von mir 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Krimi-Liebhaber.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schöne, romantische Geschichte

Lana - Schattenbilder
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Fantasy-Bücher lese ich nur ab und zu, denn eigentlich bin ich mehr bei den Krimis und Thrillern zuhause. Trotzdem hat mich dieses Buch überzeugt, denn ich konnte richtig in die Geschichte abtauchen.
Der ...

Fantasy-Bücher lese ich nur ab und zu, denn eigentlich bin ich mehr bei den Krimis und Thrillern zuhause. Trotzdem hat mich dieses Buch überzeugt, denn ich konnte richtig in die Geschichte abtauchen.
Der Einstieg fiel mir leicht, was auch an dem schönen, flüssigen Schreibstil lag. Man fliegt nur so über die Seiten, alles ist schön beschrieben, sodass man es sich gut vorstellen kann und durch viele Dialoge wird die Geschichte richtig lebendig.
Lana hatte es nicht leicht, durch einen Autounfall wurde sie zur Waise und lebt jetzt in einem Internat. Eigentlich ist sie ein ganz normales Mädchen, aber auf einmal passieren Dinge, die sie sich nicht erklären kann. Und da fängt die Geschichte dann so richtig an...
Mir hat besonders gut gefallen, dass die Geschichte in der Realität spielt und sich dann die phantastische Welt mit der Wirklichkeit verbindet und so Überschneidungen entstehen. Die Autorin hat das wirklich gut umgesetzt, denn der Leser erfährt - genau wie Lana - erst nach und nach, was es mit den befremdlichen Ereignissen auf sich hat. Dadurch wird man nicht schon am Anfang mit fremden Wesen etc. "erschlagen", sondern wächst langsam hinein.
Natürlich darf auch die Romantik nich fehlen. Denn auf einmal taucht Tristan auf, zu dem sich die Protagonistin hingezogen fühlt. Und er sich zu ihr. Trotzdem leidet man als Leser mit, denn die Liebe scheint keine Chance zu haben. Schön, dass das Ganze nicht zu kitschig wurde, denn dadurch wird es auch glaubwürdiger.
Lana an sich ist eine nette und sympathische Protagonistin. Trotzdem war sie mir an der ein oder anderen Stelle etwas zu naiv. Manchmal frage ich mich, warum sie nicht einfach rationaler denkt :) Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt.
Ansonsten wurde ich gut unterhalten, das Buch war spannend bis zum Schluss, was vor allem auch an vielen unvorhersehbaren Wendungen lag. Die Autorin werde ich auf jeden Fall im Auge behalten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unbedingt lesen!

Schattwald
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Das Buch hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen. Ich habe es an einem faulen Lesetag verschlungen, weil ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Und das hat mehrere Gründe.
Zum einen finde ...

Das Buch hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen. Ich habe es an einem faulen Lesetag verschlungen, weil ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Und das hat mehrere Gründe.
Zum einen finde ich es toll, dass das Buch aus zwei Perspektiven und in zwei Zeiten geschrieben ist. Abwechselnd wird aus der Sicht der Protagonistin Anne und ihrer Großmutter Charlotte erzählt. Anne findet nach dem Tod ihrer Oma deren Tagebücher und erfährt so nach und nach, was diese während des Krieges durchmachen musste, als sie in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wurde. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Annes Erlebnisse sind in der Ich-Perspektive geschrieben. Dadurch kann man sich richtig gut in sie hineinversetzen. Die Tagebücher ihrer Großmutter sind in der dritten Person geschrieben, allerdings nicht in der typischen Tagebuchform, sondern "normal" als Roman. Das fand ich sehr gut, da es sich zum einen sehr gut liest und so zum anderen die Unterscheidung zwischen den beiden Frauen sehr leicht fällt. Zweimal eine Ich-Form wäre verwirrend gewesen.
Ein weiterer Vorteil dieser beiden unterschiedlichen Handlungsstränge, die natürlich miteinander verwoben sind, ist, dass man gleich zweimal mitfiebert. Einmal mit Charlotte in der Vergangenheit, einmal mit Anne in der Gegenwart. Es ist kein Krimi, sondern ein Roman, aber aufgrund des historischen Bezugs erst recht Gänsehaut-verdächtig. Und glaubt mir: Die Spannung wird wirklich bis zum Schluss hochgehalten! Es macht einfach unglaublich viel Spaß mit Anne gemeinsam die Lücken zu schließen und so ihrer Großmutter näher zu kommen.
Inhaltlich finde ich das Buch deswegen so besonders, weil es eine Seite des Zweiten Weltkriegs beleuchtet, von der man nur wenig mitbekommt. So geht es nicht um eine Hitler-Geschichte an sich, aber um den Umgang mit psychisch kranken Menschen zu dieser Zeit. Dieses Thema wird meiner Meinung nach zu wenig in der Öffentlichkeit behandelt - im Geschichtsunterricht wird meistens nur am Rande über das Euthanasie-Programm im Dritten Reich gesprochen. Natürlich ersetzt dieses Buch kein Geschichtsbuch, aber es gibt Einblicke in das Leben derer, die oft vergessen werden.
Aber nicht nur dieses Thema wird behandelt. Ganz nebenbei wird einem verdeutlicht, wie schwer die Rationierung von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern in diesen Zeiten war. Das ist uns ja gar nicht mehr so bewusst. Aber keine Sorge, in diesem Buch wird nicht der drohende Zeigefinger erhoben - im Gegenteil: Dadurch, dass Anne genauso wie der Leser mehr oder weniger zum ersten Mal mit diesen Umständen direkt konfrontiert wird, zeigt sich der krasse Gegensatz zu heute deutlich, ohne mahnend zu sein.
Der Schreibstil des Buches ist einfach wunderbar. Der Schreibstil ist flüssig, lässt sich leicht lesen und einige Fremdwörter, die wir heute nicht mehr unbedingt in unserem Wortschatz haben, lassen sich durch den Kontext leicht erschließen. Durch die wechselnden Perspektiven gibt es immer wieder Mini-Cliffhanger, die einen zum Weiterlesen zwingen. Die Sprache ist einfühlsam und gefühlsbetont, bleibt aber an den richtigen Stellen sachlich.
Insgesamt ist das Buch für mich eine richtige Überraschung gewesen. Denn natürlich hat bereits der Klappentext interessiert, aber dass sich dahinter so ein toller Roman versteckt, hatte ich gar nicht erwartet. Ich sage nur: Unbedingt lesen - von mir gibt es 5 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Top der Flop?

Leons Erbe
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So leicht kann ich das nicht sagen, denn es gab Sachen, die mir gefallen haben und andere, die ich nicht so gut fand.

Schön fand ich, dass das Buch aus der Perspektive von Katja erzählt wird. Das reduziert ...



So leicht kann ich das nicht sagen, denn es gab Sachen, die mir gefallen haben und andere, die ich nicht so gut fand.

Schön fand ich, dass das Buch aus der Perspektive von Katja erzählt wird. Das reduziert die Haupthandlung auf ihre Handlungen und Gedanken und sie steht klar im Fokus der Geschichte. Ich fand ihr Verhalten teilweise sehr authentisch. Zwar hat es während des Lesens manchmal so gewirkt, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank... allerdings hat es in dem Sinne gepasst, dass sie eine trauernde Mutter war. Und da ist das Handeln ja nicht unbedingt immer rational. Auch die eingebauten Gedächtnislücken bzw. Zeiträume, an die sie sich nicht mehr erinnern kann, fand ich gut. Das hat alles etwas spannender gemacht. Schade war nur, dass es hierzu keine Auf- bzw- Erklärung gab. Sie gab es halt und Punkt.

Auch der Schreibstil hat mir recht gut gefallen. Da man sehr auf die Gedanken von Katja fixiert war, gab es gar nicht so viele Dialoge oder Interaktionen mit anderen Figuren. Das hat das Lesen nicht erschwert, aber es hat eine besondere Stimmung erzeugt. Ich würde sie als "langsam" bezeichnen, ohne dass das negativ gemeint ist. Denn dieser Thriller ist nicht rasant und blutig. Nicht so schön war, dass das Buch noch einige Tipp- bzw. Rechtschreibfehler enthält. So wurde beispielsweise mal aus einem "ich" ein "in". Ich kann so was ganz gut ausblenden, aber ich weiß, dass das den Lesefluss ganz schön stören kann.

Leider hat mir das Ende gar nicht gefallen. Schon während des Lesens gab es einige Wendungen, die ich nicht unbedingt nachvollziehen konnte bzw. die für mich entweder weggelassen oder eine größere Rolle im Buch einnehmen müssen. Zum Beispiel erfährt Katja, dass ihr Bruder wegen psychischer Probleme behandelt wird. Dann unterhält sie sich kurz mit ihm, glaubt ihm was er sagt und schon ist das ganze keine Thema mehr. Auf diese Art wurden mehrere Spuren schnell abgehakt - und so wusste man als Leser ziemlich schnell, dass man nur auf eine falsche Fährte gelockt werden soll. Das Ende war dann richtig enttäuschend, weil es meiner Meinung nach nicht alle Fragen aufgeklärt hat und ich auch das Handeln mancher Personen wirklich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Das war dann unglaubwürdig. Und ganz ehrlich: Hätte Katja sich an der ein oder anderen Stelle rationaler verhalten, wäre das ganze viel einfacher aufgeklärt gewesen.

Insgesamt hatte das Buch Stärken und Schwächen. Da mir der eigentliche Ansatz aber sehr gut gefallen hat, werde ich den Autor weiter im Blick behalten. Ich vergebe für dieses Debüt 3 Sterne!