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Veröffentlicht am 12.10.2022

Humorvoller Reihenauftakt

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
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Was braucht man mehr in einer verwirrenden Welt, bestehend vielen untereinander verfeindeten Ländern voller Gefahren und Fabelwesen, als einen humorvollen (manchmal fast schon albernen), aber begabten, ...

Was braucht man mehr in einer verwirrenden Welt, bestehend vielen untereinander verfeindeten Ländern voller Gefahren und Fabelwesen, als einen humorvollen (manchmal fast schon albernen), aber begabten, schwarzüngigen Dieb?

Kinsch na Shannack hat seine Ausbildung bei der Gilde mit einem Haufen Schulden beendet und schlägt sich nun mit kleineren Diebereien durchs Land, um diese abzuarbeiten. Bis er den gefährlichen Auftrag erhält, sich an die gefährliche Ritterin Galva ranzuhängen und sie unter keinen Umständen aus den Augen zu lassen. Und damit beginnt das große Abenteuer, auf dessen Reise er uns mitnimmt.

Der Kniff, Kinsch als Erzähler einzusetzen, bringt diesem Buch ziemlich viele Pluspunkte, erlebt man doch so seinen Humor direkt aus erster Hand und wird so durch eine aufregende Welt geführt voller Kobolde, Magiker und Ritter.

Christopher Buehlmann hat einen vielversprechenden Auftakt zu seiner Highfantasy-Reihe hingelegt. Auch wenn auf den ersten Blick nicht sonderlich viel passiert, so bekommt man doch einen spannenden Einblick in diese Welt, lernt sie von so ziemlich allen Seiten kennen und schließt die Figuren ins Herz.

Die Abenteuer schleichen sich langsam an, packen einen ab dem ersten Drittel dann vollends und ziehen einen in diese Welt.

Einziges Manko: Man merkt, dass sich der Autor noch ein wenig Stoff für den Folgeband aufgehoben hat. Aber ich bin angefixt und warte nun gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 12.10.2022

Zu poetisch

Schlangen im Garten
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Jeder verarbeitet den Verlust eines gliebten Menschen auf seine Weise. Wie legt man fest, welche die richtige ist? Wer sagt, wie schnell man seine Trauer bewältigen muss?

Familie Mohn hat die geliebte ...

Jeder verarbeitet den Verlust eines gliebten Menschen auf seine Weise. Wie legt man fest, welche die richtige ist? Wer sagt, wie schnell man seine Trauer bewältigen muss?

Familie Mohn hat die geliebte Mutter verloren und geht damit auf ihre ganz eigene Weise um. Dem Traueramt in Person von Herrn Ginster ist dies allerdings nicht der richtige Weg und er versucht, die Trauerarbeit zu korrigieren.

Man merkt schon an der Beschreibung, dass man es hier mit einer eher ungewöhnlichen Geschichte zu tun bekommt. Wer das Debut von Stefanie vor Schulte kennt, "Junge mit schwarzem Hahn", erwartet aber auch nichts anderes und bekommt genau das.

Der Schreibstil ist gewohnt poetisch, gespickt mit einer Unmenge an Metaphern, von denen ich vermutlich nur knapp die Hälfte verstanden habe.

Das Buch ist definitiv etwas besonderes, mit seinen 240 Seiten auch nicht besonders dick, und doch so unheimlich anspruchsvoll und teilweise fast anstrengend zu lesen.

Man muss sich darauf einlassen, sich hineinfallen lassen und die Zeit dafür mitbringen. Hindurchjagen kann man auf keien Fall. Vielmehr muss man die Sätze auf sich wirken lassen und nachspüren, was sie mit einem anstellen.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Schöne Scheinwelt

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Wie sehr uns die Welt von Social Media beeinflusst, können wir uns als Konsumenten oft nur schwer vorstellen. Dass es denjenigen, die als Filter zwischen uns und den Produzenten unzähliger kleiner Filmchen ...

Wie sehr uns die Welt von Social Media beeinflusst, können wir uns als Konsumenten oft nur schwer vorstellen. Dass es denjenigen, die als Filter zwischen uns und den Produzenten unzähliger kleiner Filmchen und Beiträge stehen, umso schwerer fällt, sich von diesem Einfluss frei zu halten, zeigt Hanna Bervoets in ihrem kleinen, unscheinbaren Buch sehr eindrücklich.

Kayleigh arbeitet als Moderatorin einer Onlineplattform, die unangemessene Beiträge anhand fest vorgegebener Regeln bewerten und gegebenenfalls aussortieren soll. Wie sehr sich diese strengen Vorgaben nach und nach in ihren Alltag einschleichen bemerkt sie anfangs gar nicht, bis es zu spät ist.

Ich liebe kurze Texte und Bücher, weil sie die Essenz stark komprimiert einfangen. Genau das ist auch hier hervorragend gelungen. Die Geschichte liest sich unheimlich intensiv, jeder Satz sitzt und trifft ins Schwarze.

Natürlich bleibt für eine gründliche Figurenentwicklung nicht viel Zeit, trotzdem ist der Autorin mit Kayleigh eine sehr plastische, die Story tragende Protagonistin gelungen, die viele Grauschattierungen in sich vereint. Sie ist definitiv keine Heldin, als Antiheldin würde ich sie aber auch nicht bezeichnen.

Insgesamt bietet die Geschichte einen wundervollen Einblick hinter die Kulissen der schönen Scheinwelt von Online-Videoplattformen und blickt sehr tief in die menschlichen Abgründe, die das Netz mit seinen sehr fluiden Regeln und Grenzen täglich ausweitet und bestärkt.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Starke Frauen als Vorbild

Matrix
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Frauen haben schon immer den Lauf der Welt beeinflusst. Was sie bewirken können, wenn sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, zeigt Lauren Groff ansprechend am Beispiel von Marie de France und strickt ...

Frauen haben schon immer den Lauf der Welt beeinflusst. Was sie bewirken können, wenn sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, zeigt Lauren Groff ansprechend am Beispiel von Marie de France und strickt die Geschichte einer historischen Figur, über die nur wenig bekannt ist, weiter.

Die 17-jährige Marie lebt als uneheliches Kind und Resultat einer Vergewaltigung am Hofe ihrer Halbschwester Eleonore von Aquitanien, bis diese sie als Priorin in ein englisches Kloster abschiebt. Auch wenn sie anfangs mit ihrem Schicksal hadert, beginnt sie schnell, die ärmlichen Nonnen zu unterstützen und ihnen ein Leben in Wohlstand aufzubauen.

Dieses Buch wird gerne als feministisches Meisterwerk bezeichnet, dem kann ich in gewisser Weise zustimmen. Hier stehen die Frauen im Fokus, Marie baut sich eine Welt aus Frauen auf, in der Männer keinen Platz und nennenswerten Mehrwert haben. Und so sehen wir zu, wie mit ihrem Kloster eine Macht entsteht, die von rein weiblichen Händen getragen werden.

Man liest aber auch davon, wie viel es sie kostet, wie bedroht diese Welt ständig ist, von weltlichen Forderungen und Neidern.

Dabei wird die Geschichte von Lauren Groffs Schreibstil getragen, der teilweise sehr ruhig und schlicht, an anderer Stelle dagegen fast schon poetisch und sphärisch klingt. Durch ihre subtil eingestreuten Andeutungen wird die Spannung der doch eher ruhigen Geschichte hochgehalten.

Insgesamt ist es eine Wohltat, dieses Buch zu lesen, in dem der Fokus so weit weg vom Mann im Zentrum verschoben ist.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Unerfüllte Erwartungen

Auf See
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Dieses Buch ist das beste Beispiel für nicht zur Handlung passende Klappentexte. Hier werden Erwartungen über eine dystopische Zukunft Deutschlands geschürt, die der Roman in keiner Weise erfüllen kann.

Es ...

Dieses Buch ist das beste Beispiel für nicht zur Handlung passende Klappentexte. Hier werden Erwartungen über eine dystopische Zukunft Deutschlands geschürt, die der Roman in keiner Weise erfüllen kann.

Es geht um Yada, die auf einer Inselstadt aufwächst, die sich vom Festland losgesagt hat, um den dort herrschenden Katastrophen zu entgehen. Im Gegensatz dazu lebt Helena in Berlin und versucht ihrer Karriere als Prophetin einer von ihr als Kunstprojekt gegründeten Sekte zu entgehen.

Mit diesem starken Einstieg, der Hoffnung auf Gesellschaftskritik und alternative Lebenskonstrukte macht, starten wir in einen Roman, der ganz schnell zu einer seichten 0815-Geschichte verkommt.

Man erwartet große Eindrücke und Geschehnisse, bekommt aber stattdessen die Geschichte einer unglücklichen Familienentwicklung erzählt. Dabei sind die Figuren nicht mal sonderlich interessant geschrieben. Sowohl Yada als auch Helena bleiben blass und nichtsagend. Die restlichen Figuren sind mehr schmückendes Beiwerk als alles andere.

Dieses Buch wirkt auf mich weder packend noch visionär. Nur die immer wieder eingeschobenen Archiv-Beiträge über gescheiterte Utopien haben mich bei Laune gehalten.

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