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Veröffentlicht am 13.03.2020

Rüm Hart, klaar Kiming

Die Strandvilla
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Die Ungewissheit hat ein Ende, denn Moiken erfährt, dass ihr Mann auf See geblieben ist. Doch damit nicht genug, denn ihre Schwiegermutter will ihr das Häuschen wegnehmen und sie und ihre Tochter zu Heimatlosen ...

Die Ungewissheit hat ein Ende, denn Moiken erfährt, dass ihr Mann auf See geblieben ist. Doch damit nicht genug, denn ihre Schwiegermutter will ihr das Häuschen wegnehmen und sie und ihre Tochter zu Heimatlosen machen. Dabei ist es doch Moikens großer Traum, einmal ein eigenes Café am Meer zu haben und all ihre kleinen und großen Köstlichkeiten ihren Gästen anzubieten. Dieser Traum scheint in Erfüllung zu gehen, als der gutaussehende Hotelier Theodor von Lengenfeldt ihr nicht nur eine Stelle als Zuckerbäckerin anbietet, sondern auch ihr den Hof macht. Doch die Wolken am Himmel über Sylt ziehen sich zu, denn Moiken muss feststellen, dass Theodor nicht aus Liebe, sondern aus Berechnung gehandelt hat. Und dann ist da auch noch Fotograf Boy, für den Moikens Herz noch immer schlägt…


„Die Strandvilla“ ist ein zauberhafter Inselroman, der, einmal aufgeschlagen, wie ein altes Fotoalbum mit sepiafarben Aufnahmen den Leser auf die Nordseeinsel entführt und Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit lebendig werden lässt.
Sina Beerwald schildert mit viel Liebe zum Detail das Inselleben kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges und lässt mit ihrer Schlüsselfigur Moiken eine temperamentvolle, entschlossene Frau aus den Seiten steigen, die dem Leser ihre Geschichte anschaulich und mit eindrucksvollen Worten erzählt.
Moiken hat es nicht leicht, sich gegen die Insulaner durchzusetzen, rennt gegen imaginäre Wände an und muss sich als Seefahrerwitwe behaupten. Sie lässt sich nicht unterkriegen, krempelt die Ärmel hoch und steht für die Verwirklichung ihres Traumes ein. Dass dabei nicht alles immer glatt läuft, lässt sie zwar manchmal zaudern, aber sie verliert nie den Mut und macht weiter. Sie hat Biss, Durchsetzungsvermögen und die Gabe, ihre Mitmenschen mit ihrer Liebenswürdigkeit und ihrem Können als Zuckerbäckerin zu überzeugen und sie hat das Herz auf dem rechten Fleck.
Die zarten Bande zwischen ihr und Fotograf Boy werden mit ganz viel Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch fühlbar und der Leser fiebert mit, ist auf den Spuren der Vergangenheit unterwegs und lüftet so manch gut gehütetes Geheimnis.
Theodor von Lengenfeldt ist ein Patriarch, der in seiner Strandvilla herrscht und sich Rechte herausnimmt, die zur damaligen Zeit vorherrschend gewesen sind. Sein Drang nach Modernisierung im Hotel, sein Wissendurst bezüglich der technischen Neuerungen sind bezeichnend für seinen Auftritt als Gastgeber und Hotelier und er bietet seinen Gästen jegliche Annehmlichkeit. Doch im privaten Bereich soll alles beim Alten bleiben und er hält an alten Werten fest und somit die Hand über Moiken.
Es gibt so viel auf der historischen Insel zu entdecken – Rahmstangen, Badekarren, Bauchladen, Inselbahn und die Mode zur Kaiserzeit. Sina Beerwald weiß den Leser geschickt in den Retrocharme ihres Buches hineinzuziehen und ihm somit eine faszinierende Geschichte mit dramatischen Szenen und bewegenden Momenten zu präsentieren.
Ein Sylt-Roman, der so abwechslungsreich ist wie Ebbe und Flut, der mal mit stürmischen Böen und dann wieder mit leisen Tönen aufwartet und der das Herz der Insel dem Leser nahe bringt.
Ganz großes Kino !

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Gänsehaut und Grusel pur

Friedhof der Krustentiere
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In Fredenbüll ist mal wieder der Teufel los, denn Einbrecher treiben ihr Unwesen,Tante Telse wird vermisst und eine seltsame Gestalt mit Maske jagt den Gästen der Hallig-Hotels einen gehörigen Schrecken ...

In Fredenbüll ist mal wieder der Teufel los, denn Einbrecher treiben ihr Unwesen,Tante Telse wird vermisst und eine seltsame Gestalt mit Maske jagt den Gästen der Hallig-Hotels einen gehörigen Schrecken ein. Thies ermittelt, was das Zeug hält und muss erkennen, dass eine Tochter Tadje ins Visiert des Täters gerät. Und das ausgerechnet an Halloween….

Mittlerweile ist mit „Friedhof der Krustentiere“ Band 8 von Nordfrieslands bestem Ermittler erschienen und dieses Mal lässt Krischan Koch die Gänsehautmomente und die kalten Schauer dem Leser regelrecht in Dauerschleife über die Arme kriechen.
In Anlehnung an die großen Klassiker des Horrors treten hier Freddy Krüger, Michi Meyer und ein dem Verfall preisgegebenen Hotel in den Vordergrund und versetzen nicht nur Fredenbüll und seine Bewohner, sondern auch den Leser in Angst und Schrecken. Ein begnadeter Frisör mit flinken Scherenhänden sorgt dafür, dass in Alexandras Salon riesengroßer Andrang herrscht, um ja vom Künstler persönlich einen neuen Schnitt verpasst zu bekommen.
Die Ermittlungen werden durch die Gang der Hidden Kist immer wieder mit brüllender Szenekomik untermalt, wobei in diesem Buch der Humor ein bisschen zu kurz kommt. Aber Dank Piet und seiner neuesten technischen Errungenschaft ist auch hier für ausreichend Wortwitz und schräge Gags gesorgt.
Krischan Koch mischt die Fredenbüller ordentlich auf, es gibt ein Widersehen mit ganz vielen alten Bekannten aus den Vorgängerbänden und so darf der Leser bei Seminarleiterin Lammers-Lindemann seine übersinnlichen Fähigkeiten austesten, mit Tadje die Gäste versorgen und ist hautnah mit dabei, wenn Thies den Täter dingfest macht. Rätselraten, Ermittlungen auf eigene Faust und der Aha-Effekt am Ende sind dem Autor wieder unheimlich gut gelungen und sorgen für kurzweilige Unterhaltung mit Gruselfaktor.
Ein herrlich schräger Krimi von der Küste, der mit guten Ideen, aufregenden und abwechslungsreichen Episoden und den schrulligen, aber liebgewonnenen Charakteren punktet.

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Hier verschwimmt Realität und Fiktio zu einem Meisterwerk

Die Unwerten
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Hannah hat bisher das eigentlich unmögliche geschafft und ihre Epilepsie vor ihren Mitschülern geheim gehalten. Doch nach einem Krampfanfall wird sie durch ihren Lehrer denunziert und damit ist das Schicksal ...

Hannah hat bisher das eigentlich unmögliche geschafft und ihre Epilepsie vor ihren Mitschülern geheim gehalten. Doch nach einem Krampfanfall wird sie durch ihren Lehrer denunziert und damit ist das Schicksal von Hannah so gut wie besiegelt. Denn Hannah gehört, nach den Richtlinien der Nazis, zum Kreis des lebensunwerten Leben und ihre Existenz hängt einzig und allein von einem Menschen ab, der bereit ist, über Leichen zu gehen....

Es gibt nur ein einziges Wort, das diese Buch beschreibt: brillant !
Volker Dünzer gelingt es mit seinem Roman "Die Unwerten" die Grenze zwischen Realität und Fiktion so verschwimmen zu lassen, sodass man mittendrin im Wahnsinn der Nazi -Maschinerie ist und mit Hannah um ihr Leben bangt. Die verqueren Gedanken der braunen Schergen und die langen Arme der Helfershelfer sind für den Leser genauso präsent wie für das Mädchen und ich leide, hoffe und weine mit ihr und ihrer Familie mit. Das Buch geht unter die Haut, denn die Geschichte von Hannah ist von Leid und Angst, Pein und Schrecken geprägt und ich muss hilflos mit ansehen, was dem Mädchen und ihrer Familie alles widerfahren ist.
Allzu leicht vergisst man, dass diese Schilderungen nur auf Papier existieren und das ist der exzellenten Recherche des Autors geschuldet, der hier tief in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte eintaucht. Die historischen Fakten belegen das Gemetzel, die Grausamkeit und die wahnwitzigen Ideen des braunen Sumpfes, zeigen aber auch, dass es immer wieder Menschen mit Herz gegeben hat, die die Werte Achtung und Menschlichkeit auch in den schlimmsten Zeiten aufrecht erhalten.
Hannas Weg ist ein Weg voller Anfeindungen, Hass und falscher Ideale und Dützer weiß ihre Geschichte mit einem unglaublich hohen Maß an Spannung, innerer Aufruhr und Gewissenhaftigkeit dem Leser nahe zu bringen.
Ein Buch, das ermahnt und gegen das Vergessen geschrieben wurde - für mich ein brillanter Thriller vor historischer Kulisse.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Vom Mut, neue Wege zu gehen

Das Haus am Orangenhain
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Junos Welt liegt von einer Sekunde zur nächsten in Trümmern, als sie erfährt, dass ihr Freund bei einem Erdbeben ums Leben gekommen ist. Doch damit nicht genug, denn sie war nicht die einzige Frau in seinem ...

Junos Welt liegt von einer Sekunde zur nächsten in Trümmern, als sie erfährt, dass ihr Freund bei einem Erdbeben ums Leben gekommen ist. Doch damit nicht genug, denn sie war nicht die einzige Frau in seinem Leben, denn Brad war verheiratet und hatte einen Sohn. Juno kann nicht mehr und nimmt sich eine Auszeit, reist nach Spanien und wohnt in der Villa Naranja. Das Haus inmitten der üppigen Orangenhaine wird zu einem Zuhause auf Zeit und sie lernt, mit ihrer Trauer umzugehen. Ein charmanter Spanier hilft ihr dabei, Kummer und Sorgen zu vergessen. Doch dann steht plötzlich Max vor ihr, der Bruder ihres verstorbenen Geliebten und die Welt scheint sich erneut aus den Angeln zu heben…

„Das Haus am Orangenhain“ lädt schon mit seinem zauberhaften Cover zu einer sonnigen Reise gen Süden ein, man fühlt die heiße Sonne Spaniens auf der Haut, ist umgeben vom Duft reifer Orangen und hört die Zikaden zirpen.
Gerne lässt man sich im Schatten des Orangenbaumes nieder und folgt so Juno durch die ihre Geschichte von Verlust und Trauer, Wut und Enttäuschung und schließlich dem Neubeginn. Es ist die gelungene Komposition aus sonnigen Farben und Aromen, aus angedeutetem Drama und einer zarten Romanze, die hier den Leser gut unterhält und einen Blick in das zerbrochene Herz von Juno freigibt.
Ich mag Juno, denn sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, weiß ihren Kopf durchzusetzen und so ihre Persönlichkeit auszuleben. Ich durchlebe mit ihr die 5 Phasen der Trauer und möchte sie schon das ein oder andere Mal gerne in den Arm nehmen und trösten.
Ihr zur Seite stellt die Autorin eine recht eigenwillige Katze, die Juno zum Aufpasser erkoren hat und die ab und zu um ihre Beine streift und ihre Streicheleinheiten einfordert.
Die Bewohner des Örtchens sind alle mit südländischem Charme versehen, nehmen sowohl Juno als auch den Leser in ihre Gemeinschaft auf und man ist gerne zu Gast bei Freunden, feiert mit ihnen die Fiesta und lässt sich durch die angebotenen regionalen Köstlichkeiten verwöhnen.
Junos Herz darf nach und nach heilen, wobei der gutaussehende Pep eine große Rolle spielt. Ein Mann wie aus dem Bilderbuch, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Aber Juno erkennt, dass es das nicht gewesen sein kann und gibt ihn wieder frei.
Die anfänglich sehr holprige Bekanntschaft zu Max schildert die Autorin mit einfühlsamen Worten, geizt nicht mit heftigen Schlagabtauschen und lenkt so geschickt die beiden Figuren in die richtige Richtung. Das mediterrane Flair, die Sommersonne Spaniens und der Mut, neue Wege zu gehen vereint Sheila O’Flanagan zu einer Wohlfühlgeschichte mit Herz.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Ein Buch wie ein rosafarbener Traum aus Zuckerwatte

Monsieur Mounk und die kleinen Wunder des roten Hauses
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Normalerweise fange ich meine Buchbesprechungen immer mit einer kurzen Zusammenfassung des Inhaltes an, aber in diesem Fall kann ich das gar nicht, denn ich würde einfach viel zu viel verraten und dann ...

Normalerweise fange ich meine Buchbesprechungen immer mit einer kurzen Zusammenfassung des Inhaltes an, aber in diesem Fall kann ich das gar nicht, denn ich würde einfach viel zu viel verraten und dann würde der Zauber zerspringen wie eine Seifenblase...und das möchte ich auf keine Fall, denn dieses Buch ist anders als das, was man bisher kennt und ich möchte, dass jeder Leser sich auf diese Geschichte ganz unvoreingenommen einlassen kann.
Da ist das kleine französische Dorf, das mit seinen Bewohnern dir Tür und Tor öffnet, um dich als Gast willkommen zu heißen. Man geht mit offenen Augen und einem frohen Herzen die Gassen und lässt sich schließlich im Garten von Monsieur Mounk im Schatten das Apfelbaumes nieder, um ihm voller Neugier zu lauschen, wenn der die Geschichte der Dorfbewohner revuepassieren lässt. Man fühlt sich wie ein kleines Kind, das zu Füßen seines Großvaters sitzt und voller Neugier und Aufregung des Episoden lauscht, die er zu erzählen hat. Von Monsieur Mounk geht eine Warmherzigkeit aus, die einem umgibt wie ein kuscheliges Plaid - und so fühlt sich auch die ganze Erzählung an. Sie umhüllt dich und hält dich mit liebevollen Armen fest, damit ein Eintauchen in die Dorfszenerie möglich ist.
Die Bewohner des Dorfes habe alle ihren Ecken und Kanten- da gibt es die Klatschbasen, die zu allem und jedem etwa zu erzählen haben und so dafür sorgen, dass die Schicksale eines jeden einzelnen ans Tageslicht kommen. Aber es gibt auch Lucille, eine mittellose Tänzern, die versucht, sich als alleinerziehende Mutter mit der kleinen Yvette durchs Leben zu schlagen. Yvette ist ein kleiner Sonnenschein, der nicht nur Glanz in das Leben ihrer Mutter bringt, sondern sie verzaubert auch den Leser mit ihrem Wesen und man möchte die Kleine einfach nur dauerknuddeln und liebhaben.
Die Dorfidylle wird je gestört, als ein unvorhergesehenes Eiereignis dafür sorgt, dass viele Menschen ihr Zuhause verlieren und Zuflucht bei einem Menschen suchen müssen, den sie eigentlich nicht in ihrer Mitte haben wollen.
Mir gefällt der Schreibstil, weil er ganz viele farbenfrohe und, vor allen Dingen, bewegte Bilder bei Lesen entstehen lässt, aber die sprachlichen Mittel sind jetzt nicht unbedingt das Non-plus-Ultra - vieles wirkt ein wenig in die Länge gezogen und die Sprache ein wenig angestaubt, so dass das Buch ein wenig altbacken erscheint. Das hat es in meinen Augen aber gar nicht verdient, denn es strömt so viel Magie, so viel Zauber aus den Seiten, dass ich über diese Manko ganz traurig bin.
Aber lest selbst, wie sehr euch Monsier Mounk verzaubern kann, denn diese Buch ist für alle, die das Träumen nicht verlernt habe und an den Zauber und die Magie des Augenblickes glauben

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