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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2023

So emotional und spannend

In blaukalter Tiefe
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Das war mal wieder ein Leseerlebnis ganz nach meinem Geschmack. So mitreißend wie die stürmische Ostsee, so ist dieses Buch. Sehr stark!

„Segeltörn, Pärchenlügen, Eskalation“ - drei Begriffe, mit denen ...

Das war mal wieder ein Leseerlebnis ganz nach meinem Geschmack. So mitreißend wie die stürmische Ostsee, so ist dieses Buch. Sehr stark!

„Segeltörn, Pärchenlügen, Eskalation“ - drei Begriffe, mit denen Kristina Hauff ihren neuen Roman beschreibt.
Worum geht’s?
Andreas, einer der renommiertesten Wirtschaftsstrafverteidiger Deutschlands, lädt seinen jungen Kollegen Daniel und dessen Partnerin Tanja, die in einem Pflegeheim arbeitet, zu einem Segelurlaub ein. Mit an Bord sind Caroline, die Frau von Andreas, Chefredakteurin eines Hochglanzmagazines, sowie Eric, der angeheuerte Skipper und Eigentümer der Segelyacht.

Schon zu Beginn spürt man die Spannungen zwischen den einzelnen Personen. Andreas, der es nicht gewohnt ist, Anweisungen zu bekommen. Daniel, unterwürfig seinem Chef gegenüber. Caroline, die an ihrer Ehe zweifelt. Tanja, die sich unwohl fühlt in diesen gehobenen Kreisen. Und auch Eric scheint nicht mit sich im Reinen zu sein.
Es sollte eine schöne gemeinsame Zeit werden, der zehntägige Törn durch die schwedischen Schären. Doch aus der anfangs ruhigen Ostsee wird ein tosendes Meer. Und genauso wie sich die Wetterlage zuspitzt, entwickelt sich die Stimmung an Bord - zu einem Drama auf See.

Kristina Hauff hat einen Roman geschaffen voll von Emotionen und Spannung. So atmosphärisch wie das Cover ist auch der Schreibstil. Ich bin sehr begeistert, daher gibt’s von mir eine ganz klare Leseempfehlung.
Und „In blaukalter Tiefe" steht nun auf meiner Liste der Lese-Highlights 2023.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Väter und Söhne

Saubere Zeiten
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„Rei in der Tube“ - da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach, denn meine Eltern hatten dieses Waschmittel in den 70er- und 80er-Jahren immer in unseren Urlauben dabei. Und dann wurden damit einzelne ...

„Rei in der Tube“ - da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach, denn meine Eltern hatten dieses Waschmittel in den 70er- und 80er-Jahren immer in unseren Urlauben dabei. Und dann wurden damit einzelne Kleidungsstücke im Waschbecken rausgewaschen.

Erfunden wurde „Rei in der Tube“ von Andreas Wunns Großvater. Er hatte eine Drogerie in St. Ingbert und war mit seiner Waschmittelmarke Rei in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich. Dies hat sich allerdings dann geändert, denn bereits Mitte der 1950er verlor er sein Vermögen selbstverschuldet wieder.
Der Journalist Andreas Wunn hat nun in seinem Buch „Saubere Zeiten“ Teile dieser Familiengeschichte mit Fiktivem verwoben und so einen sehr lesenswerten Roman geschaffen.

Der Ich-Erzähler Jakob Auber reist von Berlin nach Trier, wo sein Vater im Sterben liegt. Und er begibt sich dort in der alten Heimat zurück in die Vergangenheit, macht sich auf die Suche nach Antworten - Antworten auf offene Fragen, die sein Vater hinterlassen hat. Dabei führen die Spuren bis nach Rio de Janeiro an die Copacabana.
Es geht um die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen, um Schuld und Vergebung, um Zeiten, in denen nicht jeder eine weiße Weste hatte.

Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dieser Geschichte nahtlos ab und werden nicht immer klar abgegrenzt. Teilweise musste ich beim Lesen kurz überlegen, auf welcher Zeitebene der Roman gerade spielt. Aber genau das hat für mich die Lektüre so attraktiv gemacht. Dieses Ineinandergreifen der Geschehnisse und die Zeitsprünge - das alles ist hier wunderbar gelungen. Ein fesselndes Debüt, das sich sehr gut lesen lässt. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 09.02.2023

Auf den Spuren der Vergangenheit

Als Großmutter im Regen tanzte
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Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann zieht Juni sich in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter Tekla auf einer kleinen Insel in Norwegen zurück.
Beim Durchstöbern der Zimmer findet sie unter ...

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann zieht Juni sich in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter Tekla auf einer kleinen Insel in Norwegen zurück.
Beim Durchstöbern der Zimmer findet sie unter anderem ein Foto, welches Tekla in jungen Jahren mit einem unbekannten Mann zeigt. Noch dazu ist das Datum auf der Heiratsurkunde der Großeltern verwirrend.
Juni beschäftigt dies sehr, denn zu eh schon offenen Fragen ihrer Familiengeschichte kommen hiermit noch weitere dazu. Sowohl Junis bereits verstorbene Mutter, als auch ihre Oma haben einige Geheimnisse hinterlassen. Und beide Menschen kann sie nun nicht mehr fragen.
Also macht sie sich selbst auf die Suche nach ihren Vorfahren. Dabei führen Juni die Spuren von Norwegen aus nach Berlin und Demmin in Ostdeutschland.

In einzelnen Kapiteln reisen wir in dem historischen Roman zurück in die Nachkriegszeit und erfahren vom großen Leid und den Nöten der vielen Menschen damals in den zerbombten Städten und Dörfern.
Sehr beeindruckend und fesselnd erzählt Trude Teige über die damalige Zeit. Das Buch nimmt einen ab der ersten Seite mit und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen, was der Lektüre zusätzlich Spannung verleiht. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Gibt es ein Dazwischen?

Zwischen Welten
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„Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban - ein Briefroman bestehend aus Nachrichten per WhatsApp und eMails.

Gefühlt sind es zwei verschiedene Welten, in denen Theresa und Stefan leben. Sie bewirtschaftet ...

„Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban - ein Briefroman bestehend aus Nachrichten per WhatsApp und eMails.

Gefühlt sind es zwei verschiedene Welten, in denen Theresa und Stefan leben. Sie bewirtschaftet den Ökobauernhof ihres verstorbenen Vaters in Brandenburg. Er ist Kulturchef bei „Der Bote“, Deutschlands größter Wochenzeitung. Beide kennen sich aus dem Studium und waren damals sehr eng miteinander befreundet. Nun nach 20 Jahren sehen sie sich zufällig wieder. Was folgt, ist ein reger Austausch digitaler Nachrichten.

Aneinander vorbeireden, gar nicht auf die angesprochenen Themen des anderen eingehen, sie regelrecht ignorieren, immer wieder einfach die eigenen Probleme in den Vordergrund stellen - das gelingt Theresa und Stefan perfekt. Und das spiegelt so ein bisschen unsere Gesellschaft wieder.
Trockenheit, Schweinepest - Landwirte, die um ihre Existenz kämpfen, Klimapolitik, Gendern, Rassismus - große Themen, die Theresa und Stefan beschäftigen und über die sie sich streiten. Und dieser Streit spitzt sich mehr und mehr zu.

„Es gibt so ne gläserne Wand zwischen diesen beiden Lebensräumen“, sagt Juli Zeh in einem Interview.
Gibt es diese „Wand“ nur im Roman? Wie sieht es in der Realität aus? Existiert da noch ein „Dazwischen“?
„Zwischen Welten“ regt zum Nachdenken und Diskutieren an.

Ein starkes Buch - unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Poetisch und einfach wunderbar

Die Liebe an miesen Tagen
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»Der Zauber des Anfangs… wieso kann er nicht immer bleiben? Wieso kann man sich nicht immer um diese Kleinigkeit fremd bleiben, damit man die wahre Nähe nicht verliert?«

Es gibt Geschichten, die sind ...

»Der Zauber des Anfangs… wieso kann er nicht immer bleiben? Wieso kann man sich nicht immer um diese Kleinigkeit fremd bleiben, damit man die wahre Nähe nicht verliert?«

Es gibt Geschichten, die sind so schön erzählt, dass man kaum Worte findet, um einen Leseeindruck zu verfassen.
Ewald Arenz hat mit „Die Liebe an miesen Tagen“ wieder genau so eine Geschichte geschaffen. Einen Roman, bei dem vom Anfang bis zum Schluss alles absolut stimmig ist - sprachlich so fein, so dezent, fast poetisch, ganz ausdrucksstark.

Da ist Clara, eine Fotografin, die ihren Job verliert und nun arbeitslos ist. Und Elias, er ist Schauspieler und wesentlich jünger als Clara, ganz jung allerdings auch nicht mehr. Die beiden lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Sozusagen Liebe auf den ersten Blick.

„Man denkt immer, sie trifft einen nicht. Und dann trifft sie einen doch, diese eine große Liebe.“

Klingt banal? Ist aber alles andere als das.
„Die Liebe an miesen Tagen“ ist eine tiefgehende Lektüre, die einen fesselt, bewegt, zwischendurch auch erheitert - eine Lektüre über gute und miese Tage - einfach ein Genuss und für mich das erste Lesehighligh in diesem Jahr.
Daher kann ich nur sagen: „Unbedingt lesen!“

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