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Veröffentlicht am 28.06.2022

Etwas glanzlos

Die goldene Stunde
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Lulu wittert ihre große Chance, als sie der neue Auftrag auf die Bahamas führt. Ein Bericht über eine große Liebe, die die Grundfeste der britischen Monarchie erschüttert ist doch genau das, was als Sommerlektüre ...

Lulu wittert ihre große Chance, als sie der neue Auftrag auf die Bahamas führt. Ein Bericht über eine große Liebe, die die Grundfeste der britischen Monarchie erschüttert ist doch genau das, was als Sommerlektüre die Herzen erobert. Doch Lulu bekommt einfach keinen Fuß in die erlauchten Kreise gesetzt, bis Benedict Thorpe ihr über den Weg läuft....

Ich liebe historische Romane und die britischen Royals sowieso :) Ein Buch über jene große Liebe zu lesen, die sämtlichen Vorschriften die Stirn bietet, klingt faszinierend, aufregend und romantisch. Auch suggerieren Klappentext und Cover glanzvolle Lesemomente und tropisches Flair.

Und dann tauche ich ein in diese flirrende Hitze der Bahamas, sauge das tropische Flair regelrecht in mich auf....und muss feststellen, dass meine Erwartungen nicht ganz erfüllt werden, denn diesem Buch fehlt einfach der Glanz, um zu einem wunderschönen Sommerroman zu werden.

Irgendwie habe ich gehofft, hier mehr über das wohl berühmteste Liebespaar der Windsors zu erfahren, doch auch hier übt sich die Autorin in vornehmer Zurückhaltung. Den Leser:innen ergeht es wie Lulu - sie können nicht wirklich in den inneren Zirkel vordringen, bleiben eher außen vor und bekommen vom Hörensagen mit, dass die Windsors etwas im Schilde führen. Eine nähere Betrachtung des Paares oder gar eine intensive Einbindung von Wallis und Edward in die Handlung finde ich leider nicht.

Die für mich eigentlich interessantere Geschichte findet 41 Jahre früher statt und führt die Lesenden in die Schweiz. Dort begegnen sie in einem Sanatorium Elfriede, die mit einer Depression zu kämpfen hat. Hier gelingt es Williams, einen sehr ergreifenden Einblick in das Leben um die Jahrhundertwende zu schildern und große Gefühle vor tragischem Hintergrund zu erzeugen.

Die Wechsel zwischen Jahrhundertwende und den 1940er Jahren finde ich manchmal recht mühsam zu lesen, auch weil die Spannung auf der Strecke bleibt. Die Mischung aus Spionageroman, Romanze und historischer Erzählung ist nicht ganz so perfekt aufeinander abgestimmt und lässt dadurch die Figuren und Handlung etwas glanzlos erscheinen.

Hier hatte ich mir wesentlich mehr erhofft - schade.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Wir sind vom Leben gezeichnet in den buntesten Farben. Und wir tragen sie mit Stolz, unsere Wunden und Narben

Die Glücksmalerin
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Stella steht am Scheideweg und muss die Weichen für ihr Leben neu stellen. Sie reist an den Gardasee , um ihrer Tante ein wenig Trost zu spenden, da diese nach dem Tod ihrer großen Liebe in einer großen ...

Stella steht am Scheideweg und muss die Weichen für ihr Leben neu stellen. Sie reist an den Gardasee , um ihrer Tante ein wenig Trost zu spenden, da diese nach dem Tod ihrer großen Liebe in einer großen Traurigkeit versinkt. Im Nachlass entdeckt Stella ganz viele bunte Kinderzeichnungen, die sie vom ersten Augenblick an berühren und faszinieren. Doch welche Kinderhände haben diese kleinen Kunstwerke angefertigt? Stellas Neugier ist geweckt und sie will unbedingt wissen, welche Geschichte hinter den bunten Bildern steckt. Bei ihren Recherchen macht sie eine unglaubliche Entdeckung, die ihr Leben verändern wird....

"Die Glücksmalerin" von Cristina Caboni ist ein bild- und sprachgewaltiger Roman, der nicht nur die Schönheiten des Gardasees mit leuchtenden Farben in Szene setzt, sondern die Leser;innen mit einer ungeahnten Intensität von sich einnimmt und auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit führt.

Dabei weiß die Autorin geschickt die Gefühle der Figuren aus ihrem Buch zu nutzen, um sie auf die Lesenden zu übertragen und ihnen mit zwei parallel verlaufenden Erzählsträngen den Zugang zur Geschichte zu ermöglichen.

Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschieht dabei sehr flüssig, lässt die Grenzen zwischen realen Begebenheiten und Fiktion komplett verschwimmen und ermöglicht ein Eintauchen in eine Zeit, als Hass und Hetze die Welt vergiftet und sich in den Köpfen und Herzen der Menschen eingenistet haben.

Letizia wird ein aktiver Teil im Widerstand gegen die Nazis und ihre Erinnerungen werden so plastisch dargelegt, dass das Gefühl entsteht, direkt dabei gewesen zu sein. Ihr Engagement in der Villa Emma rettet vielen jüdischen Kindern aus ganz Europa das Leben und zeigt, dass auch in den dunkelsten Tagen Menschen mit Herz existieren. Caboni schildert ergreifend und beeindruckend diesen Teil der Geschichte, der zutiefst berührt und unter die Haut geht.

Auch das Hier und Jetzt kann begeistern, denn die Autorin hat ein außergewöhnliches Gespür dafür, ihre Protas mit Empathie und Herzlichkeit auszustatten , damit sie ihre Geschichte nicht nur vortragen, sondern erlebbar machen. Dies spiegelt sich auch in der Einleitung eines jeden Kapitels wieder, denn hier werden alle Nuancen der Farbpalette inklusive ihrer Beeinflussung auf Gefühle und Verhalten des Menschen erläutert und ihre Symbolik findet sich im jeweiligen Leseabschnitt wieder. So lässt die Schreibende nicht nur aus Worten Bilder entstehen, sondern sie koloriert sie zusätzlich mit Farben und Gefühlen. Ein sehr geschickter Schachzug, der eine unglaublich starke Verbindung zwischen Lesenden und Gelesenem herstellt.

Ich muss zugeben, dass das ein oder andere Tränchen geflossen ist, da mich die Handlungen beider Erzählstränge komplett vereinnahmt haben. Das Kopfkino spult eindrucksvolle Bilder vor dem inneren Auge ab und ermöglicht, sowohl Anteil am Schicksal der jüdischen Kinder zu nehmen als auch hautnah mit dabei zu sein, wenn alte Wunden und Narben heilen und etwas Wunderbares seinen Anfang nimmt.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Die unsensible Frauenfigur zerstört den ganzen Roman

In den Wäldern der Biber
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Aus, aus und vorbei- Alina steht vor einem Scherbenhaufen und weiß sich keinen Rat mehr. Um wieder zu sich selbst zu finden und ihr wundes Herz zu heilen, verlässt sie das pulsierende Frankfurt und flüchtet ...

Aus, aus und vorbei- Alina steht vor einem Scherbenhaufen und weiß sich keinen Rat mehr. Um wieder zu sich selbst zu finden und ihr wundes Herz zu heilen, verlässt sie das pulsierende Frankfurt und flüchtet sich in die Stille Brandenburgs zu ihrem Großvater. Der Haken an der Sache ist, dass sich die beiden seit 18 Jahren nicht mehr gesehen haben und eine gewisse Entfremdung sich breit gemacht hat. Zwischen Kindheitserinnerungen und langsam heilenden Herz- & Seelenwunden erkennt Alina, dass sie nur neu durchstarten kann, wenn sie bereit ist, Altes aufzugeben...


Mich haben Cover und Titel angefixt und ich habe mir vorgestellt, dass ich einen Roman lese, der zum einen eindrucksvolle Naturszenen für mich bereit hält und zum anderen den Prozess des Loslassens begleitet.

Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich weder das Eine, noch das Andere in diesem Buch gefunden und mich mit einer Frauenfigur herumschlagen müssen, die so viel Feingefühl besitzt wie ein Amboß. Wenn ich ein Familienmitglied fast zwei Jahrzehnte nicht mehr gesehen habe, begegne ich ihm/ihr doch mit einer gewissen Scheu und Zurückhaltung, um mich langsam wieder an das Vertraute heranzutasten. Alina hingegen überfällt ihren Großvater regelrecht, reißt sein Leben an sich und strukturiert nicht nur seinen Alltag, sondern auch sein Zuhause um und macht sich in seinem Leben breit. Ich habe mich immer gefragt, ob sie zu viele DIY- bzw Einrichtungs-Fernsehsendungen gesehen hat und aufgrund dessen den Drang verspürt, die Ideen aus den Sendungen ausgerechnet bei ihrem Großvater in die Tat umzusetzen.

Warum sucht sie nicht das Gespräch, um gemeinsam mit ihm all das Ungesagte endlich auf den Tisch zu bringen und aus der belasteten Beziehung langsam und vorsichtig wieder ein harmonisches Band zwischen sich und ihrem Großvater zu knüpfen ? Ihr Verhalten sorgt bei mir mehr als einmal für Kopfschütteln und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir gewünscht habe, dass ihr Großvater mal auf den Tisch haut und ihr Einhalt gebietet. Ihr Vorgehen ist inakzeptabel, spätpubertär und selbstgefällig.

Auch fehlt mir hier die Begleitung des Prozesses vom Loslassen zur inneren Heilung , um sich dann gestärkt dem Neuen, Schönen zu widmen. Wobei mir die Lovestory schon eher zu zuckerwattig und klebrig erscheint und nicht wirklich glaubwürdig vermittelt wird. Ebenso habe ich die titelgebenden Biber vermisst, denn bis auf eine kurze Stippvisite scheinen sie wohl geschlafen zu haben.

Alles in allem eine sehr enttäuschende Lektüre, die weder spannungsgeladen noch emotional sehr berührend gewesen ist. Vielmehr hat die unsensible Frauenfigur den ganzen Roman zerstört.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Wer mit Leidenschaft an etwas herangeht, ist unbesiegbar (Reinhard Fendrich)

Morgen werden wir glücklich sein
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Marie, Amiel und Geneviève können auf etwas ganz Besonderes blicken, denn ihre Freundschaft aus Kindertagen ist mit ihnen gemeinsam gewachsen und begleitet sie immer noch im Erwachsenenalter. Aber mit ...

Marie, Amiel und Geneviève können auf etwas ganz Besonderes blicken, denn ihre Freundschaft aus Kindertagen ist mit ihnen gemeinsam gewachsen und begleitet sie immer noch im Erwachsenenalter. Aber mit dem Einmarsch der Deutschen in Paris beginnt dieses sonst so stabile Lebensgerüst zu wackeln, denn alle drei Frauen treffen Entscheidungen, die nicht immer für die jeweils anderen nachvollziehbar sind. Marie fühlt sich von Geneviève hintergangenen, als diese sich mit einem Boche einlässt. Der Riss in ihrem Vertrauen ist so groß, dass sie der Freundin ihre Hilfe verweigert und damit ist der Grundstein für eine Katastrophe gelegt...


Lea Korte zeigt den Leser:innen, wie sich das starke Band der Freundschaft aus Kindertagen gemeinsam mit den weiblichen Figuren entwickelt hat und lässt die Leser;innen an diesem ganz besonderen Geschenk teilhaben. Die Verbundenheit einer jeden Einzelnen ist deutlich zu spüren und genau das macht sie unbesiegbar.

Doch der Krieg verändert alles und die Autorin ermöglicht durch die Perspektivenwechsel, quasi in die Köpfe und Herzen ihrer Figuren hineinzuschauen und kehrt so das Innerste nach außen. So individuell die Charaktere sind, so unterschiedlich nehmen die Freundinnen die Herausforderungen an, die mit dem Einmarsch des Feindes in ihrer geliebten Stadt verbunden sind. Es entstehen kleinere und auch größere Reibungspunkte, die die Freundschaft mehr als einmal belasten. Während Amiel eher eine leise, zurückhaltende Person ist und trotzdem mit Leidenschaft dabei ist, Geneviève entschlossen und mutig ihr Ding durchzieht, drückt sich Marie mit ihrem Egoismus selbst ins Abseits und ich merke, wie ich im Verlauf des Buches immer mehr von ihr Abstand nehme, da sie mich als Leserin auch auf eine gewisse Art und Weise verletzt. Ich kann ihre Beweggründe nicht nachvollziehen, die sie dazu bewegt haben, ihre Schritte zu gehen, die verhängnisvolle Auswirkungen haben.

Was mich ebenfalls ein wenig gestört hat sind die "Ausflüge" in die Gegenwart, denn sie haben mich immer aus den sehr aufregenden Schilderungen der Kriegsjahre regelrecht herausgerissen. Für mein Dafürhalten tragen sie nichts Wichtiges zur eigentlichen Handlung bei, auch wenn hier der Grundstein für die Erzählung gelegt wird.

Das Buch kann über weite Strecken überzeugen, regt zum Nachdenken und Sinnieren an, sticht aber nicht gänzlich aus der Masse der bereits in diesem Genre erschienen Bücher heraus. Daher vergebe ich gute 4 von 5 Sternen.


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Veröffentlicht am 22.06.2022

Für nimmermüde Alltagsengel

Auch Engel brauchen mal 'ne Pause
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Wir alle keinen sie - die Alltagsengel ohne Flügel, die immer und überall zur Stelle sind, wenn es etwas zu helfen gibt. Sie unterstützen, packen mit an, haben immer eine Lösung parat und breiten ihre ...

Wir alle keinen sie - die Alltagsengel ohne Flügel, die immer und überall zur Stelle sind, wenn es etwas zu helfen gibt. Sie unterstützen, packen mit an, haben immer eine Lösung parat und breiten ihre Flügel schützend über ihre Mitmenschen aus.

Dabei vergessen sie aber, auf sich selbst zu achten, in sich hineinzuhören und auch ab und an die ein oder andere Pause zu machen, um wieder die Batterie aufzuladen, damit es wieder weitergehen kann. Denn wer immer nur gibt, der/die läuft Gefahr, am Ende vor Erschöpfung regelrecht umzufallen.

Genau da setzt dieses liebevoll illustrierte Bilderbuch für Erwachsene an und zeigt mit warmherzigen Worten, dass es auch für kleine Alltagsengel eine Zeit geben muss, in der sie sich ausruhen. Der achtsame Blick auf die eigenen Bedrürfnisse wird in behutsamen Worten und Bildern gelenkt, um die kleinen und großen Alltagsengel dafür zu sensibilisieren, auch mal "Nein" zu sagen und sich bewusst zurückzunehmen.

Selbstfürsorge und Resilienz werden mit diesem Büchlein als Geschenk verpackt, um nicht mit mahnenden Worten, sondern mit einer liebevollen Geste darauf aufmerksam zu machen, dass die kleinen Flügel nicht brechen und es vollkommen in Ordnung ist, auch einmal selbst um Hilfe zu bitten.

Ein wundervolles Geschenk für all die kleinen Alltagsengel, um einmal Danke zu sagen und ihnen eine Ruhepause zu gönnen.

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