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jules_jude

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Missratene Mixtur

Die versteckte Apotheke
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Der Inhalt von „Die versteckte Apotheke“ klingt zunächst vielversprechend. Erzählt wird die Geschichte mittels zwei Zeitsträngen, einen in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart. Im 18. Jahrhundert ...

Der Inhalt von „Die versteckte Apotheke“ klingt zunächst vielversprechend. Erzählt wird die Geschichte mittels zwei Zeitsträngen, einen in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart. Im 18. Jahrhundert treffen wir auf Nella, eine Apothekerin, die seit Jahrzehnten Giftmischungen herstellt. Frauen kommen zu ihr, wenn sie sich nirgendwo anders hinwenden können, und sie gibt ihnen Mixturen an die Hand, die ihre Probleme beseitigen. Als ein junges Mädchen namens Eliza ihren Laden betritt, setzt das eine Kette von Ereignissen in Gang, von denen es kein Zurück mehr gibt. In der Gegenwart folgen wir der Geschichtsliebhaberin Caroline, die in London Urlaub macht und auf die Spur der Apothekerin Nella kommt.

Ich erhoffte mir eine spannende und interessante Geschichte über drei außergewöhnliche Frauen mit Mystery-Elementen, doch leider wurde ich zutiefst enttäuscht. Die Geschichte konnte mich zu keinem Zeitpunkt in ihren Bann ziehen, noch empfand ich sie insgesamt als spannend.
Mein größtes Problem hatte ich mit den zwei Zeitebenen. Bei zwei Zeitebenen besteht immer die Gefahr, dass eine von ihnen überzeugender sein könnte als die andere und genau das ist hier definitiv passiert. Die Handlung mit Nella und Eliza steht im Mittelpunkt des Romans und war deutlich die faszinierendere von beiden. Aber selbst diese wurde schnell schwerfällig und eher langweilig. Es fühlte sich an, als würden die aufregenden Momente zu schnell und zu einfach gelöst und die weniger interessanten dafür in die Länge gezogen.
Völlig unnötig war in meinen Augen Carolines Geschichte in der Gegenwart. Ich wurde zu keinem Zeitpunkt warm mit ihr, sie war mir vor allem anfangs zu weinerlich, noch verstand ich ihre Motivation hinter ihren Handlungen. Meiner Meinung nach hätte die Handlung davon profitiert, wenn Carolines Handlungsstrang komplett weggelassen worden wäre und sich die Handlung nur auf Eliza und Nella fokussiert hätte, so hätte die Geschichte der beiden auch mehr an Tiefe und Plausibilität gewonnen. Nämlich viele Handlungspunkte machten für mich einfach keinen Sinn und wirkten zu konstruiert.

„Die versteckte Apotheke“ ist für mich leider eine große Enttäuschung und ein Beispiel für ein Buch, das zu viel versprochen und zu wenig geliefert hat.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Eine Enttäuschung auf ganzer Linie

Freizeit
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Als Leserin folgt man Franziska auf ihren Weg durch ihr Leben, sie scheint nach einer gescheiterten Beziehung und nach zwei Jahren in Paris auf der Suche nach sich selbst zu sein und was sie eigentlich ...

Als Leserin folgt man Franziska auf ihren Weg durch ihr Leben, sie scheint nach einer gescheiterten Beziehung und nach zwei Jahren in Paris auf der Suche nach sich selbst zu sein und was sie eigentlich vom Leben will. Sie lässt sich treiben, erinnert sich an vergangene Tage und schreibt an ihrem Manuskript weiter, das stark von ihrem eigenen Leben und ihren Blick auf die Welt geprägt ist. Ebenso wird man als Leserin Zeuge, wie sie ihre Mitmenschen und ihre Umwelt beobachtet und man lernt ihre Freunde und Familie kennen.

Soweit so gut oder in diesem Fall auch eher nicht gut. Denn der Roman konnte mich überhaupt nicht begeistern. Es war für mich weder ein handlungsorientierter Roman noch eine Milieu- oder Charakterstudie, dazu fehlte einfach der roter Faden und Tiefe für mich. Auch sehe ich den Roman nicht als einen Roman über die junge Generation, denn ich bin Teil dieser Generation und ich fühl mich nicht angesprochen oder entlarvt.
In Bezug auf den Buchinhalt ist zu sagen, dass die Charaktere mir alle fremd geblieben sind und zu oberflächlich dargestellt wurden, sie waren für mich alle nur Hüllen ohne irgendwelche besonderen Eigenschaften und Gefühle. Die Handlung, so weit vorhanden, plätscherte vor sich hin, ohne dass sie irgendwie mein Interesse geweckt hätte. Auch der Schreibstil war nicht mein Fall. Es war mir sprachlich zu einfach gehalten, es liest sich für mich so, als hätte ein Schreibanfänger den Roman verfasst. Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, was ich eigentlich gelesen habe und was der Roman mir sagen wollte oder sein wollte.

Für mich leider eine große Enttäuschung und ich kann auch keine Leseempfehlung aussprechen. (1.5 Sterne)

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Ein erzählenswertes Schicksal, das eine andere Autorin verdient hätte

Das letzte Versprechen
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Weihnachten 1944 ändert sich das Leben von Anna „Anni“ Eckhardt, einer Banatdeutschen, für immer auf schreckliche Art und Weise. Sie wird von ihrer Mutter getrennt und kommt in ein jugoslawisches Kinderheim, ...

Weihnachten 1944 ändert sich das Leben von Anna „Anni“ Eckhardt, einer Banatdeutschen, für immer auf schreckliche Art und Weise. Sie wird von ihrer Mutter getrennt und kommt in ein jugoslawisches Kinderheim, wo großes Leid und Hunger herrschen. Ihre Mutter Amalie hingegen wird für fünf Jahre nach Sibirien in ein Arbeitslager geschickt. Während dieser Zeit kümmert sich Annis Großmutter um ihre Enkelin, wie sie es Annis Mutter versprochen hat. Als ein paar Jahre später Anni nach Deutschland kommt, werden die seelischen Wunden deutlich, die die traumatischen Erlebnisse bei ihr wie auch bei ihrer Mutter hinterlassen haben.

Diese schrecklichen Ereignisse verarbeitet mehr schlecht als recht der Tatsachenroman "Das letzte Versprechen" von Hera Lind, der auf der Lebensgeschichte von Anna Eckhardt und ihren Tagebucheinträgen basiert. Gleich zu Beginn des Buches wird jedoch darauf hingewiesen, dass das Buch keinen "Anspruch auf Faktizität erhebt" und dass eine "Verschränkung von Wahrheit und Fiktion" stattfindet. An sich ist das ja kein Problem, viele Romane, die auf wahren Lebensgeschichten beruhen, tun dies doch sollte man dann den Roman als Tatsachenroman bezeichnen? Wird so nicht eine Faktizität vorgetäuscht, die nicht vorhanden ist?
Inhaltlich kann der Roman auf dieser Ebene nämlich meiner Meinung nach nicht wirklich überzeugen, denn zu viele Ungereimtheiten bzgl. manchen Ereignissen, ein vereinfachtes Denken in bösen Partisanen bzw. russischen Soldaten auf der einen und guten Deutschen auf der anderen Seite, eine fehlende Einordnung des ganzen Geschehens in dem gesamtgeschichtlichen Kontext sowie keine weiteren Quellen außer Annas Tagebuch hinterlassen einen fragwürdigen Eindruck. Dementsprechend würde ich den Roman auch eher als historischen Roman bezeichnen, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.
Doch auch hier kann das Buch nicht überzeugen, den sprachlich und stilistisch ist es nicht wirklich gelungen. Besonders am Anfang, als die Ereignisse aus Sicht der fünfjährigen Anni erzählt werden, wird ein einfacher und kindlicher Schreibstil verwendet, der meist zu kindlich und dann zu erwachsen für eine Fünfjährige klingt. Dieser banale und sprachlich wenig ansprechende Schreibstil bleibt dann auch über das ganze Buch erhalten. Auch trieft der Roman von Kitsch und unnötiger Dramatisierung, um ja Empathie und Bestürzung gegenüber dem schweren Leben von Anni zu empfinden. Ein bisschen weniger Rührseligkeit hätte dem Roman besser getan, so würde dann auch die Geschichte authentischer und glaubhafter erscheinen.
Das i-Tüpfelchen ist aber dann aber die Autorin selbst, die selbst während der Geschichte in die Handlung einfügt und dann am Ende noch Eigenwerbung für sich selber macht, sodass ich mich am Ende Frage, ob hier die Geschichte von Anni und dem Leid der Banatdeutschen erzählt wird oder die Autorin eine erzählenswerte Geschichte für ihren eigenen Nutzen verwendet.

"Das letzte Versprechen" von Hera Lind hatte die Möglichkeit auf das Schicksal der Banatdeutschen bzw. der Donauschwaben zu Ende und nach dem 2. Weltkrieg aufmerksam zu machen, doch genutzt wurde diese Chance nicht.

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