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Veröffentlicht am 13.01.2022

Alles zum Thema Autos

Wieso? Weshalb? Warum? Wir entdecken Autos
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„Mama, was steht da? A-I-R-B-A-G?“ - „Und was ist das?“ - „Wie wird ein Airbag denn ausgelöst?“

Diese Fragen stellte mein Sohn vor einigen Tagen, als er die Buchstaben am Armaturenbrett vor dem Beifahrersitz ...

„Mama, was steht da? A-I-R-B-A-G?“ - „Und was ist das?“ - „Wie wird ein Airbag denn ausgelöst?“

Diese Fragen stellte mein Sohn vor einigen Tagen, als er die Buchstaben am Armaturenbrett vor dem Beifahrersitz sah. Der neue Band aus der „Wieso? Weshalb? Warum?“-Sachbuchreihe für Kinder weiß darauf Antwort. Und auch auf viele andere Fragen zum Thema Autos.
Die Reihe richtet sich an Kinder zwischen vier und sieben Jahren, also hauptsächlich an Vorschulkinder, die noch nicht lesen können. Entsprechend sind die Bücher aus dieser Reihe sehr detailreich bebildert. Die Illustrationen sind realistisch und geben den Informationsgehalt sehr gekonnt wieder. Jeder Textabschnitt, den das Kind vorgelesen bekommt, wird in den Bildern dargestellt. Somit wird das Vorgelesene auch für den kleinen Zuhörer greifbar und erlebbar.
Die vielen Klappen im Buch sorgen dafür, dass das Kind interessiert und neugierig bleibt. Es kann sich „seinem“ Thema selbst nähern, Bilder und Informationen eigenständig entdecken.

Diese Sachbuchreihe ist eine der besten für Kinder. Die Texte sind in kindgerechter Sprache gehalten. Aber dem Kind wird auch die Kompetenz zugesprochen, die - teils sehr komplexen - Inhalte verstehen zu können.

Der Band 28 „Wir entdecken Autos“ greift sehr umfassend Fragen zum Thema auf. Warum fahren wir Auto? Woraus besteht ein Auto? Wie wird ein Auto gebaut? Auch die Aspekte Verkehrssicherheit, die Geschichte des Autos, Berufskraftfahrer oder das Warten und Pflegen von Autos werden angesprochen.

Wir sind wieder einmal sehr begeistert von einem Band aus dieser Sachbuchreihe. Hier bekommt nicht nur das neugierige Kind seine brennenden Fragen beantwortet, sondern auch die Erwachsenen lernen noch eine Menge dazu.

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Auf der Suche nach dem guten Konsum

Kauf mich!
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„Das Gefühl, etwas gefunden und genug zu haben, das gibt’s eigentlich nicht.“ (8%)

Wir alle sind Konsumenten. Immer und überall. Die gesamte Gesellschaft scheint sich darüber zu definieren, was der einzelne ...

„Das Gefühl, etwas gefunden und genug zu haben, das gibt’s eigentlich nicht.“ (8%)

Wir alle sind Konsumenten. Immer und überall. Die gesamte Gesellschaft scheint sich darüber zu definieren, was der einzelne kauft und besitzt. Und wenn man das realisiert und vielleicht sogar beschließt, aus diesem System auszusteigen, spürt man plötzlich, wie abhängig man vom Konsum ist; wie sehr sich dieses Immer-mehr-haben-Wollen zutiefst in unser Leben eingegraben hat.

Wir kaufen, um uns etwas Gutes zu tun, um uns weniger einsam zu fühlen oder um unseren Platz in der Gesellschaft zu etablieren. Und außerdem haben wir alle natürlich Grundbedürfnisse und müssen beispielsweise Lebensmittel einkaufen. Wir können also gar nicht anders. Ein gewisses Maß muss gedeckt sein. Aber wir können uns das teils perfide System klar machen und zu mündigen Konsumenten werden. Dazu müssen wir allerdings verstehen, wie dieses System funktioniert und warum wir da eigentlich bisher so naiv mitspielen.

Nunu Kaller deckt diese Zusammenhänge auf vielfältige Weise auf. Sie hinterfragt ihr eigenes Verhalten und ihre Gedanken. Sie spricht mit diversen Experten wie z.B. Psychologen über dieses Thema. Und sie zeigt uns unsere Grenzen als Einzelpersonen auf. Niemand von uns allein kann dieses System ändern und es ist eine geschickte Strategie, dem einzelnen Konsumenten die Verantwortung für nachhaltige Kaufentscheidungen aufzubürden.
Wir sollten uns vor Augen halten, dass wir bei jedem Kauf(an)reiz Spielfiguren im Dauerkonsumspiel unserer Zeit sind. Wenn wir das verstehen und die Spielregeln dieses Spiels durchschauen, wird es einfacher. Dann können wir uns wieder mündiger verhalten.

Nunu Kaller ist mit „Kauf mich!“ ein sehr umfassendes und entlarvendes Buch zum Thema Konsum gelungen. Nach dieser Lektüre geht man mit offeneren Augen durchs Leben. Der Tonfall reicht von humorvoll bis bissig. Und ich muss einschränkend sagen, dass ich mich dadurch manchmal vor den Kopf gestoßen fühlte. Manches war auch so unangenehm, dass ich danach direkt das Bedürfnis hatte, etwas Hübsches zu kaufen, um meiner geschundenen Seele etwas Gutes zu tun.
Insgesamt ist dieses kurzweilige Buch aber absolut bereichernd.

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Über die Entwertung weiblicher Arbeit

Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung
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„Die Verwandlung der Frauen in eine heimliche Dienerklasse war eine ökonomische Leistung ersten Ranges. Diener für niedere Arbeiten konnte sich nur eine Minderheit der vorindustriellen Gesellschaft leisten; ...

„Die Verwandlung der Frauen in eine heimliche Dienerklasse war eine ökonomische Leistung ersten Ranges. Diener für niedere Arbeiten konnte sich nur eine Minderheit der vorindustriellen Gesellschaft leisten; im Zuge der Demokratisierung steht heute fast dem gesamten männlichen Bevölkerungsteil eine Ehefrau als Dienerin zur Verfügung.“ 81%

Mit diesem Zitat vom Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith von 1974 schließt das Buch „Die Erfindung der Hausfrau - Geschichte einer Entwertung“ von Evke Rulffes.
Was wir bis heute noch als wirkmächtig und schwer überwindbar empfinden, ist eine vergleichsweise junge Erfindung. Mit dem Aufkommen des Bürgertums und einer größeren Mittelschicht im 19. Jahrhundert bedurfte es einer Dienerklasse, die sich selbst nicht als solche empfand und kostenlos arbeitete: Die Ehefrau und Mutter in ihrer Rolle als Hausfrau. Eine Rolle, die mit Haut und Haaren auszufüllen war, denn sie appelliert an das Gewissen der Frauen und verlangt die absolute Identifikation und Selbstaufgabe. Im Gegenzug steht der Erfüllung dieser Rolle allerdings weder eine Bezahlung noch die geringste Anerkennung zu.

Es wird erschreckend deutlich, wie perfide und nachhaltig dieses Konzept angelegt ist. Ja, man hat das alles schon mal irgendwo gehört. Und, hey, wir Frauen sind doch inzwischen alle emanzipiert und stehen da drüber. Oder?
Wie sehr uns die Erfindung der Hausfrau bis heute nachhängt, wird spätestens dann deutlich, wenn eine Frau zum ersten Mal Mutter wird. Oder wenn sie auf ihrem beruflichen Weg ausgebremst und schlechter bezahlt wird. All diese Phänomene hängen immer auch damit zusammen, dass die Arbeit von Frauen entwertet und auf die selbstlose Hausfrauenrolle uminterpretiert wurde.

Evke Rulffes Buch basiert auf ihrer wissenschaftlichen Arbeit zur Hausväterliteratur bzw. besonders zu dem Werk „Die Hausmutter“ von Christian Friedrich Germershausen, das um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in vielen Auflagen erschienen ist. Vor der Erfindung der Hausfrau war die Rolle der Frau noch eine andere. Natürlich war auch damals nicht alles besser; das Gesinde wurde schlecht bezahlt, man hatte viel und körperlich anstrengende Arbeit und darüber hinaus repräsentative Aufgaben. Auch ist eine Rückkehr zu damaligen Verhältnissen von der Autorin nicht gewünscht - sie macht mit der Analyse der damaligen Verhältnisse und der Rolle der Frau aber deutlich, wann und wie es zur Erfindung der Hausfrau kam und dass damit eine Entwertung der weiblichen Arbeit einherging, die bis heute anhält.

Auch wenn „Die Erfindung der Hausfrau“ den Fokus in weiten Teilen auf die Analyse „Der Hausmutter“ legt, ist dieses Buch sehr augenöffnend (und erschreckend) in Bezug auf die Emanzipationsgeschichte und auch auf die Rolle moderner Frauen. Die Lektüre ist aber nicht nur aufschlussreich, sondern auch überaus unterhaltend. Ich kann dieses Buch allen Frauen und Männern nahelegen, die sich für gesellschaftliche Zusammenhänge interessieren.

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Veröffentlicht am 27.11.2021

Schenken in seinem eigentlichen Sinne

Selber machen statt kaufen – Geschenke
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„Während Geschenke doch eigentlich von Herzen kommen und eine ganz besondere persönliche Freude bereiten sollen, ist die Realität häufig eine andere: Dank Massenkonsum und allgegenwärtiger Werbung ist ...

„Während Geschenke doch eigentlich von Herzen kommen und eine ganz besondere persönliche Freude bereiten sollen, ist die Realität häufig eine andere: Dank Massenkonsum und allgegenwärtiger Werbung ist Schenken nicht selten zu einer Formalität oder zu einer Pflichtaufgabe geworden, die sich mit Geld erledigen lässt. ‚Wert‘ wird mit ‚Preis‘ verwechselt, und Schenken bedeutet dann nur noch, etwas für andere zu kaufen - oder gar diesen Schritt noch der beschenkten Person zu übertragen, indem man Geld oder einen Einkaufsgutschein überreicht.“ (7)

So macht Schenken dann auch keinen Spaß mehr und wird zu einer stressigen Aufgabe. Aber es geht auch anders! Indem man sich kleine individuelle Geschenke überlegt und sie selbst macht zum Beispiel.

In diesem kleinen, aber vor Ideen nur so überquellenden Buch „Geschenke selber machen statt kaufen“ von smarticular findet man viele Anleitungen für selbstgemachte Geschenke. Die Themenvielfalt ist groß: So gibt es Anleitungen für Geschenke aus der Küche, für selbstgemachte (Natur-) Kosmetik, kleine Handarbeiten, und auch für Basteleien mit Kindern. Selbst an die umweltfreundliche und selbstgebastelte Verpackung wird gedacht.

Das Buch ist auch wunderbar gelayoutet und macht einfach Freude beim Durchblättern. Man hat gleich ganz viel Inspiration und Lust zu starten.

Es lohnt natürlich auch immer ein Besuch der smarticular.net Website - auch hier finden sich unendlich viele Tipps für ein umweltfreundliches Leben und Anleitungen für Selbstmacher. Dieses Buch selbst ist übrigens auch ein tolles Weihnachtsgeschenk, finde ich.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Öffnet die Augen und weitet den Blick

FRAUEN LITERATUR
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„Nein, wir sind nicht darüber hinaus, auf diese Dinge achten zu müssen. Es wird gerade erst interessant. Denn es sind andere Erfahrungen, andere Perspektiven, die hier erzählt werden, neue Geschichten, ...

„Nein, wir sind nicht darüber hinaus, auf diese Dinge achten zu müssen. Es wird gerade erst interessant. Denn es sind andere Erfahrungen, andere Perspektiven, die hier erzählt werden, neue Geschichten, die ich nach dem männerdominierten Lesen der letzten Jahrzehnte nicht nur als Abwechslung und Bereicherung empfinde, sondern geradezu als Offenbarung.“ (25%)

Gerade in letzter Zeit liest man in den Zeitungen häufiger, dass unter den Nominierungen für einen Literaturpreis dieses Mal außergewöhnlich viele Frauen dabei seien. Es scheint sich etwas zu bewegen in der Literaturwelt! Doch ist die journalistische Berichterstattung darüber vielleicht noch mutmachend, so muss man nur zu den Leserkommentaren weiterscrollen. Dort wird man sofort fündig; meist ist schon der erste Kommentar ein empörter Aufschrei, dass es doch bei einem Literaturpreis bitte nicht ums Geschlecht der Autorin gehen dürfe, sondern um die Qualität des Geschriebenen.

Nicole Seifert greift unter anderem diesen vermeintlichen Qualitätsanspruch in ihrem Buch FRAUEN LITERATUR auf. Natürlich sollte das Geschlecht der Autorin bei der Qualitätsbewertung keine Rolle spielen. Tut es aber. Und es wird gerade den AutorINNEN zum Nachteil in der Bewertung. Denn Literatur von Frauen wurde seit jeher systematisch unterdrückt und abgewertet. Die Bedingungen, unter denen Frauen schrieben und schreiben, waren und sind schwierig. Ihre Werke wurden und werden deutlich seltener kanonisiert. Die Rezeption ihrer Werke findet nicht nur seltener statt, sondern ist häufig auch trivialisierend oder sogar diskriminierend.

Misogynie ist noch lange nicht aus unserer Gesellschaft verschwunden. Sie wird nur nicht immer auf den ersten Blick erkannt. Und sie versteckt sich inzwischen sogar unter dem Deckmäntelchen, dass Frauen doch heute alle Türen offen stünden. Wenn sie also scheitern, dann ja wohl auf Grund mangelnder Qualität ihrer Arbeit.

Nein. Der Fehler liegt im System. Unsere Köpfe sind noch lange nicht frei von Geschlechterklischees.

Nicole Seifert führt unter anderem Studien als Beispiele an, die belegen, dass Literatur von Autorinnen deutlich besser in der Bewertung einer Jury abschneidet, wenn das Geschlecht der Autor
innen nicht bekannt ist.

Sie zeigt auf, wie vom Schreibprozess, über das Verlegen bis hin zur Rezeption die Werke von Autorinnen benachteiligt werden. Sie geht darüber hinaus auf die Literaturgeschichte, die geschichtlichen Veränderungen und die männlich dominierte Kanonisierung ein. So sind viele literarische Werke aus der Feder von Frauen in Vergessenheit geraten und werden selten neu aufgelegt.

Fundiert und umfassend deckt Seifert in ihrem Buch auf, wie es um FRAUEN LITERATUR stand und steht. Nach der Lektüre ist man nicht aufgeklärter, sondern hat auch eine lange Leseliste „abzuarbeiten“, denn das Buch platzt fast vor lauter toller Empfehlungen.

Dieses Buch öffnet die Augen und weitet den Blick. Ich kann es nur weiterempfehlen!

„Und man bekommt einen Blick für unsere völlig schiefen Vorstellungen von Geschlechternormen, an die wir aber derart gewöhnt sind, dass wir sie für richtig und wichtig, für normal und unveränderbar halten.“ (9%)


*Zum Beispiel hier: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2021-04/preis-der-leipziger-buchmesse-nominierungen-belletristik-frauen

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