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Veröffentlicht am 30.11.2025

Mehr Optik als Inhalt

Heart of Night and Fire
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Irgendwie sollte es mir wohl mittlerweile zu denken geben, wenn ein Buch besonders hübsch aufgemacht ist. Knalliges Cover, wunderschöner Farbschnitt- aber kann der Inhalt mit diesem Versprechen von Vergnügen ...

Irgendwie sollte es mir wohl mittlerweile zu denken geben, wenn ein Buch besonders hübsch aufgemacht ist. Knalliges Cover, wunderschöner Farbschnitt- aber kann der Inhalt mit diesem Versprechen von Vergnügen mithalten? Immer öfter lautet meine ganz persönliche Meinung darauf leider eher "Nein". So auch bei diesem Buch.

Zarya hat keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit oder Familie, seit sie denken kann lebt sie im Sumpf, gefangen gehalten von Row und seinem Lehrling Aarav. Er bringt ihr Kampfkunst und den Umgang mit Waffen bei, erzählt ihr aber nichts über ihre Herkunft. Als er eines Tages verschwindet, flieht sie in die nächstgelegene Stadt, wo sie General Vikram und seinem Leutnant begegnet und gemeinsam mit ihnen gegen die Dämonen kämpft, die sie bedrohen.

Diese an indische Mythen und Legenden angelehnte Geschichte könnte so interessant und schillernd sein- die nebensächlichen Dinge wie Nahrung udn Kleidung nimmt auch wunderbar Gestalt an. Leider leidet die grundsätzliche Erklärung dieser Welt darunter- der Weltenbau bleibt bruchstückhaft, nicht gänzlich verständlich. Da hilft auch das beigefügte Glossar nicht.

Schlimmer wird es nur noch, wenn es um die Wesen geht, die diese Welt bevölkern. Es gibt offenbar verschiedene Königreiche, aber die mächtigsten Wesen eines jeden kämpft für dieses eine kleine Königreich, bestehend aus einer Stadt? Und neben diesen magisch begabten Wesen gibt es auch noch Menschen, aber die stehen, obwohl sie machtlos sind, nichtmal auf der niedrigsten Stufe? Ihr merkt schon, ich habe noch lange nicht alles verstanden.

Und dann kommen wir zum Schluss noch zu den Figuren: die weibliche Hauptfigur ist teilweise unerträglich nervig, schwankend in ihrer Zuneigung, gleichzeitig sehr naiv und misstrauisch und findet grundsätzlich jedes männliche Wesen, das ihr über den Weg läuft, umwerfend attraktiv.
Die Beschreibung "Slow Burn" ist tatsächlich gar nicht so weit hergeholt, denn bis zum Schluss hat man keine Ahnung, für wen sie sich denn nun entscheiden wird, denn ihre Zuneigung ist wie ein Fähnchen im Wind.

Ja, die Geschichte hat Potential, aber das soll jetzt ernsthaft noch drei Bücher lang so weitergehen?!
Wenn sich die Autorin mal ein bisschen mehr Zeit für eine Handlung nehmen würde, statt für Amor, würde ich ihr ja noch eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Düsteres Märchen

Das Dreizehnte Kind
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Wenn man sich das Cover so anschaut, erwartet man eine düstere Schauergeschichte- richtig passend für die dunkle Herbstzeit. Was man stattdessen bekommt, ist irgendwie genau das und doch so viel mehr.

Gemeinsam ...

Wenn man sich das Cover so anschaut, erwartet man eine düstere Schauergeschichte- richtig passend für die dunkle Herbstzeit. Was man stattdessen bekommt, ist irgendwie genau das und doch so viel mehr.

Gemeinsam verfolgen wir Hazels Leben, das sich bereits vor ihrer Geburt wie ein Märchen liest. Nur dass sie nicht die Prinzessin ist. Stattdessen wächst sie als dreizehntes Kind in einem verarmten Haushalt auf und wartet ihr Leben lang auf einen göttlichen Paten, der sie zu sich nehmen sollte, aber nie kam. Und doch wird sie zu einer bekannten Heilerin in einem von Armut gebeutelten Königreich.

Wie gesagt, es liest sich wie ein Märchen, richtet sich dem Gefühl nach an ein jugendliches Publikum, hat aber auch sehr erwachsene, düstere Tendenzen. Der Umgang mit Krankheit und Tod ist ernst und wenig beschönigend, ohne dabei den fantastischen Rahmen zu verletzen.

Wirklich gelungen ist aber die Beschreibung der Figuren und die emotionale Achterbahnfahrt, die Hazel durchlebt. Gerade sie ist unheimlich gut getroffen und man baut im Laufe der Geschichte eine ganz wunderbare Bindung zu ihr auf, die einem zum Schluss das Herz bricht.

Ich habe jede einzelne der 667 Seiten geliebt und angebetet!

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Heimlicher Star

Wilder Honig
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Vordergründig sollte es hier eigentlich um drei Frauen gehen: Hannah, die den Tod ihres Ehemanns kaum verkraften kann, ihre Schwester Sadie und Megan plötzlich in ihre Leben tritt. Der Lesende soll mit ...

Vordergründig sollte es hier eigentlich um drei Frauen gehen: Hannah, die den Tod ihres Ehemanns kaum verkraften kann, ihre Schwester Sadie und Megan plötzlich in ihre Leben tritt. Der Lesende soll mit den vielen verschiedenen Schichten an Emotionen konfrontiert werden, die die Frauen während ihrer Trauerbewältigung durch leben.

Als roter Leitfaden der Liebe und Trauer sollen die elf Briefe dienen, die Ehemann John vor seinem Tod verfasst hat.

Was für mich stattdessen hängen blieb, sind die Honigbienen und der Obstgarten, den die Frauen als Nachlass der Familie erhalten und die folgenden Monate pflegen. Diese beiden sind die heimlichen Stars des Buchs, hinter denen die menschlichen Mitspielenden verblassen und stellenweise auch verstummen.

Die Beschreibungen der Pflanzen- und Tierwelt sind sehr gut gelungen, stimmungsvoll, eindrücklich und greifbar. Sie habe ich viel intensiver begriffen als jegliches Innenleben der drei Frauen.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Was sind wir ohne ich

Die Spur der Vertrauten
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Christelle Dabos hat ein Händchen für interessante Ideen und verbindet sie mit einem manchmal fast ätherischen Schreibstil. Wer "Die Spiegelreisende" gelesen hat, kennt ihren Stil und hat ihm im Laufe ...

Christelle Dabos hat ein Händchen für interessante Ideen und verbindet sie mit einem manchmal fast ätherischen Schreibstil. Wer "Die Spiegelreisende" gelesen hat, kennt ihren Stil und hat ihm im Laufe der Bücher wahrscheinlich lieben und hassen gelernt. Was dort im Laufe der vier Bücher langsam angewachsen ist, konzentriert sich bei "Die Spur der Vertrauten" auf knappe 600 Seiten.

Versteht mich nicht falsch: Die Geschichte von Claire und Goliath beginnt unheimlich fesselnd!

In einer Welt, in der die Menschen von ihren angeborenen Instinkten beherrscht werden und so zum Gemeinwohl des "Wir" beitragen, verschwindet die Individualität des Einzelnen fast vollkommen. Doch nicht nur das, die beiden entdecken auch, dass einige ihrer Mitschüler wie vom Erdboden verschluckt sind und machen sich auf die Suche nach ihnen.

Wo dieser erste Teil des Buches den Lesenden förmlich einsaugt, macht die Autorin ungefähr nach der Hälfte des Buches einen Cut und führt ihre Erzählung in eine wesentlich weitschweifigere, weniger zielgerichtete und damit ziemlich verwirrende Richtung weiter (ähnlich wie die Spiegelreisende ab Band 2).

Versteht mich nicht falsch, diese Welt finde ich wirklich faszinierend, die Theorie der Instinkte und des daran anknüpfenden Klassensystems, das gewisse Instinkte massiv begünstigt, ist wirklich gelungen. Die darin mitschwingende Gesellschaftskritik kommt an.

Aber man hätte den Roman locker um 200 Seiten kürzen können, um dadurch die Spannung vor allem im zweiten Teil hochzuschrauben. Vielleicht hat die Autorin einfach zu viel Subtext unterbringen wollen, der zumindest bei mir nicht so ganz ankam. Unterhalten hat mich das Buch trotzdem.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Hölzerne Sprache

Die Bibliothek meines Großvaters
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Ich weiß nicht genau, was es ist, dass ich immer wieder so meine Probleme mit der Sprache in japanischen Büchern habe, und trotzdem jedes Mal wieder danach greife.

Masateru Konishi erzählt die Geschichte ...

Ich weiß nicht genau, was es ist, dass ich immer wieder so meine Probleme mit der Sprache in japanischen Büchern habe, und trotzdem jedes Mal wieder danach greife.

Masateru Konishi erzählt die Geschichte der Lehrerin Kaede, die ihren an Demenz erkrankten Opa pflegt, und dabei mit ihm gemeinsam die verschiedensten Alltagsrätsel und kleineren Kriminalfälle auf teils ziemlich kreative Weise löst.

Die Figur der jungen Lehrerin hat mir eigentlich sehr gut gefallen, da der Autor ihre Einsamkeit und Traurigkeit auf einfühlsame Art eingefangen hat. Ihr Großvater ist die letzte verbliebene Bezugsperson ihres noch kungen Lebens und es fällt ihr offensichtlich schwer, Kontakt zu den Personen in ihrem Umfeld zu knüpfen. So liest es sich schön, wie sie sich nach und nach öffnet.

Auch die Rätsel und Krimis, die die beiden lösen, haben mir eigentlich ziemlich gut gefallen, waren kreativ und ideenreich.

Aber diese Sprache. Ich werde einfach nicht warm mit diesem hölzernen, teilweise recht plastischen, emotionslosen, sehr beschreibenden Erzählstil. Dabei möchte ich das gar nicht dem Übersetzer Peter Aichinger-Fankhauser anlasten. Man merkt es dem Text einfach an, dass das Japanische aus einer völlig anderen Sprachfamilie kommt als das Deutsche. Ich verneige mich vor der Arbeit des Übersetzers, daraus einen flüsssigen Text kreiert zu haben, mich packt es nur einfach nicht so richtig und ich habe Mühe, gedanklich am Ball zu bleiben.

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