Profilbild von julemaus94

julemaus94

Lesejury Star
offline

julemaus94 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit julemaus94 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2025

Ein Kanal als Kulisse

Der große Riss
0

Panama ist für mich ein weit entferntes Land, das in mir kaum ein Vorstellung auslöst, der um 1900 erbaute Kanal ein fernes Band ohne große Bedeutung.
Das hat sich nun dank diesem Buch geändert.

Christina ...

Panama ist für mich ein weit entferntes Land, das in mir kaum ein Vorstellung auslöst, der um 1900 erbaute Kanal ein fernes Band ohne große Bedeutung.
Das hat sich nun dank diesem Buch geändert.

Christina Henriquez berichtet über den Bau des Panama-Kanals nicht anhand historischer Fakten. Sie lässt die Menschen zu Wort kommen; die Einheimischen ebenso wie die einwandernden Arbeiter und Wissenschaftler, aber auch die Amerikaner, die sich selbst als Befreier der Landbevölkerung sehen, ohne dabei zu merken, welchen Schaden sie auch verursachen.

Der Kanal selbst bleibt dabei eine blasse Kulisse im Hintergrund, der als Bühne für die vielen Figuren dient, die hier zu Wort kommen. Sie verleihen dem Ganzen emotionale Tiefe, auch wenn es zu viele Figuren sind, um jeder einzelnen Komplexität zu geben.

Insgesamt hätte ich mir vielleicht mehr Fakten gewünscht und Hintergrundinformationen, aber die menschliche Annäherung an das Thema ist auch eine interessante Herangehensweise.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2025

Klischeefeuerwerk

Achtzehnter Stock
0

Wandas Schicksal könnte ein sehr alltägliches sein. Gefangen im tristen Leben der Berliner Platte, allein mit ihrer 5-jährigen Tochter und erfolglos in ihrem Job als Schauspielerin (zu mehr als einem Werbespot ...

Wandas Schicksal könnte ein sehr alltägliches sein. Gefangen im tristen Leben der Berliner Platte, allein mit ihrer 5-jährigen Tochter und erfolglos in ihrem Job als Schauspielerin (zu mehr als einem Werbespot hat es bisher nicht gereicht). Sie selbst fühlt sich zu höherem berufen, fühlt sich fehl in der Gemeinschaft des Bodensatzes der Gesellschaft.

Anfangs kann man mit Wanda noch mitfühlen, der packende Schreibstil hilft dabei ungemein. Doch im Laufe der Geschichte wird immer offensichtlicher, mit wie vielen Klischees die Autorin hier jongliert.

Tatsächlich fühlt sich die Geschichte so alltäglich an, weil einfach sehr viele Alltags-Stereotype verwendet werden. Zumindest so lange, bis es etwas unglaubwürdig wird.

Dabei schafft es Sara Gmuer leider nicht, Sympathie für ihre Figur zu wecken. Wenn überhaupt fühlt man mit der kleinen Karlie mit, die von ihrer Mutter für den Traum vom Erfolg vernachlässigt wird. Insgesamt ist Wanda immer nur auf ihren Erfolg und Vorteil bedacht. Selbst die Nachbarin, die ihr immer wieder mit der Kinderbetreuung unter die Arme greift, erhält lediglich den schmeichelhaften Namen "Aylins Mama" und wird ihn auch im Laufe der Geschichte nicht los.

Ja, der Roman ist kurzweilig (die Betonung liegt auf kurz), aber ob er wirklich unbedingt lesenswert ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2025

Das Schicksal der Frauen

Coast Road
0

In Irland, vor gerade einmal dreißig Jahren, erhalten wir Einblick in das Leben eines Dorfes, beschaulich an der Küste gelegen. Dolores, Colette und Izzy führen drei scheinbar vollkommen unterschiedliche ...

In Irland, vor gerade einmal dreißig Jahren, erhalten wir Einblick in das Leben eines Dorfes, beschaulich an der Küste gelegen. Dolores, Colette und Izzy führen drei scheinbar vollkommen unterschiedliche Leben und doch haben sie so einiges gemeinsam. Alle drei sind unglücklich in ihrer Ehe gefangen und alle drei leiden unter dem, worüber die Politik und ganz Irland Mitte der 90er diskutiert: die Legalisierung der Ehe.

Für mich persönlich ist es kaum vorstellbar, dass es noch gar nicht so lange her sein soll, dass es Ehepartnern nicht möglich gewesen sein soll, aus einer unglücklichen Partnerschaft auszutreten.
Nun ja, wenn man mal ehrlich ist, gibt es auch heutzutage noch genügend Hindernisse, die (oftmals) Frauen daran hindert, ihre Männer und toxischen Beziehungen zu verlassen.

Alan Murrin zeichnet hier ein wunderbar authentisches Gesellschaftsbild, unterlegt mit einigem Lokalkolorit und trotzdem so nahbar, dass man die Wut und Emotion förmlich am eigenen Leib spürt.

Zumindest ich habe sehr mit Colette, Dolores und Izzy gefiebert, gehofft und gewütet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2025

Packender Endzeitkrimi

Der letzte Mord am Ende der Welt
0

Wer Stuart Turton kennt, hat gewisse Erwartungen an seinen neuen Roman. Spannend und verzwickt sollte er sein, um zwanzig Ecken gedacht und das Genre vollkommen neu erfinden. So viel sei gesagt, meine ...

Wer Stuart Turton kennt, hat gewisse Erwartungen an seinen neuen Roman. Spannend und verzwickt sollte er sein, um zwanzig Ecken gedacht und das Genre vollkommen neu erfinden. So viel sei gesagt, meine Erwartungen hat er voll und ganz erfüllt!

Der Autor nimmt uns mit in eine mögliche Zukunft, in der die Menschheit durch einen seltsamen Nebel ausgelöscht wurde. Nur eine kleine Gruppe hat auf einer abgelegenen griechischen Insel überlebt, angeführt von drei Ältesten. Diese Wissenschaftler bestimmen die Abläufe der Gemeinschaft und haben mehr Einfluss, als es anfangs den Anschein hat.

Die einzelnen Charaktere bleiben möglicherweise zunächst etwas blass, den Überblick über alle zu behalten scheint schwierig. Doch mit der Zeit kristallisieren sich die Handlungsträger heraus, ebenso wie die verzwickten, vielschichtigen Verbindungen zwischen den Figuren.

Der eigentliche Star des Buches ist jedoch das Setting. Dystopie trifft es eiegntlich gar nicht richtig, viel mehr ist es eine spannende Science Fiction, von der ich mir nicht sicher bin, ob ich sie der Menschheit als mögliche Zukunft wünschen möchte.

Als Unteraltung, die einen zum Mitdenken animiert und an die Seiten fesselt, reicht sie aber allemal! Lange hat mich ein Buch nicht mehr so sehr packen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2025

Die Gerüchte sind wahr

Der Gott des Waldes
0

Gerüchte ist vielleicht zu viel gesagt, aber dieses Buch hat ja bereits vor Erscheinen nichts als Lobeshymnen erzeugt. Bei mir löst diese überbordende Begeisterung immer große Skepsis aus. Doch nachdem ...

Gerüchte ist vielleicht zu viel gesagt, aber dieses Buch hat ja bereits vor Erscheinen nichts als Lobeshymnen erzeugt. Bei mir löst diese überbordende Begeisterung immer große Skepsis aus. Doch nachdem ich diese fast 600 Seiten innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe, kann ich in diese Himmelsgesänge nur einstimmen.

Dabei klingt die Geschichte einer jungen Frau, die während ihres Aufenthalts in einem Sommercamp in den Adirondacks plötzlich verschwindet, zunächst nicht ganz neu. Auch die Tatsache, dass ihr Bruder bereits Jahre zuvor an der selben Stelle verschwunden ist und das Verbrechen nie aufgeklärt werden konnte, verleiht dem Setting keine große Frische.

Und doch, es ist einfach fesselnd geschrieben. Durch viele verschiedene Blickwinkel und Zeitebenen springt die Geschichte hin und her und liefert immer neue Fragen und Hinweise. Wem kann man trauen, wer lügt oder verschweigt etwas. Scheinbar jeder hat Geheimnisse zu verbergen.

Zudem lassen gerade die Reichen und Schönen tief in ihre Abgründe blicken. Die nach außen heile Welt weist insgeheim tiefe Wunden auf.

Ich bin froh, dass ich auf der anderen Seite der geturnten Page stehe. Gelesen ist es ein großes Vergnügen, erleben möchte ich es allerdings dann doch lieber nicht- für kein Geld der Welt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere