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Veröffentlicht am 30.08.2019

Aufbruchsstimmung mit starker Hauptfigur

Amalientöchter
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Klara kann es kaum glauben - der Erste Weltkrieg ist vorbei und die noch junge Republik bringt endlich den lange erhofften Wandel mit sich. Plötzlich schenkt man Frauen eine Stimme und gibt ihnen Gehör...oder ...

Klara kann es kaum glauben - der Erste Weltkrieg ist vorbei und die noch junge Republik bringt endlich den lange erhofften Wandel mit sich. Plötzlich schenkt man Frauen eine Stimme und gibt ihnen Gehör...oder etwa doch nicht ?
Klara kann Zuhause, in dem man ihr immer noch das enge "Kaiserkorsett" vorlebt, nicht mehr richtig atmen und beschließt, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Sie packt ihre Sachen und macht sich auf den Weg nach Berlin, um zum einen ihrer großen Liebe Fritz zu folgen und zum anderen endlich dabei sein zu können, wenn die Welt sich aus den Angeln hebt.
Klaras Artikel bei einer Zeitung, die sich nur an Frauen richtet, finden immer mehr Gehör. Doch dann ist das Schicksal nicht mehr aufzuhalten....

Die Bücher von Joan Weng haben immer eins gemein -sie fesseln von der esrten Seite an mit einer starken Hauptfigur an das Buch und lassen es nur schwer wieder zur Seite legen, um den Alltagspflichten nachzukommen.
In "Amalientöchter" verleiht die Autorin Klara eine Stimme, die nur eines zulässt - endlich gehört zu werden.
Die Auf- & Umbruchsstimmung im neuen Deutschland wird von der Autorin mit der Figur Klara sehr deutlich hervorgehoben und macht es dem Leser leicht, sich in die Zeit vor genau einhundert Jahren zurückzuversetzen und hautnah mit dabei zu sein, wenn Mut und Tatkraft von den Protagonisten auf den Leser überspringen. Es ist nicht leicht, aus den vorgepressten (Denk-)Schubladen auszubrechen, um endlich so zu leben, wie man sich das wünscht - nämlich frei und emanzipiert. Gleiches Recht für Mann und Frau . Was für uns heute selbstverständlich ist, mussten sich Klara und ihre Mitstreiterinnen damals hart erkämpfen.Doch wenn keiner mutig voran geht, wird sich nie etwas ändern. Genau diese Aussage verpackt Weng in ihre Geschichte und lässt sie unterschwellig immer wieder durchblitzen.
Die historischen Ereignisse sind sehr genau recherchiert und fließen schön in die fiktive Geschichte ein - so verschwimmt die Grenze zwischen Wahrheit und den genialen Ideen der Autorin und man bekommt ein sehr reales Bild von dem damaligen Geschehen.
Irgendwie will aber die beginnende Romanze von Klara nicht so ganz ins Bild passen...ich für meine Teil hätte diesen Part nicht wirklich gebraucht, denn er wirkt in meinen Augen unfertig, nicht ganz ausgereift und erscheint mir überflüssig. Ich hätte nichts vermisst, wenn diese Sequenz nicht enthalten gewesen wäre.
Ansonsten ein toller Roman.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Süße Liebesgeschichte

Annas kleiner Teeladen
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Anna hat eingesehen, dass nach dem Tod ihres Mannes nur eines hilft - nämlich in die Zukunft schauen. Daher stimmt sie gerne zu, als ihre Tante ihr die Geschäftsführung eines kleinen Teeladens anbietet. ...

Anna hat eingesehen, dass nach dem Tod ihres Mannes nur eines hilft - nämlich in die Zukunft schauen. Daher stimmt sie gerne zu, als ihre Tante ihr die Geschäftsführung eines kleinen Teeladens anbietet. Dazu noch ein schnuckliges kleines Cottage, dass direkt neben einer Apfelplantage steht, schöner könnte der Start in die Zukunft nicht sein.
Als dann auch noch der Plantagenbesitzer Matthew sich langsam in das Herz von Anna schleicht, sie immer mehr in der Dorfgemeinschaft aufgenommen wird, scheint ihr Glück perfekt. Doch dann wirft ein Unfall seine Schatten auf die große Liebe und Anna scheint erneut vor dem Nichts zu stehen...

"Annas kleiner Teeladen" ist eine warmherzige und supersüße Liebesgeschichte, die sich wie ein kuschlig warmes Plaid um meine Schultern legt. Der Duft von Äpfeln, Tee und Zimt weht mir ständig um die Nase und deswegen fühle ich mich sofort wohl mit diesem Buch.
Faye Keenan beschreibt in ihrem Roman die Zeitspanne von einem Jahr, beginnend kurz vor Weihnachten und lässt den Leser an ganz vielen Gefühlen und Gedanken ihrer Figuren teilhaben. Das macht das Buch sehr lebendig und man kann sich sehr gut in die jeweiligen Szenen und Personen hineinversetzen.
Anna gefällt mir sehr gut, denn ihre Entwicklung von der trauernden Witwe zur lebensbejahenden Frau, die erneut ihr Herz für die Liebe öffnet, ist von der Autorin wunderschön und vor allen Dingen glaubhaft beschrieben.
Ihr zur Seite steht die kleine Ellie, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Am liebsten möchte ich die kleine Maus dauerknuddeln und verwöhnen - so ehr habe ich mich in die Zuckerschnute verknallt
Matthew ist ein Mann wie aus dem Bilderbuch -auch er hat seine Macken und ich komme manchmal nicht umhin, ihm einfach nur den berühmten Tritt in den Hintern zu verpassen, weil er mal wieder alles verbockt hat.
Die Geschichte baut sich langsam auf, hat schöne Schauplätze, wird durch vielfältige Nebencharaktere zusätzlich belebt und lässt, trotz dass der Leser schon zu Beginn weiß, wie es ausgehen wird, einige Wendungen zu, die man so sicherlich nicht erwartet hätte. Das sorgt für Abwechslung und etwas Spannung. Aber ganz ehrlich - gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer werden und die Dämmerung mit Kerzenlicht begleitet wird, braucht man doch ab und an genau solch eine Geschichte, die das Herz berührt und die man mit einem Seufzen beendet.
Ich mag solche Bücher, gerade im Herbst, denn sie sind wie eine Tasse heißer Kakao mit Sahne - sie machen einfach glücklich

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein Buch für alle, die mit allen Sinnen genießen

Der Geschmack unseres Lebens
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lla ist so tief mit der Haselnussplantage ihrer Eltern verwurzelt, dass für sie eine Welt zusammenbricht, als sie ihr Zuhause nach dem Tod des Vaters nicht mehr halten kann und es zwangsversteigert wird.
Doch ...

lla ist so tief mit der Haselnussplantage ihrer Eltern verwurzelt, dass für sie eine Welt zusammenbricht, als sie ihr Zuhause nach dem Tod des Vaters nicht mehr halten kann und es zwangsversteigert wird.
Doch wenn eine Tür zu geht, öffnet sich die nächste und Ella verwirklicht sich den Traum einer eigenen Chocolaterie. Das Schicksal weht ihr einen Kunden ins Geschäft, der nicht nur Interesse an Ellas Träumen aus Schokolade hat, sondern auch Ellas Träumen Flügeln verleihen möchte. Doch ist Ellas 'Herz überhaupt für dieses Abenteuer frei ?


Ich liebe die Romane von Julia Fischer, denn sie überzeugen mit einem bildgewaltigen Schreibstil, einer hervorragenden Wahl der stilistischen Mittel und faszinierenden Geschichten, die das Herz berühren.
In ihrem neuen Roman „Der Geschmack des Lebens“ lädt sie bereits mit dem zauberhaften Cover ein, eine Reise nach Italien zu unternehmen und mitzuerleben, wie Ella sich ihren großen Traum von der eigenen Chocolaterie erfüllt. Dieser Einladung bin ich nur allzu gerne gefolgt und habe mich schon nach wenigen Seiten in das Buch verliebt.
Der Duft von warmer, flüssiger Schokolade, gerösteten Nüssen und Trüffeln begleitetet mich durch die Seiten und lässt die Geschichte wie ein gutes Stück Schokolade auf der Zunge zergehen.
Die Autorin weiß um die perfekte Zusammensetzung eines guten Romans und wählt hier, wie bei einer exquisiten Praline, ihre Zutaten aus. Warmherzige Figuren, die mich sofort von sich einnehmen, wundervolle Landschaftsbilder und eine zauberhafte Geschichte mit ganz viel Herz und Liebe. Es ist eine perfekte Komposition aus sonnigen Farben, Aromen und fast schon poetischer Schreibweise.
Starke, kräftige Figuren, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, geben das Aroma für die Geschichte, die mit vielen Nuancen abwechslungsreich und ansprechend gestaltet ist. Zartschmelzend fließen die Liebesgeschichten in das Geschehen ein und begleiten so als Geschmacksträger den Leser auf den Spuren des Familiengeheimnisses.
In eindrucksvollen Rückblenden wird die Vergangenheit für den Leser lebendig und gewährt interessante und aufschlussreiche Einblicke, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dabei folgt man unweigerlich den Spuren, die zum Auflösen des Familiengeheimnisses beitragen.
Julia Fischer erschafft Figuren, die aus den Seiten heraussteigen, lebendig werden und so den Leser an die Hand nehmen, mit in ihre Geschichte ziehen und so einen Teil des Erlebten werden lassen- oder , um es mit den Worten des Schokoladenfabrikanten zu sagen – sie zeichnet ausdrucksstarke Bilder mit ihren Worten.
Dabei ist mir Ella besonders ans Herz gewachsen - diese Frau hat schon viel durch gemacht und das hat sie geprägt. Aus dem kleinen Mädchen, das den Verlust der Mutter verarbeiten muss, ist eine Frau geworden, die, geformt durch ihre Lebenserfahrung, sich zwar manchmal selbst im Wege steht, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat. Ihr Bruder Danilo ist auch eine geschundene Seele, der sich nur langsam der Wahrheit öffnet. Die Gefühls- & Gedankenwelt der Protagonisten hat die Autorin für den Leser offengelegt und das macht das Lesen zu einem Genuss. Man ist mit dabei, wenn die alten Rezepte mit viel Liebe durch Ellas Hand umgesetzt werden und aus ihnen kleine süße Köstlichkeiten entstehen. Am liebsten möchte man sofort ein Stück torta di nocciole essen und sich dem herrlichen Geschmack von gerösteten Nüssen und süßem Karamell hingeben. Kleine Pralinen, die nach Nougat duften, wohlklinge Namen haben und sicherlich jede Sünde wert sind, verführen ebenfalls zum Genießen. Seite um Seite verliert man sich immer mehr in diesem warmherzigen Geflecht aus Familiensaga, historischem Roman und Liebesgeschichte. Für mich ist Julia Fischer die deutsche Nora Roberts !

Dieser Roman ist ein Buch für alle, die mit allen Sinnen genießen, Hunger auf Leben und das Träumen nicht verlernt haben.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Liebe unter Italiens Sonne

Sommer in Mareblu
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Tosca lässt aus den Fundstücken, die das Meer freigibt, wahre Kunstwerke entstehen und zaubert so ein Lächeln auf viele Gesichter. Ihre Schmuckstücke machen andere Menschen glücklich und das ist das Schönste ...

Tosca lässt aus den Fundstücken, die das Meer freigibt, wahre Kunstwerke entstehen und zaubert so ein Lächeln auf viele Gesichter. Ihre Schmuckstücke machen andere Menschen glücklich und das ist das Schönste an ihrem Beruf. Dazu noch eine wundervolle Tochter und ein schnuckliges Häuschen am Meer - Tosca könnte glücklicher nicht sein. Doch Toscas Tochter möchte endlich wissen, wer ihr Vater ist und begibt sich auf die Suche nach ihm. Und dann taucht da noch ein geheimnisvoller Fremde auf, der Toscas Herz zum stolpern bringt...

Raffaella Belli kennt die Zutaten für einen guten Sommerroman und lässt diese in ihrem Buch "Sommer in Mareblu" geschickt einfließen.
Ein bisschen Drama, ein bisschen Spannung, ganz viel Gefühl und wundervolle Landschaftsbeschreibungen geben dieser Geschichte einen perfekten Hintergrund, um die tollen Figuren wirkungsvoll in Szene zu setzen. Jede für sich wirkt auf den Leser interessant und hat viele Wesenszüge, die es zu entdecken gilt. Das alleine macht das Geschehen schon reizvoll und lesenswert, aber erst das Zusammenspiel aller Charaktere lässt das Gelesene so richtig wirken.
Die Autorin gibt jedem ihrer Protagonisten genügend Spielraum, um sich zu entfalten, um so dem Leser mit seiner Geschichte zu begeistern. Egal ob das Tosca ist, die neben alltäglich Sorgen und Nöten auch noch mit der Jugendsünde konfrontiert wird, oder Moreno, der geheimnisvoll und attraktiv zugleich ist. Toscas Mutter ist das Salz in der Suppe und wirbelt das Geschehen immer wieder kräftig auf. Eine gelungene Mischung aus individuellen Charakterzügen und abwechslungsreichen Szenen, die die Autorin hier zu Papier bringt.
Die Geschichte ist ansprechend und unterhaltsam erzählt, lässt an manchen Stellen tief blicken und ermöglich mir so, mich als Leser den Figuren nahe zu fühlen und ihre Entwicklung mitzuerleben.
Dazu noch Wellenglitzern, der Zauber Italiens und das Rauschen des Meeres - mehr geht nicht für die perfekte Illusion, den aufregenden und gefühlvollen Sommer in Mareblu mitzuerleben.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Für ein Finale eher schwach

Kristallsterne
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Fachmännische Hände und Know-how - das war es eigentlich, was Tilda für die Geschäftsführung ihrer Glashütte gesucht hat. Doch dass diese Hände ausgerechnet einem Frauenheld gehören, hat sie nicht mit ...

Fachmännische Hände und Know-how - das war es eigentlich, was Tilda für die Geschäftsführung ihrer Glashütte gesucht hat. Doch dass diese Hände ausgerechnet einem Frauenheld gehören, hat sie nicht mit in ihre Überlegungen eingeschlossen. Leon Berger ist nämlich nicht nur geschickt in seiner Tätigkeit, er weiß seine Hände auch gekonnt in der Frauenwelt einzusetzen. Das sorgt bald für ordentlich Zündstoff, auch bei Tilda. Als sie dann auch noch endlich die letzte Komponente für das Brechen des Familienfluchs findet, steht Tilda vor der Frage, wem sie ihr Vertrauen schenken kann. Wird es ihr gelingen, diesen Fluch endgültig zu besiegen ?

Mit "Kristallsterne" kommt die große Güldenstein-Saga nun zum Abschluss. Doch statt atemloser Spannung und fesselnder Geschichte habe ich hier eine eher schwache Abhandlung des Geschehens vor mir.
Hier handelt es sich eher um ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Tilda und Leon und es dreht mehr um die Frage: Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht ?
Die Arbeit in der Glashütte ist eher dekoratives Element, wird stark vernachlässigt und lässt dieses wundervolle Handwerk eher blass und unscheinbar erscheinen. Dafür werden dann die fertigen Kunststücke ins rechte Licht gerückt, was ein wenig Glanz in die Seiten bringt.
Apropos Glanz - Tilda und Leon bleiben in diesem letzten Teil auch recht blass und weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Zwar werden die beiden recht gut beschrieben, aber es fehlt mir das Quäntchen Glaubwürdigkeit, um mich letztendlich vollkommen mit den beiden zu identifizieren. So wirken die Hauptdarsteller eher verhalten, aber haben trotzdem noch genügen Kraft, mich mit ihrem Wirken mitzureißen. Zwar nicht konstant, aber doch immerhin so, dass ich am Ball bleibe und die Geschichte bis zum Schluss mit einer gewissen Neugier verfolge.
Die Aufklärung des Familienfluches ist dann auch recht gewöhnlich und eher schlicht gehalten. So viel Brimbamborium wie vorher darum gemacht wurde und dann eine eher schmucklose Lösung - das hatte ich mir dann doch ganz anders vorgestellt.
Alles in allem ein solider Roman, der aber als Abschluss einer großen Trilogie viel zu wenig Feuerwerk versprüht.