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Veröffentlicht am 20.01.2022

Eine Reise durch die Religionen zwischen Himmel und Hölle

Der Atlas des Teufels
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Gibt es ein Leben nach dem Tod und wenn ja, wo findet dieses statt ? Steigt die Seele auf in den Himmel oder fristet sie ihr Dasein doch eher in der Hölle ?

Fragen, die schon seit hunderten von Jahren ...

Gibt es ein Leben nach dem Tod und wenn ja, wo findet dieses statt ? Steigt die Seele auf in den Himmel oder fristet sie ihr Dasein doch eher in der Hölle ?

Fragen, die schon seit hunderten von Jahren die Gläubigen dieser Welt beschäftigen und für immer wieder neue Spekulationen sorgen.

Der britische Autor Edward Brooke-Hitching geht genau diesen Fragen nach und schließt mit dem Höllenfürsten persönlich einen Pakt, denn noch nie haben die Leser;innen eine so ausführliche Erläuterung über die vielen Gesichter der Hölle erhalten wie in diesem Buch und dürfen gleichzeitig den Blick in das Paradiesgarten Eden wagen.

Dabei ist die Geschichte von und über den Teufel so viel mehr als flammendes Inferno, sadistische Unterwelt und Höllenqualen - der Blick in die verschiedenen Epochen der Zeitgeschichte bietet immer wieder neue Erkenntnisse und zeigt die vielen Gesichter des Teufels.

Eindrucksvolle Gemälde (Seelen fressender Satan von Francesco Traini S. 97, Die Weltesche Yggdasil S. 58, Der Garten Eden S. 219), Grabbeigaben (ein 4500 Jahre alter Leinenball aus einem Kindergrab, Begräbnisurne verziert mit Totenköpfen, "Höllengeld") sowie die vielen, vielen Abbildungen aus verschiedenen Kulturen, Religionen und Epochen, die sich alle mit der Unterwelt und dem Paradies befassen, machen dieses Buch zu einem prächtigen Sach-Bildband, der mit interessanten Hintergrundinformationen unglaublich viel Wissen auf kurzweilige Art und Weise vermittelt.

Besonders gut gefällt mir, das bestimmte Gemälde als dezente Hintergrundgestaltung der Seite genutzt werden, um dem farbenprächtigen Abdruck einen passenden Rahmen zu geben. Die verschiedenen Eindrücke der Weltreligionen über Himmel und Hölle sind vielschichtig und absolut lesenswert zusammengetragen. Eines haben die vielen Einblicke in das Leben danach gemeinsam - Wer zu Lebzeiten kein guter Mensch gewesen ist, bekommt dafür unweigerlich nach dem Tod die Quittung.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Leider liegt die Lösung zu offensichtlich auf der Hand

Das Geheimnis von Hope Island
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Abby Baker versucht nach dem Tod ihres Mannes wieder in ihrer Heimat Fuß zu fassen, um gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Emma eine kleine glückliche Einheit zu bilden. Auch Carson Stevens möchte in Hope ...

Abby Baker versucht nach dem Tod ihres Mannes wieder in ihrer Heimat Fuß zu fassen, um gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Emma eine kleine glückliche Einheit zu bilden. Auch Carson Stevens möchte in Hope Harbor heimisch werden und hat sich mit dem Projekt, den nostalgischen Leuchtturm auf Hope Island zu restaurieren, um daraus ein gemütliches B & B zu machen, einen Herzenswunsch erfüllt. Nach einem kurzen Kennenlernen steht schnell fest, dass sie beide mehr mit dem alten Leuchtturm verbindet und deshalb wollen sie gemeinsam den Umbau in Angriff nehmen. Als Abby in einem geheimen Versteck die Aufzeichnungen ihrer Großmutter findet, stellen diese Eintragungen alles auf den Kopf...

Eine wildromantische Kulisse mit Leuchtturm , eine aufregende Familiengeschichte und zwei wunde Herzen die heilen - was nach einer emotionalen Achterbahnfahrt für die Leser:innen klingt, wird schon nach wenigen Kapiteln zu einer Enttäuschung, denn die Lösung des Geheimnisses liegt allzu offensichtlich auf der Hand.

Zwar versucht die Autorin hiermit einigen Wendungen und etwas Aufregung das Ruder herumzureißen, aber das gelingt ihr nur leidlich und die Luft ist leider raus.

Abby ist eine liebeswerte junge Frau, die gelernt hat, das schwere Schicksal mit ihrem Glauben an Gott anzunehmen und zu verarbeiten. Ihre Tochter Emma ist ein echtes Zuckerl und ihr fliegen die Herzen der Leser:innen scharenweise zu. Auch wenn sie ihre Papa sehr vermisst, schaut sie doch mit offenem Herzen in die Zukunft.

Carson ist ein Mann, der Frauenherzen höher schlagen lässt und ich kann verstehen, dass Abbys Schmetterlinge im Bauch flattern. Er kann anpacken, versteht Abby zu trösten und ist ein Mann wie aus dem Bilderbuch.

Doch bei all der Romantik die im Buch vorherrscht, gibt es auch ernste Töne, denn mit den Logbucheinträgen wird die dunkle Zeit des Zweiten Weltkrieges wieder lebendig und erzählt von den Schrecken dieser Zeit. Zwar sehr zurückhaltend im Ton, aber dennoch sind die Angst und die Beklemmung zu spüren, die am und im Leuchtturm herrschen.

Dadurch, dass die Lösung des Geheimnisses schon sehr früh aufgedeckt wird, ist die Luft raus und es bleibt eine nett zu lesende Familiengeschichte, die von Glaube, Liebe und Hoffnung erzählt.

Der Roman wirkt in meinen Augen zu aufgesetzt und ab und zu recht bemüht, um hier noch die Kurve zu kriegen, kann aber über weite Strecken die Defizite nicht ausgleichen. Selbst die eingestreuten Spannungsmomente wirken zu gewollt und sind leicht zu durchschauen.

Leider kann dieser Roman nicht halten, was Cover und Klappentext versprechen - ich kann aufgrund meiner großen Enttäuschung leider nur 2,5 Sternchen vergeben.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren. (Stefan Zweig)

Eure Leben, lebt sie alle
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Mit Lebensweisheiten ist das so eine Sache - sie könnten stimmen, tun sie aber meistens nicht. Und Erinnerungen sind meist auch nur ein Gefängnis, in dem man sich bewegen muss, weil sie einen nicht loslassen. ...

Mit Lebensweisheiten ist das so eine Sache - sie könnten stimmen, tun sie aber meistens nicht. Und Erinnerungen sind meist auch nur ein Gefängnis, in dem man sich bewegen muss, weil sie einen nicht loslassen. So ähnlich ergeht es Freddy, Ellen, Luise, Johanna und Marianne, die auf den ersten Blick nicht wirklich etwas gemeinsam haben und doch sind sie untrennbar miteinander verbunden - durch Jonas, Mariannes Sohn. Auch 20 Jahre nach seinem Tod sind die Frauen auf besondere Art und Weise miteinander verbunden und suchen trotzdem noch nach dem Sinn des Lebens...

"Euer Leben, lebt sie alle" erzählt von den Tücken des Älterwerdens, vom Gefangensein im eigenen Körper, der plötzlich mehr der Schwerkraft gehorcht als allen Erfolg versprechenden Cremes und Sälbchen und von dem Drang, immerzu perfekt sein zu müssen, um Anerkennung zu erhalten.

Die Charaktere der Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein und reichen von der übergriffigen Perfektionistin Luise über die immer ins Abseits geschobene Fredrike bis hin zu Marianne, die im Hamsterrad der Erinnerung gefangen ist und Angst hat, durch eine (eingebildete ?) Altersdemenz all die Erinnerungen an ihren Sohn zu verlieren, die ihr Leben noch aufrecht erhalten.

Mal sind es melancholische Töne, mal vollkommen überdrehte Szenen, die die Leser:innen hier erwarten, um sich den Herausforderungen des Lebens und Älterwerdens zu stellen. Die Erinnerungen einer jeden Einzelnen formen sich zu einer bunten Patchworkdecke und lassen das bis dato gelebte Leben in quietschbunten Farben Revue passieren. Schmunzler schleichen sich beim Lesen ein, aber auch ernste Töne begleiten die Erinnerungen.

Es wird von Affären und ihren Nachwehen berichtet, von dem Drang, an alte Zeiten anzuknüpfen, um das Rad des Alterns ein wenig langsamer drehen zu lassen. Vom Fluch und Segen des Elternseins und den Tücken der Pubertät ist zu lesen, aber auch von den Herausforderungen, der sich eine erwachsene Tochter gegenübersieht, wenn sie mit ansehen muss, wie der einst so agile Vater immer mehr in sich zusammen sinkt und die Finanzierung seiner Pflege nicht nur den Geldbeutel auffrisst, sondern auch die eigenen körperlichen Reserven.

Während Luise mit ihrem Drang zu absoluten Perfektionismus den Leser:innen mitunter auf die Nerven geht, schleicht sich Marianne ganz leise in die Leser:innenherzen, denn mit all ihren Erinnerungen an ihren verstorbenen Sohn lebt sie wie in einem Museum, um so lange wie möglich von den guten Momenten zehren zu können. Frederike ist mit ihrem Leben sichtlich überfordert, kompensiert mangelnde Unterstützung mit Essen und dabei gerät ihr Körper genau so aus den Fugen wie ihr Leben. Ellen therapiert ihre Patienten, doch die Ratschläge, die sie ihnen mit auf den Weg gibt, ignoriert sie selbst und wundert sich, dass das eigene Lebensgerüst immer wackliger und unsicherer wird. Und Johanna ? Johanna ist verrückt genug, um einfach zu springen...ohne die Auswirkungen zu bedenken.

Ein Roman über das Suchen und Finden des eigenen Ich, von Erinnerungen, die nie ganz verblassen und über die Tücken des Älterwerdens, die sich ab der Lebensmitte unaufhaltsam in den Weg stellen.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Eine Frau wehrt sich

Mit dem Rücken zur Wand
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Sara hat in den letzten Monaten drei Schicksalsschläge verkraften müssen und ist am Ende ihrer Kräfte. Nach dem Verlust der Mutter, stirbt erst der Ehemann und dann noch die Großmutter. Letztere hinterlässt ...

Sara hat in den letzten Monaten drei Schicksalsschläge verkraften müssen und ist am Ende ihrer Kräfte. Nach dem Verlust der Mutter, stirbt erst der Ehemann und dann noch die Großmutter. Letztere hinterlässt ihr das Haus und für Sara könnte ein schönes Leben beginnen. Doch mit dem Einzug sind alle schrecklichen Bilder und Gefühle aus Saras Kindheit wieder da, denn nebenan wohnt ausgerechnet der Mann, der ihr als Kind das Leben zur Hölle gemacht hat - ihr Vater. Aber Sara hat sich geschworen, dass er nie wieder die Hand gegen sie erheben wird. Als es doch passiert, reift ein Plan in ihr....


Hera Lind erzählt in "Mit dem rücken zur Wand" die Geschichte von Sara, die als Kind von ihrem gewalttätigen Vater misshandelt worden ist. Verprügelt, getreten und mit unzähligen seelischen Narben versehen gelingt es ihr mit 13, das Elternhaus hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.

Doch mit dem Einzug in da geerbte Haus der Großmutter beginnt ihr Martyrium von Neuem - die Bilder von damals sind allzu präsent und die Angst sitzt wieder im Nacken.

Die Autorin fasst die Leidensgeschichte von Sara in eindringliche Worte, die erschüttern, betroffen machen und immer wieder die Frage aufkommen lassen, warum denn um Himmels Willen niemand etwas dagegen unternommen hat, wenn doch bekannt gewesen ist, dass dieser Unmensch, der sich Vater nennt, zwei Gesichter hat. Muss immer erst etwas wirklich Schlimmes passieren, um Betroffenen zu helfen ?

Mehr als einmal habe ich die Tränen nicht zurückhalten können und um das Mädchen geweint, das all die Qualen und Pein ertragen musste. Jeder Schlag, jeder Tritt ist für die Leser:innen zu spüren und schmerzt doppelt. Mehr als einmal habe ich Kopf schüttlend die Reaktion des Polizisten quittiert, der nach Saras Anzeige nur meint, dass nun noch mehr unnötige Arbeit auf ihn zukomme. Warum verschließt er die Augen vor dem Offensichtlichen ?

Der Roman führt hier das ganze Ausmaß des Leids auf und zeigt verstörende Bilder eines jahrelangen Leidensweges, der damit endet, dass Sara endlich den Mut fasst, sich zu wehren. Dass die Situation entgleist und ausartet, ist zu keinem Zeitpunkt zu erahnen. Wie gut tut da der Zuspruch, dass man die Beweggründe für Saras Handeln versteht. Ich ich kann nachvollziehen , warum Saras diesen Schritt gegangen ist. Weil es irgendwann einfach nicht mehr geht und die eigene Leidensfähigkeit, den ganzen Horror zu ertragen, mehr als überschritten ist.

Die Gerichtsverhandlung bietet einen sehr detaillierten Blick in den Ablauf, lässt Beschuldigte und Geschädigten zu Wort kommen und verdeutlicht auch hier, dass Recht, nicht Rache, im Vordergrund steht. Immer wieder wird betont, dass Sara den Mut hatte, sich gegen Furcht und Schrecken, Brachialgewalt und Züchtigungen endlich zur Wehr zu setzen.

Das Buch ist ein wichtiger Beitrag, um die Leser:innen für dieses Thema zu sensibilisieren. Es gibt auch auch Betroffenen wie Sara die Möglichkeit, die Stimme zu erheben und endlich gehört zu werden, damit ihr Leiden ein Ende hat.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Symphonie des Lebens

In Richtung Stoppelfelder
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Jule tritt eine Reise an, die sie lieber in diesem Ausmass nicht hätte machen wollen. Der Grund dafür ist die Beisetzung ihrer besten Freundin, die den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Im Zugabteil ...

Jule tritt eine Reise an, die sie lieber in diesem Ausmass nicht hätte machen wollen. Der Grund dafür ist die Beisetzung ihrer besten Freundin, die den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Im Zugabteil trifft sie ausgerechnet auf den Menschen, den sie in dieser Situation am allerwenigsten gebrauchen kann - ihren Ex-Freund Hannes. Die ersten Worte, die die beiden nach jahrelanger Funkstille miteinander wechseln münden unweigerlich in einen Streit, doch dann wird die Reise mit dem Zug eine Reise in die Vergangenheit...


"In Richtung Stoppelfelder" von Lene Jansen ist ein sehr emotionales Buch, das die komplette Klaviatur der Gefühle beherrscht und die Leser:innen in Hochs und Tiefs schickt, die ihnen einiges abverlangen.

Das Auseinandersetzen mit den eigenen Fehlern, mit der eigenen Vergangenheit und den daraus resultierenden Konsequenzen ist nicht einfach, reißt alte Wunden wieder auf und gibt den Blick in zwei verletze Herzen frei.

Was einmal wunderschön angefangen hat, ist abrupt und ohne jegliche Aussprache beendet worden und genau da setzt die Autorin an und lässt ihre beiden Protagonisten in einer Art "Spiel" die gekränkten Eitelkeiten verarbeiten. Der Blick zurück tut weh, zeigt aber auch, dass sich beide irgendwann auf dem gemeinsamen Weg verloren haben, falsch abgebogen sind und dadurch unbewusst den Spalt, der sich geöffnet hat, immer weiter getrieben haben.

Lene Jansen beschreibt in vielen Metaphern, wie sich das schützende Zelt der Freundschaft und Liebesbeziehung durch den Lebenssturm hat erschüttern lassen und aus der sicheren Verankerung gerissen wird. Im Mikrokomos Zugabteil gibt es für Jule und Hannes keine Möglichkeit, sich der Konfrontation mit der Vergangenheit zu entziehen und so werden endlich all die ungesagten Dinge, die zwischen ihnen stehen, ausgesprochen und sorgen dafür, dass die wunden Seelen der beiden Figuren von innen heraus heilen können. Es gibt Entscheidungen zu treffen, die weg- & richtungsweisend für die Zukunft sind.

Ein Buch, das über Trauer, Freundschaft und Heimatverbundenheit erzählt, den emotionalen Blick zurück wagt und eine wichtige Botschaft in sich trägt: Es gibt für alles eine Zeit des Lassens - Zulassen, Einlassen, Loslassen

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