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Veröffentlicht am 21.09.2020

Unterhaltung auf höchstem Niveau

Die langen Abende
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Elizabeth Strout erzählt in ihrem Roman "Die langen Abende" Geschichten über die kleinen Leute mit ihren Problemen - seien es Paarprobleme, Ärger mit Kindern, Trennung, Fremdgehen, Krankheiten - Situationen ...

Elizabeth Strout erzählt in ihrem Roman "Die langen Abende" Geschichten über die kleinen Leute mit ihren Problemen - seien es Paarprobleme, Ärger mit Kindern, Trennung, Fremdgehen, Krankheiten - Situationen im Leben, die jeder kennt.

Im Mittelpunkt steht Olive Kitteridge, eine pensionierte Lehrerin. Sie ist schrecklich direkt und manch einer wird sie als sehr unangenehm empfinden. Jack, ehemals Professor an der Harvard University und verwitwet, umwirbt Olive. Auch er nimmt eine große Rolle in dem Buch ein.

Der Roman spielt in Crosby, einer Kleinstadt in Maine an der Ostküste der USA.

Es ist ein berührendes Buch, das einen nachdenken lässt über das Leben, über das Alter. Ein Buch, das vielleicht ein wenig traurig stimmt, vor allem aber auch herrlich komisch, amüsant und skurril ist.

Für den vorhergehende Band "Mit Blick aufs Meer"- im Englischen unter dem Titel "Olive Kitteridge" erschienen - bekam Elizabeth Strout 2009 den Pulitzerpreis.

Man kann beide Romane ohne Weiteres unabhängig voneinander lesen. Aber ich habe mir sagen lassen, es sei ideal, wenn man sich die Geschichten der Reihe nach gönnt.

Ich kenne "Mit Blick aufs Meer" bisher noch nicht, habe mir den Roman aber jetzt bestellt und freue mich schon sehr auf die Lektüre.

"Die langen Abende" ist im Luchterhand Verlag erschienen, hat 352 Seiten und gehört definitiv schon jetzt zu meinen Bücher-Highlights 2020.

Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Kalifornische Träume

Mandelglück
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Sophie ist Restaurantleiterin im Three Seasons, dem angesagtesten Restaurant Bostons. Trotz Karriere und Unabhängigkeit ist sie jedoch nicht wirklich glücklich mit ihrem Leben. Als ihre Großmutter Hattie ...

Sophie ist Restaurantleiterin im Three Seasons, dem angesagtesten Restaurant Bostons. Trotz Karriere und Unabhängigkeit ist sie jedoch nicht wirklich glücklich mit ihrem Leben. Als ihre Großmutter Hattie stirbt, erbt sie deren Mandelfarm in Kalifornien, wo sie als Kind wunderbare Sommer verbracht hat. Das Erbe ist jedoch an gewisse Bedingungen geknüpft. Was soll Sophie tun? Soll sie ihren Job aufgeben und zurück aufs Land ziehen? Und was ist mit ihrer Jugendliebe Jack und ihrer ehemals besten Freundin Lydia? Beide wurden von Sophie sehr verletzt, als diese vor Jahren Kalifornien von heute auf morgen verlassen hatte.


"Mandelglück" von Manuela Inusa ist das dritte Buch aus der Reihe "Die Kalifornischen Träume".

Es wird aus der Sicht dreier Frauen erzählt: von Sophie, von Lydia sowie von Alba, einer Arbeiterin auf der Farm, die ursprünglich von Mexiko nach Kalifornien kam, um dort ein besseres Leben zu haben.


Das Buch ist ein leichter Sommerroman und mit gut 400 Seiten ein netter Schmöker.

Der Ausgang der Geschichte war für mich jedoch sehr vorhersehbar.

Wer keine anspruchsvolle Lektüre sucht und sich lediglich unterhalten lassen möchte, für den ist "Mandelglück" genau das richtige Buch.

Sehr nett sind die Rezepte im Anhang, die im Roman eine Rolle spielen. Auch das Cover ist farbenfroh gestaltet und passt sich wunderbar seinen Vorgängen an.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Beeindruckende Lektüre

Alle außer mir
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Der vierzigjährigen Ilaria aus Rom steht eines Tages an ihrer Haustür ein junger Äthiopier gegenüber, der behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht der gleiche Name, wie ihn Ilarias ...

Der vierzigjährigen Ilaria aus Rom steht eines Tages an ihrer Haustür ein junger Äthiopier gegenüber, der behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht der gleiche Name, wie ihn Ilarias Vater trägt. Dieser jedoch ist über 90 Jahre alt und nicht mehr in der Lage, sich dazu vernünftig zu äußern.

Francesca Melandri erzählt in "Alle, außer mir" auf beeindruckende Weise die Geschichte einer italienischen Großfamilie über drei Generationen.
Der Roman beschäftigt sich unter anderem mit dem brisanten und wichtigen Thema "Flüchtlingspolitik" und geht außerdem zurück in die Zeit des Abessinienkrieg in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts.

"Alle, außer mir" fand ich sehr anspruchsvoll zu lesen, da ich vor allem mit den politischen Themen nicht wirklich vertraut war. Alles in allem aber ist der Roman, der 2018 mit dem Preis der unabhängigen Buchhandlungen ausgezeichnet wurde, eine bemerkenswerte Lektüre, die ich durchaus empfehlen kann.

Das Buch hat 608 Seiten und ist als Taschenbuch im btb Verlag erschienen.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Gespräche mit Tiefgang

Trotzdem
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Am 11. März 2020 erklärt die Weltgesundheitsorganisation die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 zu einer Pandemie. Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge führen 19 Tage später über einen Instant-Messaging-Dienst ...

Am 11. März 2020 erklärt die Weltgesundheitsorganisation die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 zu einer Pandemie. Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge führen 19 Tage später über einen Instant-Messaging-Dienst zwei Gespräche. Sie tauschen sich aus über Corona und die damit verbundenen Einschränkungen, philosophieren über die Grundrechte, gehen unter anderem gedanklich zurück bis in die Zeit von Papst Gregor VII. und Heinrich IV. sowie zu anderen Meilensteinen unserer Geschichte.

Mit 'Trotzdem' ist den beiden Juristen und Schriftstellern eine sehr bereichernde Lektüre gelungen, die zum Nachdenken und vielleicht auch zum Umdenken in unserer turbulenten Zeit anregt.

Das kleine Buch hat 80 Seiten und ist im Luchterhand Literaturverlag erschienen.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Berührend und erschütternd

Der Halbbart
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Wir schreiben das Jahr 1313. Der Junge Eusebius, genannt Sebi, lebt in einem Dorf in der Talschaft Schwyz. Er liebt es, Geschichten zu hören und selbst zu erzählen. Die schweren Arbeiten auf den Feldern ...

Wir schreiben das Jahr 1313. Der Junge Eusebius, genannt Sebi, lebt in einem Dorf in der Talschaft Schwyz. Er liebt es, Geschichten zu hören und selbst zu erzählen. Die schweren Arbeiten auf den Feldern und das Leben der Soldaten dagegen sind nichts für ihn. Eines Tages lernt er den Halbbart kennen, einen Fremden, der irgendwann einfach da war. Keiner weiß, wo er herkam. Seinen Namen hat er durch sein Aussehen bekommen, da ihm nur noch auf der einen Geschichtshälfte Bart wächst. Die andere Seite ist überzogen von Brandnarben und schwarzen Krusten. Der Halbbart wird für Sebi zum Vertrauten, zur Bezugsperson, mit ihm kann er sich austauschen und philosophieren. Beider Leben und ihre Freundschaft wird jedoch schwer beeinflusst von den Grausamkeiten des Mittelalters.

Charles Lewinsky hat mit "Der Halbbart" einen wuchtigen Roman geschrieben, der es auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020 geschafft hat. Es ist eine beeindruckende Geschichte, in die man leicht eintauchen kann. Allerdings hat das Buch mit seinen fast 700 Seiten vor allem im Mittelteil Längen und bringt einen mit seinen detaillierten Schilderungen teilweise sehr brutaler Szenen an die Grenzen des Erträglichen.

Nichtsdestotrotz ist die Lektüre absolut empfehlenswert. Es ist "ein Roman voller Schalk und Menschlichkeit, der zeigt, wie aus Geschichten Geschichte wird."

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