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Veröffentlicht am 10.03.2024

Eine Freundschaft rückwärts

Lichtungen
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Manchmal kommen Bücher einfach zum falschen Zeitpunkt. Für mich war es mit "Lichtungen" jedenfalls so.

Die Geschichte der innigen Freundschaft von Lev und Kato erzählt Iris Wolff in einer faszinierend ...

Manchmal kommen Bücher einfach zum falschen Zeitpunkt. Für mich war es mit "Lichtungen" jedenfalls so.

Die Geschichte der innigen Freundschaft von Lev und Kato erzählt Iris Wolff in einer faszinierend poetischen Sprache und malt damit wunderbare Bilder, die das Verständnis der Geschichte aber leider gleichzeitig auch erheblich erwschweren.

Denn die Einblicke, die wir in das Leben der beiden erhalten, werden zwar in chronologischer Reihenfolge, aber rückwärts erzählt. So verschiebt sich das Bild, das man anfangs von ihnen hat, immer wieder.

Das allein wäre spannend und interessant, hätte ich nicht zur gleichen Zeit zwei andere Bücher gelesen, die sich sowohl in Thematik als auch Stil überschneiden und ähneln. So erscheint "Lichtungen" wie eine Mischung aus "Geordnete Verhältnisse" und "Leuchtfeuer" und verliert dabei an Wirkkraft und Alleinstellung.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Episodenhafte Einblicke

Leuchtfeuer
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Hier kommt alles zusammen, was einen episodenhaften Roman ausmacht. Wir haben eine Vielzahl an Figuren, die alle eine Stimme verliehen bekommen und das Geschehen aus ihrer Sicht schildern dürfen. Wir haben ...

Hier kommt alles zusammen, was einen episodenhaften Roman ausmacht. Wir haben eine Vielzahl an Figuren, die alle eine Stimme verliehen bekommen und das Geschehen aus ihrer Sicht schildern dürfen. Wir haben verschiedene Zeitsprünge, die betont nicht chronologisch angeordnet sind.

Zugegeben, man muss sich den Roman damit erarbeiten, aber zumindest für mich hat sich die Mühe gelohnt.

An einem schicksalhaften Abend ändert sich für die Familie Wilf dank eines Autounfalls mit Todesfolge alles. Jedes Familienmitglied geht mit dem Tod eines jungen Mädchens anders um. Doch man merkt relativ schnell, dass der Einfluss weit reicht.

Wie Leuchtfeuer erhalten wir Einblicke in das Leben der Figuren, springen zu Momenten, die ihr Leben nachhaltig verändert haben und erarbeiten uns so nach und nach ein Bild von ihnen.

Ich persönlich finde diese Form des Erzählens spannend und aufregend. Es ist interessant, wenn man durch spätere Einblicke plötzlich ursprüngliche Handlungen besser verstehen kann.

Insgesamt wäre es ein für mich vollkommen rundes Buch geworden. Nur leider driftet es zum Schluss etwas zu sehr in die esoterische Richtung ab. Das hätte für mich nicht sein müssen.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Fesselnde Abwärtsspirale

Geordnete Verhältnisse
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Faina und Philipp sind beide auf ihre Art einsam, als sie in der Schule aufeinandertreffen. Mit der Zeit entsteht eine enge Freundschaft, mit Höhen und Tiefen. Sie helfen sich durch die schlimmsten Zeiten ...

Faina und Philipp sind beide auf ihre Art einsam, als sie in der Schule aufeinandertreffen. Mit der Zeit entsteht eine enge Freundschaft, mit Höhen und Tiefen. Sie helfen sich durch die schlimmsten Zeiten und sind füreinander da, bis sie es auf einmal nicht mehr sind. Und dann sind sie irgendwann etwas anderes füreinander.

Lana Lux hat eine Geschichte gestrickt, die gar nicht so selten ist. Dabei lässt sie beide Seiten zu Wort kommen und zeichnet dadurch ein sehr diverses, mäanderndes Bild, das die Figuren changieren lässt.

Relativ schnell wird jedoch klar, dass die beiden nicht die Einheit sind, als die man sie gerne betrachten würde.

Die Geschichte beginnt ruhig, fast schon unspektakulär. Doch ehe man es sich versieht steckt man mittendrin, ist gefesselt und gebunden- ebenso wie die Figuren in ihrer Spirale aus Emotionen und Abhängigkeiten.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Verliert ab der Hälfte

Die Hexen von Cleftwater
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Wie so oft beginnt dieses Buch unheimlich stark, fesselnd und entwickelt eine Sogwirkung, die ab circa der Hälfte immer mehr nachlässt und in eine für mich falsche Richtung abdriftet.

Martha ist stumm, ...

Wie so oft beginnt dieses Buch unheimlich stark, fesselnd und entwickelt eine Sogwirkung, die ab circa der Hälfte immer mehr nachlässt und in eine für mich falsche Richtung abdriftet.

Martha ist stumm, dank eines gesundheitlichen Leidens, und arbeitet als Heilerin und Küchenhilfe bei ihrem Herrn Kit und dessen schwangerer Frau. Wir befinden uns in der Mitte des 17. jahrhunderts, die Zeiten stehen schlimm für Frauen, die sich nicht fügen, die für alle Fehler und Unglücke verantwortlich gemacht werden. So auch in Cleftwater, wo dank der Bemühungen des fleißigen Hexenjägers Makepeace bald die meisten Frauen des Dorfes im kerker landen.

Wirkt der Roman zu Beginn noch wie ein typischer Hostorienroman, der dem Lesenden die Hexenverfolgung mithilfe schonungsloser, realitätsnaher Schilderungen näherbringen möchte, driftet er mehr und mehr ins Übernatürliche ab und dreht sich dabei immer öfter im Kreis.

Nicht nur verliert man bei den vielen Namen mehr und mehr den Überblick. Auch bleiben die Figuren so blass, dass man sie wirklich nur schwer auseinanderhalten kann.

Selbst Martha selbst kann mich so schwer vin sich überzeugen, sodass ich selbst mit ihr irgendwann nicht mehr richtig mitfiebern kann.

Trotzdem ist das Buch nicht schlecht für diejenigen die sich noch nie mit Hexenverfolgung beschäftigt haben, um einen ersten Einblick in diese düstere Zeit zu erhalten.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Starke Stimme

James
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Dass Percival Everett schreiben kann, hat er ja schon des Öfteren bewiesen. Seine Bücher sind hart, drastisch und schmerzhaft ehrlich. "James" bildet da wirklich keine Ausnahme.

Seine Titelfigur James, ...

Dass Percival Everett schreiben kann, hat er ja schon des Öfteren bewiesen. Seine Bücher sind hart, drastisch und schmerzhaft ehrlich. "James" bildet da wirklich keine Ausnahme.

Seine Titelfigur James, der von seinen Mastern nur Jim genannt wird (wenn er denn überhaupt wie ein denkender Mensch behandelt wird), lebt gemeinsam mit seiner Frau und Tochter als Sklave unter absolut unwürdigen Bedingungen. Als er verkauft und damit von seiner Familie getrennt werden soll, läuft er weg und versteckt sich. Bis ihn Ziehsohn Huck findet und mit ihm gemeinsam zu einer abenteuterlichen Reise aufbricht, immer von einer Gefahr zur nächsten hangelnd.

Wer Tom Sawyer und Huckleberry Finn in der Schule lesen musste, wird vielleicht so einiges wiedererkennen können. Und doch hat der Autor daraus eine vollkommen neue Geschichte geformt, aus der man sehr viel lernen kann. Sehr viel über abgrundtiefen Rassismus, Diskriminierung, Misshandlung und menschenunwürdige Behandlung und Denkweisen. Zu gerne möchte ich denken, dass wir heutzutage so viel weiter sind als Gesellschaft, diese Schilderungen als geschichtliche Rekapitulation abtun und weiß es doch insgeheim besser.

Sprachlich ist der Roman fast schon eine eigene Kunstform und fügt der Erzählung eine weitere Ebene hinzu.

Insgesamt einfach ein sprachliches und thematisches Kunstwerk.

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