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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2025

Poetisch und schmerzlich schön

Perlen
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„Perlen“ von Siân Hughes ist ein stilles und doch kraftvolles Buch, das mich tief berührt hat.
In zarten, poetischen Bildern erzählt die Autorin die Geschichte von Marianne, deren Mutter eines Tages spurlos ...

„Perlen“ von Siân Hughes ist ein stilles und doch kraftvolles Buch, das mich tief berührt hat.
In zarten, poetischen Bildern erzählt die Autorin die Geschichte von Marianne, deren Mutter eines Tages spurlos verschwindet. Der Roman begleitet Marianne auf ihrem Weg durchs Leben – durch Verlust, Trauer und die Suche nach einem Platz in der Welt. Dabei geht es weniger um das Finden eindeutiger Antworten als um das Verstehen der eigenen Gefühle und Erinnerungen.
Die Autorin schafft es meisterhaft, schwere Themen mit Leichtigkeit und Wärme zu erzählen. „Perlen“ ist ein bewegender Roman über Kindheit, Verlust und Hoffnung – und ein stiller Schatz für alle, die Geschichten lieben, die lange nachklingen.

Die Lektüre wurde 2023 auf die Longlist des Booker Prize gesetzt und 2024 für den Authors’ Club Best First Novel Award nominiert.

Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 13.05.2025

Hannas Jahrhundert

Schwebende Lasten
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Hanna Krause wächst im 20. Jahrhundert in Magdeburg auf. Ihr Leben ist geprägt von zwei Weltkriegen, dem Nationalsozialismus, der DDR und der Wende. Sie erlebt Zerstörung, Neuanfang, Verluste und große ...

Hanna Krause wächst im 20. Jahrhundert in Magdeburg auf. Ihr Leben ist geprägt von zwei Weltkriegen, dem Nationalsozialismus, der DDR und der Wende. Sie erlebt Zerstörung, Neuanfang, Verluste und große Veränderungen. Aus der Blumenbinderin wird eine Kranfahrerin im Schwermaschinenbau – ein ungewöhnlicher Weg, der viel über die Rolle der Frauen in dieser Zeit erzählt.

Annett Gröschner beschreibt Hannas Leben klar, einfühlsam und sehr genau. Sie verbindet persönliche Erlebnisse mit deutscher Geschichte und schafft ein Bild, das berührt und im Gedächtnis bleibt.

Mir hat besonders gefallen, wie feinfühlig und zugleich kraftvoll der Roman erzählt wird. Die Geschichte ist nah dran an den Menschen, ehrlich und bewegend. Themen wie Verantwortung, Erinnerung, Stärke und Solidarität ziehen sich durch das ganze Buch.
Ein stiller, eindrucksvoller Roman, der lange nachklingt und den ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 26.04.2025

Ein Buch, das Sehnsucht macht

Über den Wolken wohnen die Träume
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„Über den Wolken wohnen die Träume“ -
schon der achte Roman von Meike Werkmeister und ich habe sie alle gelesen. Ich liebe ihren Stil einfach. Und dieser hier hat mich von der ersten Seite an wieder komplett ...

„Über den Wolken wohnen die Träume“ -
schon der achte Roman von Meike Werkmeister und ich habe sie alle gelesen. Ich liebe ihren Stil einfach. Und dieser hier hat mich von der ersten Seite an wieder komplett abgeholt.

Diesmal geht es um die 17-jährige Morleen, die mit ihrer Familie auf Norderney lebt. Wer „Sterne sieht man nicht im Dunkeln“ oder „Über dem Meer tanzt das Licht“ gelesen hat, wird sich an sie und ihre Mutter Marie erinnern. Nun erzählt Meike Morleens eigene Geschichte - und nimmt uns mit an die Westküste der USA.

Heather, eine alte Freundin von Marie, braucht dringend Unterstützung, weil ihr Au-pair abgesprungen ist, und bietet Morleen an, für einige Wochen bei ihr und ihrer Familie in Cardiff-by-the-Sea zu wohnen. Für Morleen ist es eine riesige Chance: raus aus dem kleinen Inselalltag, hinein in eine völlig neue Welt voller Sonne, Strand und Abenteuer.

Ich war sofort mittendrin – beim Surfen am Beach, bei den Treffen mit neuen Freunden, aber auch zuhause bei Heather, ihrem Mann und den drei Kindern, wo nicht alles so rund läuft.
Das Schöne ist: Es geht nicht nur um Morleens Erlebnisse, sondern auch um Heathers Alltag, ihre Sorgen und den Spagat zwischen Familie, Job und eigenen Wünschen.

672 Seiten – aber ich hätte noch viel länger weiterlesen können. Meike Werkmeister schafft es einfach immer wieder, dass man komplett in ihren Geschichten versinkt.
Ob Nordsee, England oder wie hier Kalifornien – man hat wirklich das Gefühl, mit dabei zu sein.
Für mich sind die Romane absolute Wohlfühlbücher: warmherzig, leicht, aber nie belanglos oder kitschig.
Daher gibt’s von mir wieder eine ganz klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.04.2025

Wie weit geht man aus Liebe?

Wut und Liebe
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Noah ist ein junger Künstler, der sich gerade so über Wasser hält. Seine Freundin Camilla – ehrgeizig und voller Zukunftspläne – trennt sich von ihm, nicht aus Mangel an Gefühlen, sondern weil sie sich ...

Noah ist ein junger Künstler, der sich gerade so über Wasser hält. Seine Freundin Camilla – ehrgeizig und voller Zukunftspläne – trennt sich von ihm, nicht aus Mangel an Gefühlen, sondern weil sie sich nach einem verlässlichen, finanziell stabilen Leben sehnt. Für Noah gerät alles aus dem Gleichgewicht. Um sie zurückzugewinnen, ist er zu allem bereit.
Als ihm eine wohlhabende ältere Dame ein zweifelhaftes Angebot macht, nimmt er es an – nicht ahnend, dass er sich damit in ein gefährliches Spiel aus Abhängigkeit, Moral und Selbstverlust verstrickt.

Wie immer schreibt Martin Suter mit Eleganz und feinem Gespür für Zwischentöne. Seine Figuren sind lebendig, glaubwürdig und mit psychologischer Tiefe gezeichnet. Ein fein gesponnener Roman über emotionale Abgründe, stille Manipulation und die Frage, wie weit man für die Liebe – oder die Angst, sie zu verlieren – zu gehen bereit ist.
Auch wenn „Wut und Liebe“ nicht die Wucht und Extravaganz früherer Romane besitzt, ist es doch ein unverkennbarer Suter – fein, durchdacht und präzise komponiert.
Ein Lesegenuss – klug, atmosphärisch und voller leiser Dramatik.

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Veröffentlicht am 03.04.2025

Stürmisch und mitreißend

Wild wuchern
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Wow - was für eine mitreißende, wuchtige Geschichte!
Da ist Marie, die Goldmarie sozusagen, immer anständig und hilfsbereit.
Sie lässt das Luxusleben in der Stadt hinter sich und flüchtet vor ihrem gewalttätigen ...

Wow - was für eine mitreißende, wuchtige Geschichte!
Da ist Marie, die Goldmarie sozusagen, immer anständig und hilfsbereit.
Sie lässt das Luxusleben in der Stadt hinter sich und flüchtet vor ihrem gewalttätigen Mann zu ihrer Cousine Johanna auf eine Alm in den Bergen.
Johanna war schon als Kind ganz anders als Marie. Konnte besser mit Tieren als mit Menschen kommunizieren, fühlte sich in der Natur wohler als in der Stadt. Hat kaum mit jemanden geredet. Seit vielen Jahren lebt sie ganz alleine Auf einer Alm in Tirol.
Dass sie nun ihre Cousine bei sich hat, davon ist sie nicht begeistert.

Ob und wie die beiden Frauen miteinander zurechtkommen, wie sie aneinandergeraten, sich zusammenraufen, wie sie sich umkreisen, abstoßen, annähern, wie die Zweisamkeit Johanna verändert und die Einsamkeit Marie, das erfahren wir in Katharina Köllers Roman „Wild wuchern“.

Wie eine Naturgewalt, wie ein Gewitter in den Bergen, so mitreißend ist dieses Buch. Ich habe es innerhalb eines Tages regelrecht verschlungen, konnte nicht mehr aufhören, musste mich zwingen, langsam zu lesen. Der Roman hat nur 200 Seiten und lässt sich sehr leicht lesen. Katharina Köhlers Schreibstil hat mir sehr gut gefallen.
Eindringlich und schnörkellos, aber doch sehr detailliert beschreibt sie das Geschehen. Die Autorin schreibt geradlinig und direkt, wobei der Satzbau stellenweise einen österreichischen, besonders tirolerischen Einfluss aufweist. Das passt gut zur Erzählweise und unterstreicht den realistischen Charakter der Geschichte

Ganz große Leseempfehlung!

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